Zeche Carolus Magnus
Übach-Palenberg
Simeon Angelov
Zeche Carolus Magnus in Übach-Palenberg


Die Stadt Übach-Palenberg ist ein wirtschaftlicher Teil der Technologie-Region Aachen. Mit der Schließung der letzten Zeche in den 60er Jahren fiel auch der Beginn des industriellen Strukturwandels zusammen. Übach-Palenberg hat die Entwicklung von einer Bergbaustadt zu einem Industrie- und Dienstleistungsstandort erfolgreich vollzogen.

Zum ersten Mal wurde Palenberg im Jahr 867 n. Chr. urkundlich erwähnt. Um 1000 gehörte der Ort vermutlich zur Herrschaft Geilenkirchen, welche im 12. Jahrhundert in den Besitz von Heinsberg gelangte. Die erste Erwähnung von Übach erfolgte 1172. Im Jahr 1794 wurde die Bürgermeisterei Übach gebildet. Beide Städte entwickelten sich längere Zeit unabhängig voneinander. Die Großgemeinde Übach-Palenberg wurde am 1. Mai 1935 gegründet. Der Grund für die Vereinigung beider Städte war die Industrialisierung und die Entwicklung der Grube „Carolus Magnus“.

Das Grundstück der ehemaligen Zeche „Carolus Magnus“ liegt nördlich von Übach-Palenberg entlang der Carlstraße in Palenberg.

Im 1892 erwarb der Eschweiler Bergwerks-Verein (EBV) die Rechte des Feldes "Boscheln III", das auf dem Gebiet der Gemeinden Frelenberg und Übach lag. Da der EBV zu diesem Zeitpunkt finanzielle Probleme hatte und vermutlich die Gefahren und die Kosten des Abteufens einer Schachtanlage auf diesem Areal wegen des widrigen Deckgebirges fürchtete, verkaufte er am 6. Oktober 1910 die Konzessionen. Er erhielt somit weitere finanzielle Mittel zum Ausbau der Grube Adolf in Merkstein. Im Februar 1911 billigte auch das Bergamt diese Aktion und nahm die Teilung des alten Grubenfeldes vor. Das neue entstandene Feld erhielt den Namen Carolus Magnus. Die gleichnamige Gewerkschaft wurde ebenfalls im Jahre 1911 von den neuen Besitzern gegründet.
Diese waren die drei französischen Stahlunternehmen:

• Compagnie des Forges et Aciéries de la Marine et d'Homécourt - Paris
• Société Anonyme des Hauts Fourneaux et Fonderies Pont-á-Mousson – Nancy
• Société Anonyme des Aciéries de Micheville – Paris


Sie betrieben drei große Stahlwerke in Frankreich und mussten bisher immer die Kohle bei anderen Unternehmen kaufen um diese befeuern zu können. Sie wollten eine eigene Kohlegrube besitzen um eigene Kohle zu fördern und somit unabhängiger von anderen zu sein. Die ersten Probebohrungen im 1910 haben ausreichende Kohlevorkommen nachgewiesen.

Im Jahr 1911 begann der Bau der Zechenanlage und schon am Ende des Jahres waren eine Menge Aufbauten auf dem Grubengelände zu sehen - Büros, Betriebsgebäude, das Fördermaschinenhaus und das Schachtgebäude. Wie bereits einige Jahre vorher in Baesweiler sollte auch hier eine Doppelschachtanlage entstehen. Die Doppelschachtanlage ist vorteilhaft zum Bewettern und Belüften einer Grube. Bei einem Schacht wird die Luft eingezogen und bei einem anderen kommt sie hinaus. Die schwierige Bodensituation auf dem Gelände machte die Abteufung der Schächte fast unmöglich. Im Bereich der Grube verliefen ausgedehnte Treibsandschichten, die die Arbeiten verlangsamten. Zur Hilfe kam eine neue Methode – das Gefrierverfahren. Das im Boden anstehende Wasser wird durch Erzeugung tiefer Temperaturen gefroren und der Boden damit stabilisiert. Das Verfahren ist sehr energieintensiv und deshalb nur über eng begrenzte Zeiträume einsetzbar.

Ein Jahr später, im 1912, erhielt das Grundstück auch einen Eisenbahnanschluss an die seit 1852 existierende Eisenbahnlinie Mönchengladbach/Rheydt-Herzogenrath-Aachen.

