Davina Schulte: Eisenhütte Schmithof. Seminararbeit an der RWTH Aachen 2006
Davina Schulte: Eisenhütte Schmithof. Seminararbeit an der RWTH Aachen 2006
Das im Bergwerk Schmithof gewonnene Eisen wurde in der Eisenhütte Schmithof verhüttet und geschmolzen, um es anschließend vor Ort oder im nahegelegenen Hammer weiterzuverarbeiten. Zum Beispiel wurden Gusswaren für Haushalt, Gewerbe und auch für den bäuerlichen Bedarf (z.B. Beschlagteile und Stalleinrichtungen) hergestellt. Zu den Sondererzeugnissen der Eisenhütte Schmithof gehörten gegossenen Walzen. 1788/1789 sind hier verschiedene Lieferungen von Walzen aus Schmithof belegt.
Außerdem wurden Öfen gegossen. Neben diesen Produkten fand auch immer der Verkauf von Roheisen statt.
Im Jahre 1792 errichtete Heinrich d´Ehlers eine zugehörige Frischhütte in etwa 1000 Meter Entfernung zur Eisenhütte. Laut Beschreibungen wurden die auf Schmithof genutzten Wässer über gusseiserne viereckige Leitungen zur Frischhütte geleitet.
1793 | 1794 wurde die Hütte von französischen Soldaten besetzt, die dort aus dem vorhandenen Eisen Munition herstellten. Eine Lieferung gegossener Kugeln lässt sich im Jahr 1796 nachweisen. Heinrich Thomas d´Ehlers soll das Werk zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen haben.
1810 wurde das gesamte Werk Schmithof an den Aachener Dr. jur. Franz Xaver Nepomuk Carlier verkauft und nach dessen Tod, bereits ein Jahr später, durch seine Witwe an einen Lütticher Kaufmann weiterverpachtet. Nach Uneinigkeiten und einem Rechtsstreit ging die Eisenhütte 1814 wieder in den Besitz der Witwe Carlier über.
Das Jahr 1815 stellte ein besonders schwaches und schlechtes Jahr für die Eifeler Eisenindustrie dar und auch das Werk Schmithof hatte starke Absatzschwierigkeiten zu verzeichnen, die schließlich zum Niedergang führten.
1820 wurde das Inventar (Lager- und Einrichtungsbestände) durch einen Gerichtsvollzieher versteigert.
Dazu gehörten beispielsweise 600 gegossene Öfen mit 6 000 Ofendeckeln, 9.000 Ofenroste, 4.000 große und kleine Kessel mit 1.000 Deckeln, Gewichtssteine, 10.000 Pfund Eisen und 2 große Blasebälge. Die Eupener Industriellenfamilie Sternickel erwarb die gesamte Anlage.
Die größte Blütezeit der Eisenhütte Schmithof war Anfang der 90er Jahre des 18. Jahrhunderts.
Heute besteht die ehemalige Eisenhütte großteils aus landwirtschaftlich genutzten Gebäuden kombiniert mit Wohnnutzung.
Vor dem Untergang des Werkes, während der Betriebszeit, war der gute technische Standard der Eisenhütte Schmithof weithin bekannt. Der Hochofen, den Heinrich d`Ehlers errichten ließ, war bis in die Mitteleifel der höchste Ofen mit der größten Erzeugung. In frühen Beschreibungen wird dieser mit einer Größe von 7,50 Meter geführt, durch Veränderungen im Laufe der Jahre erreichte er allerdings später eine Höhe von 10 Metern. Neben dem Hochofen selbst war auch das Gebläse eine Besonderheit. Die Hütte verfügte als erste Eisenhütte der Eifel über ein eisernes Zylindergebläse, das auf Schmithof selbst gegossen wurde. Laut Beschreibungen war dieses die Kopie eines englischen, ebenfalls gusseisernen Gebläses. Es bestand aus zwei viereckigen, gegossenen Kästen mit einem Brett im Inneren, das mit einem mittleren Ventilloch versehen war. Diese dienten als Kolben zur Verdichtung des angesaugten Windes und hatten gegenüber den üblichen Lederbälgen den Vorteil nur geringe Verschleißspuren zu zeigen und nur geringe Luftverluste zu haben.
Aufgrund der guten Erzgrundlagen, der durch die Lage der Hütte guten Versorgung mit Holz und nicht zuletzt wegen der guten technischen Ausrüstung und der Innovationen in der Hüttenindustrie galt Schmithof seinerzeit als vorbildlich aufgebaute Eisenhütte.
