Ein wichtiger Vorteil Stolbergs gegenüber Aachen war, dass es in Stolberg keine einengenden Bestimmungen der Zunft gab, die dem technischen Fortschritt, der Produktionserweiterung und der Senkung der Herstellungskosten im Wege standen.
1724 wurde von den Brüdern Leonard und Philipp Hoesch der Neuenhammer als Erweiterung des Plattenhammers erbaut.
1840 wurde der Plattenhammer als Betriebsstätte stillgelegt.
Vom Innenhof aus sind alle Gebäude leicht zu erschließen. Südlich des ehemaligen Tores befinden sich die Wohngebäude die sich gegenüberstehen. Nördlich des Tores befindet sich heute noch eine damals als Lagergebäude genutzte Scheune. Eine zweite Scheune die sich L-förmig an die noch bestehende anschloss wurde 1964 abgebrochen. Westlich der Wohngebäude war die Schmiede mit den beiden Frischöfen angeschlossen.
Der Plattenhammer wurde fast ausschließlich aus dem Vichttaler Eisenstein erbaut, einem sandigen Tonstein mit feinstverteiltem Limonit Gehalt. Trotz seines geringen Eisengehaltes bildete der Vichttaler Eisenstein die Erzbasis für die Vichttaler Eisenhüttenindustrie. Aufgrund seines geringen Eisengehaltes wurde seine Verhüttung im 19. Jh. unrentabel und ging stark zurück. Als Baumaterial dominiert er im Bereich seines Vorkommens stark das Erscheinungsbild der alten bruchsteingemauerten Ortskerne, wie zum Beispiel in Zweifall.
Die Hofseite der Scheune gilt hier als Ausnahme, diese ist als Fachwerkfassade ausgeführt. Dies ist auf die zu jener Zeit typische Bauweise zurückzuführen, die Außenfassade repräsentativ zu gestalten und für die innenliegenden oder zurückliegenden Bauteile die günstigere Variante des Fachwerks zu wählen.
Die Dächer der ursprünglichen Gebäude sind als Satteldächer ausgeführt.
Die Türen der Wohngebäude sind mit stilvollem Maßwerk aus Blaustein geschmückt. Seitlich der Eingangstüren der Wohngebäude sind ebenfalls aus Blaustein Säulen vorgeblendet (Pilaster). Erhalten geblieben sind ebenfalls die schweren Eichentüren (barockisierte Nageltüren) mit Oberlicht. Über den Türen befinden sich Mauerwerksentlastungsbögen.
Die Fassaden der zur Brücke gelegenen Gebäude sind weiß verputzt. Aufgebrachte Bleche deuten Fachwerk an. Das Fenster (Vichtseite) und die Tür (Hofseite) sind mit Bleistein eingefasst.
Die Scheune wurde als Lagerstätte für fertige Produkte und Halbzeuge und als Stall genutzt. Die Vichtseite ist in Bruchsteinen gemauert. Die Hofseite besteht aus einer Fachwerkfassade mit Bruchsteinsockel. Die horizontalen und vertikalen Riegel des Fachwerks sind aus dunklem Holz (vermutlich Eiche, angestrichen) und die Ausfachungen verputzt und weiß angestrichen. Die Fenster und Türöffnungen passen sich dem Fachwerk an. Die Fenster der Scheune auf der Vichtseite, sind im Gegensatz zu den Fenstern der Wohnbebauung wesentlich kleiner und weniger schmuckvoll gestaltet. Blausteineinrahmungen sind hier bis auf das Fenster direkt an der Brücke über die Vicht nicht vorhanden. An einigen Stellen im unteren Bereich der Treppe sind noch Stürze alter Fenster zu erkennen, die jedoch zugemauert wurden.
Der Schuppen im Hof ist ein Wiederaufbau von 1964. An den Schuppen wurde 1974 eine Garage für zwei PKWs angebaut. Sie passt sich in Form und Farbe leider nicht den bestehenden Gebäuden an.
Wie auch andere Eisenwerke in Vicht wurde auch auf dem Plattenhammer im 19. Jh. zeitweise Messing verarbeitet, hierzu war bis 1868 eine Messingwalze in Betrieb.
Der letzte Reitmeister auf dem Plattenhammer war Johann Phillip Hoesch II (1834-1885). Nach dessen Tod wurde der Besitz nach und nach verkauft und teilweise landwirtschaftlich genutzt, dieses brachte auch einige bauliche Folgen: Abriss der Schmiede und Verfall der Frischöfen.
Während die meisten Öfen der Umgebung abgebrochen wurden, konnten die Frischöfen des Plattenhammers 1963 restauriert werden. Die Fugen wurden außen und innen bis zu 10 cm ausgestemmt, mit Sandstrahlgebläse gereinigt und anschließend mit Traßzementmörtel mauerwerksbündig verfugt. Die Lücken im Mauerwerk wurden mit neuen Schiefertonsteinen ergänzt. Ebenso die Mauerwerksbögen innen und außen. Die Schornsteine wurden rekonstruiert Hierzu wurden schwarzbraune, handgestrichene Ziegel mit 2 cm breiten Stoß- und Lagerfugen im wildem Verband vermauert. Ebenfalls wurden Schornsteinaufsätze angebracht zum Schutz der historischen Bausubstanz vor Regenwasser. Die Bodenfläche der Außenanlagen wurde mit großformatigem Basaltpflaster belegt und die Treppenstufen aus Waschbeton hergestellt.
Bei dem Einbau der neuen Fenster auf der Vichtseite wurde auf die eigentliche Fensterform (Sprossenfenster) nicht eingegangen und auch die Materialität nicht eingehalten. Ein weiterer negativer Aspekt ist der Bodenbelag, Bilder aus dem Jahre 1940 zeigen einen einheitlichen Bodenbelag aus Bruchsteinen. Heute ist hiervon nicht mehr viel zu erkennen, es besteht eine Mischung verschiedenster Bodenbeläge, die an vielen Stellen notdürftig geflickt sind.
Als positiv zu bewerten ist, dass sich die Wohngebäude hier besonders die Blausteineinrahmungen der Fenster und Türen, die Ochsenaugen und die Kreuzstockfenster in einem guten Zustand befinden und auch das Mauerwerk ist gut erhalten. Dies alles macht das ehemalige Hammerwerk zu einem wichtigen Zeugen seiner Zeit. Zusammen mit den noch vorhandenen Frischöfen gewährt die Anlage einen Einblick in die damalige Struktur eines Hammerwerkes und die Architektur des 17. Jahrhunderts im Vichttal.
• Gehard; Kaspari, Dieter; Krapols, Marlene: Umbau statt Abriss!, Aachen 1995
• Haas, Hans: „Zur Restaurierung der Schmelzöfen im Plattenhammer“, in: Heimatblätter des Landkreises Aachen 1864 Heft 6; S.81-84
• Koch, Heinrich u.a.: Zweifall. Wald und Grenzdorf im Vichttal (2. Erw Aufl. des Zweifaller Heimatbuches von Johann Bendel), Monschau 1968
• Schreiber, Helmut und Katharina: Vicht, Beiträge zur Heimatgeschichte, Hammerwerke im Oberen Vichttal, Stolberg-Vicht 1993