Zeche Friedrich Heinrich
Kamp-Lintfort, Friedrich-Heinrich-Allee 64
Walter Buschmann
Zeche Friedrich Heinrich


Kurztext

Entstanden durch französische Investitionen hebt sich Friedrich Heinrich aus dem Bestand erhaltener Bergwerke aus dem Jahrzehnt vor dem Ersten Weltkrieg durch eine monumentale Backsteinarchitektur, die mit prägnanter Außenwirkung entlang einer Allee errichtet wurde, hervor. Die noch fördernde Zeche zeichnet sich durch einen noch umfangreichen Bestand aus der Gründungszeit der Anlage aus. Die Zeche ist Mittelpunkt von ausgedehnten Siedlungen, die ebenfalls denkmalwert sind.


Geschichte des Bergwerks Friedrich Heinrich

Nach den Konzessionen für Rheinpreußen 1857 und Niederberg 1857 unter dem Namen "Verein" gehen die Anfänge von Friedrich Heinrich - der dritten großen linksrheinischen Zeche - auf die Verleihung eines Feldes von 93,9 Mio m² unter dem Namen Humboldt auf das Jahr 1862 zurück. Mit dieser ungeheuren Größe der Berechtsame übertraf das neue Grubenfeld noch geringfügig den Umfang des Feldes für die Zeche Rheinpreußen (93,84 Mio m²). Die Verleihungsurkunde wurde ausgestellt auf Freiherrn Friedrich von Diergardt/Viersen, sowie Ferdinand Stein und Wilhelm Königs aus Köln. Wie bei der Vorgeschichte zur Entstehung der Zeche Niederberg, dauerte die Realisation der Abbaurechte Jahrzehnte. 1874 wurde das Feld Humboldt in annähernd drei gleich große Teile geteilt. Das östliche Feld übernahm Friedrich Heinrich von Diergardt, der dem Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich den Namen gab.


Durch Probebohrungen in den Jahren 1900 bis 1904 wurden sehr gute Fettkohlenflöze in ungestörtem Gebirge bei flacher Lagerung nachgewiesen. Das Feld konnte mit diesen Bohrergebnissen 1906 an eine französische Bankengruppe unter Führung der Pariser Industrie- und Handelskreditbank verkauft werden. Gegründet auf den reichen Fettkohlevorräten sollte die Zeche Koks für die französische Hüttenindustrie liefern. Das Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich wurde 1906 als Aktiengesellschaft mit Sitz in Düsseldorf gegründet. Bergwerksdirektor wurde der von der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten AG kommende Franz Brenner, dem Planung und Aufbau der Zeche übertragen wurde.

Nachdem zuvor bereits Pläne über die Anlage der Übertageanlage mit zugehöriger Siedlung ausgearbeitet worden waren, erwarb die Bergwerksgesellschaft 1906/07 ein Terrain von 1200 Morgen. 1907 und 1908 begannen die Abteufarbeiten für beide Schächte im Gefrierverfahren durch eine Spezialfirma aus Nordhausen (Tiefbau und Kälteindustrie, vorm. Gebhardt und König). Für das Abteufen entstanden provisorische Hilfsbauten in Holzfachwerk. Zugleich wurde eine Schmalspurbahn zum Bahn-hof Repelen für den Materialtransport angelegt.

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Schacht 2. Fördergerüst, Schachthalle
Nachdem mehrfach Schwimmsandeinbrüche die Abteufarbeiten behindert hatten, erreichte Schacht 2 1910 und Schacht 1 1911 das Karbon bei 306 und 307 m Teufe. 1912 konnte die Förderung zunächst über Schacht 2 aufgenommen werden. Dann wurde Schacht 1 zum Förderschacht ausgebaut (1912) und Schacht 2 als Wetterschacht hergerichtet.

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Luftbild von 1915
Parallel zu den Abteufarbeiten entstanden bis etwa 1913 die Bauten der Übertageanlagen(seit 1908 Kraftzentrale). 1913/14 folgte die Kokerei mit fünf Batterien und Nebenproduktenanlage.

