Stammhaus 4711
Köln, Glockengasse 4
Geschäfts- und Bürohaus
Walter Buschmann / Matthias Hennies / Alexander Kierdorf
Stammhaus 4711


Foto Jürgen Gregori 2018
Das Haus mit der ehemals wohl berühmtesten Hausnummer Kölns steht heute schräg gegenüber dem Opernhaus am Offenbachplatz und entzückt die Besucher mit einer feinen neugotischen Architektur, einem großen Parfümerie-Laden im Erdgeschoß und dem wohl schönsten Glockenspiel der Stadt. Nach der Firmen- und Familienüberlieferung schenkte der Kartäusermönch Franz Maria Farina dem damals 30-jährigen Wilhelm Mühlens, einem Kaufmann aus dem südlich vor Köln gelegenen Walberberg 1792 ein Geheimrezept zur Herstellung von Parfum, das als Eau de Cologne oder Kölnisch Wasser verkauft wurde. Die Produktion wurde noch im gleichen Jahr aufgenommen und 1796 das Haus an der Glockengasse erworben, das zu diesem Zeitpunkt die 1794 verliehene Hausnummer bereits besaß. Sie wurde zum weltberühmten Firmennamen.

Ferdinand Mülhens
Arkaden nach dem Wiederaufbau. Foto Jürgen Gregori
Fassade mit Glockenspiel. Foto Jürgen Gregori
Manchmal gehört wenig zu einem Geniestreich: Der Unternehmer Ferdinand Mülhens (1844-1928) übernahm sowohl die legendäre Hausnummer als auch das Etikett der Parfümflaschen in Türkis und Gold von seinem Vater. Indem er erstmals beides verband, legte er den Grundstein für den weltweiten Erfolg der von ihm konsequent ausgebauten „4711“-Produktpalette.

Schon 1852-54, Ferdinand Mülhens war gerade geboren, wurde das Haus in der Glockengasse im neugotischen Stil erneuert und zwanzig Jahre später verlegte man die Produktion aus der Altstadt in den aufstrebenden Fabrikvorort Ehrenfeld, wo noch heute die Parfümfabrikation mittels der erhaltenen Fabrikbauten der Nachkriegszeit nachvollzogen werden kann.

Das Stammhaus an der Glockengasse überlebte das Bombeninferno des Zweiten Weltkriegs nicht. Durch den Bau der Nord-Süd-Fahrt konnte es auch nicht an alter Stelle wiederaufgebaut werden und entstand neu als markantes Eckhaus. Da es zuvor in die Straßenzeile mit Nachbarhäusern rechts und links eingebunden war, mussten die Architekten des Wiederaufbaus Joh. Jacob Claassen und die Brüder Wilhelm und Rudolf Koeb eine Seitenfassade dazu erfinden. Auch die Erdgeschoßöffnung mit Arkaden ist eine Idee der Wiederaufbauzeit. Über den Arkaden erhebt sich eine an Kölner und flämischen Vorbildern orientierte Fassadenarchitektur mit mächtigen Kreuzstockfenstern, Eckwarten und einem wehrgangartigen Wandabschluss im Dachbereich.

In die Architektur der Dachzone ist ein Glockenspiel mit historischen Figuren, die am Betrachter zu den Klängen der Marseillaise und des Treuen Husaren zu jeder vollen Stunde zwischen 9 und 19 Uhr vorbeiziehen.

Laden im Erdgeschoss. Foto Jürgen Gregori
Im Erdgeschoß können in einem im Stil der 1950er gestalteten Laden Produkte des Hauses 4711 erworben werden. Zudem gibt es Historische Führungen und es werden Duftseminare sowie 4-Gang „Duftmenüs“ angeboten.