Im gleichen Jahr wurde auch der 49 Meter hohe Wasserturm von der Eschweiler Firma F. A. Neumanerrichtet. Er war ein etwa 500 Kubikmeter fassender Kugelbehälter mit einem sechseckigen, als Raumfachwerk ausgebildetem Standgerüst sowie einer aufwendig gestalteten Lüfterlaterne. Schon kurz nach seiner Einweihung galt der Wasserturm als bedeutendes Meisterwerk des Stahlleichtbaus. Mehrere Jahrzehnte lang verrichtete das heutige Technikdenkmal bis 1989 zuverlässig seinen Dienst. Nach einer umfangreichen Restaurierung zählte die Anlage mit ihrer auffälligen Kugel und den vier erhaltenen Brunnen zu den letzten erhaltenen Ensembles von Industrie-Wassertürmen in Nordrhein-Westfalen.

Im Jahr 1913 fingen die Abteufarbeiten am Schacht I und II an. Ein Unfall in Schacht I legte kurz danach die Bauarbeiten für einige Zeit still. Am 22. Juli 1913 in 70 Metern Tiefe brach eine Mauer in Schacht I, so dass der unaufhaltsam strömende Fließsand 13 Arbeiter unter sich begrub. Sofort wurden die Arbeiten eingestellt und erst Wochen später wieder aufgenommen. Das kleine Palenberg erlebte eine große Trauerfeier, bei der über 10 000 Menschen anwesend waren. Sogar ein Sonderzug aus Aachen bringt viele Menschen hierher.

Am 22.08.1914 hatte Schacht I bereits eine Teufe von 400m. und erreichte damit das kohleführende Gestein. Im gleichen Jahr brach der erste Weltkrieg aus. Fast alle Bergbauer wurden in den Krieg einberufen. Generaldirektor Bellmann entschied sich mit der Abteufung der Schacht II weiterzumachen, obwohl Schacht I schon bereit zur Kohleförderung war. Das geführte dazu, dass es nicht genug Kohle gab und das Kesselhaus nicht ausreichend Dampf produzieren konnte, um die Gefriermaschine zu betreiben. Die Arbeit ohne das Gefrierverfahren verursachte einen weiteren Unfall. Am 18. Juli 1915 brach in Schacht II in 303 Meter Tiefe Grundwasser ein. Das Wasser stieg bis auf 155 Meter an und hatte katastrophale Folgen. Es dauerte über 15 Monate bis der alte Stand wieder erreicht war.

Es gibt keine genauen Zahlen, wie viele Menschen bei Unfällen ums Leben kamen. Aber in den 50 Jahren des Bestehens von Carolus Magnus kann man - vorsichtig geschätzt - von 300 Toten ausgehen.

Am 1.1.1918 wurde Schacht II fertig gestellt. Auf den Tag genau ein Jahr später konnte die erste Kohle gefördert werden. Nach Ende des Krieges standen wieder ausreichend Arbeitskräfte zur Verfügung. Nach Beendigung der Abteufarbeiten wurden darüber hinaus noch zahlreiche weitere Arbeitskräfte benötigt. Um auch hier attraktive Anreize zu schaffen, ließ die Gewerkschaft Carolus Magnus weitere Bergarbeiterhäuser errichten. Dies hatte ein stetiges Wachstum der Stadt zur Folge.

Die jährliche Kohleförderung wuchs von 10 375 Tonnen im Jahre 1918 auf 77 084 Tonnen im Jahre 1922. Dies lag noch weit unter den Erartungen der Bergwerksbetreiber, aber es wurde kontinuierlich an der Verbesserung der Förderung und Leistung gearbeitet. Inzwischen war auch das Gebiet des Heidberges Eigentum der Zeche mit den dortigen Kies- und Sandvorkommen. Die Wohnbebauung wuchs immer mehr. Die unruhige Nachkriegszeit wurde dabei besonders durch die Besetzung des Rheinlandes durch die Franzosen und Belgier und die hohen Reparationszahlungen des Deutschen Reiches gekennzeichnet. Die Inflation sorgte dabei für unvorstellbare Zustände. Als Geld buchstäblich nichts mehr wert war, erhielten die Bergleute jede Woche frisches Fleisch, Mehl, Brot und Gemüse. Mitte 1923 drohte der Kollaps, weil die Banken der Zeche kein Geld mehr gaben. Danach ließ die Zeche jede Nacht Geld drucken und zahlte es am Morgen nach der Schicht aus.

