Zollverein-Siedlung | Schalker Str.
Essen, Schalker Straße
Walter Buschmann
Zollverein-Siedlung | Schalker Str.


eisenhuette
Die Siedlung in einem historischen Luftbild
In Fortsetzung des Bebauungsschemas der Siedlung Hegemannshof entstanden annähernd parallel zur Meerbruchstraße, von dieser aber durch den Katernberger Bach getrennt entlang der Schalker Straße seit 1896 Bergarbeiterhäuser. Auch diese Siedlungsstraße ist durch die Zechenanschlussbahn zur Schachtanlage Zollverein 4/5/11 unterbrochen. Südlich der Zechenanschlussbahn wurden in größeren zeitlichen Abständen 1896, 1904, 1913 und 1920 „Beamtenwohnhäuser“ für Maschinisten und Steiger der Zeche errichtet mit zweigeschossigen Ziegelhäusern auf der rechten und Putzhäusern mit Anklänge an die Reformarchitektur der Jahrhundertwende auf der linken Straßenseite. Nördlich der Zechenbahn waren schon seit 1883 Doppelhäuser für Bergleute der Gelsenkirchener Zeche Wilhelmine Victoria entstanden(westliche Straßenseite). Zollverein bebaute die östliche Straßenseite ab 1903 mit Vierhäusern. Die eigentlich aus drei Teilen bestehende Siedlung ist durch das einigende Band der Schalker Straße zusammengewachsen.

eisenhuette
Die Häuser in der Schalker Straße
Auf der westlichen Seite der Schalker Straße befinden sich die 1883 errichteten 1 1/2 geschossigen Koloniehäuser der Zeche Wilhelmine Victoria. Die Doppelhäuser sind abwechselnd mit einem mittig in der Straßenfassade gelegenen, breiten Mitteleingang oder durch zwei mittig zusammenliegende Einzeleingänge erschlossen. Das Straßenbild wird wesentlich durch die zu den Hauseingängen führenden Freitreppen geprägt. Fenster- und Türöffnungen sind in den schmucklos ausgeführten Backsteinfassaden stichbogig ausgebildet. Sockel und Fenstersohlbänke wie auch ein schlichter halbsteinstarker Fries zwischen Erd- und Drempelgeschoß gliedern die Fassaden.

Die auf der östlichen Straßenseite erbauten eingeschossigen Backsteinhäuser der Zeche Zollverein entsprechen in der Grundausbildung dem jüngeren Vierhaus-Typ der Siedlungen Meerbruchstraße, Beisen und Schlägelstraße. Die Häuser zeigen im Fassadenbild einen Wechsel von verputzten Wandflächen und Sichtmauerwerk mit vergleichsweise breiten Fenstern für die vier Fensterachsen in den Trauffassaden. Wie in der Siedlung Beisen gibt es auch vollständig in Sichtmauerwerk erstellte Häuser. Die Rechteckfenster sind mit kräftigen Fensterstöcken allseitig eingefasst.

Die Zugänge zu den vier Wohnungen in jedem Haus (Vierhäuser mit Kreuzgrundriss) erfolgen von den Giebelseiten mit 4- bis 5-stufigen Freitreppen. Die Stall- und Abortgebäude wurden freistehend an der Rückseite der Hauszeilen errichtet.

Die Siedlungshäuser an der Schalker Straße sind leider durch vielfältige Fassadenverkleidungen und Anbauten beeinträchtigt. Ein Moscheebau aus jüngerer Zeit verweist auf Bewohner mit Migrationshintergrund.


Literatur

• Dietmar Bleidick: Leben mit Zollverein. Bergbau und Stadtentwicklung im Essener Norden, in: Stiftung Zollverein(Hg.): Welterbe Zollverein. Geschichte und Gegenwart der Zeche und Kokerei Zollverein, Essen 2008
• Christoph Machat: Die industrielle Stadtlandschaft Zollverein, in: Udo Mainzer(Hg.): Zeche und Kokerei Zollverein. Das Weltkulturerbe (=Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 70), Worms 2006
• Meyer, Carl: Geschichte der Bürgermeisterei Stoppenberg, Essen 1914
• Kastorff-Viehmann, Renate: Wohnung, Wohnhaus und Siedlung für Arbeiter-Bevölkerung im Ruhrgebiet in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 1. Weltkrieges, Diss. Aachen 1980
• Großmann, Joachim: Wanderungen durch Zollverein. Das Bergwerk und seine industrielle Landschaft, Essen 1999
• Stemmrich, Daniel: Vom Kotten zum Mehrfamilienhaus, in: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Heft 96, 1981
• Hundt, Robert: Arbeiterwohnungen auf den Zechen des Ruhrreviers, Essen 1901
• Bollerey, Franziska/ Hartmann, Kristiana: Siedlungen aus dem Reg. Bez. Düsseldorf, o. O., o. J. (Essen 1980)
• Ruhrlandmuseum(Hg.): Vom Hausen zum Wohnen. Wohnungsbau für Arbeiter zur Zeit der Industrialisierung: Essen ein Beispiel, Essen 1988
• Buschmann, Walter: Arbeitersiedlungen. Historische Bedeutung und denkmalpflegerisches Erhaltungsinteresse, in: Rheinische Denkmalpflege 32, 1995, S. 263 – 271
• Biecker, Johannes/ Buschmann, Walter(Hg.): Arbeitersiedlungen im 19. Jahrhundert - Historische Entwicklung und Bedeutung, Bochum 1985