Maschinenfabrik Humboldt | Aufbereitungs-Anlagenbau (Hallen 59-60)
Köln, Christian-Sünner-Str. (Kalk)
Texte und Dokumente
Walter Buschmann: Aufbereitungs-Anlagenbau
Anke Sonnenschein: Umbau Aufbereitungs-Anlagenbau




Kurztext
Die Maschinenbauanstalt Humboldt AG war mit den von ihr errichteten Bauten, den entwickelten Konstruktionen und Verfahren vorbildlich für den Maschinen- und Bergbau in Deutschland und Europa. Das Unternehmen setzte Maßstäbe besonders beim Bau von Bergwerksmaschinen und hier vor allem bei den Aufbereitungsanlagen, mit denen Kohle und Erze vom tauben Gestein geschieden wurden.

Walter Buschmann
Aufbereitungs - Anlagenbau

Der großflächige Hallenkomplex entstand 1913-16 annähernd gleichzeitig mit den Hallen 70/71. Entsprechend ihrer Nutzung als Mechanische Werkstätten für Aufbereitungsmaschinen waren die Hallen anders als die großen Montagehallen ausgebildet. Als Nutzung der Südhalle wird in Lageplänen von 1916 „Kupferschmiede“ angegeben.

Lageplan 1905 mit dem Erweiterungsgebiet der Maschinenfabrik Humboldt. Hier noch mit einem Sternplatz für Wohnbebauung (Weddigenplatz)
Der Komplex besteht aus sechs mittig angeordneten Shedhallen, die von zwei größeren, giebelständigen Satteldachhallen im Norden und Süden flankieren werden. Die Hallen wurden zur Entstehungszeit mit ihren Nordostfassaden an damals noch öffentlichen Straßen (Holwegh-, Weddingstr., Weddingplatz, Graßhofstr.) errichtet.
Halle 59 mit schräg ansetzenden Fassaden, ursprünglich für den Weddigenplatz konzipiert
Da eine der Straßen (Wedding Str.) als eine auf einen Sternplatz (Weddingplatz) zuführende Schrägstraße geplant war, folgen die Hallen diesem Schrägverlauf von Straße und Platz. Am Platzende wechselt die Fassadenrichtung in die auch sonst auf dem Werksgelände vorherrschende Nord-Süd Ausrichtung. Die Hallen bekommen daher am Südende eine stumpfwinklige Eckausbildung. In den 1950er Jahren wurde die ehemals als Platz vorgesehene Freifläche östlich der Hallen durch das Sozialgebäude von 1956 überbaut. Im Norden entstand 1962-64 eine weitere, wieder stumpfwinklig an die alten Bauten anschließende Halle(Geb. 60A). Der Hallenkomplex wurde 2004 teilweise nach einem Entwurf des Büros Nebel & Pössel für eine Freizeitnutzung umgebaut.

Entwurf Peter Gaertner für Hallen der Maschinenfabrik Humboldt am Weddigenplatz mit Wasserturm
Die Nordostfassaden für die Hallen 59/60 wurde wegen ihrer ehemaligen Orientierung auf öffentliche Straßen- und Platzflächen besonders anspruchsvoll geplant und ausgeführt. Überliefert sind für die Fassaden Skizzen zur Gestaltung durch den renommierten Kölner Industriearchitekten Peter Gaertner.
Halle 60 mit Giebell vor den Shedhallen und monumentaler Inschrift, ehemals als Platzwand für den Weddigenplatz gedacht.
Die 1915 veröffentlichen Entwürfe wurden nicht ausgeführt. Verwirklicht wurde analog zu den Hauptfassaden der Hallen 70/71 ein noch an neoklassizistische Formen erinnerndes Formsystem aus Pilastern, Architravbalken und Dreiecksgiebeln. Die Gesamtanlage wird nach Norden und Nordosten durch dieses gleichartige Fassadensystem gekennzeichnet mit Dreiecksgiebeln vor den beiden flankierenden Satteldachhallen und einer über die Dächer der Shedhallen hinausgezogene, horizontal-abschließende Fassade. Eine der mittleren Shedhallen ist noch einmal durch einen Dreiecksgiebel akzentuiert mit dem Schriftzug „Humboldt“ in erhabenen Buchstaben unter dem Giebeldreieck.

