Die Entwicklung des Waschmittels Persil 1906/07 bedeutete für das Unternehmen den großen Wurf, mit dem der Weltruf der Fa. Henkel begründet wurde. Persil entstand aus 75 % Spezial-Seifenpulver dem seit 1898 verfügbaren Perborat (Per) und Silikat (sil). Persil bedeutete eine wesentliche Erleichterung des häuslichen Wäschewaschens: statt Einseifen, zweimaligem Kochen und kräftigen Reiben mit der Bürste auf dem Waschbrett empfahl die Fa. Henkel zukünftig nur noch das Einweichen der Schmutzwäsche mit Bleichsoda und anschließendes kurzes Kochen der Wäsche mit Persil. Mit einem aufwendigen Werbefeldzug (Pauline laß das Reiben sein!) und effektiver Verkaufsorganisation sollte das neue Waschmittel so bekannt werden wie Maggi, Kathreiner's Malzkaffee, Hoffmann's Stärke, Liebig's Fleischextrakt. Steigender Absatz bestätigte den Erfolg und das Werk Holthausen wuchs zur industriellen Großanlage.
Zentrales Bauwerk wurde die neue Persilfabrik, die bei angestrebter Eigenproduktion aller Rohstoffe zwangsläufig ergänzt werden musste durch eine Seifenfabrik (1906/07) und eine Ölfabrik (1911) in der aus Palmkernen und Sojabohnen das Fett zur Seifenherstellung gewonnen wurde.
Ab Frühjahr 1914 entstand eine große neue Seifen- und Sodafabrik. Sie wurde erst nach Kriegsbeginn fertig gestellt, wurde jedoch zunächst nicht in Betrieb genommen, sondern als Kriegslazarett genutzt. Spätestens 1916 aber war das Gebäude in die Produktion einbezogen mit sechs Riesen-Siedekessel zur Herstellung der für Persil notwendigen Kernseife. Zusätzliche Kessel dienten zur Herstellung des Rohmaterials für Persil. Das Rohpersil und das flüssige, heiße Seifenpulver wurden getrocknet, zerkleinert, auf Mahlstühlen zu feinem Pulver verarbeitet und zu Persil gemischt.
1920 trat eine wesentliche Änderung im Produktionsgang ein. Mit Einführung des "Krauseverfahrens" war es gelungen, Persil und andere Pulverprodukte in Zerstäubertürme kontinuierlich und großtechnisch herzustellen. Es entstand die Trocken- oder Zerstäuberanlage (Gebäude E 7) - ein Betonbau mit Backsteinaußenwänden, der noch heute eine faszinierende Innenarchitektur bietet. In den Zerstäubertürmen, die in den Seitenschiffen des großartigen Fabrikgebäudes unter den Emporen standen wurde das flüssige Mischgut aus Soda, Seife und Wasserglas auf eine rasch rotierende Zerstäuberscheibe gegeben. Durch den gewaltigen künstlichen Luftstrom im Inneren der Türme kristallisierten die aufspritzenden Partikel zu Pulver. Die Krauseanlage hatte einen enormen Rationalisierungseffekt. Die Arbeit von früher 200 bis 220 Mann konnte nun durch 16 Mann erledigt werden. Die alten Zerstäubertürme existieren nicht mehr und das Gebäude selbst ist leider im Außenbau stark verändert. Die außen aufgestellten neuen Zerstäubertürme prägen heute stark das Bild der Werksanlagen.
Gleichzeitig mit dem neuen Produktionsverfahren für Persil wurde als weiteres Markenprodukt 1920 das Scheuermittel Ata eingeführt. Ata wurde bis 1935 im Gebäude der Seifen- und Sodafabrik hergestellt. Seitdem wurde es bis 1955 als Klebstofffabrik genutzt
Angesichts der zahlreichen produktionstechnisch bedingten Veränderungen auf dem Werksgelände sind kaum noch Bauwerke aus der Gründungsphase des Stammwerkes in annähernd unverfälschter Weise überliefert. Abbrüche, Um- und Anbauten und Aufstockungen haben Erscheinungsbild und Substanz der Werksbauten erheblich geprägt. Es muss daher als ausgesprochener Glücksfall aus Sicht der Historiographie gewertet werden, dass die Soda- und Seifenfabrik als Klebstoffwerk den Wandel der Zeiten weitgehend unverändert überstanden hat.
