Kokerei Anna | Gasmaschinenzentrale
Alsdorf
Walter Buschmann
Gasmaschinenzentrale mit Trafohäusern und Werkstatt


kokerei_gasmaschinenzentrale
Fasade der Gasmaschinenhalle
Im Zentrum dieses mehrteiligen Komplexes aus Backsteinhallen steht die Gasmaschinenhalle, die in zwei Bauabschnitten 1906 und 1909 entstand. Die langgestreckten Trauffassaden werden gegliedert durch zwei knapp vorspringende übergiebelte Risalite. Zwischen den Achsen befinden sich Wandvorlagen, die über den Fenstern mit Konsolfriesen verbunden sind. In jeder Achse sind die großen Rundbogenfenster mit darüber angeordneten Rundfenstern in rundbogige Blendnischen eingelassen. Die Fenster sind mittig, bzw. auf Kämpferhöhe (Rundbogenfenster) durch Klötzchenfriese miteinander verbunden. Dieses System im Fassadenaufbau wird nur bei den dreiachsigen Risaliten durchbrochen, wo die Mittelachsen durch zwillingsweise gekuppelte Rundbogenfenster und durch ein größeres Rundfenster betont werden. Im nordwestlichen Risalit befindet sich im Brüstungsfeld auf verputzter Fläche Schlägel und Eisen und die Inschrift E.B.V. Die beiden südlichen Risalite sind im Fassadenaufbau stark verändert.

Am südlichen Kopfende der Gasmaschinenhalle ist rechtwinklig das alte und neue Transformatorenhaus angefügt. Das neue Transformatorenhaus, ursprünglich wohl im gleichen System wie die Gasmaschinenhalle ausgebildet, ist durch den Einbau von Rechteckfenstern stark verändert. Am anderen Ende der Halle wurde rechtwinklig um 1910 eine Werkstatt mit Büro in gleichen Formen wie die Gasmaschinenzentrale angefügt und später erweitert.

kokerei_gasmaschinenzentrale
Innenraum der Gasmaschinenhalle
Die Innenarchitektur der Halle wird wesentlich durch kräftig vorspringende Wandvorlagen geprägt, auf denen die beiden Kranbahnen aufgelagert sind. Wandvorlagen und Fenster sind mit roten Ziegeln eingefaßt, die sich gegen die sonst geputzten Wänden absetzen. Über den Kranbahnen wird das von den Wandvorlagen geprägte Gliederungssystem durch Streifen aus roten Ziegeln im Putz fortgesetzt. Diese Streifen sind verbunden durch Rundbogenfriese. Die Gliederung der Wandflächen erhebt sich über einem Sockel aus weißen und roten Fliesen.

kokerei_gasmaschinenzentrale
historisches Foto der Großgasmaschinen
Ausstattung: Von der technischen Ausstattung sind nur zwei Doppelbrückenkräne in Fachwerkbauweise erhalten. In der Halle standen zunächst fünf, später sieben Großgasmaschinen (Nürnberger System) mit einer Leistungskraft von 13800 PS und 6 MW Stromerzeugung. Der westliche Hallenbereich (4 Fensterachsen) ist durch eine Querwand von der übrigen Halle abgeteilt. Vermutlich befand sich hier die Schaltanlage.

Die Gasmaschinenzentrale der Kokerei Anna ist das frühe Beispiel eines Bautyps, der ähnlich auch auf Hochofenanlagen (zur Verwertung von Gichtgas) und auf Zechen (Zentralmaschinenhäuser, hier allerdings mit Dampfantrieb der Maschinen) realisiert wurde. Gebäude dieser Art signalisieren regelmäßig - so auch in Alsdorf - den Übergang zur Elektrifizierung des Hochofen- bzw. Zechenbetriebs.