Kurz nach der Nachkriegszeit begann die rasante Änderung des äußeren Gesichts der Anlage. Zusammen mit der Kohleförderung produzierten 100 Öfen Koks aus Kohle. Im Jahr 1926 wurde eine Kohlenwäsche errichtet sowie eine Benzolanlage. Die Förderung stieg im Jahre 1927 auf knapp 350 000 Tonnen.

Zwei Jahre später wurde mit dem Bau des repräsentativen Verwaltungsgebäudes mit der Lohnhalle und einem Theatersaal begonnen. Das Verwaltungsgebäude hatte eine Ziegelsteinfassade, einen Eingang mit monumentaler Kalksteineinfassung und ein Attikagesims.

An der kontinuierlichen Steigerung hatte auch die vorangetriebene Elektrifizierung großen Anteil. Nicht nur die Fördermaschine lief jetzt mit Strom - auch im Untertagebetrieb kam dem Strom als Energiequelle eine immer größere Bedeutung zu. Dies trug auch wesentlich dazu bei, dass im Jahre 1930 die Endteufe von knapp 700 Metern erreicht wurde.

Mit dem Beginn der Hitlerzeit trat auch der französische Einfluss etwas mehr in den Hintergrund. Die Führung der Zeche wurde jetzt von Bergrat Fritz Scherer übernommen. Er sorgte dafür, dass noch mehr Bergleute in der Förderung beschäftigt wurden und die Jahresfördermengen immer mehr stiegen. Parallel dazu wächst auch die Stadt. Im Jahre 1935 wurde die Großgemeinde Übach-Palenberg gegründet. Die Zeche sorgte aber auch gleichzeitig für die kulturelle Entwicklung der Gemeinde. In dieser Zeit entstanden nicht nur Bergbauerwohnhäuser sondern auch Kirchen und Schulen. Die Volksschule im Wurmtal in Frelenberg konnte 1927 eingeweiht werden, 1930 folgte die evangelische Schule in Palenberg, 1930 die katholische Kirche St. Theresia in Palenberg und 1932 die Erlöserkirche in Übach. Sogar im 1936 wurde das alte Bahnhofgebäude durch einen neuen Bau östlich des Hauptgleises ersetzt.

Zum 25. Entstehungsjahr der Zeche „Carolus Magnus“ kam es im Jahr 1937 zum absoluten Förderrekord von über 1 Million Jahrestonnen. Dieser Rekord bleibt einmalig in den 50 Betriebsjahren der Grube.

Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges mangelte es der Zeche wieder an Arbeitskräften. Im 1944 wurde die Förderung kriegsbedingt eingestellt. Ein Paar Tage später wurde nach massiven Bombenangriffen die Tagesanlage zu 50% zerstört.

In der Nachkriegszeit gelangte die Zeche wieder unter französische Verwaltung. Das ist einer der Gründe für den sehr schnellen Wiederaufbau der Anlage. Von französischer Seite aus wurde sehr viel investiert. Carolus Magnus war somit eine der ersten deutschen Gruben, die die Produktion wieder aufnehmen konnte. 1945 begann man mit 56 623 Jahrestonnen und bewegte sich bis zum Jahre 1961 zwischen 500 000 und 650 000 Jahrestonnen. Den Förderrekord von 1937 wird aber nie wieder erreicht. In diesem Zeitraum ragte noch 1951 mit 762 082 Tonnen Kohle heraus. In den Jahren 1948 bis 1956 wurden nicht nur die technischen Anlagen modernisiert, sondern auch 560 neue Werkswohnungen geschaffen. Die Zeche sorgte dafür, dass die Leute schnell Arbeit fanden und nahm noch mehr Bergarbeiter auf, die vor dem Krieg in den anderen Zechen im Aachener Revier gearbeitet haben. Diese Zechen brauchten noch einige Zeit, um zum normalen Betrieb zurückzukehren. In dieser Zeit kam „Carolus Magnus“ besser voran dank der französischen Investitionen. Es gab sogar in den Nachkriegsjahren die Überlegung einen weiteren Schacht bei Scherpenseel abzuteufen und ein neues abbauwürdiges Feld zu erschließen.

