Flechterei und Spitzenklöppelei Emil Flues
Wuppertal-Wichlinghausen, Allensteiner Str. | Kreuzstr.

Reiner Rhefus
Die Flechterei und Spitzenklöppelei Emil Fues in Wuppertal-Wichlinghausen


Zu den schönsten, vom Jugendstil beeinflussten Fabrikgebäuden gehört das Gebäude der Firma E. Flues in der Kreuzstraße. Emil Flues betrieb seit 1874 eine Flechterei in Barmen und ließ 1906 den vierstöckigen Bau an der Straßenkreuzung errichten. Zum Firmengelände gehören das angrenzende Shedgebäude (an der Allensteiner Straße) und das mit vielen Jugendstilelementen geschmückte Wohnhaus des Fabrikanten (Kreuzstraße 44).

Die Fassade des Hauptgebäudes ist vertikal gegliedert durch schlanke Fensterpfeiler, die über dem dritten Geschoss Korbbögen tragen. Die Fensterflächen nehmen fast die gesamte Fassade ein, und die Fensterachsen werden mit einem geschwungenen Betonband am First abgeschlossen. Das Giebelfeld an der abgeschrägten Gebäudeecke wird von einer stilisierten Sonne geschmückt.

Im Untergeschoss standen die Flecht-, im ersten Obergeschoss die Klöppelmaschinen. Die oberen Geschosse waren für Arbeiten mit weniger schweren Maschinen. Mithilfe einer Dampfmaschine in einem Hintergebäude wurde Strom zum Betrieb der Maschinen erzeugt.

1910 entstand das benachbarte Wohn- und Kontorhaus. Eine Toreinfahrt führte zur Remise und zum Kesselhaus. Im Erdgeschoss befanden sich zwei Kontorräume. Die Fassade wurde mit einem zweigeschossigen Erker, neobarocken Zierelementen und im Erdgeschoss mit Werksteinen geschmückt.

Neben der Bandweberei war die Flechterei ein wichtiger Zweig der Wuppertaler Textilindustrie. Seit 1768 wurden die Maschinen immer wieder weiterentwickelt. Man sprach von der in zahlreichen Maschinenfabriken produzierten „Barmer Flechtmaschine“.

In dem Quartier zwischen Kreuzstraße und Königsberger Straße entstanden um 1900 zahlreichen Gebäude für Bandwebereien oder Flechtereien. Die Band- und Litzenindustrie war der größte Gewerbezweig in Barmen, insbesondere in Wichlinghausen. Von den über 30.000 Arbeitern und Arbeiterinnen (1889) waren etwa 18.000 mit der Herstellung von Bändern, Litzen, Kordeln, Spitzen und anderen Besatzartikeln beschäftigt. Die Wichlinghauser Fabriken stellten gerade diese sogenannten Barmer Artikel her, für die Wuppertal in aller Welt bekannt wurde.

Daneben lagen in Wichlinghausen auch andere bedeutende Firmen, etwa der Reißverschlusshersteller RIRI – hier wurden erstmals in Deutschland Reißverschlüsse hergestellt- oder der bekannte Matratzenhersteller „Schlaraffia“. Eine Route durch den Stadtteil gibt Erläuterungen zu Villen, Fabrikgebäuden und Arbeiterhäusern. Sie trägt den Titel „Barmer Artikel – Spitzen, Litzen und Bänder in alle Welt“. Am Gebäude der Firma E. Flues gibt es dazu eine Orientierungstafel.