Das Bergwerk Friedrich Heinrich war auf die derzeit ungewöhnlich hohe Förderleistung von 5000 Tagestonnen (tato) konzipiert. Schon 1914 kam man mit 4300 tato diesem Ziel sehr nahe. Etwa 2000 Beschäftigte sorgten für die Umsetzung des Produktionszieles, das weit über den Ergebnissen zeitgleicher Schachtanlagen lag.


Siedlungen und Sozialeinrichtungen

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Lageplan, 1957
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Altsiedlung. Foto: 2000
Das Bergwerk Friedrich Heinrich war von vorn herein als städtebauliche Einheit von Zeche, Siedlungen und Sozialeinrichtungen geplant. Westlich der Zeche entstand 1907 bis 1930 eine großzügige Siedlung mit 2500 Wohnungen. Diese Siedlung, die auf der Rückseite von Zeche und Kokerei entstand, nimmt auf die Schachtanlage nur indirekt Bezug. An ihrer Vorderseite wird die Zeche entlang einer Allee durch ein Verwaltungsgebäude ergänzet, sowie durch die Villen der Betriebsdirektoren und ein Kasino. Daran schließt sich eine Angestelltensiedlung an. Die Siedlungen sind reichhaltig ausgestattet mit Schulen, Kirchen und Konsum anstalten.

Der hohe Wohnraumbedarf für die Bergleute der Zeche wird an den zusätzlich zur Hauptsiedlung entstandenen kleineren Siedlungseinheiten an der Konradstraße (1912) und durch Ankauf (1916) der zunächst auf privater Basis entstandenen Pauenschen Siedlung (seit 1913) deutlich.


Entwicklung nach 1920

Nach kurzzeitiger Enteignung der französischen Eigentümer während des Ersten Weltkrieges 1917 übernahm erneut die Pariser Bankengruppe 1921 das Bergwerk. Kurz darauf entstand 1921/22 auf dem südlichen Zechengelände eine kleine, anspruchsvoll gestaltete Bautengruppe mit Schirrhof, Grubenfeuerwehr, Pumpenhaus und Lokomotivschuppen.

1924 wurde das Bergwerk an die große französische Hütten- und Bergwerksgesellschaft de Wendel verkauft, die zu diesem Zeitpunkt bereits auf eine 250jährige Tradition in der Eisenerzeugung zurückblicken konnte und zur Versorgung der lothringischen Hüttenwerke sich auch schon zuvor im Ruhrbergbau engagiert hatte. Für die Kamp-Lintforter Zeche betrieb de Wendel eine konsequente Erweiterungspolitik der Berechtsame und 1939 hatte der Feldesbesitz mit 89,7 km² schon fast den ursprünglichen Umfang erreicht. Zur Erschließung dieser großen Fläche entstand seit 1928 der Schacht Norddeutschland. Dieser Schacht wurde auch zur Förderung eingesetzt, so daß 1931 die Förderleistung von 6000 auf 7000 bis 8000 tato stieg.

Noch während des Krieges entstanden 1941 Pläne für einen großzügigen Ausbau des Bergwerkes mit Entstehung einer neuen Doppelschachtanlage bei Hoerstgen. Die Schächte 4 und 5 wurden 1943 zwar auch begonnen, aber wegen der Kriegsereignisse nicht vollendet. Nach Kriegsende gab man die Pläne für die neue Doppelschachtanlage in Hoerstgen auf und baute die Schachtanlage 1/2 aus.

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Schaubild der Kokerei, im Hintergrund die Zeche
Nachdem Zeche und Siedlungen im Zweiten Weltkrieg Schäden erlitten hatten, wurde 1947-54 die Kokerei erneuert.

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Luftbild, zentral der Förderturm von Schacht 1. Foto: Soelter, 1985
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Förderturm, Schacht 1. Foto: 2012
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Querschnitt des Förderturms, Schacht 1
Ehrgeizige Ziele zur Produktionssteigerung führten 1955/56 zum Ersatz des Fördergerüstes von Schacht 1 durch einen Förderturm, der bei 16stündigem Betrieb 24.200 tato Rohkohle fördern sollte. Gleichzeitig wurde die für diese Förderleistung unzureichende Wäsche 1953-56 kräftig erweitert und die Kaue durch einen Neubau ersetzt. Die Bewetterungsanlage am Schacht 2 wurde erneuert und der Schacht 2 mit einer Gefäßförderanlage zur Bergeförderung ausgestattet. In Hoerstgen entstand 1956-64 der Schacht 4 für Wetterführung, Seilfahrt und Materialförderung. Friedrich Heinrich ist eine noch fördernde Zechenanlage.