Es wurde aber klar, dass die Voraussetzungen für einen dritten Schacht nicht gegeben waren. Geologische Störungen in den anderen Feldern hielten zusätzlich die gewünschte Leistung pro Mann und Schicht niedriger. So kam es im Jahr 1960 zu einer Liste der geplanten Stilllegungen, die durch die Medien verbreitet wurde. Die Zeche „Carolus Magnus“ war auch auf dieser Liste. Ab diesem Zeitpunkt begann die langsame Entlassung der Belegschaft. Die Verwaltung kam Ende 1962 zu der Entscheidung die Zeche zu schließen. Davor wollte sie aber zum letzten Mal viel Kohle fördern. So war die Kohle, die im 1962 gefördert worden ist, die rentabelste, weil man sich mögliche Folgekosten sparen konnte und auf Verschleiß gearbeitet hat. Die Belegschaft wurde auf der Versammlung am 13. Mai 1962 über die unumgängliche Stilllegung zum 31. Dezember 1962 informiert, aber auf aufgefordert, noch einmal richtig Kohle zu produzieren.

Ein Jahr später wurde mit der Verfüllung der Schächte begonnen. Ein großer Teil der Bergleute wechselte in die Zechen des Eschweiler-Bergwerks-Vereins, die zu dieser Zeit noch in voller Förderung standen. Im Sommer 1967 wurden die Schachtgerüste abgebrochen. Von 1972 bis zum Ende der 80er Jahre wurden die Bergehalden teilweise abgetragen, um die dort enthaltene Restkohle zurück zu gewinnen.

Ab 1968 wurde mit dem Rückbau der Zechenanlage begonnen. Heute sind nur noch das Verwaltungsgebäude mit der Lohnhalle und dem Theatersaal, die Waschkaue und der Wasserturm vorhanden.



