Dieses Gebäude wurde 1901 verlängert durch einen 3-geschossigen bis an die derzeit noch öffentliche Zehntstraße heranreichenden Erweiterungsbau. Auch dieses Gebäude wurde im Erdgeschoß als Lager und teilweise mit einer so genannten Englischen Drahtziehmaschine auch zum Drahtzug genutzt. In den Obergeschossen waren Kaltwalzwerk, Diamantzug, Schlosserei und Verzinnerei untergebracht. Nach dem Bau der Hallen östlich der Zehntstraße 1910-12 für den Kupferzug wurden das Kaltwaltwerk und der Diamantzug im Gebäude 57 ausgeweitet. Mit dem Leichtmetallwerk von 1935 wurde auch das Kaltwalzwerk ausgelagert und der Diamantzug ausgedehnt.
Beide Gebäudeteile von Gebäude 57 sind in dem von Jean Wüst entwickelten Fassadensystem gestaltet, mit dem charakteristischen, geschoßweisen Wechsel von Segment- und Rundbogenfenstern und dem Rundbogenfries unter den Traufen des außen nicht in Erscheinung tretenden flachen Satteldaches. Die kleinteiligen Metallsprossenfenster sind überwiegend erhalten.
Der 3-geschossige Trakt hat im Inneren ebenfalls zwei Reihen Gussstützen mit viertelkreisförmigen Konsolen, querlaufenden Stahlunterzügen in Vollwandbauweise und Kappendecken. Im dritten OG tragen die Gussstützen genietete Dachbinder mit Streben- und Ständerfachwerk. Das Gebäude wird erschlossen über eine massive, doppelläufige Treppe. Im Treppenhaus sind zur Stromversorgung des Gebäudes die bei Felten & Guilleaume hergestellten Verteilerkästen und Messinstrumente erhalten.
Schon in älteren Lageplänen wird der Bereich südlich des Gebäudes 57 (Kupferdrahtzug und –walzwerk) als Kupferwerk oder – da zu einem großen Teil noch unbebaut – auch als Kupferhof bezeichnet. Vom Juli 1955 sind die namentlich nicht signierten Entwurfspläne der Fa. Hochtief für das Kupferwerk (Geb. 403) erhalten. Das überlieferte Bauwerk entspricht sehr weitgehend noch diesen, 1955 angefertigten Pläne.
Die von den Geschoßbauten umgebene Halle ist eine Stahlkonstruktion mit einer nach Osten orientierten Stahlfachwerkfassade. Die annähernd quadratischen Gefache sind in dieser Fassade mit Ziegeln ausgemauert. Die Belichtung erfolgt durch ein horizontales Fensterband mit vertikalen Scheibenformaten. Die Hallenkonstruktion besteht aus Stützen und annähernd horizontal ausgerichteten Unterzügen aus Stahl in Vollwandbauweise. Die durchlaufenden Unterzüge tragen satteldachförmige Belichtungs- und Belüftungsraupen. Halle und Geschoßbau sind teilweise unterkellert. (Walter Buschmann)