Im aktuellen Erscheinungsbild der Schachtanlage Friedrich Heinrich 1/2 ist noch hervorragend das Anlageprinzip der Entstehungszeit überliefert. Neben der eindrucksvollen Architektur der Gebäude ist besonders dieses Anlageprinzip von Bedeutung. Es variiert ein allgemein zur Jahrhundertwende verbreitetes Schema, steigert es jedoch in städtebaulicher Hinsicht zu monumentaler Wirkung.


Die Gesamtanlage

Als Standort der Schachtanlage war eine durch eine frühere Rheinschlinge entstandene Niederung - die Große Goorley - gewählt worden. Das Gelände der Zeche war etwa 2,5 m mit Kies aufgehöht worden. Den Kies hatte man am Eyller Berg abgebaut und mit einer Seilbahn zum Zechengelände transportiert. Am Fuße des Eyller Berges entstand der zwei ha große Pappelsee.

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Lageplan, 1983
Dominierendes Element in der Gesamtdisposition der Zeche wurde die neu angelegte Friedrich-Heinrich-Allee. Schon der erste überlieferte Entwurf zum Bau der Übertageanlage von 1907(Plan des Landmessers Noelle) sah eine sehr dicht an die Allee herangerückte, auf einer Fluchtlinie liegende Reihe von Zechenbauten vor: Kaue/Verwaltung, Fördermaschinenhäuser, Zentralmaschinenhaus. Zwischen den Fördermaschinenhäusern sollte die Zufahrt zur Zeche direkt auf einen Platz führen, der seitlich von den Fördergerüsten und an der Stirnseite von der Wäsche begrenzt sein sollte. Diese Idee wurde nicht verwirklicht. Die Lücke zwischen den Fördermaschinenhäusern nahm dagegen das 1912 erreichtet Magazin ein.

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Panorama vom Zechenbahnhof. Quelle: Werksarchiv, Zeche & Kokerei Friedrich Heinrich
Wie dem Plan von 1907 weiterhin zu entnehmen ist, sollten die Schächte 1 und 2 mit ihren Schachthallen identisch ausgebildet werden und zusammen mit der Wäsche eine geschlossene, U-förmige Gesamtanlage bilden. Daraus resultiert, daß auch Schacht 2 als Förderschacht für Doppelförderung gedacht war, jedoch zunächst nur als Wetterschacht benutzt wurde. Auch folgende Lagepläne von 1909 und 1913 zeigen noch für beide Schächte gleich groß bemessene Schachthallen, so daß diese Planung endgültig wohl erst in den 1920er Jahren aufgegeben wurde. Zwar wurde der Schacht 2 1930 noch mit einem zweiten Paar Seilscheiben ausgestattet und im zugehörigen Fördermaschinenhaus eine zweite Dampffördermaschine aufgestellt. Zu einer Erweiterung der Schachthalle kam es jedoch nicht mehr. In gleicher Reihe mit den Schachthallen wurde südlich, dem Schacht 2 zugeordnet, das Lüftergebäude (1911) und die Werkstatt erbaut. Nördlich von Schacht 1 schlossen sich in dieser Reihe drei Kesselhäuser an. Auf diese Gebäudereihe folgten die Gleise des Zechenbahnhofes.

Jenseits der Gleise standen wieder in Parallelanordnung die fünf Batterien der Kokerei, die unterbrochen wurden von der hohen Betonkonstruktion des Sumpfgebäudes. Die Bauten der Nebenproduktenanlage waren ebenfalls im orthogonalen System angeordnet.

