Grube Adolf
Adolfpark
Kurztext

Gegründet in einer Expansionsphase des Bergbaus im Aachener Revier ergänzte die Grube Adolf die Förderleistung der benachbarten Grube Anna in Alsdorf. Bemerkenswert im Erscheinungsbild der Übertageanlagen waren die sich gegenüberstehenden Fördergerüste mit den massiv in Backstein gemauerten Schachthallen (Abbruch 1992). Erhalten blieb das Fördermaschinen- und Lüftergebäude mit einer der wenigen überlieferten Dampffördermaschinen von 1913.



Walter Buschmann
Grube Adolf in Herzogenrath


Beflügelt durch die Hochkonjunktur der 1890er Jahre, beschloss der Eschweiler Bergwerks-Verein (EBV) zur Erschließung seiner Konzession Merkstein die Errichtung einer neuen Doppel-schachtanlage. Schon 1858 hatte sich die Gewerkschaft Anna im Anschluss an das Grubenfeld Anna mit 14,9 km² die Konzession für das Grubenfeld Merkstein mit 5 km² erteilen lassen. Jahrzehntelang war der EBV mit dem Ausbau der 1863 erworbenen Grube Anna beschäftigt, so daß erst zur Jahrhundertwende der Abbau im nördlich angrenzenden Kohlefeldes Merkstein anstand. Die neue Schachtanlage, ca. 3,0 km nordwestlich der Grube Anna, wurde benannt nach dem langjährigen Vor-sitzenden des Aufsichtsrates Freiherr Adolf von Steffens (1871-98).

1899 begannen die Abteufarbeiten für Schacht 1 der Grube Adolf im Senkschachtverfahren. Durch die erheblichen Schwierigkeiten bei der Durchörterung wasserreicher Deckgebirgsschichten (zwischenzeitlich hatte der EBV deswegen den Eduardschacht von Anna II begonnen) wurde das Karbon erst 1908 erreicht. Zur Wetterführung wurde 1909 auf der 252 m Sohle zunächst ein Durchschlag zum Wilhelm- und Eduardschacht von Anna II hergestellt. Über Schacht 1 entstand 1911/12 ein zweigeschossiges deutsches Strebengerüst für Doppelförderung. Das Gerüst hatte ebenso wie für den kurz zuvor fertiggestellten Eduardschacht und für den späteren Hauptschacht der Grube Anna vier Seilscheiben, die paarweise übereinander angeordnet waren. Zur Förderung wurde eine Dampffördermaschine der Isselburger Hütte aufgestellt. 1913 konnte die Förderung aufgenommen werden. Zunächst wurde aber (wohl bis etwa 1920) die gewonnene Kohle per untertägiger Seilbahn über den Eduardschacht zu Tage gehoben.

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Foerdergerüste mit Schachthallen, links Schacht 2, rechts Schacht 1
Erst nach dem Ersten Weltkrieg wurde die Schachtanlage Adolf vollendet. 1920 bis 1923 wurde Schacht 2 abgeteuft und als Wetterschacht mit Ventilator in dem erhaltenen Lüftergebäude ausgestattet. Mit einem zweigeschossigen Fördergerüst, Schachthalle und Fördermaschine ausgestattet, diente Schacht 2 auch zur Entlastung von Schacht 1, der in den gleichen Jahren Schachthalle, selbsttätigen Wagenumlauf und eine zweite Dampffördermaschine erhalten hatte. Im Anschluss an den Wagenumlauf erhob sich die 1920 begonnene Wäsche über dem Zechenbahnhof. Die Wäsche war von der Fa. Humboldt/Köln gebaut worden und hatte als eine der ersten Aufberei-tungsanlagen in Deutschland eine Flotation nach dem von Elmore Diehl entwickelten System erhalten. Erwähnenswert ist noch die Druckluftanlage mit zwei Kompressoren (1920 und 1927), die 39.000 m³ Druckluft in das Leitungsnetz der Gruben Anna und Adolf einspeiste.

Die um 1923 fertig gestellte Grube Adolf brachte mit 2500 t Kohle Tagesförderung eine erhebliche Steigerung der Fettkohlenerträge des Eschweiler Bergwerks-Vereins. Ein Ausbau auf 4000 Tagestonnen war vorgesehen.

Adolf stand über eine Verbindungsbahn direkt mit der Kokerei der Grube Anna in Verbindung. Grube Adolf wurde mit einer großen Arbeiter- und Beamtensiedlung versehen, die nach einem Wettbewerb von 1903/04 ab 1911 in mehreren Bauabschnitten realisiert wurde. Der hohe Anspruch, den man an die architektonische Gestaltung der Siedlung stellte, wird an der prominenten Besetzung des Preisgerichtes deutlich, dem u.a. Joseph Stübben und der Leiter der Krupp'schen Bauverwaltung Robert Schmohl angehörten. Von Schmohl stammt vermutlich auch der Bebauungsplan für die Siedlung, da die zum Wettbewerb eingerichteten Arbeiten nicht ausgeführt wurden. Die Bauabschnitte nach 1920 wurden von den Kölner Architekten Erberich und Scheeben gestaltet. Durch Abriß und Veränderungen infolge von Privatisierungen ist die Siedlung stark verändert.

