Ferd. Leysieffer & Lietzmann, Weizenmühle, ab 1964 „Ellmühle“
Siegburger Straße 108
Alexander Kierdorf
Die Weizenmühle Ferd. Leysieffer & Lietzmann (Ellmühle)


Der nördlich (Richtung Südbrücke) anschließende Mühlenkomplex wurde von der Firma Leysieffer & Lietzmann errichtet, deren Ursprünge im Bergischen Land liegen. Bereits 1867 eröffnete Ferdinand Leysieffer in Lennep die erste Dampfmühle im gesamten Kreisgebiet. 1886 brannte diese Mühle ab, ein Jahr, nachdem Leysieffer mit einem Partner die Firma Ferd. Leysieffer & Lietzmann gegründet hatte, die eine Dampfmühle in Deutz betrieb. Die wieder aufgebaute Lenneper Mühle wurde später mit einer Brotfabrik zur Firma „Buchholz & Leysieffer“ fusioniert.

Werbe-Klebemarke
1909/10 wurde die neue Mühle im Deutzer Industriehafen errichtet und noch vor dem Ersten Weltkrieg erweitert. Das hier hergestellte Mehl wurde als Colonia- und Stern-Mehl verkauft.

Im Jahr 1924 wurde die Mühle dem Großunternehmen der Gebr. Kampffmeyer eingegliedert, das, in Potsdam gegründet, nach dem Zweiten Weltkrieg von Hamburg aus geleitet wurde. Der Name Leysieffer & Lietzmann blieb jedoch erhalten; 1964 wurde das daraus abgeleitete (ehemalige Telegramm-)Kürzel „Ellmühle“ eingeführt, das 1975 auch auf die Auermühle übertragen wurde.

Die Mühle war im Zweiten Weltkrieg weniger stark als die Auermühle beschädigt worden und konnte deshalb mit Unterstützung der Besatzungsmächte bereits 1946 wieder in Betrieb gehen. Bereits 1975 war die alte Ellmühle mit einer Jahreskapazität von 365.000 Tonnen eine der bedeutendsten Großmühlen Europas; mit 380.000 t Vermahlung von Weizen und Roggen im Jahr ist sie auch um 2015 eine der größten Mühlen Europas.

Im Jahr 2013 wurde der Bereich der alten Ellmühle im Inneren umfassend saniert und technisch hochmodern ausgestattet; ausschließlich hier findet seitdem der Mahlbetrieb statt.


Baugeschichte

Ansicht von Süden
Für das technische Konzept der Mühle zeichnete der Ingenieur Heinrich Blaesen verantwortlich; die Gestaltung des Gebäudes übernahm wie bereits bei der Auermühle der Architekt Hans Verbeek (1873-1954). Der Mitarbeiter des Kölner Hochbauamtes entwarf gleichzeitig auch das „Danziger Lagerhaus“ im Rheinauhafen. Er wurde 1913 Leiter des Hochbauamts und war von 1925 bis 1933 Stadtkonservator.

Die Mühle bestand zunächst aus dem eigentlichen Mühlengebäude parallel zum Hafenbecken sowie einem im rechten Winkel angeschlossenen Silogebäude. Beide Gebäude waren aus Stahlbeton konstruiert. Über fünf Vollgeschossen der Mühle erhob sich ein Mansarddach, das durch einen auf der Vorderwand aufsitzenden Turm mit Wasserbehälter überragt wurde. In den Backsteinfassaden waren die Fenster waren in den zwei unteren Geschossen rundbogig, darüber rechteckig geschlossen. In Fortsetzung der Mühle nach Norden wurde 1913 ein gestalterisch angepasstes Lagerhaus errichtet. An der Landseite waren der Mühle an der Siegburger Straße Verwaltungs- und Wohngebäude sowie unmittelbar am Fabrikgebäude Kessel- und Maschinenhaus vorgelagert.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde auch die Ellmühle erheblich modernisiert und erweitert. Das alte Mühlengebäude wurde wahrscheinlich abgebrochen und durch einen äußerlich an die Altbauten angeglichenen Neubau ersetzt. Neben den alten Siloflügel wurde nach Süden unmittelbar am Hafenbecken wie bei der Auermühle ein weiteres Getreidesilo ergänzt: Das Sukasilo erhielt seinen Namen nach der 1940 in Berlin gegründeten Firma Suka-Silo Heinrich Kling mit speziellem Belüftungssystem.

Rückseite mit Silos. Links die Sockelszone des Rhöhrensilos von 1963/64. Baufirma: Industrie-Bau Nord. Gleitschalbauweise. Architekt: Theodor Kelter / Köln
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Bauten aufgestockt und bereits 1946 wieder in Betrieb genommen. In den 1950er Jahren wurde wie bei der Auermühle nach Norden ein Mehlsilo angebaut, das die letzte Lücke zwischen den beiden Deutzer Großmühlen schloss.

Nach Übernahme durch die Firma Kampffmeyer errichtete man an der Siegburger Straße südlich des alten Siloflügels einen hoch aufragenden Röhrensilo, für dessen Gestaltung der auch bei der Auermühle herangezogene Kölner Architekt Theodor Kelter verantwortlich zeichnete.


Betrieb und Produktion

Die Abfolge der Bearbeitungsschritte war die gleiche wie bei der Auermühle: Das per Bahn oder Schiff angelieferte Getreide wurde in Zellensilos zwischengelagert, dann über die Getreidereinigung den Mühlen zugeführt. Das erzeugte Mehl wurde in Säcke abgefüllt und im Lagerhaus zum Abtransport per Straße oder Schiene bereitgehalten.

Die Mühle verfügte nach einem Zeitungsbericht von 1917 über eine Tageskapazität von 180 t (= 1800 Doppelzentnern) und Silo-Lagerraum für 5500 t (= 55.000 DZ). Die Antriebskraft erreichte 700 PS. Damit war die Mühle nur gut halb so groß wie die benachbarte Auermühle mit 2800 DZ/1200 PS. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden spezielle Mehlsilos errichtet, von denen aus das Mehl auch in Großbehälter gefüllt und abtransportiert werden konnte.


Denkmalschutz und Umnutzung

Elevatorturm mit Sauganlage, im Kern 1910. Ausleger 2002 erweitert
Neben den historischen Treppenhäusern ist vor allem der Silokomplex von Interesse, der vom Zellensilo mit seinen originalen Außenfassaden bis zum Röhrensilo der 1960er Jahre wichtige Entwicklungsschritte repräsentiert. Weiteres bemerkenswertes Detail ist ein Ende der 1950er Jahre hofseitig an die Mühle angebauter 1-Personen-Umlaufaufzug (Paternoster), der dem Bedienungspersonal das Treppenlaufen ersparte. Der auf der Kaikante aufsitzende Elevatorturm der Ellmühle geht in seinem Kern ebenfalls auf die 1910er Jahre zurück.



Links

Wikipedia
Goodmills. Ellmühle
Deutzerhafen


Literatur

Der Industriebau, Jg. 1910

25 Jahre Ferd. Leysieffer & Lietzmann 1885-1910, Köln-Deutz Industriehafen, 1910

Geschäftsberichte der Ferd. Leysieffer & Lietzmann AG