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Luftbild. Foto: Soelter, 1982
Die Gesamtdisposition folgt zwar dem allgemein zur Jahrhundertwende gebräuchlichen Schema der in parallelen Reihen geordneten Funktionseinheiten. Auch die Verteilung der Funktionen zumindest in den ersten beiden Reihen war für Doppelschachtanlagen mit einzelnen Fördergerüsten üblich. Ungewöhnlich ist der direkte Bezug zur vorbeiführenden Straße und die deutlich erkennbare Absicht, durch Anordnung und Ausbildung der Gebäude eine monumentale Straßenrandbebauung zu schaffen. So entwickeln sich Kaue und Zentralmaschinengebäude nicht etwa in die Tiefe des Grundstückes hinein, sondern markieren mit ihren langgestreckten Trauffassaden Anfang und Ende der Bautengruppe, und das Magazin zwischen den Fördermaschinenhäusern ist offensichtlich deswegen nachträglich in die Reihe eingefügt worden, um ihre kraftvolle Wirkung zu steigern. Die Ausbildung der Gebäudekörper mit die zur Straße orientierten Giebeln, die teilweise als Scheingiebel (Zentralmaschinenhaus) ausgeführt sind oder auch, wie im Fall des Magazins, ohne funktionale Bedeutung sind, offenbaren den Wunsch der Bergwerksgesellschaft nach einer Architektur, die Eindruck machen sollte. Es gibt keine zweite Zechenanlage im Ruhrgebiet dieser Zeitstellung, die sich mit derartigem Imponiergehabe der Öffentlichkeit zuwendet.

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Verwaltung. historisches Foto
In ihrer Wirkung durchaus noch gesteigert wird die relativ geschlossene Straßenrandbebauung der Zechenbauten durch die gegenüberliegenden, sehr aufgelockerte angeordnet und in eine Grünflächen eingebetteten Bauten: Verwaltungsgebäude, die Villen der Betriebsdirektoren und das Kasino. Um den Kontrast zur "schwarzen Seite" der Zeche noch zu betonen, sind diese Gebäude als weiße Putzbauten ausgeführt.

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barockisierte Straßenbild. Foto: 2012
Die leicht barockisierende Backsteinarchitektur der Zechengebäude ist durchgängig aufgelockert mit Putzstreifen zwischen den Fensterachsen. Die hohen Rechteckfenster über dem Sockelgeschoß werden regelmäßig bekrönt durch rundbogige Blendfenster, die nach Art der Thermenfenster geteilt sind. In den Giebelfeldern tauchen hin und wieder ovale Okuli auf. In der zweiten Gebäudereihe sind auch Werkstatt, Lüftergebäude und Wäsche in diesem schwer und wuchtig wirkenden Backsteinstil ausgebildet. Schachthalle, Mannschaftsgang und das erhaltene Kesselhaus sind in Stahlfachwerk erbaut und passen sich damit den in dieser Reihe dominierenden Fördergerüsten an.



BESCHREIBUNG DER DENKMALWERTEN BAUTEN

Fördergerüst Schacht 2, 1911; Fa.: GHH, Oberhausen-Sterkrade

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Strebengerüst in Fachwerkbauweise, Schacht 2. Foto: Calvelli
Eingeschossiges deutsches Strebengerüst in Fachwerkbauweise (Nietkonstruktion) für Doppelförde-rung mit vier nebeneinanderliegenden Seilscheiben. Höhe bis zu den Seilscheibenträgern: 40,5 m. Das Gerüst wurde berechnet als Dreigelenkkonstruktion für eine Seilbruchlast von 225,6 t.

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Fördergerüst, Schacht 2. Foto: 1982
Die beiden Streben sind im Querschnitt kastenförmig ausgebildet. Sie sind untereinander durch filigrane Horizontalriegel und sich kreuzende Diagonalstreben verbunden und oben unter der Seilschei-benbühne durch Vollwandprofile verstärkt. Die Seilscheibenbühne wird getragen durch drei kräftige Fachwerkträger, die zugleich zwischen Streben und Führungsgerüst vermitteln. Zwischen den Fachwerkträgern reichen kurze Stummelstreben von den Vollwandprofilen zur Seilscheibenbühne. Die Kranbahn über den Seilscheibenträgern wurde demontiert und ist nicht erhalten.

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Schachthalle, Schacht 2. Foto: Calvelli
Das Führungsgerüst ist durch Riegel und sich kreuzende Diagonalstäbe ausgesteift. Es war ursprünglich bis unter die Seilscheibenträger mit einer Konstruktion aus Stahlblechplatten eingehaust (ausziehender Wetterschacht). Im Führungsgerüst sind Stahlspurlatten, Prellböcke und Schachttore erhalten.