Giebel der Südhalle = Halle 59
Herausgehoben aus der Fassadenfolge ist die Südhalle mit einem dreigeschossigem Fassadenaufbau. Zwischen den pilasterartigen Wandvorlagen mit tief zurückliegenden Feldern und rahmenden Doppellisenen sind die relativ kleinen und schmalen Hochrechteckfenster zwillingsweise zusammengefasst. Die nördlichen Fensterachsen im Erdgeschoß wurden im Zuge des Umbaus 2004 als Doppeltür mit Türüberdachung in Beton ausgebildet. Die Fassade endet oben in einem flachen Dreiecksgiebel. Die Hoffassade nach Westen ist wesentlich schlichter mit fünf hohen Fenstern ausgebildet. Im Inneren der Halle sind genietete Stahlbinder mit Ständer- und Strebenfachwerk und ein Doppelbrückenkran erhalten. Die Halle wird mit querlaufenden Belichtungsraupen zwischen den Dachbindern belichtet.

Halle 59 und Sheds Hofseite
Die sechs Shedhallen sind in der Nordostansicht hinter der bereits beschriebenen Schaufassade verborgen und offenbaren sich nur zum Hof mit ihren sägezahnförmigen Dächern.
Innenkonstruktion Shedhalle
In der Hauptfassade befinden sich zwischen den Pilastern zwillingsweise zusammengefasste schlank-hochrechteckige Fenster. Die Fenster sind jeweils mit sichtbaren Betonstürzen überfangen.
Innenkonstruktion Shedhalle
Im Inneren sind die Dachbinder der Shedhallen als reines Strebenfachwerk ausgebildet. Die Dachbinder werden getragen durch Reihen von Fachwerkstützen aus Doppel-T- und U-Profilen. In mehreren Hallenschiffen sind Laufkatzenkräne und Meisterbüros mit Sozialräume erhalten. Die drei südlichen Shedhallen sind durch eine Querwand von den nördlichen Hallenschiffen getrennt.

Wie die Süd- wird auch die Nordhalle von einem Dreiecksgiebel nach Nordosten hervorgehoben. Die Fassadenausbildung mit schlanken Hochrechteckfenstern ist jedoch vergleichsweise schlichter als bei der Südhalle. Das Mauerwerk wurde nach Kriegsschäden im Sinne einer echten Wiederaufbaumaßnahme unter Wahrung der alten Formen nach 1945 wieder hergestellt und ist damit auch ein Beispiel für die Wiederaufbauleistung bei der Maschinenfabrik Humboldt.

Die Nordhalle wird überspannt von trapezförmigen Dachbindern in Nietkonstruktion mit Streben- und Ständerwerk. Im Firstbereich erstreckt sich über die ganze Hallenlänge eine satteldachförmige Lichtraupe. Diese Lichtraupe, wie auch die beiden Schrägfläche im Dachtrapez sind weitgehend verglast. Die Nordwand ist in Stahlfachwerk ausgebildet und war vor Anbau der Halle 60A mit großen Rechteckfenstern versehen(heute zugemauert). In der Halle sind zwei Doppelbrückenkräne in Fachwerkbauweise erhalten. Einer dieser Kräne ist auf dem Typenschild mit der Jahreszahl 1949 datiert.

Im ganzen Hallenkomplex sind die kleinteiligen Metallsprossenfenster weitgehend erhalten.



Anke Sonnenschein
Umbau des Aufbereitungs-Maschinenbaus als Freizeit- und Veranstaltungsort: Abenteuer-Hallen

Das Umbauprojekt der KHD-Halle 59 wird als Jugendhilfsprojekt zur Prävention vor Gewalt, Sucht und Rassismus Jugendlicher angesehen.

