Nach den nüchtern-dokumentarischen, gleichwohl von großer Qualität in Aufmachung und Dokumentationsart von dem Unternehmen veröffentlichten Ausgaben über die „Wohlfahrtseinrichtungen der Gussstahl-Fabrik Fried. Krupp in Essen an der Ruhr“ von 1876, 1883, 1902 und 1911 äußerte sich 1913 erstmals ein renommierter Kunsthistoriker, der in Aachen lehrende Albert Erich Brinckmann zu den Krupp-Siedlungen und brachte im gleichen Jahr eine Monographie in Buchform über die Margarethenhöhe in Essen heraus.
Die von Hecker vorgenommene Einteilung des Krupp’schen Siedlungsbaus in Entwicklungsperioden orientiert sich am architektonisch-städtebaulichen Erscheinungsbild der Siedlungen und ist übertragbar auf den gesamten Siedlungsbau der Zeit bis 1918. Knapp wiedergegeben hatte Hecker folgende Entwicklungsperioden skizziert:
1870er Jahre
schematisch, geradlinige Siedlungsanlagen mit reiner Zweckmäßigkeitsarchitektur
um 1890
malerische Belebung der Einzelhäuser unter Beibehaltung geradliniger Straßenführungen; Villenarchitektur der Häuser mit Giebelchen, Wälmchen, Wechsel von Putz und Rohbau; Knalleffekte wie in der gleichzeitigen Wohnhausarchitektur der Gründerzeitviertel
um 1895
malerischer Charakter auch der Bebauungspläne mit Biegungen, Versetzungen und malerischen Stimmungen
um 1900
Besinnung auf das malerisch, schlichte Bild alter Städte und Dörfer; Hausreihen werden mit Ruhe in das Gesamtbild eingefügt; Entstehung organisch, einheitlicher Gesamtanlagen
um 1905
bewusste Hinwirkung auf Gesamtbilder und Vermeidung betonter Einzelwirkungen; Berücksichtigung der Topographie
um 1918
Vereinfachung der Formen und strenge Kompositionen mit einer noch stärkeren Zusammenfassung der Hauszeilen zu Straßenfluchten und Platzräumen.
Der 1930 von Richard Klapheck über das „Siedlungswerk Krupp“ veröffentlichte Band fügte noch ein Kapitel zur Bautätigkeit der Fa. Krupp in den 1920er Jahre hinzu. Allerdings ist diese Zeit nach dem Ersten Weltkrieg im Siedlungsbau von anderen Tendenzen beeinflusst, so dass dem in dieser Zeit auch bei Krupp stark von subventionierten Bauvereinen geprägten Wohnungsbau keine Aussagen von Allgemeingültigkeit mehr zu entnehmen sind.
Krupp Siedlung Margarethensiedlung Duisburg
• Klapheck, Richard: Siedlungswerk Krupp, Berlin 1930
• Wohlfahrtseinrichtungen der Fried. Kruppschen Gussstahlfabrik zu Essen zum Besten ihrer Arbeiter, Brüssel 1876. – Wohlfahrtseinrichtungen der Fried. Krupp’schen Gußstahlfabrik, 2. Auflage, Essen (Baedeker) 1883, 3. Auflage 1902, Nachtrag zur 3. Auflage (= Bd. 3 Fotos und Zeichnungen) 1911
• Brinckmann, Albert Erich: Arbeitersiedlungen der Friedrich Krupp AG in Essen (Alfredhof, Rheinhausen, Altenhof, Baumhof, Friedrichshof, Dahlhauser Heide, Zeche Hannover, in: Baumeister 10, 1912, Heft 9, S. 97-108; Tafel 65-70, Beilage zu Heft 9, S. 8177-8189
• Brinckmann, Albert Erich: Neuere Kruppsche Arbeitersiedlungen (Rheinhausen, Alfredshof, Altenhof, Emscher-Lippe, Dahlhauser Heide), in: Moderne Bauformen 11, 1912, S. 301-318, Tafel 52.
• Brinckmann, Albert Erich: Margarethe Krupp Stiftung für Wohnungsfürsorge, Darmstadt 1913
• Hecker, Hermann: Der Kruppsche Kleinwohnungsbau mit 150 Bildtafeln und vielen Textabbildungen, Wiesbaden 1917 (1. Aufl.; erschienen: 5 Auflagen bis 1918)