Schachthalle Schacht 2, 1912

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Schachthalle und Fördergerüst, Schacht 2
Stahlfachwerkhalle mit mehrfach gebrochenem, trapezförmigen Dach. Die Halle reicht mit einer Achse bis über ein Gleis des Zechenbahnhofs und konnte von Eisenbahnwaggons unterfahren werden. Zur Zechenstraße orientiert ist die Halle unter den Streben des Fördergerüstes niedriger ausgebildet. Hier mündet im oberen Bereich der zur Kaue führende Mannschaftsgang auf Höhe der Hängebank.

Die Schachthalle hat hochrechteckige Gefache und schlanke, je zu Dreiergruppen zusammengefaßte Metallsprossenfenster. Wegen statischer Probleme wurde die Halle 1991 außen mit einer Betonkonstruktion umgeben. Über die Halle erfolgte ursprünglich Material- und Personenförderung in Förderkörben. 1955/56 wurde auf Gefäßförderung für Berge umgerüstet. Mit Verlagerung der Bergeförderung nach Schacht 3 wurde 1969-72 der Hängebankbereich erneut umgebaut und modernisiert und ist heute für Materialtransport und einen Großteil der Personenförderung (über Fördergestelle) eingerichtet.


Lüftergebäude Schacht 2, 1911

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Lüftergebäude, Schacht 2: Foto 2012
Das direkt südlich der Schachthalle stehende Lüftergebäude verweist auf die Funktion von Schacht 2 als ausziehender Wetterschacht. Backsteinhalle mit Satteldach über Sockelgeschoß. Hochrechteckfenster eingebunden in die für Friedrich Heinrich übliche Gliederung aus Backsteinlisenen und Putzbändern, allerdings ohne die rundbogigen Blendfenster. Ursprüngliche Holzfenster erhalten.

Die beiden Ventilatoren (Schleuderlüfter) mit einer Leistung von 14.000 m² wurden 1955/56 ausgebaut. Die beiden durch das Dach hindurchragenden Diffusoren sind in ihrer ehemaligen Anordnung durch Auswechslungen im Dach noch erahnbar.


Fördermaschinenhaus Schacht 2, 1912/1920; Arch.: Johann Onnertz (Erweiterung 1920)

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Fördermaschinenhaus, Schacht 2. historisches Foto. Quelle: Werksarchiv, Zeche & Kokerei Friedrich Heinrich
Backsteindoppelhalle mit Satteldächern. Gliederung der Außenwände durch ein alternierndes System von Backsteinwandvorlagen und zurückspringenden Putzbändern. Die Rechteckfenster sind eingebunden in dieses System der Vertikalbänder und werden bekrönt durch rundbogige Blendfenster, die nach Art der Thermenfenster durch Backsteinstöcke dreibahnig unterteilt sind. Darüber stilisierte Festons. Zur Zechenstraße sind die Fassaden fensterlos, werden aber im gleichen System gegliedert. Die Auslässe der Förderseile sind bezugslos in dieses Gliederungssystem eingebracht. Im Sockel schwach segmentbogige, schlanke Zwillingsfenster. Die Hallen werden überspannt von genieteten Stahlbindern.

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Dampffördermaschine von 1911. historisches Foto. Quelle: Werksarchiv, Zeche & Kokerei Friedrich Heinrich
Die Doppelhalle wurde in zwei Bauabschnitten erstellt. 1912 entstand die südliche Halle zur Aufnahme einer Dampffördermaschine. Von dieser Maschine sind die Kappen der Zylinder erhalten mit der Inschrift: Gutehoffnungshütte Sterkrade 1911.

Die nördliche Halle wurde 1920 angefügt und zunächst als Magazin genutzt. Der geschlossene Gang zum benachbarten Magazingebäude verweist auf diese Nutzung. 1930 wurde in der Halle eine Dampffördermaschine in Betrieb genommen.

Die heute in beiden Hallen aufgestellten Elektrofördermaschinen sind aus jüngerer Zeit (Einbau um 1970) und ohne Denkmalbedeutung.