Zu dem Werk gehörte ein langgestreckter, relativ schmaler Hüttenteich mit Zu- und Ablauf über die Iter. Die genaue Lage des Teiches ist allerdings heute nicht mehr nachvollziehbar aufgrund der Planierungen für den Bau der neuen Bundesstraße und der Itertalklinik. Kastengebläse waren ehemals eine schwedische Erfindung im 18. Jahrhundert. Ursprünglich bestanden sie aus großen, viereckigen, hölzernen Kästen mit einem gedichteten Boden darin, die sich an der Rückwand des Ofens befanden. Dieser Boden fungierte als Kolben und bewegte sich über die Welle eines Wasserrades angetrieben auf- und abwärts. Die Welle griff dabei in Zugbänder an den Kästen und zog diese nieder, um sie anschließend wieder in die Höhe schnellen zu lassen. Diese Blasebälge waren meist so angelegt, dass deren Bewegung abwechselnd, also nicht parallel, erfolgte. Zur Zuführung der künstlich verdichteten Luft waren diese Gebläsekästen mit Öffnungen des Hochofens verbunden. Das Gebläse der Eisenhütte Schmithof ist also vermutlich eine Variation oder Weiterentwicklung dieser hölzernen Kastengebläse.
Im 19. Jahrhundert nach dem Niedergang wurde die ehemalige Verhüttungsanlage vielen Veränderungen und Ergänzungen unterzogen. Das Werk wurde, wie bereits erwähnt, schrittweise zu einer landwirtschaftlichen Hofanlage umgenutzt und umgewandelt. Ein Großteil der Gebäude steht heute unter Denkmalschutz.
Es war bei alten Hochofenanlagen üblich das Gemäuer um den Hochofen mit Bruchstein auszuführen und mit Luftkanälen und Abzügen zu versehen. Es ist anzunehmen, dass aus diesem Grunde auch häufig die gesamte Anlage bzw. die Hauptbauten dieser auf gleiche Weise errichtet wurden. Bei der Eisenhütte Schmithof ist das Bruchsteinmauerwerk der alten Anlage erhalten geblieben. Das Mauerwerk besteht aus verschiedenen Steinarten, unter anderem Blaustein und Sandstein, in vielen Tönen ( z.B. braun, rot, grau, bläulich usw.) und unterschiedlicher Bearbeitung. Das Mauerwerk der ehemaligen Hauptbauten (dreigiebeliger Bau und Hochofengebäude) erscheint unregelmäßig, das der Wohngebäude, die vermutlich später der Anlage hinzugefügt wurden, ist hauptsächlich in Sandstein und mit regelmäßig verlaufenden Schichten und Fugen ausgeführt. Die Gebäudeecken werden durch größere, besser und gleichmäßiger bearbeitete Steine, hauptsächlich Blaustein, gebildet.
Im 19. Jahrhundert gab es zwar im Zuge der Neubestimmung der alten Anlage viele Veränderungen, was An- und Umbauten betrifft, dennoch konnten aufgrund der landwirtschaftlichen Nutzung großer Gebäudeteile große Eingriffe in die Substanz vermieden werden bzw. erwiesen sich als nicht nötig.
Die technische Ausstattung ist, soweit mir bekannt, nicht erhalten. Dazu gehören beispielsweise der Hochofen samt Gebläse, Welle und Wasserrad. Diese typischen Elemente einer Eisenhütte aus dem 18./19. Jahrhundert wurden zum Teil vermutlich bereits bei der Inventarversteigerung von 1820 veräußert, zum Teil fielen sie wahrscheinlich auch den Arbeiten im Zuge der Umnutzung zum Opfer. Neben diesen fehlen auch weitere wichtige Elemente, die für den Betrieb einer Eisenhütte charakteristisch und notwendig waren, wie beispielsweise der Hüttenteich samt Zu- und Ablauf über die Iter, mit Hilfe dessen der Hüttenbetrieb auch bei mangelndem Wasserstand des Baches zumindest einen Tag aufrecht erhalten werden konnte. Der Hüttenteich wurde, wie bereits erwähnt, beim Bau der Itertalklinik und der neuen Bundesstraße zugeschüttet und planiert und ist heute nicht mehr nachvollziehbar. Die technische Ausstattung des ehemaligen Eisenwerkes und charakteristische Merkmale einer solchen Anlage betreffend ist viel des alten Komplexes verloren gegangen.