In den 1930er Jahren im übertägigen Bereich kaum verändert, erlitt die Grube im Zweiten Weltkrieg relativ geringe Zerstörungen. 1958 erreichte man mit 939.705 t die höchste Förderung. 1963 wurde Schacht 1 von der 600 auf die 860 m Sohle tiefergeteuft. 1972 erfolgte der Verbund mit Grube Anna. Die im Grubenfeld Merkstein gewonnene Kohle wurde zur Grube Anna gefördert und dort zu Tage gehoben. Nach Abbruch der funktionslosen Aufbereitungsanlagen dienten die Schächte weiter für Seilfahrt und Wetterführung.

Im Frühjahr 1992 wurden ohne Abrissgenehmigung die beiden Fördergerüste abgebrochen. Erhalten blieb das Fördermaschinen- und Lüftergebäude von Schacht 2.


Fördermaschinen- und Lüftergebäude, 1922|23, 1933, 1938|39
Architekt: Erberich und Scheeben

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Fördermaschinen- und Lüftergebäude. Foto: 1994
Das 1922|23 errichtete ursprüngliche Gebäude war eine Backsteinhalle auf Rechteckgrundriß mit Satteldach und Belichtungsraupe über dem First. Die Halle war durch eine Querwand unterteilt in Ventilatoren- und Maschinenraum.

Die Hallenerweiterung um eine Achse nach Westen diente 1933 zur Aufstellung eines neuen Ventilators.

1938 wurde für die neu installierte Dampffördermaschine ein quer zum Ursprungsbau orientierter Mitteltrakt mit erhöhtem Dach eingefügt. Da dieser Mitteltrakt nach hinten aus der Flucht des Ursprungsbaus verspringt, hatte die Anlage nun einen T-förmigen Grundriß erhalten.

Trotz der verschiedenen Bauphasen zeigt das Gebäude eine einheitliche Formensprache mit knapp vorspringenden Pilastern und gerahmten Giebeldreiecken. Lünettfenster in den Seitengiebeln runden das neoklassizistische Erscheinungsbild der Halle ab.

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Zwillings-Dampffördermaschine. Foto: 2002
Ausstattung: Im Mitteltrakt steht die 1939 eingebaute Dampfmaschine. Es ist eine Zwillings-Dampffördermaschine der Fa. Gutehoffnungshütte Sterkrade von 1913 (lt. Aufschrift auf den Zylinderdeckeln). Mit einer Leistung von 1250 PS erreichte die Maschine 12 m/s Fördergeschwindig-keit. Der mechanisch angetriebene Teufenstandszeiger stammt vermutlich noch aus der Bauzeit der Maschine. Die Steuereinrichtung des Fördermaschinisten wurde wohl 1939/40 erneuert. Die Maschine dient zum Antrieb einer Koepe-Treibscheibe ( 5,5 m). Die grußeiserne Scheibe wurde in zwei Teilen gefertigt, die an der Mittelnaht durch Schrauben verbunden sind.

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Fördermaschinen- und Lüftergebäude, links der Radialventilator. Foto: 2002
Im Westflügel steht der Elektromotor (Fa. Siemens-Schuckert) für den 1933 eingebauten Ventilator. Der Motor trieb über einen nach außen führenden Treibriemen den vor dem Gebäude aufgestellten Radialventilator. Der Treibriemen war geschützt durch einen niedrigen Flügelbau, der der Halle südlich vorgelagert ist. Daran lehnt sich der mit genieteten Stahlblechplatten umhüllte Radialventilator und der ebenfalls aus Stahlblech gefertigte Diffusor an. Das zum Schacht führende Rohr ist knapp vor dem erhaltenen Hauptschieber gekappt.


Gekürzter und für das Internet bearbeiteter Text. Gedruckt mit allen Anmerkungen und Quellenangaben in: Walter Buschmann: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenrevier. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. Gebr. Mann Verlag Berlin 1998, S. 167-215


Literatur

• Fehl, Gerhard(Hg.), Werksiedlungen im Aachener Revier, Aachen 1988
• Salber, Daniel: Das Aachener Revier, Aachen 1987
• Schaetzke, Hans Jakob: Vor Ort, Herzogenrath 1992
• Stegemann, Oskar: Der Eschweiler Bergwerks-Verein und seine Vorgeschichte, (Herzogenrath-)Kohlscheid 1938
• Stegemann, Oskar: Der Eschweiler Bergwerks-Verein in seiner neuesten Entwicklung, Aachen 1927