Ehemaliges Fördermaschinenhaus Schacht 1, um 1912

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altes Fördermaschinenhaus, Schacht 1. Foto: 2012
Backsteindoppelhalle mit Satteldächern. Fassadengliederung im gleichen System wie beim Förder-maschinenhaus Schacht 2. Das Gebäude wurde (um 1956 ?) für eine Büronutzung umgebaut mit Einbau von Geschoßdecken, Verkleinerung der Rechteckfenster und Öffnung der rundbogigen Blendfenster.
In den Hallen waren ursprünglich jeweils 3000 PS starke Zwillings-Dampffördermaschinen mit Seiltrommeln aufgestellt.


Magazin, 1912

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Magazin. Foto: 2012
Zwischen den beiden Fördermaschinenhäusern steht das Magazingebäude. Es ist eine Backsteinhalle mit Walmdach und großem Dreiecksgiebel zur Friedrich-Heinrich-Allee. Fassadengliederung analog zu den begleitenden Fördermaschinenhäusern jedoch mit kleinen Rechteckfenstern in der zurück-springenden Drempelzone. Im Dreiecksgiebel großer, ovaler, heute zugesetzter Okulus.

Das Magazin ist an den zum Schacht 2 führenden Mannschaftsgang angeschlossen und über eine Verbindungsbrücke mit dem Fördermaschinenhaus Schacht 2 verbunden.


Zentralmaschinenhaus / Permutitanlage, 1908/1919; Arch.: Johann Onnertz (Erweiterung 1919)

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Zentralmaschinenhaus
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Zentralmaschinenhaus mit Fördermaschinen. historisches Foto
Langgestreckte Backsteinhalle, ursprünglich mit 13 Achsen, 1919 um 7 Achsen erweitert. Satteldach mit Belichtungsraupe über dem First.

Fassadengliederung wie bei den Fördermaschinenhäusern. Zusätzlich werden die langen Trauffassaden durch je zwei Scheingiebel pro Seite unterbrochen, die sich jeweils über drei Fensterachsen erheben und mit rundbogigen Blendnischen gegliedert sind.

Nördlich, direkt an das Zentralmaschinenhaus anschließend, steht die dreiachsige Halle für die Permutitanlage, deren Fassadengliederung der Zentralmaschinenhalle angeglichen, aber durch eine eigene Dachform (querliegendes Walmdach) und zweiläufige Freitreppe zur Zechenstraße hervorgehoben ist. Beide Hallen werden überspannt von genieteten Stahlbindern, deren Obergurte an den Enden jeweils leicht gerundet sind. Im Zentralmaschinenhaus waren Turbogeneratoren zur Erzeugung von Strom und Kompressoren für den Preßluftbedarf aufgestellt (nicht erhalten). Pilasterartig ausgebildete Wandvorlagen und fragmentarischer Fliesenbelag in der Sockelzone verweisen noch auf die besondere Stellung des Gebäudes im Funktionsganzen der Zeche. Von der auf historischen Fotos überlieferten, aufwendigen Innenraum-fassung ist im rezenten Zustand der Halle nichts mehr zu sehen. Die opulenten Schalttafeln wurden nach Bau des Schalthauses 1930 abgebrochen.


Verwaltungs und Kauengebäude, um 1912

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Verwaltungs & Kauengebäude. historisches Foto. Quelle: Werksarchiv, Zeche & Kokerei Friedrich Heinrich
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Verwaltungs & Kauengebäude. Foto: 2012
Dreiteiliger Gebäudekörper: das hohe Eingangsbauwerk mit prächtigem Portal trennt mit seinem querstehenden Walmdach die südlich anschließende Kaue von dem nördlich angrenzenden Verwaltungstrakt mit Lohnhalle. Die ursprünglich basilikal aufgebaute Kaue für 3600 Mann mit von Türmen flankierter Südfassade wurde 1956 in Stahlbetonskelettbauweise erneuert und gehört nicht zur denkmalwerten Substanz.

Am Baukörper des Verwaltungsgebäudes ist die Lohnhalle als zentrales Bauteil kenntlich gemacht, indem die Halle wie ein überdimensionierter Dachreiter die zweigeschossigen Bürotrakte überragt. Auf dieser "Laterne" mit Walmdach sitzt eine Belichtungsraupe. Sie wird durchbrochen von rundbogigen Fenstern, die in die Dachfläche einschneiden.