Die NRW-Gemeinschaftsinitiative "Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf' entwickelte ein integriertes Handlungskonzept für Köln-Kalk. Grundstückseigentümer ist die Stadt Köln. Als Bauherren trat die Jugendhilfe Köln e.V. - JHK ein. Betreiber der Abenteuerhalle ist die Jugendzentren Köln GmbH (JUGZ). Das Projekt wurde gefördert durch das Ministerium für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, die Stadt Köln und "Wir helfen- der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e.V.". 1,9 Millionen Euro wurden für den Umbau der Halle 59 zur Verfügung gestellt. In der Halle 59 der KHD- Werke sollte ein Freizeitzentrum auf ca. 2600 m2 geschaffen werden. Die Abenteuerhalle soll Raum zum skaten, klettern und ein Fuß- bzw. Basketballfeld bieten.



Planung und Ausführung der Umbaumaßnahmen

Der Planungsbeginn für dieses konkrete Projekt begann im März 2001. Im April 2004 wurde mit dem Bau begonnen. Die Kalthalle konnte im Dezember 2004 in Betrieb genommen werden, und die Warmhalle ca. ein Jahr später. Die Umbauplanung und Umsetzung übernahm das Architekturbüro Nebel&Pössel aus Köln. Eine grundlegende Planungsentscheidung war, die Hallen in eine Warmhalle und eine Kalthalle zu unterteilen. Die Warmhalle wurde demnach nach heutigen Wärmeschutzanforderungen umgebaut und ausgestattet, außerdem nimmt sie alle zu beheizenden Räume auf. Die Kalthalle konnte weitestgehend unverändert bleiben, was auch die Baukosten verringerte. Aus der Umbaumaßnahme ergeben sich folgende Flächenverteilungen: das Erdgeschoss der Haupthalle hat eine Größe von ca. 990 qm, die Nebenräume, Büro und Technik nehmen ca. 660 m2 ein und die Fläche der Kalthalle beträgt 1.750 qm. So entsteht ein Bruttorauminhalt von 28.500 ccm. Die Baukosten betrugen ca. 1.450.000 €, als Baunebenkosten ergab sich die Summe von 360.000 € und die Einrichtung kostete 225.000 €. Die Arbeiten der Demontage, Fassadensanierung, Glaserarbeiten und zum Teil Malerarbeiten, Schlosserarbeiten und Dachdeckerarbeiten wurden in Eigenleistung durch die JHK erbracht, um die Baukosten möglichst gering zu halten.

Kletterhalle

Das Raumkonzept für die Warmhalle bezieht sich stark auf die pädagogischen Inhalte der Abenteuerhalle, wobei das erlebnispädagogische Konzept das Klettern als Zentrales Angebot vorsieht.

Halle 59. Ausbau als Warmhalle
Die dritte Dimension der Höhe wollten die Architekten neben dem Klettern auch in ihrer Architektur erfahrbar machen. Dies ist die Erklärung für die ebenfalls vertikale Ausrichtung der funktional notwendigen Einbauten. Die Halle soll für die Besucher auf vielfältige Weise durch unterschiedliche Blickwinkel in den Hallenraum und die Erschließung verschiedener Ebenen zum Teil auf Stegen und Balkonen erlebbar werden. So können die Besucher aus verschiedenen Perspektiven beim Klettern zuschauen, bevor sie sich selber heranwagen.

Halle 59. Einbau im vorderen Hallenbereich. Foto: Christoph Kraneburg
Ein dreigeschossiger Einbau befindet sich im ersten Joch des Hallenraums. Er nimmt sämtliche Zusatzfunktion zur Halle auf. Im Erdgeschoss befinden sich Eingangs- und Foyerbereich mit Cafeteria, Geräteverleih, Küche, Sanitätsräumen und dazugehörigen Nebenräumen. Die Cafeteria ist parallel zur Kletterwand angeordnet, ist leicht angehoben und relativ offen gehalten. Dieses Deck soll dem Kletterbereich Schutz bieten und die Besucher lenken. Sanitäre Einrichtungen und ein pädagogisches Betreuungsbüro befinden sich im ersten Obergeschoss. Im zweiten Obergeschoss gibt es weitere Büros und einen abgetrennten Clubraum für Versammlungen und Abendveranstaltungen. Außerdem befinden sich im zweiten Obergeschoss Seminarräume, mit Blick auf die Kletterwand.