Die 1914 erbaute Soda- und Seifenfabrik gehörte zum produktionstechnischen Kernbereich im Stammwerk Holthausen. Hier wurde zeitweise bis 1935 die zur Herstellung von Persil notwendige Kernseife erzeugt und das Waschmittel selbst bis zur Fertigstellung der Krause-Anlage (E 07) als Kriegs-Persil bzw. als Sil hergestellt. Auch die Produktion von Ata (1920-35) und Klebstoff (ab 1935) war für die Firmengeschichte von großer Bedeutung. Das Gebäude ist für die Kulturgeschichte des Menschen von Zeugniswert, da hier für die Entwicklung des Alltagslebens wichtige Produkte hergestellt wurden.
Gleichzeitig verdeutlicht das Gebäude durch die weitgehend erhaltene, von Walter Furthmann gestaltete Formensprache wichtige Tendenzen der Architekturgeschichte. Seit 1906 - also mit Beginn des Persilzeitalters - war der Architekt Walter Furthmann für alle Bauaufgaben bei der Fa. Henkel zuständig. Der damals 33jährige Furthmann hatte zuvor mehrere Architekturwettbewerbe gewonnen, hatte das Rathaus in Hilden und den südlichen Stadtgrabenabschluß der Königsallee ausgeführt und war Fritz Henkel als Preisträger im Wettbewerb für das Rathaus Benrath aufgefallen. Furthmann wurde zum "Hausarchitekten" der Fa. Henkel und lieferte bis über das 70. Lebensjahr hinaus die Entwürfe für das Werk Holthausen. Die in mehreren Bauphasen entstandene Hauptverwaltung der Firma Henkel in Formen des Rheinischen Expressionismus war ein Höhepunkt im Lebenswerk des Architekten.
Die Werksbauten von Furthmann galten mit ihren lebendigen Gliederungen aus gelben Verblendsteinen vor den zurückliegenden Wandflächen aus roten Ziegeln als glückliche Alternative zur Eintönigkeit älterer Fabrikbauten. Gelobt wurde der freundliche Eindruck, den diese Bauten machten und ihre Großzügigkeit, die viel Raum für freie Bewegung und bequemes Schaffen biete: "es sollten keine Stätten der Nüchternheit und des bloßen Nutzens, sondern Denkmäler der Arbeit geschaffen werden."( Vierzig Jahre..., a.a.O., S. 19)
Der Industriebau galt der Erneuerungsbewegung vor und nach dem Ersten Weltkrieg als Grundlage für die Entwicklung einer neuen Monumentalbaukunst. Neben den Bauten der anonymen Ingenieur-Ästhetik (Brücken, Kühltürme, Gasbehälter etc.) war in der Übergangszeit vom Historismus zur Moderne eine bewusst sachlich gestaltete Industriearchitektur von großer Bedeutung. Bislang sind in der architekturhistorischen Forschung nur wenig Namen bekannt, die in diesem Zusammenhang eine Rolle spielten. Man muss davon ausgehen, dass sich die großen Architekturpersönlichkeiten jener Zeit wie Peter Behrens und Walter Gropius nur auf einer breiten Grundlage entfalten konnten, einer Basis die von bislang noch weniger bekannten Industriearchitekten wie Alfred Fischer in Essen, Erberich und Scheeben in Köln, Salzmann und Genzlin in Düsseldorf geschaffen wrude. Dass Walter Furthmann ebenfalls in diesen Kreis einzubeziehen ist, war bisher nicht bekannt. Die Soda- und Seifenfabrik ist daher entwicklungsgeschichtlich für die Architektur auf dem Weg zur Moderne von Bedeutung.
Die Fa. Henkel war zugleich Basis und Ergebnis des modernen durch Industrialisierung und Verstädterung geprägten Alltagslebens. Produkte wie Persil, Ata, Pritt und Pattex waren und sind aus der Organisation des Alltags nicht mehr wegzudenken. Die beinah 100jährige Geschichte dieser Produkte wird auch im Bild der Produktionsanlagen virulent. Sie präsentieren Tradition und Erfahrungsreichtum eines Unternehmens im Dienst chemischer Alltagsprodukte.
Begleitet wurde die Geschichte der Fa. Henkel in der Person von Walter Furthmann durch einen bedeutenden Architekten. Er gab der Unternehmensphilosophie und darüber hinaus dem Empfinden seiner Zeit formvollendeten Ausdruck. In den Bauten der Fa. Henkel lässt sich ein wesentlicher Fortschritt in der ersten Hälfte des 20. Jh. vom Historismus zur Moderne nachzeichnen. Wir wissen, dass der Fabrikbau in diesem Prozess eine wesentliche Rolle spielte und können in den genannten Bauten eine der bemerkenswerten Entwicklungen unserer Zeit nachvollziehen.
Die Seifen- und Sodafabrik wurde für Neubauten im Werksgelände etwa 2001 abgebrochen.