Die Fassadengliederung der Bürotrakte greift das Motiv der Rechteckfenster im unteren Bereich und den darüber stehenden Rundbögen (hier verwendet für Fensteröffnungen) auf. Die Rechteckfenster im Erdgeschoß waren ursprünglich mittig durch Backsteinpfeiler geteilt. Die Nordfassade ist in ihren Gliederungen leider durch jüngere Eingriffe gestört.

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Eingangsbauwerk, Verwaltungs & Kauengebäude. Foto: 2012
Dominierendes Bauteil des dreiteiligen Gebäudekörpers ist das Eingangsbauwerk mit gestrecktem, dreiachsigem Fassadenaufbau im Obergeschoß (Brüstungen der schlanken Fenster nachträglich zugesetzt) und dem knapp aus der Fassade vorspringenden Portal. Der rundbogige Eingang wird überfangen von einem geschweiften Giebel. Im Giebeldreieck befindet sich ein Natursteinrelief mit floraler Ornamentik. Im oval gerahmten Mittelfeld Inschrift: Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG. Der Eingang wird über eine Freitreppe erschlossen.

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Lohnhalle, Verwaltungs & Kauengebäude. Foto: Steinhoff, 1993
Im Inneren ist die originale Raumdisposition mit Pförtnerloge und Treppenaufgang erhalten. In der von Stahlbindern überspannten Lohnhalle findet sich noch die mit Stabgitter versehene Empore zur Erschließung der Büros, Fußbodenbelag und Fliesen im Sockelbereich. Die rundbogigen Schalterfenster sind nur noch in Form von Wandnischen zu erahnen. Die kürzlich erneuerte Innenraumfassung orientiert sich am Befund.


Mannschaftsgang, um 1912

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Mannschaftsgang. Foto: 1982
Von der Kaue zur Schachthalle von Schacht 2 und zum Magazin führender, geschlossener Gang, der, getragen von einer Subkonstruktion aus Stahl, über der Zechenstraße angeordnet ist. Die Seitenwände des geschlossenen Ganges sind in Stahlfachwerk ausgeführt. Die Schrägflächen des trapezförmigen Daches sind verglast. An den Eckpunkten für die Abzweigungen zur Schachthalle und zur Kaue weitet sich der Gang zu pavillonartigen Knotenpunkten mit Zeltdach auf.

Der Gang reichte ursprünglich bis zur Schachthalle des Schachtes 1. Dieser Schenkel wurde mit Bau des Förderturmes demontiert.


Werkstatt, um 1910

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Werkstatt. Foto: 2012
Langgestreckte Backsteinhalle (20 Achsen) mit Satteldach. Belichtungsraupe über dem First. Im Süden setzt sich der Baukörper 1 1/2 geschossig (4 Achsen) mit Drempelgeschoß fort. Fassadengliede-rung mit vergleichbaren Elementen wie bei den anderen Zechenbauten, jedoch ohne Sockel und ohne rundbogige Blendnischen über den Rechteckfenstern. Der Nordgiebel mit ovalem Okulus.

Das Dach wird getragen von Stahlbindern mit gerundetem Obergurt im Bereich der Traufen.


Lokomotivschuppen, 1921 (Abbruch 2018)

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Lokschuppen. Foto: 1999
Backsteinhalle über T-förmigem Grundriß mit Walm- und Satteldach. Über dem Hauptdach die Belüf-tungsraupe nur noch zur Hälfte erhalten. Die Ostfassade ist konkav gebogen und nimmt fünf große Drehflügeltore auf. Die sternförmig auf eine kleine Drehscheibe führenden Gleise sind nicht erhalten. Die Westfassade mit dreiachsigem Risalit ist fein gegliedert mit Pilastern, die ein gestuftes Traufgesims tagen. Die Rechteckfenster sind mit Glasbausteinen zugesetzt.


