Mülheimer Hafen
Köln, Auenweg / Hafenstraße / Krahnenstraße
Walter Buschmann / Alexander Kierdorf
Der Mülheimer Hafen in Köln


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Hees'scher Kran an der Krahnenstraße
Obwohl direkt am Rhein gelegen, beginnt die in baulichen Zeugnissen darstellbare Geschichte des Mülheimer Hafens erst im 18. Jahrhundert mit der Ausweisung protestantischer Kaufleute aus Köln, deren Ansiedlung in Mülheim 1714 und dem Bau eines Rheinkrans mit großem Stapelhaus durch Heinrich von Außem 1716. Wie schon in den vorauf gegangenen Jahrhunderten, so hatte auch jetzt dieser Ansatz zur Hafenbildung gegen den Widerstand Kölns keine Chance. Köln behauptete vehement sein Stapelrecht und bewirkte 1725 den Abbruch des Mülheimer Krans. Immerhin war durch den Kran im Norden der Stadt Mülheim an der späteren Krahnenstraße ein Ansatz geschaffen worden, der 1776 zum Bau eines zweiten Krans an dieser Stelle führte. Dieser durch den Erben von Außems, dem Kaufmann van Hees erbaute und nach ihm benannte Kran konnte sich behaupten und zierte über Jahrzehnte hinweg die mehrfach in Bildern fest gehaltene nördliche Stadtansicht von Mülheim.

Erst ein Jahrhunderts später wurden 1869 durch den Wasserbauinspektor Michaelis Pläne für einen Ausbau des ganzen Mülheimer Rheinufers von der Wallstraße im Süden bis zum Hees’schen Kran entworfen. Die Ausführung der Pläne verhinderte der Deutsch-Französischen Krieg. 1874 wurden die Pläne in veränderter Form wieder aufgenommen. Innerhalb von vier Jahren entstand nun eine neue Uferlinie an der dominant am Ufer gelegenen katholischen Kirche St. Clemens vorbei etwa zwischen der Salzstraße im Norden, bis zur Wallstraße.

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Erster Dampfkran an der Krahnenstraße, 1895.
Etwa gleichzeitig wurde zwischen 1874 und 1880 der alte Hafenbereich an der Krahnenstraße ausgebaut und durch die im Mülheimer Norden entstehenden Großbetriebe(seit 1874 Carlswerk) genutzt. Die neue Rheinwerftmauer mit festem Dampfkran wurde von Jacob Scheiner 1895 im Bild festgehalten. Eine Verbindung zwischen Nord- und Südhafen entlang des Ufers gab es nicht. Die Hausgrundstücke im Bereich etwa zwischen Salz- und Uferstraße stießen mit ihren Gärten, wie schon Jahrhunderte zuvor direkt an die Uferlinie.

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Mülheimer Südhafen. Lageplan 1898.
Nach Plänen von Wasserbauinspektor Demnitz wurde der Südhafen 1884-87 zwischen Brückenstraße(heute Köln-Mülheimer Brücke) und Wallstraße einheitlich ausgebaut und mit fahrbaren Dampfkränen ausgestattet. Höhepunkt dieser Phase im Ausbau der Mülheimer Ufer war die Errichtung der aus Mainz erworbenen Schiffsbrücke im Jahr 1888. Es folgten der Bau des Sicherheitshafens 1892-96 und des Zollhofs 1896-98 südlich der Wallstraße.

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Ausbau des Nordhafens durch Felten & Guilleaume.
Wie schon in den 1870er Jahren wurde parallel auch der Nordhafen entwickelt und nun, nach Ankauf durch Felten & Guilleaume 1896-99 als Werkshafen mit zwei Dampfkranen, Ladevorrichtung und Lagerräumen ausgebaut.

Im östlichen der beiden Hafenbecken des Sicherheitshafens legte die bedeutende Werft Gebr. Sachsenberg aus Rosslau an der Elbe eine Niederlassung an, in der Dampfschiffe, insbesondere Seitenraddampfer, und auch Dampfmaschinen gebaut und gewartet wurden.

Anfang der 1920er Jahre ließ das Wasserbauunternehmen Gebr. Meyer im westlichen Hafenbecken einen Betriebshof errichten.

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Katzenbuckelbrücke
1957 verband man Mülheim durch eine elegante, hoch aufgeschwungene Spannbetonbrücke über die Hafeneinfahrt mit der Deutzer Aue.

Eine wesentliche Rolle spielte der Mülheimer Hafen für die entlang der Deutz-Müllheimer Straße angesiedelte Industrie. Er ermöglichte den schnellen An-und Abtransport großformatiger Werkstücke und Maschinenteile, aber auch den kostengünstigen Bezug von Rohmaterialien per Schiff. Vor allem die Gasmotorenfabrik Deutz, die Waggonfabrik Van der Zypen & Charlier, aber auch zahlreiche kleinere Betriebe profitierten von dieser günstigen Lage. Eine eigene Hafenbahn mit Anschluss an die Staatsbahnstrecken nördlich von Deutz ermöglichte zudem einen schnellen An- und Abtransport der Waren für die mit eigenem Gleisanschluss versehenen Unternehmen.

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Zollamt im Freihafen.
Als Hafen der Stadt Mülheim verfügte der Mülheimer Handelshafen über ein eigenes Zollamt und eine Zoll-Lagerhalle. Das Hafengelände war durch ein massives Gitter und Tore landseitig abgeschossen. Wie im Rheinauhafen und im Düsseldorfer Handels- und Zollhafen diente der 4200 m2 große Zollhof dem Freihandel für Waren, die per Schiff den Hafen wieder verließen und mussten erst verzollt werden, wenn sie die landseitigen Tore passierten. 1911 wurden im Mülheimer Hafen etwa 7000 Schiffe mit einer Umschlagsmenge von 520.000 Tonnen abgefertigt. Das entsprach 40% der gesamten Umschlagsmenge in den Kölner Häfen.

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Mülheimer Südhafen mit der Großmühle von Syberberg & Co..
Nicht mehr erhalten sind die ähnlich wie in Deutz am Hafen angesiedelten Mühlenbetriebe, insbesondere die auch als Hefftsche Kunstmühle bekannte Firma Syberberg & Co. Die eindrucksvolle, mehrgeschossige Fabrikruine überragte nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg (der Rhein bildete mehrere Wochen lang die Frontlinie) noch jahrzehntelang mahnend am Hafen.


Literatur

• Meynen/Klein-Meynen/Kierdorf: Kölner Wirtschaftsarchitekur, Köln 1996, S. 210–218