Die Bohrgesellschaft "Verein", sich zusammensetzend aus Apothekern, Pastoren, Advokaten, kleineren Kaufleuten und zum größeren Teil aus Bauern unter Vorsitz des auf Schloß Lauersfort ansässigen Gutsherrn vom Rath, brachte nicht die Finanzkraft zum Bau einer Bergwerksanlage auf. Auch eine Teilung der Berechtsame 1874 in vier Einzelfelder ergab keinen Fortschritt. Nachdem 1907 eines dieser Einzelfelder (Norddeutschland) an die Firma Krupp verkauft wurde (später zu Friedrich Heinrich), wurde 1911 unter Beteiligung des Berliner Bankhauses Bleichröder die Niederrheinische Bergwerksgesellschaft mbH mit Sitz in Neukirchen gegründet.
Das Abteufen der Schächte erfolgte im Gefrierverfahren durch die Rheinisch-Westfälische Schachtbau AG/Essen. 1914 erreichte Schacht 1 (6,0 m) in einer Teufe von 229 m das Steinkohlengebirge. Unterbrochen wurden die Abteufarbeiten durch technische Schwierigkeiten (Rißbildungen in der Tübbingssäule und Einbau einer zweiten Tübbingsäule 5,5 m), besonders aber durch den Krieg. Wegen Einziehung der Bergleute zum Kriegsdienst konnten die Abteufarbeiten nur in sehr begrenztem Umfang fortgeführt werden. Erst 1917 erreichte Schacht 1 die Endteufe von 493 m und 1918 wurde Schacht 2 (2. Sohle = 470 m) abgenommen. Nach der Förderaufnahme im Oktober 1917 konnte sich erst 1918/19 eine nennenswerte Förderung entwickeln.
Auch die Übertageanlagen entstanden kriegsbedingt nur zögernd nach einer Planung, die zumindest teilweise schon 1914 vorgelegt wurde. Als Planverfasser wird der vom Bergwerk Friedrich Heinrich entliehene Bauführer Kirchberg genannt. Die in einer Mischkonstruktion aus Beton und Backsteinaußenwänden erstellten Bauten wurden ausgeführt von der Fa. Diehl/-Essen Abt. Eisenbeton. Als erste für den Förderbetrieb notwendige Funktionsgruppe entstanden
Mit Fertigstellung der Tagesanlagen erreichte die Zeche Ende der 1920er Jahre vorläufig den Höhepunkt ihrer Leistungskraft. Die Förderziffern stiegen von knapp 400.000 t im Jahr 1925 auf einen Höchststand von 670.935 t im Jahr 1929. Bei einer Tagesleistung von 2.214 t gehörte Niederberg zu dieser Zeit im Vergleich zu den in den 1920er Jahren zu Großschachtanlagen ausgebauten Zechen des Ruhrgebietes, aber auch im Vergleich zu den Nachbarzechen Friedrich Heinrich und Rheinpreußen, zu den kleineren Zechen des Reviers. Die Zahl der beschäftigten Bergleute stieg bis 1929 auf knapp 1800. Mit der Weltwirt-schaftskrise, die 1932 zu sechsmonatiger Betriebseinstellung zwang, endete diese erste Entwicklungsperiode des Bergwerks.
Mit Fertigstellung des Kauen- und Verwaltungsgebäudes hatte die Zeche Niederberg 1928 einen baulich-/technischen Zustand erreicht, der in den folgenden beiden Jahrzehnten im Bereich der Übertageanlagen kaum noch Änderungen verlangte. Die wirtschaftlichen Anstrengungen der NS-Zeit brachten eine Steigerung der Förderleistung, die 1937 3000 tato überstieg und 1940 eine Förderleistung von 905.312 t mit 3040 Beschäftigten brachte. Zuvor war 1934 auf der Zeche - und zwar erstmals im Ruhrgebiet - ein Großraumförderwagen mit 2 200 l Fassungsvermögen eingeführt worden. 1938/39 wurde die zweite Fördermaschine am Schacht 1 aufgestellt und 1941 das quer die Zechenstraße abschließende Sägewerk gebaut.