Schirrhof / Grubenfeuerwehr, 1921

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Schirrhof & Nordflügel mit Grubenfeuerwehr. historisches Foto
Eingeschossiger Backsteinkomplex mit Mansarddach. Der zur Unterbringung von Pferden und Wagen erbaute Schirrhof ist eine Dreiflügelanlage mit übergiebeltem Mittelrisalit im Hauptflügel. Das Giebelfeld wird getragen von Pilastern und ist umrahmt von Konsolfriesen. Über dem ehemaligen Tor (heute verkleinert) großes Lünettfenster mit strahlenförmigen Sprossen. Die rundbogigen Tore zu den Ställen und die offene Wagenhalle (Südflügel) sind heute zugemauert.

An den Nordflügel schließt rechtwinklig als relativ eigenständiger Baukörper die Grubenfeuerwehr an. Das dreiachsige Haupthaus, ursprünglich mit großem Rundtor in der Mittelachse, wird bekrönt von einer verschieferten Laterne mit Uhr. Darunter befinden sich im Mansarddach Gauben mit profilierten Giebeldreiecken. Die beiden rundbogigen Tore in dem leicht zurückspringenden Seitenflügel sind noch erahnbar.


Pumpenhaus, 1922; Arch.: Johann Onnertz

Eingeschossiger Backsteinbau mit beidseitig gewalmten Mansarddächern. Haupteingang an der Schmalseite zum Schirrhof durch leicht vorspringenden Risalit betont. Auch in den Längsfassaden Mittelrisalite. Fassadengliederung mit Pilastern und Traufgesimsen analog zum Schirrhof.


Verwaltungsgebäude, um 1912

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Verwaltungsgebäude. Foto: 2012
Zweigeschossiger Putzbau mit Walmdach. Mittel- und Seitenachsen nach Art einer Dreiflügelanlage leicht vorspringend. Die schlanken Hochrechteckfenster sind zu Dreiergruppen zusammengefaßt. Hohes Fenster über dem Haupteingang. Seiten- und Rückflügel sind nachträglich angefügt worden. Durch Aufstockung wurde die Dachzone der Vorderfassade verändert.


Casino, 1914; Arch.: Johann Onnertz

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Casino. Foto: 2012
Eingeschossiger Backsteinbau mit Mansarddach. Mittig in der Vorderfassade als Erker angefügte großzügige Halbrotunde. Zugang über Freitreppen an den Trauffassaden. Dreiachsiger, übergiebelter

Mittelrisalit an der Rückseite. Fassadengliederung mit geputzten Pilastern über Natursteinsockel. Traufgesims als Konsolfries. Hochrechteckfenster mit enger Sprossenteilung. Das Dach ist reich mit Gauben belichtet.


Literatur

• Bergbau AG Niederrhein (Hg.), 75 Jahre Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich 1906-1981. Die Ge-schichte eines Bergwerks, o.O., o.J.
• Burghard, Wolfgang: Niederrheinische Unternehmer, Duisburg 1990
• Buschmann, Walter: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenrevier, Berlin 1998
• Der Ausbau des Verbundbergwerks Friedrich-Heinrich für eine Jahresförderung von 3 Millionen Tonnen, Kamp-Lintfort 1957
• Gebhardt, Gerhard: Ruhrbergbau. Geschich¬te, Aufbau und Verflechtung seiner Gesellschaften und Organisationen, Essen 1957
• Geschäftsberichte Friedr. Heinrich Steinkohlenbergwerke AG 1906-1968
• Hermann, Wilhelm und Gertrude: Die alten Zechen an der Ruhr, Königstein/Taunus 3. Aufl. 1981
• Huske, Joachim: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier, Bochum 1987
• Kollert, Hans: Erinnerungen von Camp bis Kamp-Lintfort, Kamp-Lintfort 1989
• Steinkohlenbergwerk Friedrich Heinrich AG (Hg.), Das Werk und seine Belegschaft, Kamp-Lintfort 1958
• Werksdirektion Friedrich Heinrich (Hg.), Kurzbeschreibung der Schachtanlage Friedrich Heinrich, Kamp-Lintfort 1981
• Werksdirektion Friedrich Heinrich (Hg.), Bergbau AG Niederrhein, Beschreibung der Schachtanlage Friedrich Heinrich, 1985
• 50 Jahre Steinkohlenbergwerk Friedrich-Heinrich AG, 1905-1956. Die Geschichte eines Bergwerks und einer Landschaft am Niederrhein, o.O., o.J.