Der erhaltenswerte Gebäudebestand
Verwaltungsgebäude

Das Verwaltungsgebäude wurde 1928 im Bauhaus-Stil gebaut. Nach der Stilllegung der Zeche 1962 wurde es für verschiedene Funktionen genutzt. Die Frage nach der endgültigen Funktion des Gebäudes wurde stark diskutiert. Die Landesentwicklungsgesellschaft bekam 1986 den Auftrag des Landes NRW die ehemalige Zechenanlage neu zu ordnen. Nach den Diskussionen über die Weiternutzung oder den eventuellen Abriss, wird der geplante Abriss dank des Einsatzes des Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz abgelehnt und somit steht das Gebäude seit 1989 unter Denkmalschutz. Im Mai 1992 ergaben die Besprechungen für die endgültige Nutzung das Ergebnis, dass hier das 12. Technologie- und Gründerzentrum des Landes NRW entstehen soll. Unter dem konzeptionellen Rahmen „Umwelttechnologie“ wurden neue zukunftsweisende Arbeitsplätze geschaffen und ein neues Nutzungskonzept für den gesamten Komplex einschließlich des angrenzenden Geländes erarbeitet. Der neue Anfang hat den Namen „CMC – Carolus Magnus Centrum für Umwelttechnologie“. Begonnen wurde mit der Umgestaltung des Verwaltungsgebäudes. Die Bausubstanz blieb dabei erhalten und das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes blieb unverändert. Im Inneren wurden die Räume saniert und mit modernen Kommunikationsmitteln ausgestattet. Die Idee war die Nutzungsmöglichkeit variabel zu gestalten, so dass die Unternehmen und Firmen Büros, Labors, Seminarräume und ähnliche Flächen nach ihren eigenen Bedürfnisse anmieten können. Die Vorderfassade wurde saniert. Alle Fenster und Türe wurden aus wärmetechnischen Gründen ausgetauscht. Die neuen Fenster wiederholen mit der Teilung die alten, historischen Fenster und erhalten somit das Erscheinungsbild des Gebäudes von außen. Das Material und die Farbe der neuen Fensterrahmen unterschieden sich von der alte Substanz, was dem Gesamtaussehen der Fassade nicht schadete. Im Eingangsbereich wurde die Figur von „Karl den Größen“ entfernt und fand später ihren Platz im Foyer. Das Fenster, das sich direkt hinter der Figur befand, wurde nach unten verlängert, so dass die Proportionen der Mauer darunter nicht unangenehm auffielen. Somit wurde auch die fehlende Figur „ersetzt“. Vor der Eingangstür wurde ein Gitter angebracht, das deuten sollte, dass bei der neuen Nutzung dieser Eingang nicht mehr als Haupteingang benutzt wird. Der neue Eingang befindet sich auf der Nord-Ost Seite des Gebäudes und führt den Besucher direkt in der renovierten Lohnhalle, wo sich auch die Information befindet. Grund für die neue Eingangssituation ist die Tatsache, dass man direkt bei den Büroräumen ankommen würde, wenn man den historischen Eingang benutzte und die Information, die am Eingang sein sollte, sich erst in der hinterlegenden Lohnhalle befindet. Ein weiterer Grund für die Verlegung des Haupteinganges sind auch die fehlenden Parkgelegenheiten auf der Forderseite zur Carlstraße. Der neue Eingang befindet sich in der Nähe des Besucherparkplatzes. Somit verkürzen sich die Fußgängerwege zum Gebäude. Weiter durch den historischen Eingang begibt man sich in das Foyer. Es wurde komplett erhalten und saniert. Hier befindet sich auch die Figur Karls des Großen, die früher über dem Haupteingang war. Überall sind Schilder angebracht worden, die den Besucher über die ehemalige Funktion der einzelnen Räume informieren. Als Beispiel zeigt ein Aushängeschild den historischen Konferenzraum an der Westseite des Gebäudes, wo früher der Bergwerksdirektor von Carolus Magnus saß. Nach der Fertigstellung ist dieser Raum für Besprechungen und Sitzungen der ansässigen Firmen oder von der Stadt Übach-Palenberg genutzt. An mehreren Stellen im Gebäude sind auch Sprechanlagen und technische Ausrüstungen angebracht worden, die den neuen Charakter der Kommunikation und der technologieorientierten Unternehmen zeigen. Die Deckenverglasung wurde auch entsprechend ausgetauscht. Die historische Treppe rechts führt in die oberen zwei Geschosse, wo sich weitere Büroräume befinden. Neben den Räumen des eigentlichen Bürobetriebs kamen auch noch Konferenz- und Tagungsräume hinzu und im Untergeschoss befinden sich diverse Laborräume. Es stehen Räume ab 12 qm zur Verfügung. Alle Räume sind mit ISDN-Anschlüssen ausgestattet und weitere Funktionen, wie zum Beispiel Internetzugang, sind auch problemlos nutzbar. Wenn man wieder auf die historische Achse des Haupteingangs zurückkommt und sich weiter nach hinten begibt, kommt man in die historische Lohnhalle hinein. Bei der Sanierung der Lohnhalle wurde an dem Erscheinungsbild nicht viel verändert. Die Halle sollte nach dem Umbau das repräsentative Stück des CMC werden. Sie wird für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Hier passen cirka 300 Stühle hinein. Beispiel für solche Aktivitäten ist die Show „Light and Sound“, die hier stattgefunden hat. Bedingt durch die neue Funktion wurden die kleinen Geländer entfernt, die früher an den Kassen waren. Die Materialien des Raums bleiben fast unverändert. Die Fenster an den Schaltern wurden gegen neue weißangestrichende Fensterausgetauscht. Dadurch ist eine bessere Wahrnehmung der Fenster gegeben, die sich jetzt deutlich von der Wand abheben und geben den Raum einen völlig neuen Charakter. An der Nordseite der Lohnhalle wurde ein Bistro untergebracht, um die Beschäftigten und die Besucher vom CMC vor Ort zu bewirten. Im Obergeschoss befindet sich eine Empore, die auch beibehalten wird. Hier sind auch noch die historischen Türen zu den Räumen erhalten worden.Weiter rechts kommt man in einem ganz neuen Trakt, der zwischen der ehemaligen Nordseite und der Waschkaue entstanden ist. Dieser Foyer-Bereich ist von außen durch eine breite Treppe an der Nordseite erreichbar und soll als ein repräsentativer Eingang für die ehemalige Waschkaue genutzt werden, die nach dem Umbau als ein multifunktionaler Saal genutzt wird. Hier finden auch unterschiedliche Ausstellungen statt. Der Verbindungstrakt soll eine weitere und ganz neue Funktion für das Gebäude darstellen und weswegen fiel auch die Entscheidung es transparent und mit viel Tageslicht zu gestalten. Grund dafür ist auch die Tatsache, dass hier keine Ausstellungen stattfinden, die unbedingt etwas mit der Zeche oder der Geschichte der Anlage zu tun haben. Hinter der Eingangstür ist auch ein weiteres neues Element eingebracht, was erneut diesen Unterschied der Funktionen andeuten soll. Dieses Element ist eine Treppe, die den Besucher nach oben führt und die Bedeutung der oberen Etage andeuten soll. Auf der anderen Seite zum Innenhof und Beschäftigtenparkplatz ist noch eine weitere Außentreppe angebracht, die aus Evakuationsgründen angebracht wurde. Hier ist deutlicher zu erkennen, dass die Fenster der neuen Gefüge nicht dem Muster der anderen Fenster entsprechen und es schwierig ist den Ursprung der neuen Teilung nachzuvollziehen. Ein weiterer Punkt ist die horizontale Ausrichtung der Fensterflächen, die auch nirgendwo sonst auf der Fassade zu sehen ist. Man kann von zwei Prinzipien bei einem Umbau oder Erweiterungsbau reden. Das erste Prinzip ist die Anpassung an dem Bestand. Es ist möglich durch diese Methode den Funktionsübergang zu zeigen. Wenn die Funktionen weiter konstant bleiben und in dem neuen Gebäude aufgenommen werden sollen, entsteht so die Einheit zwischen alt und neu. Andererseits, falls da eine völlig neue Funktion oder Bedeutung des Neubaus gegeben werden soll, wird die Methode den Kontrast genommen. So bekommt die neue Substanz ihre eigene Bedeutung und existiert für sich selbst, ohne einen Bezug zu dem Bestand zu haben. Aufgrund von Kosteneinsparungen wurden beim Umbau Maßnahmen an manche Stellen getroffen, die keinem der beiden Prinzipien entsprechen und das Erscheinungsbild völlig zerstören. Ein Beispiel dafür ist die Änderung der Nordfassade, bei der der Durchgang zur Kohlenwäsche abgerissen wurde. Beim CMC hat man ein sehr strenges Achsensystem der einzelnen Elemente. Das in Bauhaus-Stil gebaute Denkmal hat eine starke Ausrichtung, die sehr markant von den vertikalen Fenstern angedeutet wird. Jede Lösung, die gegen diese klare Orientierung stößt, hat den Nachteil optisch unpassend zu wirken. Hinzu kommt auch die unterschiedliche Materialität, die die ganze Situation noch stärker beeinflusst.


