Arbeiter-Ausflugslokal Bolsterbaum
Essen, Bolsterbaum 42-44


Walter Buschmann
Arbeiter-Ausflugslokal Bolsterbaum


Schon in den 1880er Jahren betrieb der Gastwirt Theodor Horn am „Comunalweg nach Hessler“(später Bolsterbaum) hinter seinem Lokal im Obergeschoß eines Stall- und Scheunengebäudes einen Veranstaltungssaal, zu dem auch zeitweise eine Theaterbühne gehörte. Horn hatte in einem Pferdestall auch eine Branntweinbrennerei eingerichtet. Diese, heute nicht mehr existierenden Gebäude ergänzte sein Nachfolger Hubert Escher 1897/98 um das erhalten gebliebene Wohn- und Geschäftshaus mit einem Laden für „Colonial- und Manufakturwaren“ im linken und einer Gastwirtschaft im rechten Erdgeschoßbereich.

In der Straßenfront des achtachsigen Putzbaus sind die beiden Mittelachsen als übergiebelter Risalit betont. Im schlicht gehaltenen Erdgeschoss sind die Rechteckfenster in eine Flächengestaltung mit Scheinfugen einbezogen. Über dem Stockwerksgesims sind die Obergeschossfenster sowie das Fenster im Risalitgiebel aufwändig in Formen des Neobarocks mit Umrahmungen, Verdachungen und Ornamentformen geschmückt. Zwischen Laden und Gastwirtschaft zeigte der Risalit auch im Erdgeschoss ursprünglich wohl zur Eigentümerwohnung gehörende Wohnräume an.

Die vergleichsweise kleinen Gasträume im Vorderhaus wurden ergänzt durch einen stetig wachsenden rückwärtigen Anbau für Vereins- und Gesellschaftszimmer und Speiselokal.

Der Gartenbereich war spätestens seit 1909 mit regelmäßigen Baumpflanzungen und Schmuckgrün sowie einer Gartenschenke in Pavillonform in die gastronomische Nutzung einbezogen. Von dem auf erhöhtem Niveau gelegenen Garten führte eine Freitreppe in den angrenzenden Grünbereich. Hier wurde 1931 ein 150 Meter langer Schießstand eingerichtet. Das inzwischen „Zur Almhütte“ genannte Anwesen hatte sich zu einem kleinen Vergnügungspark mit künstlichem See für Kahnfahrten, Rutsche, Schaukel, Karussell, Tanzbühne mit Musik und Schießstand entwickelt.

Die Anlage befand sich mitten unter den schmucklosen Backsteinhäusern der Siedlung Hegemannshof und war rechts und links eingebunden in die inzwischen abgebrochenen Zollverein-Siedlungshäuser am Bolsterbaum.


Literatur

• Meyer, Carl: Geschichte der Bürgermeisterei Stoppenberg, Essen 1914
• Joachim Großmann: Wanderungen durch Zollverein, Essen 1999