1895 entstand eine neue Kraftanlage in einem rückwärtigen Anbau an das alte Fabrikgebäude mit Zweiflammrohrkessel und Kamin auf quadratischem Grundriß. Die Konflikte wegen der von der Fabrik ausgehenden Emissionen hörten jedoch nicht auf und 1939 beschwerte sich ein Nachbar, daß man kaum die Fenster öffnen, die Wäsche draußen trocknen könne oder im Garten sich aufhalten könne, "... da wir dermaßen mit Flugasche überschüttet werden, dass man meinen sollte, man wohnt neben einer Zeche."?
Nach dem Krieg wurde die Kesselanlage noch einmal erneuert. Die Fa. I. A. Hergett war auf dem Grundstück noch 1958 ansässig.
Das Fabrikgebäude von 1861 steht mit seiner vierachsigen Schmalseite in der Fluchtlinie der Heinzenstraße. Es ist ein dreigeschossiger Backsteinbau mit Walmdach. In den stichbogigen Öffnungen mit Blausteinfensterbänken sind die kleinteiligen Metallsprossenfenster weitgehend erhalten.
Das Gebäude ist vollständig unterkellert mit einer Betondecke über dem Kellergeschoß. Die Geschoßdecken sind als Holzbalkendecken ausgebildet. Die ursprüngliche Erschließung durch eine zweiarmige Innentreppe in der Nordostecke des Gebäudes wurde in jüngerer Zeit ersetzt durch eine zweiläufige Betontreppe, die direkt hinter dem Mitteleingang in der siebenachsigen Seitenfassade angeordnet wurde.
Als Anbau von 1895 befindet sich hinter dem Fabrikgebäude von 1861 das Maschinen- und Kesselhaus. Es besteht aus einem höheren Gebäudeteil in Stahlfachwerk mit Ausfachungen in Ziegeln und blauschimmernden Glasbausteinen und einem daran anschließenden flacheren Trakt. Im Gebäude sind technische Teile der Kraftanlage erhalten; der ehemalige Kamin wurde durch Sprengung restlos beseitigt.
Das Fabrikgebäude von 1865 wohl zusammen mit der neuen stärkeren Kessel- und Dampfmaschinenanlage entstanden steht mit seiner sechsachsigen Längsfassade in der Straßenflucht der Heinzenstraße. Es ist ein dreieinhalbgeschossiger Backsteinbau mit Walmdach, stichbogigen Fensteröffnungen mit Blausteinfensterbänken, in denen teilweise die kleinteiligen Metallsprossenfenster erhalten sind. An der Straßen- und Hofseite befinden sich gußeiserne Telleranker.
In der weißgeschlämmten Hoffassade gibt es eine mittig angeordnete große Türöffnung mit Natursteinlaibung und eine schmale Seitentür. Zur Straße ist in die Fassade ein gußeisernes Schild eingelassen mit der Inschrift: J. A. Hergett Tuchfabrik. Die Innenkonstruktion besteht aus Holzbalkendecken ohne Stützen.
Im rückwärtigen Grundstücksbereich befindet sich das Bürogebäude von 1861. Es ist ein dreigeschossiger Backsteinbau auf polygonalem Grundriss mit Walmdach, Stichbogenfenstern, Fensterbänken aus Blaustein und gusseisernen Tellerankern. In den Obergeschossen sind die Holzfenster in alter Teilung erhalten. Die seitlich angeordnete breite Türöffnung mit Natursteinlaibung und ursprünglich doppelflügeliger Holztür erschließt eine zweiläufige Holztreppe.
Zwischen dem Fabrikgebäude von 1865 und dem Bürotrakt erstreckt sich ein schmaler dreigeschossiger Seitenflügel, in dem sich eine einläufige Treppe befindet. Der Seitenflügel diente im 1. Obergeschoß zur Verbindung von Büros und Fabrik.
Der zwischen die Fabriktrakte nachträglich eingefügte Zwischentrakt mit zweiachsiger Straßenfassade in Ziegelmauerwerk, breiter Tordurchfahrt und ebenso breitem Erdgeschoßfenster ist Teil der Gesamtanlage.
Im Gebäudebestand ist die kleine Tuchfabrik nahezu komplett überliefert - es fehlen nur der Kamin und die eingeschossige innere Hofüberbauung. Die schlichte Zweckarchitektur mit kubischen Baukörpern, einfachen Ziegelfassaden mit den schlicht darin eingeschnittenen Stichbogenfenstern und Blausteinfensterbänken entspricht im architektonischen Ausdruck jener äußersten Zurückhaltung, Strenge und Geschlossenheit, die für den Fabrikbau in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht nur in Aachen gültig war, und der für unser Jahrhundert zeitweise Vorbildcharakter hat Die Nutzung der Gebäude, die ursprüngliche Anordnung der Dampfmaschinen und die Führung der Transmissionseinrichtungen ist noch ungeklärt und bedarf weitergehender industriehistorischer Forschung.
• Fischer, Wilhelm: Aachener Werkbauten des 18. und 19. Jahrhunderts, Diss. Aachen 1946 (Typoskript)