Kaue

Durch das neue Verbindungsgebäude kommt man direkt in der großen Halle der Waschkaue. Aus einem Ort, wo sich die Bergleute vor und nach der Schicht umgezogen und gewaschen haben, ist sie seit 1998 ein Ort für neue Perspektiven geworden. Hier sitzt eine Beschäftigungsförderungsgesellschaft, die sich hauptsächlich um die Qualifizierung von Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängern und Alleinerziehenden kümmert. Dafür sind diverse Seminar- und Fortbildungsräume geschaffen worden. Die große Halle der Waschkaue wird bis heute auch noch renoviert und an seine neue Funktion angepasst. Sie soll in einen multifunktionalen Saal umgebaut werden. Großes Augenmerk wurde auch auf die bauliche Verbesserung der Waschkaue gelegt. Die Fassade und das Dach der Waschkaue werden saniert. Die Fenster und die Türe werden ausgetauscht. Die streng symmetrische Fassade ist komplett erhalten worden und durch den Austausch der Fenster ist das äußere Erscheinungsbild nicht zerstört. Ähnlich wie bei dem Verwaltungsgebäude hat man sich hier an das Raster der alten Substanz gehalten. Im Inneren wird das Gebäude neu gestaltet. Wenn von dem Innenleben der Waschkaue die Rede ist, muss man sich als erstes vorstellen, wie es hier vor 50 Jahre aussah, als die Zeche noch in Betrieb war. In diesem Raum haben sich früher die Bergleute umgezogen und gewaschen. Ihre Kleidung zogen sie an Ketten hoch bis unter der Decke. Zu den Wasch- und Umkleideräumen konnte man durch den Gang in der Mitte des Raumes gelangen. Heute, entsprechend an der neuen Funktion, wird alles von der Halle entfernt. Der Boden wird auch komplett ausgetauscht und mit neuem Bodenbelag versehen. Die Wände werden angestrichen und die Kettenaufzüge, wo früher die Bergleute die Kleidung aufgehängt haben, werden abgebaut. Der Raum bekommt ein ganz neues Gesicht und es bleibt keine Spur davon was hier einmal geschah. Bei anderen Beispielen von Bergbauanlagen, die umgestaltet werden, hat man sich entschieden ein Teil der technischen Ausrüstung als Beweisstück zu lassen, um die Geschichte nachvollziehen zu können. Andere Möglichkeiten um diesen Charakter zu erhalten, geben Informationstafeln mit alten Bildern und Texten.


