Auermühle
Siegburger Straße 108
Alexander Kierdorf
Die Auermühle im Deutzer Hafen


Geschichte

Die 1850 in Nippes gegründete Auermühle
Heinrich Auer
Die südlich (Richtung Drehbrücke) gelegene Auermühle geht auf einen traditionsreichen, bereits 1850 in Nippes durch Heinrich Auer (1825-1892) begründeten Betrieb zurück. Die an der heutigen Ecke Auerstraße/Niehler Kirchweg gelegene Dampfmühle begründete den Industrievorort Nippes nördlich der Kölner Altstadt wesentlich mit. Von 1856 bis 1868 und von 1871 bis 1876 war Heinrich Auer Mitglied der Kölner Stadtverordnetenversammlung (Stadtrat); bei seinem Tod 1892 besaß er insgesamt vier Mühlenbetriebe, neben Köln auch in Neuss und Siegburg. Heinrich Auers Söhne Jakob und Carl führten das Unternehmen fort und ließen 1908/09 die Großmühle im neuen Deutzer Industriehafen errichten. Sie stellte Mehl der Marken Aurora, Anker und Favorit her. 1921 übernahm Clemens Auer (1891 – nach 1966), Sohn von Jakob, das Unternehmen, das er durch Zukäufe und Neugründungen, unter anderem in Neuss, Düsseldorf und Mannheim zu einem der größten deutschen Mehlproduzenten ausbaute. Am 18. Dezember 1944 wurde die Deutzer Mühle von Bomben getroffen und brannte ab. Erst am 4. Dezember 1950 konnte die zerstörte Mühle wieder in Betrieb gehen. Bereits ein Jahr später ließ Clemens Auer die bereits in den 1920er Jahren entstandene Marke „Aurora“, lange Zeit das beliebteste deutsche Markenmehl, als Warenzeichen registrieren. Starke Überkapazitäten im deutschen Mühlenwesen sorgten bereits im Jahre 1955 für ein „Mühlenkartell“, an dem sich auch – widerwillig – Clemens Auer beteiligte, der in jenem Jahr einen Umsatz von 114,3 Millionen DM erzielen konnte.

Im Jahre 1975 verkauften die Erben das Unternehmen und die Marke „Aurora“ an dem Kampffmeyer-Konzern, der die Deutzer Auermühle mit der benachbarten Ellmühle unter deren Namen zusammenschloss. Bis zum Jahre 2000 war die „Aurora Mühlen GmbH“ noch in Köln ansässig, und wurde dann nach Hamburg verlegt.

Bauten

Foto 1925
Gusseisenstützen. Foto 2020
Der 1909/10 errichtete Ursprungsbau der Mühle bestand aus einem Mühlengebäude parallel zum Hafenbecken, das südlich von einem im rechten Winkel nach Osten angeschlossenen Silogebäude und nördlich von einem ebenfalls im rechten Winkel zum Hafenbecken stehenden Lagerhaus für das in Säcke abgefüllte Mehl bestand. Die Backsteinfassaden waren von dem im Hochbauamt der Stadt Köln tätigen Architekten Hans Verbeek gestaltet worden. Hauptakzent der Fassade bildeten ein an der Hafenseite dem Baukörper der Mühle aufsitzender Turm mit Pyramidenhelm. Für das bis heute erhaltene mehrstöckige Gebäude von 1909/10 kamen unterschiedliche Materialien zum Einsatz, darunter Gusseisenstützen und Holzböden für den Stockwerksteil; schon 1913 wurde die Mühle nach Norden erweitert, nun als Stahlbetonbau. Für den mehrfach erweiterten Siloteil wurde von Beginn an Stahlbeton verwendet. Im Rahmen der NS-Kriegsvorbereitung wurde zu Beginn des Zweiten Weltkriegs die Mühle nach Süden durch ein weiteres, eigenständiges Silo („Bunkersilo“) erweitert. Nachdem das alte Lagerhaus für Mehl im Zweiten Weltkrieg zerstört worden war, wurden 1951 und 1961-63 nach Norden, in Richtung Dom, zwei Mehlsilos angebaut, die mit ihren strahlend weißen Fassaden und dem Aurora-Logo das Erscheinungsbild der Mühle bis heute prägen.

Betrieb / Produktionsablauf

Walzenstühle
Die Kapazität der Deutzer Mühle betrug zunächst täglich 1600 Doppelzentner und wurde 1911 wie bereits vorbereitet auf 2800 Doppelzentner ausgebaut; zum Antrieb standen 1200 PS zur Verfügung.

Die Energie für den Betrieb lieferte eine Dampfmaschine, die mit Kesselhaus und Schornstein im Hof der Mühle untergebracht war. Die bis heute erhaltene zugehörige Pumpenanlage liefert den Hinweis, dass die gesamte Mühlenanlage von der Braunschweiger Firma Luther stammte, einer der größten und renommiertesten deutschen Mühlenbaufirmen.

Das per Schiff oder Güterwagen an der Hafenseite angelieferte Getreide wurde über Elevatoren in die Lagersilos gefüllt. Diese hatten zunächst eine Kapazität von 50.000 Doppelzentnern, die aber noch im Ersten Weltkrieg auf 120.000 mehr als verdoppelt werden mußte. Nach dem Mahlvorgang wurde das Mehl im Lagerhaus in Säcke gefüllt und entweder im Innenhof auf Lastwagen oder auf der Hafenseite in Güterwaggons verladen.

Denkmale / Umnutzung

Foto 2020

Im Rahmen der Entwicklung des Hafens soll die Auermühle durch Abriss des Bunkersilos von 1940 wieder freigestellt werden.

Im Rahmen der Inventarisation wurden der mehrgeschossige Kernbau der Mühle mit seinen Holzböden, die historischen Treppenhäuser, das Pumpenhaus mit Ausstattung und Schornstein sowie die Elektrozentrale für denkmalwürdig erklärt und sollen bei einer anstehenden Umnutzung erhalten bleiben.



Links

Wikipedia
Goodmills. Ellmühle
Deutzerhafen


Literatur

Handbuch von Köln, 1925, Anzeige

Geschäftsberichte der Heinr. Auer Mühlenwerke KGaA

Tradition und Leistung. 100 Jahre Auer Köln 1850-1950, Köln 1950

Tradition und Fortschritt, hg. Heinr. Auer KGaA, um 1953

De.Wikipedia.org: Heinrich Auer (10. 2. 2020)

De.Wikipedia.org: Kampffmeyer Mühlen (10. 2. 2020)