Einen Aufbruch zu neuen Dimensionen erlebte die Zeche erst nach dem 2. Weltkrieg. 1952/53 entstand Wäsche 2 zur Aufbereitung der Anthrazitkohle, die nun über den entsprechend ausgebauten Schacht 2 gefördert wurde. Zugleich wurde das neue Kesselhaus mit Schornstein und
Niederberg 4 ist besonders wegen des entwicklungsgeschichtlich bedeutenden Fördergerüstes denkmalwert. Schachthalle und Fördermaschinenhaus bilden mit dem Fördergerüst eine Funktionseinheit und sind zu dessen Verständnis erhaltenswert. Zum denkmalwerten Bestand der Schachtanlage gehören folgende Bauten und Anlagen:
Zweigeschossiges Strebengerüst in Kastenbauweise. Die Seilscheiben sind zwischen die auf Höhe der unteren Seilscheibe leicht nach hinten abknickenden Streben gelagert und auf Höhe der Seilscheibenachsen mit Bedienungsbühnen versehen. Im Gegensatz zu früheren Fördergerüstkonstruktionen befinden sich zwischen den Streben keine Horizontal- oder Diagonalstreben zur Aussteifung. Der an den Nähten geschweißte Kastenquerschnitt der Streben besitzt ausreichende Steifigkeit zur Aufnahme der Kräfte. Ganz oben knicken die Streben rechtwinklig nach hinten ab und gehen über in die Kranbahn zur Auswechslung der Seilscheiben. Analog zu den Streben ist das Führungsgerüst als vollständig ummantelte Kastenkonstruktion ausgeführt. Die Streben lehnen sich über die Bedienungsbühne der unteren Seilscheibe gegen das Führungsgerüst. Die Seilscheiben sind für Zweiseilförderung ausgelegt.
Backsteinhalle mit flach geneigtem Zeltdach. Die Tragkonstruktion in Stahlbeton wird durch die in den Fassaden liegenden Stahlbetonrippen deutlich gemacht. Zwischen den Betonrippen finden sich schlank-hochrechteckige Fenster mit Metallsprossen. Zugang über großes Doppeltor in einer Schmalseite der Halle. In die Halle führen die Gleise für die Förderwagen.
Backsteinhalle mit flach geneigtem Walmdach. Tragkonstruktion in Stahlbeton. In den Seitenfassaden und in der Rückseite befinden sich große Fensterflächen, die durch schmale Betonrippen in quadratische Formate unterteilt werden. Über und unter den Fenstern verlängern Sichtbetonflächen die Fensterzonen zu vertikalen Wandfeldern.
Die Schachtanlage Niederberg 4 ist Teil des rheinischen Steinkohlenbergbaus und wesentlicher Bestandteil der Geschichte des Steinkohlenbergbaus im linksrheinischen Bereich.
Die Schachtanlage verdeutlicht mit ihrem Objekt- und Gebäudebestand die Anlageart eines Außenschachtes. Mit der industriellen Entwicklung des Bergbaus mußten zur Erschließung der großen Kohlefelder durch die jeweiligen Zechen mehrere Schächte zur Bewetterung und Fahrung angelegt werden. Um den Weg zwischen Schachtanlage und Abbauorten möglichst gering zu halten, entstanden die Schachtanlagen in größerer Entfernung zueinander verteilt in sinnvollen Abständen über das ganze Kohlenfeld. Gerade die zum Zeitpunkt der Verleihung ungewöhnliche Größe der linksrheinischen Kohlefelder erforderte den Bau von Außenschachtanlagen. Die Schachtanlage Niederberg 4 gehört wegen der historischen Bedeutung des erhaltenen Fördergerüstes und der zeittypischen Architektur der Schachtgebäude zu den denkmalwerten Außenschachtanlagen im Rheinland.
Seit Einführung der Stahlfördergerüste in den Steinkohlenbergbau 1869 gab es sehr unterschiedliche Gerüstformen. Von der Stahlbautechnik her lassen sich die Gerüstformen grundsätzlich unterscheiden in Fachwerkkonstruktionen, Vollwandgerüst und Gerüste mit Kastenprofilen. In den 1950er Jahren entstand die Idee, die wesentlichen Bestandteile des Fördergerüstes in Kastenprofilen auszuführen. Die Verbindung zwischen Flansche und Stege wurde dabei geschweißt. Zugleich wurden Überlegungen zur Weiterentwicklung der Fördergerüstformen angestellt. Dabei entstand eine Fördergerüstform ohne Seilscheibenträger. Die Seilscheiben wurden direkt in die nach oben verlängerten
An der Entstehungsgeschichte dieses Gerüstes wird deutlich, daß für die Formfindung auch ästhetische Motive (Einbindung in die Landschaft) eine Rolle gespielt haben.
• Buschmann, Walter: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau, Berlin 1999
• Gebhardt, Gerhard: Ruhrbergbau. Geschichte, Aufbau und Verflechtung seiner Gesell-schaften und Organisationen, Essen 1957
• Geschäftsberichte. Niederrheinische Bergwerksgesellschaft. Neukirchen, 1916/17-1941
• Hermann, Wilhelm und Gertrude: Die alten Zechen an der Ruhr, Königstein/Taunus 3. Aufl. 1981
• Huske, Joachim: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier, Bochum 1987
• Niederrheinische Bergwerks AG. Geschichtliche Entwicklung des Bergbaus am linken Niederrhein (Kreis Moers Hg.), o.O., o.J. (1960)
• Reuß, Der Steinkohlenbergbau, in: Der Landkreis Moers (= Monographien deutscher Landkreise Bd. III), S. 193-207, Berlin 1926