Henkel | Gesolei-Saal
Düsseldorf-Reisholz, Henkelstraße 67
Objektführer



Walter Buschmann
Gesolei-Saal


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historisches Foto des Gesolei-Saals als Austellungspavillion
Der Gesolei-Saal wurde nach einem Entwurf von Walter Furthmann 1925/26 für die Ausstellung "Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen" (Gesolei) in Düsseldorf gebaut. Henkel hatte sich aus Anlass des 50jährigen Bestehens zur Teilnahme an der Ausstellung entschlossen und konnte nach der Ausstellungseröffnung im Mai schon Mitte Juni den millionsten Besucher empfangen. Furthmann hatte für die Ausstellung eine Stahlkonstruktion entworfen, mit einer Leichtbauweise für Innen- und Außenwände aus Holzriegeln, einer Ausfachung aus Bakula und anschließendem Verputz. Diese Bauweise wurde gewählt, weil die Halle später als Werkstattbau auf dem Werksgelände wiederverwendet werden sollte.

Die Ausstellung war so erfolgreich, dass die Halle nach ihrer Umsetzung auf das Werksgelände 1927 in ähnlicher Funktion weiterverwendet wurde, allerdings mit Unterteilung des großen Hallenraumes durch eine Geschoßdecke. Im Erdgeschoß waren Portier, Plakatpackerei, Verbandsstube, Mütterberatung und Garderobe untergebracht. Der Saal im Obergeschoß diente als Ausstellungsraum, Kino- und Theatersaal und Versammlungsraum für Angestellte und Reisende. Entsprechend der öffentlichkeitsbezogenen Funktion wurde das Gebäude in die Flucht der Henkelstraße gesetzt und mit einer massiven Backsteinfassade versehen, die sich deutlich von der Ausstellungsarchitektur unterschied. Nach dem Krieg diente die Halle als Bühne für das Düsseldorfer Schauspielhaus und bis 1949 als Sitzungssaal des neugegründeten Landtages für Nordrhein-Westfalen.

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Halle und Uhrenturm des Gesolei-Saals. Foto: 1995
Der Gesolei-Saal ist eine Kombination aus Halle und Uhrenturm. Die vom Ausstellungsbau übernommene Tragkonstruktion der Halle besteht aus trapezförmigen Bindern. Das über den schrägen Binderpartien stufenartig ausgebildete Dach dient mit Fensterbändern zur Belichtung der Halle. Der Haupteingang liegt in einem ursprünglich eingeschossigen Zwischentrakt (zwei zusätzliche Geschosse wurden 1938 aufgesetzt), der zwischen Gesolei-Saal und Hauptverwaltung vermittelt. Der Haupteingang mit einer zweiflügeligen Tür in einer in Naturstein ausgekleideten Eingangsloggia hieß Löwentor, weil über der Loggia auf einem großen, halb kreisförmigen Stein, der seit 1876 von der Fa. Henkel als Warenzeichen verwendete Löwe dargestellt war (nicht erhalten).

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Fassade der zur Henkelstraße gelegen Schmalseite. Foto: 1995
Die Architektur des Gesolei-Saales wird geprägt durch Wandflächen aus roten Ziegeln und Gliederungen aus Naturstein. Besonders betont ist der Uhrenturm mit einem schmalen Risalit über Natursteinkonsolen an der Westseite und drei Natursteinstreifen im Mauerwerk unterhalb der großen Uhren. Ebenfalls hervorgehoben ist die zur Henkelstraße gelegene Schmalseite der Halle mit einer axial angeordneten hohen Rundbogennische, über einem schmalen, mit Stabgitter versehenen Balkon. Die Nische wird von schlanken Rundbogenfenstern flankiert. Das Erdgeschoß der Straßenseite mit Rechteckfenstern wird durch ein kräftig vorkragendes Erdgeschoßgesims abgeschlossen. Darüber sitzen eingelassen in das Mauerwerk eine Folge von Rechteckflächen einfassende Natursteinbänder (ursprünglich wohl Fenster), die optisch den darauf aufbauenden Balkon mit Blendnische tragen. Die übrigen Fassaden haben im Erdgeschoß schlanke Rechteckfenster in enger Reihung und im höheren Kopfbau (Bühnenhaus) als nördlichem Abschluss des Bauwerkes kleine Rechteckfenster.

Im Inneren erhalten ist die Haupttreppe mit zwei zweiflügeligen Türen als Ein- und Ausgang zum Saal. Von der freundlichen Ausmalung und Ausstattung des Saales sind Reste nicht mehr erhalten bzw. sichtbar. Der Saal präsentiert sich heute in einer traurigen Schwarzfassung.

Die geschichtliche Bedeutung des Gesolei-Saales für das Land Nordrhein-Westfalen ist offenkundig. Das Objekt ist als Teil der Gesolei-Ausstattung von ortsgeschichtlichem Zeugniswert. Dem Saal kommt die gleiche künstlerische und architekturgeschichtliche Bedeutung wie der Hauptverwaltung zu.