Seit 1924 wurden in Kalk Traktoren anfangs in der nicht mehr existierenden Halle 3/3a gebaut. Der Traktorenbau wurde besonders nach Aufnahme der Serienproduktion 1928 eine Erfolgsgeschichte des Unternehmens Klöckner-Humboldt-Deutz. Das Werk Kalk konnte ab 1933 von der Subventionierung der Landwirtschaft durch einen höheren Absatz an Traktoren profitieren. Der 1936 entwickelte Klein- oder Bauernschlepper stieß auf eine hohe Nachfrage. Zusammen mit dem Kleinlokomotivbau wurde der Traktorenbau in den 1930er Jahren im östlichen Werksgelände zwischen den Hallen 4 und 7 konzentriert. Die Kriegsproduktion führte zu einer ausgedehnten Industrieplanung im noch weitgehend unbebauten Ostteil des Werksgeländes. Der Leiter der Bauabteilung Macherey legte für das Gelände bis zur Kapellenstraße 1941 eine Gesamtplanung vor. Ausgehend von dem 1936/37 neu errichteten Verwaltungsbau an der Dillenburger Straße waren in diesem Entwicklungskonzept Hallen für den Bau der Flugzeugmotoren-Einspritzpumpen zusammen mit Kasino, Hallenbad und Sportplatz nördlich der Dillenburger Straße vorgesehen. Ausgeführt wurde 1941/42 der Pumpenbau (Geb. 54, 100). Nach Kriegsende wurde der kriegszerstörte Pumpenbau wiederhergerichtet und fortan für den Bau von Traktoren verwendet. 1949/50 waren in der zugehörigen 200 Meter langen Fertigungshalle schon 10.000 und in dem erweiterten Komplex bis 1955 100.000 Traktoren gebaut worden.1956 arbeiteten etwa 3500 Mann bei KHD in Kalk.
Das Bürohaus an der Dillenburger Str. ist ein lang gestreckter, schmaler 3-geschossiger Backsteinbau mit Flachdach. Hinter den Backsteinfassaden befindet sich eine mächtige Primärkonstruktion aus quer zur Gebäudelängsrichtung angeordneten Reihen von jeweils zwei übereinander gestellten Stahlbetonrahmenbindern. Auch die Geschoßdecken sind in Stahlbeton erstellt. Die Decke über dem Erdgeschoß steht auf drei Reihen Stahlbetonstützen, während die obere Geschoßdecke und das Dach von den Rahmenbindern getragen werden. Die Erschließung erfolgt über vier noch bauzeitliche, massiv ausgebildete Treppenhäuser, zwei davon an den jeweiligen Gebäudeenden, als vierläufige Treppen um großzügig bemessene Treppenaugen ausgebildet. Das lebendig wirkende Außenmauerwerk erhält seine kräftige Struktur auch durch die schon beim Ursprungsbau unterbliebene Verfugung. Die Rückfassade des Bürotrakts wurde im Zuge des Umbaus im Erdgeschoß neu hergestellt bzw. im oberen Bereich durch eine Vorsatzschale verblendet.
Das Gebäude ist in Fassaden und Innenaufteilung überwiegend 3-geschossig ausgebildet mit stichbogigen Fensteröffnungen und Holzrahmenfenstern. Der westliche Bereich jedoch ist mit über zwei Geschosse reichenden Metallsprossenfenstern ausgestattet. Hier war in den 1950er Jahren eine Lehrwerkstatt eingerichtet. Das Gebäude wird weiterhin durch zwei Durchfahrten mit knapp vor die Flucht vorspringenden Betonvordächern und hohen Backsteinwandvorlagen in Monumentalordnung gegliedert.
Auch die parallel angefügte Halle im Norden von 1953 hat an drei Seiten schlicht ausgebildete Backsteinfassaden. Im Inneren wird die Halle überspannt von trapezförmigen Stahlbindern mit Belichtungs- und Belüftungsaufsatz über dem First. (Walter Buschmann)