Die verschiedenen Ebenen sind über mehrere Treppen, die in den Hallenraum hineinragen, verbunden. Eine weite Treppe führt zu der neu hinzugefügten Brücke in der Hallenmitte. Die gesamte Hallenfläche kann ungehindert benutzt werden. Von der Brücke aus kann auf das Spielfeld geguckt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit einen Vorhang von der Brücke abzuhängen, der die Halle dann in zwei Teile unterteilt. So kann die Halle an unterschiedlichste Nutzungen angepasst werden.

Der Kran ist weiterhin vorhanden und in die Nutzung integriert. Auch bei den Umbauarbeiten war er ständig in Benutzung.

Ein dreieckiger Versorgungstrakt zwischen beiden Hallen beinhaltet das Fluchttreppenhaus, den behindertengerechten Aufzug und die Technikräume. Außerdem befinden sich dort die Toiletten für die Kalthalle.

Halle 59. Änderungen an der Straßenfront.
Zur Straßenseite der Haupthalle wird eine neue Eingangssituation geschaffen. Die mittig vorhandene unscheinbare Türöffnung wird vermauert und im rechten Fassadenabschnitt wird das Mauerwerk für zwei neue Türöffnungen aufgebrochen. Um die Eingänge vor der Witterung zu schützen und aus gestalterischen Gründen wird darüber ein Stahlbetonsturz mit Vordach konstruiert. Dadurch wird der Haupteingang klar definiert. Um die Ecke liegt ein weiterer Eingang der ins neu gebaute Treppenhaus führt.

Um sich von dem umliegenden Niveau und Asphaltbelag abzugrenzen gibt es ein Podest mit drei Stufen, das nach rechts zu einer Art Rampe ausläuft. Hierzu werden einfache Betonplatten verwendet, die sich zwar vom Asphalt deutlich unterscheiden, aber auch nicht unangemessen aufwendig erscheinen.

Bei weiteren Änderungen der Wandöffnungen für Fenster oder Türen wird das herausgebrochene Mauerwerk bei gemauert. Die dazu gewählten Steine sind in ihrer Färbung heller als das übrige Mauerwerk, wodurch die Veränderungen deutlich sichtbar sind.

Es wurde dennoch versucht die äußere Erscheinung so wenig wie möglich zu verändern. In die vorhandnen Stahlrahmen der Fenster an der Hofseite wird Isolierverglasung eingesetzt. Außerdem wird unter das mittlere Fenster ein zusätzliches Tor hinzugefügt. Farblich sind alle Fenster und Türen aufeinander abgestimmt. An der Straßenseite wird hinter das vorhandene Fenster jeweils ein zweites neues Fenster angebracht um den Wärmeschutzanforderungen gerecht zu werden.

Halle 59 mit Kletterwand.
Um vom Hallenraum der Warmhalle aus die gleiche Untersicht auf die Oberlichter beibehalten zu können und trotzdem den Standard eines beheizten Raumes erfüllen zu können, wird von außen eine zweite Glaskonstruktion aufgebracht. Darin sind elektrisch öffenbare Fenster, um die Möglichkeit einer zusätzlichen Belüftung zu haben. Nur an diesen Fenstern wird die vorhandene Verglasung entfernt. Das äußerliche Erscheinungsbild wird durch diese Maßnahme deutlich verändert. Allerdings sind die Oberlichter von Außen nur bei einer Dachbegehung zu sehen.

Auf das Dach der Warmhalle wird von außen, auf die bestehende Bitumenbahn und Holzschalung, 20 cm nicht brennbare Mineralwolle als Wärmedämmung aufgebracht. Als wasserführende Schicht dienen Kunststoff-Dachbahnen, die von unten mit Vlies kaschiert sind. Wegen der neuen Höhe des Dachpakets muss die Regenrinne nach oben versetzt werden.

