Zeche Rheinpreussen | Schacht 4-5
Moers, Franz-Haniel-Straße | Eurotec-Ring
Walter Buschmann
Zeche Rheinpreußen in Moers | Schacht 4-5


Gleich nach Betriebsaufnahme konnte Zeche Rheinpreußen eine hohe Förderung erreichen. 1880 wurde mit 711 Bergleuten 135.685 t Kohle gefördert. Nachdem 1884 Schacht 1 die Förderung aufnahm, wurde 1885 mit 1002 Mann knapp 200.000 t Kohle gefördert und 1890 erreichte man schon ein Ergebnis von knapp über 300.000 t. Damit war die Effektivität einer gut ausgestatteten Einzelschachtanlage wie Zeche Carl (1899) erreicht, aber Rheinpreußen kam damit nur auf etwa ein Drittel des auf Zollverein geförderten Ertrages. Zollverein verfügte allerdings schon seit 1882 über drei Schächte und konnte 1892 schon den vierten Schacht in Betrieb nehmen. Es war naheliegend, daß Rheinpreußen das riesige Grubenfeld ebenfalls durch Anlage weiterer Schächte erschließen mußte.

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Gesamtansicht von Werkstatt- und Kauengebäude
Hatte noch beim Abteufen der Schächte 1 und 2 und dem Bau der Malakowanlage Obersteiger Hochstrate die technische Leitung, wurde ab 1887 Heinrich Pattberg die bestimmende Kraft bei Anlage der folgenden Schächte. Pattberg blieb bis 1932 Grubendirektor von Rheinpreußen.

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Die Zechenanlage in einem historischen Foto
Zwischen 1900 und 1907 entstanden im nördlichen Feldteil als zwei voneinander unabhängige Schachtanlagen mit eigener Aufbereitung und Kokerei die Schächte 4 und 5 in den heute zu Moers gehörenden Gemeinden Hochstraß und Utfort. Die Schächte 4 und 5 wurden mit einem von Pattberg entwickelten Verfahren abgeteuft. Statt Sackbohrer wurden Stoßbohrer verwendet. Das mittlere Gestänge war als Mammutpumpe ausgebildet, so dass die in die Mitte geschwemmten Massen darüber abgepumpt werden konnten. Ebenfalls von Pattberg erfunden wurde das Compound-Verfahren, mit dem die Schachtwände wesentlich stärker ausgekleidet werden konnten. Beide Schachtanlagen wurden mit qualitativ anspruchsvollen Backsteinbauten für die Übertageanlagen ausgestattet und erhielten mit den Doppelstrebengerüsten und Elektrofördermaschinen eine fortschrittliche Fördertechnik. Beide Schächte hatten eine Förderkapazität von 2000 Tagestonnen.

Mit den neuen Schächten stieß Rheinpreußen in eine neue Dimension des Fördervolumens vor. Schon 1904 lag die Jahresproduktion über 1 Mio t, stieg nach Fertigstellung der Schächte 4 und 5 auf 2 Mio t und erreichte vor dem 1. Weltkrieg 2,76 Mio t. Das entsprach 2,4 % der Ruhrkohlenförderung.


Literatur

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• Rheinpreußen AG für Bergbau und Chemie Homberg (Hg.), Unser Werk in Geschichte und Gegenwart. Homberg, o.J. (1951)

• Slotta, Rainer: Zur Denkmalwürdigkeit der Tagesanlagen am Schacht Rheinpreußen 4 (unveröff. Manuskr. DBM BA)

• Spethmann, Hans: Franz Haniel. Sein Leben und seine Werke, Duisburg 1956

22. Steinkohlenbergwerk Rheinpreußen 1857-1907. Zur Erinnerung an das 50jährige Bestehen des Steinkohlenbergwerks Rheinpreußen zu Homberg. Homberg 1907

• Stroemer, Dietrich: Die Schachtanlagen V und IX in der Geschichte des Bergbaus am linken Niederrhein, o.J. o.O. (um 1990)

• Wagner, H.: Vierte Betriebsperiode der Schachtbohrarbeiten im schwimmenden Gebirge bei Schacht I des Conzessionsfeldes Rheinpreußen und Anschluß dieses Schachtes an das feste Gebirge. in: ZBHS 27, 1870, S. 1-17

• Werk und Mensch. Werkszeitung der Bergbaugesellschaften "Rheinpreußen" und "Neumühl", 1. Jg. 1951 bis 19. Jh. 1969