Es wäre wünschenswert gewesen, diese Aspekte der Eisenhütte wären geschützt und in die landwirtschaftliche Nachnutzung integriert worden, vor allem, da die technische Ausstattung des Werkes in der Literatur als besonders hervorgehobenen wird. Das dem nicht so ist, ist wahrscheinlich zu Teilen der mit der Zeit gewachsenen Sensibilität und dem schrittweise entstandenen Verständnis und Willen derartige Anlagen zu erhalten und dem zunächst eher zweckmäßige Denken der Menschen zuzuschreiben.
Das Denkmal Eisenhütte Schmithof wahrt somit mehr einen strukturellen Zustand und das charakteristische Erscheinungsbild der einzelnen Gebäude. Nachvollziehbar geblieben sind beispielsweise die Lage einer solchen Anlage bezogen auf die Tallage und die Nähe zum Wasserlauf der Iter. Weiterhin ist auch erkennbar, dass es sich wie bei den alten Hüttenbetrieben um einen geschlossenen Komplex aus Hauptbauten und Nebengebäuden handelt.
Geht man bei der Betrachtung der heutigen Eisenhütte ins Detail, so ist erkennbar, dass die einzelnen Gebäudeteile der alten Verhüttungsanlage unterschiedlichen Umgang erfahren haben. Im Bereich der Wohnnutzung zeigen sich stellenweise gravierende Eingriffe und Veränderungen, während die hauptsächlich landwirtschaftlich genutzten Gebäude weitaus weniger Renovierungsarbeiten unterzogen und oftmals in ihrem früheren Zustand belassen wurden. Derartiger Umgang mit dem Denkmal lässt sich auf die Wohnnutzung und damit verbundene heutige Anforderungen zurückführen. Der Unterschied wird besonders im Bereich der Fenster deutlich. Die Wohnhäuser wurden komplett mit neuen Fenstern, Rahmen und Gewänden versehen, während in anderen Teilen der Anlage die Gebäudeöffnungen, zumindest in jüngerer Zeit, wie auf den Fotos erkennbar, nicht erneuert wurden. Diesbezüglich ist eher negativ anzumerken, dass die Veränderungen ohne genaue Vorbilder und Konzept durchgeführt und scheinbar sehr vom Geschmack des Besitzers bestimmt wurden. So hat man beispielsweise ehemals weiße Fensterrahmen (siehe Schwarz-Weiß-Bilder) durch dunkelbraune ersetzt. Der Urzustand der Gebäude und der ehemals industrielle Charakter der Eisenhütte wurden nicht einbezogen und scheinbar gänzlich außer Acht gelassen. Die Sprosseneinteilung der Fenster mag eventuell am einstigen Erscheinungsbild orientiert worden sein, die einzelnen Elemente sind dabei allerdings, was ihre Proportionen betrifft, viel zu stark ausgebildet worden. Man hat hier nicht versucht alte Eisenprofilfenster zu erhalten bzw. diese wiederherzustellen oder eine gute Neuerung dieser Fenster einzusetzen.
Ein weiterer Aspekt, der das Erscheinungsbild der Eisenhütte prägt und sich in diesem Fall als störend erweist, ist die Gestaltung der Außenanlagen. Bepflanzungen, Blumenkästen und dergleichen passen sich nicht dem Charakter der Eisenhütte an und wirken daher etwas befremdlich. Dieser Aspekt fällt allerdings weniger ins Gewicht als die Veränderungen der Fassade, da sich Außenanlagen im Gegensatz dazu jederzeit ohne Eingriffe in die Gebäudesubstanz wieder verändern lassen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Erscheinungsbild eines Denkmals großteils abhängig ist von der Art der Nachnutzung und von dem Verständnis der jeweiligen Besitzer gegenüber dem Objekt und seinem ursprünglichen Charakter.
• Daverkosen: Die wirtschaftliche Seite der Reichsabtei Kornelimünster, Diss. Aachen 1914
• Engels, Ludwig: Was Großmutter erzählte, Aachen 1987
• Eversmann, F. A. A.: Die Eisen- und Stahlerzeugung auf Wasserwerken zwischen Lahn und Lippe und den vorliegenden französischen Departements, 1804
• Hamacher, Josef | Reth, Egon von: Die ehemalige Gemeinde Kornelimünster, Aachen 1994
• Nagel, Franz: Geschichte der Reichsabtei Cornelimünster und des Münsterländchens, Cornelimünster|Stolberg 1925
• Pfannenschmidt, Carl W.: Zur Entwicklung der Eisenindustrie in den nordwestlichen Ausläufern der Eifel, Düsseldorf 1984 (Typoskript Bibl. RWTH Eisenhüttenwesen)