Um den heutigen Wärmeschutzanforderungen gerecht werden zu können, müssen ebenfalls die gesamten Wandflächen gedämmt werden. Hierzu wird von Innen auf das bestehende Mauerwerk Mineralwolle zur Dämmung aufgebracht, darüber kommt eine Folie als Dampfsperre. Anschließend werden die gesamten Wandflächen mit Herakustikplatten verkleidet. An den Stahlfachwerkstützen wird die Wärmedämmung zurückgenommen. Sie stößt an diesen Punkten gegen angebrachte Stahlbleche und -winkel. Durch diese Haustechnik: Durch die ausgeführten Maßnahmen zur Wärmedämmung und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung kann die Halle auf Niedrigenergiestandart gebracht werden. Für die Toilettenspülung wurde eine Regenwassernutzungsanlage mit 12.000 Liter Speichertanks installiert. Dies sind modernste Methoden des nachhaltigen Bauens. Die komplette Halle wird mit Linienbrandmelder ausgestattet, die einen Alarm direkt zur Feuerwehr weiter leiten.



Skaterhalle

Halle 60. Umbau als Kalthalle für Skater.
Die Schnittstelle der beiden Hallen wird im Obergeschoss für den neuen, eingeschobenen Baukörper, der die Seminarräume, die Fluchttreppe und Haustechnik beinhaltet, geöffnet. Das betrifft zum einen die Wand, als auch die erste Dachfläche der Kalthalle.

Die neuen Baukörper in beiden Hallenteilen sind aus einer Stahlbetonkonstruktion mit Ortbeton gefertigt und teilweise mit Porenbetonsteinen gemauert.

Auf den bestehenden Gussasphalt in beiden Hallenteilen wird eine weitere neue Schicht von 25 mm aufgebracht. Die Holzlatten der Dachkonstruktion wurden weiß gestrichen.

Das Tragwerk in beiden Hallen wird gründlich gereinigt und Korrosion entfernt. Anschließend wird es mit vier Anstrichen versehen, die zum einen als Rostschutz, zum anderen als Brandschutz fungieren.

Der in die Kalthalle hinein ragende Seminarraum wird zusätzlich von vier Stahlbetonstützen getragen.

Zwei Rundstützen an der Wandseite und zwei Stützen mit Rechteckquerschnitt. Die dreieckigen Fachwerkträger der Kalthalle werden in die Betonkonstruktion integriert und brauchen so in ihrer Substanz und Tragfähigkeit nicht verändert werden.

Schutzvorrichtung an Stahlstützen. Foto: Christoph Kraneburg
Die Rampen und Halfpipes werden nur eingestellt und um die Stützen wird jeweils aus Schaumstoff ein Anprallschutz angebracht.

Skaterhalle. Foto: Christoph Kraneburg
Der bereits schon im Bestand abgetrennte Bereich der Halle wird in seiner Form komplett erhalten. Dort werden ein Büroraum, ein Lager und die Werkstatt für den Haustechniker eingerichtet. Die Fenster nach außen hin werden mit Isolierverglasung erneuert, Hallenraum hin können die zum ihrer in ursprünglichen Form als Einfach-Verglasung erhalten bleiben. In diesem Hallenteil werden keine weiteren Veränderungen der Öffnungen vorgenommen. Die ursprünglichen Lampen sind erhalten. Evtl. notwendige Ersatzleuchten wurden aus dem Lagerbestand heraussortiert und nun gelagert.

Die noch aus Betriebszeiten erhaltenen Kräne werden zurzeit von dem Haustechniker in Eigenregie zu "Zuschauertribünen" umgebaut und sollen später noch durch eine feste Treppe ergänzt werden.



Fazit

Bei der Umnutzung der Halle 59 ist bemerkenswert, dass insgesamt sehr behutsam mit dem Bestand umgegangen wurde, obwohl das Gebäude nicht unter Denkmalschutz steht und eine Absprache mit der Denkmalbehörde so nicht notwendig war.

