Wasserturm Kaygasse
Kaygasse 2
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Walter Buschmann : Wasserturm Kaygasse
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Wasserturm Kaygasse nach Umbau zum Hotel. Foto Achim Bednorz, Köln
Der in Deutschland zu den ältesten überhaupt erhaltenen Wassertürmen gehörende Kölner Bau wurde nach Planungen des englischen Ingenieurs John Moore 1868-72 errichtet und gleichzeitig mit dem Wasserwerk Alteburg an der Bonner Straße in Betrieb genommen. Der Turm mit einem Durchmesser von mehr als 30 m besteht aus einem Außenring und einem aus Radial- und Ringmauerabschnitten bestehenden inneren Stützensystem, dessen Aufgabe es war, den seit der Stilllegung um 1930 nicht mehr vorhandenen Behälter zu tragen. Bei der Umwandlung in ein Luxushotel wurden die Rundbogenblenden des Schafts in Fenster geöffnet und zahlreiche Zwischendecken eingezogen, so dass die antikische Backsteintragekonstruktion heute nur mehr im Eingangsbereich erlebbar ist. Der rekonstruierte obere Arkaden-Abschluß ist höher als ursprünglich. Das Hotel wurde von der Pariser Designerin André Putman ausgestattet.



Walter Buschmann
Wasserturm Kaygasse


Schnitt mit Flachbodenbehälter, tragender Innenkonstruktion und Treppenhaus
Nach langen Verhandlungen entstand 1869-72 das erste Kölner Wasserwerk Alteburg im heutigen Stadtteil Marienburg zwischen der Marienburger Straße und der Straße An der Alteburger Mühle. Es sollte die mehr als 250 öffentlichen und 550 privaten Brunnen durch eine öffentliche Wasserversorgung ersetzen und war auch zur Versorgung von Wasch- und Badeanstalten „für die unbemittelten Classen“ gedacht. Das Kölner Wassernetz der Neuzeit war nach dem Verästelungsprinzip konzipiert. Die Hauptleitung verlief über die Alteburger Straße zum Severinstor und führte dann über die Hohe Straße bis zum Eigelstein mit Nebenleitungen in die Viertel. Einen wichtigen Abzweig gab es am Waidmarkt zu dem in dieses Konzept eingebundenen Wasserturm an der Kaygasse.
Versorgungskonzept und Entwurf des Wasserturms gehen zurück auf den englischen Ingenieur John Moore. Moore war zuvor in Berlin am Bau des englischen Wasserwerks beteiligt. Der Wasserturm entstand 1868-73. Das zylinderförmige Bauwerk hatte eine Höhe von 34,5 und einen Durchmesser von 34 Meter. Im Inneren war der Turm in zwei etwa 15 Meter hohe Geschosse unterteilt. Darüber befand sich ein aus Gußeisenplatten zusammengeschraubter Flachbodenbehälter mit einem Fassungsvermögen von 3.738 cbm Wasser.

Subkonstruktion nach dem Umbau. Foto Christoph Kraneburg, Köln
Getragen wurde der Behälter durch die Außenmauern und zwei ringförmig in konzentrischen Kreisen angeordneten Backsteinpfeilerreihen, die untereinander durch Rundbögen verbunden wurden. In einem inneren Kreis wurde eine massive Wendeltreppe aus Basaltlava angeordnet, die durch eine Aussparung im Behälter bis auf das Turmdach führte.

Der Turm diente zum Druckausgleich im ersten Kölner Wasserleitungsnetz der Neuzeit und sollte nur „für den Fall der Noth…einen Wasservorrath bieten“

Schon in der 1930er Jahren verlor der Turm seine ursprüngliche Nutzung, wurde für Lager- und Werkstattzwecke genutzt und im Krieg auch als Bunker. Nach schweren Schäden im Zweiten Weltkrieg ging der obere Turmbereich mit dem Flachbodenbehälter verloren. Der auf etwa 27 Meter Höhe reduzierte Turmzylinder stand über Jahrzehnte hinweg als markante, aber auch in Frage gestellte Kriegsruine im Stadtbild.

Luftbild 2014 mit Auf- und Anbauten
1985-90 wurde der Turm unter Wiederherstellung eines allerdings nach oben gestreckten, über die Ursprungshöhe hinausgehenden Arkadengeschosses nach Entwurf des Architekten Konrad L. Heinrich in ein 4-Sterne-Hotel umgebaut. Den Entwurf für die Innenarchitektur lieferte das Pariser Büro von Andrée Putman. Zur Belichtung der Hotelzimmer wurden die zuvor nur als Blendnischen ausgeführten Rundbögen im Turmschaft für den Einbau kleinteiliger Sprossenfenster geöffnet. Erhalten blieb im Inneren die beeindruckende Subkonstruktion aus Pfeilern und Rundbögen und die ebenso imposante Basaltlavatreppe im Kern des Zylinderschaftes. Zahlreiche Anbauten für die Hotelküche, Tagungsräume und Restaurant verunklaren ein wenig die frühere Solitärlage des Bauwerks.


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https://www.hotel-im-wasserturm.de