Zeche Osterfeld 1-2-3 | Förderturm Schacht 1
Oberhausen
Walter Buschmann
Förderturm Schacht 1 der Zeche und Kokerei Osterfeld 1-2-3


Förderturm Schacht 1, 1957-59 | Abbruch 1993
Statik: O. Luetkens

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Förderturm. Foto: 1991
Der Turm mit einer Grundfläche von 16 x 20 m und einer Höhe über Rasenhängebank von 70 m war eine Stahlskelettkonstruktion mit Fassaden aus vorgehängten eloxierten Profilaluminiumblechen. Hinter den Blechen befand sich zur Wärmedämmung eine Ausmauerung mit Gasbetonsteinen. Der leicht zurückspringende Sockel war bis in eine Höhe von 6 m in einer Ziegelmauerung ausgeführt. Auf dem Dach erhob sich auf kurzen Stützen ein 0,75 m nach außen überkragender Rundumgang montiert, der mit einem 1,1 m hohem Schutzgeländer versehen war und damit dem Turm einen dachartigen Abschluß gab. Auf dem Umgang befand sich ein elektrisch betriebener Dachkran, mit dem über einen Ausleger und Korb die Fassade gereinigt werden konnte. Das gelbliche Aluminiumblech war dennoch überwiegend von Ruß und Staub geschwärzt.

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links der Förderturm, rechts die Wäsche. Quelle: Steinhoff, 1993
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Sprengung des Förderturms. Quelle: „Die Zeit“ vom 02.11.1994
An den Turm schloß sich eine Schachthalle (14,5 x 18 m) an. Turm und Schachthalle waren fensterlos ausgebildet und damit von kompromißlos kubischer Qualität. Die an diesem Bauwerk erstmals in Deutschland im Industriebau und Bergbau verwendeten Aluminiumbleche verringerten das Gewicht des Turmes (28 t gegenüber 1000 t einer traditionellen Stahlfachwerkfassade), brachten eine wesentliche Verkürzung der Montagezeiten und eine Senkung der Unterhaltskosten, da Korrosionsprobleme nicht zu erwarten waren. Der 1993 gesprengte Turm war ein wichtiges Pionierbauwerk des Industriebaus.

Ausstattung: Im Turm befanden sich neun Bühnen in Stahlbetonkonstruktion: vier Magazinbühnen, Trafo-, Schalt-, Ablenkscheiben- und Gleichrichter-, Brems- und Maschinenbühne. Auf der Maschinenbühne stand eine Elektrofördermaschine. Der Gleichstrommotor von der AEG hatte eine Leistung von 4400 kW, Fördergeschwindigkeit 15 m/s. Auf der Treibscheibe waren vier Seile für Vier­seilförde­rung aufgelegt. Der Motor ermöglichte eine Förderung von der 7. Sohle = 1200 m (1981 als Hauptfördersohle eingerichtet) mit 20 t Fördergefäßen. Über den Gefäßen befanden sich je noch zwei Seilfahrtsetagen, die für Wagenförderung und Seilfahrt genutzt werden konnten.



Gekürzter und für das Internet bearbeiteter Text: Gedruckt mit allen Anmerkungen und Quellenangaben in: Walter Buschmann: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenrevier. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. Gebr. Mann Verlag Berlin 1998


Literatur

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• Reichert, J.: Die Geschichte der Gutehoffnungshütte in Oberhausen. Zur Erinnerung an das 100-jährige Bestehen, Berlin 1910
• Wolff, John: Neuzeitliche Fördertechnik, in: Die Bautechnik 6, 1928, S. 409-412
• Woltmann, Arnold/ Frölich, Friedrich: Die Gutehoffnungshütte. Oberhausen, Rheinland. Zur Erinnerung an das 100-jährige Bestehen, 1810-1910, Oberhausen 1910
• Woltmann, Arnold/ Frölich, Friedrich: Denkschrift zur Erinnerung an das 100-jährige Bestehen der Gutehoffnungshütte, Düsseldorf 1990
• Zeche Osterfeld. Hüttenwerk Oberhausen Aktiengesellschaft Bergbau, Oberhausen 1965