Nach denkmalpflegerischen Aspekten gibt es jedoch sicherlich einige Kritikpunkte. Gerade durch den Einbau im ersten Joch der Haupthalle wird die gesamte Hallengröße beschnitten. Doch dadurch, dass der Betrachter dennoch in die noch sehr tiefe Halle blicken kann und sie in ihrer jetzigen Länge und ursprünglichen Höhe wahrnehmen kann, relativiert sich diese Beeinträchtigung wieder. Weil diese Halle als zu beheizender Raum ausgebildet wurde, ergaben sich Veränderungen in der Gebäudehülle. Die Architekten wählten hierbei eine akzeptable Ausführung. Die Erscheinung des Daches hat sich durch das Aufbringen der Wärmedämmung und die neuen Verglasungen für die Innenansicht und Straßenansicht kaum verändert. Die Innendämmung der Wände wurde sehr behutsam und aufwendig ausgeführt. Die Lösung des Details von Wandaufbau und wie dieser an den Stützen zurück genommen wird ist überzeugend. Schade ist jedoch, dass die Stützen sich nicht farblich von den neuen Winkeln absetzten und die Konstruktion von Alt und Neu an diesen Stellen zu verschmelzen scheint. Auch die Aufrüstung der Fenster mit Isolierverglasung ist sehr gelungen. Weniger gut ist die Schließung des Fensterbandes auf der rechten Hallenseite, hier wäre eine Erhaltung wünschenswert gewesen. Das die Wärmedämmung eines ungedämmten Gebäudes Veränderungen mit sich bringt ist unumgänglich. Hierbei muss ein Kompromiss zwischen Wirtschaftlichkeit, Funktionalität und Erhalt des Gebäudes gefunden werden. Allen Aspekten wird angemessen Rechnung getragen. Die Orientierung an die bestehende Fassadeneinteilung bei den Geschosshöhen ist gut gelöst, ebenso die Einbindung der Dachschrägen und des Oberlichtes in den oberen Räumen des Einbaus.

Die Einbauten sind durch ihre Form und Materialwahl deutlich als solche zu erkennen und wirken mehr als Einrichtungselement, denn als ein Gebäudeteil.

Besonders positiv ist die Erhaltung und Integrierung der Doppelbrückenkräne. Sie machen die ursprüngliche Nutzung sichtbar.

Die niedrigere Halle mit Sheddach ist bis auf den Einbau in der östlichen Ecke weitestgehend unverändert. Dies bestärkt auch das Entwurfskonzept, die Halle in eine Warm- und eine Kalthalle zu unterteilen. Selbst auf Details, wie zum Beispiel die ursprüngliche Beleuchtung zu erhalten, wurde geachtet. Diese kleinen Details tragen viel zur Gesamterscheinung des Raumes bei.

Das Verhältnis der beiden Hallen zu einander wird durch den eingeschobenen Dreiecksbau mit Treppenhaus usw. stark verändert und ist leider in seiner Ursprungsform nicht mehr nachvollziehbar. Rein auf die Nutzung bezogen ist diese Veränderung jedoch für die Funktionalität verständlicherweise notwendig.

Die Kombination von Alt und Neu und die Perspektiven in die Halle, die sich durch die neuen Einbauten den Betrachtern bieten, empfinde ich als Bereicherung für die Halle. Durch die Umbaumaßnahme konnte ihr eine soziale Nutzung zugeführt werden, die den ursprünglichen Industriestandort nicht aus dem heutigen Leben der Menschen ausklammert, sondern immer noch präsent hält.


Literatur

• Goldbeck Gustav; Kraft für die Welt. 1864-1964 Klöckner-Humboldt-Deutz AG, Düsseldorf- Wien 1964
• Kier, Hiltrud/ Hagspiel, Wolfram; Krings, Ulrich: Landeskonservator Rheinland, Denkmalverzeichnis 12.6 Köln, Stadtbezirk 7/8 (Porz und Kalk), Köln; 1980
• Meynen, Kierdorf: Kölner Wirtschaftsarchitektur von der Gründerzeit bis zum Wiederaufbau; Wienand Verlag Köln; 1996
• Meynen,Henriette; Stadtspuren, Denkmäler Köln; Band 7 Kalk und Humboldt- Gremberg, Köln 1990
• Pohl, Stefan/Mölich, Georg: Das rechtsrheinische Köln-Seine Geschichte von der Antike bis in die Gegenwart, Köln; 1994
• Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz; Glanz und Elend der Denkmalpflege und Stadtplanung Coeln 1906-2006, Köln 1981