Wasserturm

Ein weiteres Denkmal auf dem Gelände der ehemalige Zeche „Carolus Magnus“ ist der Wasserturm. Er ist seit längerer Zeit ein Wahrzeichen der Stadt Übach-Palenberg. Erbaut im Jahr 1912 von der Eschweiler Firma F. A. Neuman hat der 49 Meter hohe und 100 Tonnen schwere Turm sein Dienst noch lange nach der Stilllegung der Grube erfüllt. Er wurde bis 1990 noch für den Betrieb der Kohlenrückgewinnungsanlage genutzt. Anfang der 90er Jahre wurde diskutiert, ob der Wasserturm als Denkmal erhalten wird oder abgerissen werden sollte. Die großen Rostschäden weisen auf eine sehr hohe Summe der Sanierungskosten hin. Der Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz Übach-Palenberg hat sich für die Erhaltung stark eingesetzt und konnte den beschlossenen Abriss stoppen. Der Turm ist als ein Technikdenkmal anerkannt und wird seit dem 29.03.1997 saniert. Zusammen mit den vier erhaltenen Brunnen zählt er zu den letzten erhaltenen Ensembles von Industrie-Wassertürmen in Nordrhein-Westfalen. Das Gelände der Grube sowie auch die Stadt Übach-Palenberg hat sich zwischen den 50 Jahren der Betriebszeit der Zeche und den 40 Jahre seit ihre Stilllegung stark verändert. Das Gebiet hat heute ein ganz neues Gesicht bekommen. Die Natur versucht ihren Platz wieder zu gewinnen, den ihr die Industrie vor Jahre genommen hat. Die Halde der Anlage wird ein immer wichtiger Bestandteil der ökologisch wertvollen Umwelt in der Stadt. Im Jahr 1987 ist der Michaelis-Rundweg entstanden. Das ist ein zwei Kilometer langes „Wegeband“ um die Halde. Bei gutem Wetter hat man einen schönen Blick von der Halde auf Übach und Palenberg. Die Stadt Übach - Palenberg sieht im Rahmen ihrer Stadtentwicklung und der EuRegionale 2008 die Inwertsetzung und die multifunktionale Nutzbarmachung der Halde Carolus Magnus als eine zentrale Aufgabe an. Unter dem Namen "Erlebnishalde Carolus Magnus" soll ein vielseitig nutzbarer Ort für Sport, Freizeit und Erholung mit Ausstrahlung auf die gesamte Region entstehen. Der Auftrag wird an „Scape-Landschaftsarchitekten“ gegeben. Die Halde wird durch drei Umlaufbahnen gegliedert. Durch Rampen werden die Umlaufbahnen miteinander verknüpft. Die Haldentreppe inszeniert den direkten Aufstieg vom Haldenfuß auf das Plateau und verbindet die Haldenkrone mit dem Carolus - Magnus - Centrum. Auf den Schrägen des Haldenkörpers liegen die spektakulären Haldenorte. Sie verbinden die Umlaufbahnen durch ungewöhnliche Bewegungs- und Freizeiträume, wie z.B. Klettergarten, Mountainbike-Cross-Parcour oder Sliding-Montain. Auf dem Plateau soll eine eigenständige Landschaft entstehen, die ihre besondere Qualität durch den außergewöhnlichen Charakter des Ortes und die Sichtbeziehungen in die Umgebung erlangt. Dabei werden drei Orte herausgearbeitet: Die Haldenkrone als zentrale Veranstaltungsfläche, der Beobachtungssteg zum Erleben der sukzessiven Entwicklung des Haldensees und das Haldenobservatorium. Letzteres definiert sich aus Pyramidenkörpern, die durch die Sichtachsen zu den umgebenden Halden zerschnitten werden. Die übrig bleibenden begehbaren Fragmente vermitteln Wissen über die industrielle Vergangenheit der Region und geben Denkanstöße für die zukünftige Entwicklung. Durch eine Lichtinstallation wird die Halde auch nachts erlebbar.


Simeon Angelov: Zeche Carolus Magnus in Übach-Palenberg. Seminararbeit am Lehrgebiet Denkmalpflege der RWTH Aachen.