AG Hüttenbetriebe Meiderich
Duisburg, Emscherstr. 71
Walter Buschmann
AG Hüttenbetriebe Meiderich


Trotz des in der Entstehung begriffenen riesigen Hüttenwerkes Deutscher Kaiser in Bruckhausen, plante August Thyssen in den 1890er Jahren eine zweites Hochofenwerk zur Versorgung der Siemens-Martin Öfen in Mülheim-Styrum und Bruckhausen mit Stahleisen sowie zur Erzeugung von Spezialeisensorten wie Gießereieisen, Spiegeleisen, Ferromangan, Ferrosilizium, Hämatit.

Organisatorisch verknüpft werden sollte die Hütte mit der Thyssen-Zeche „Vereinigte Gladbeck“, die mit Doppelschachtanlagen in Gladbeck und Bottrop ausgestattet war. Nach über einjährigen Verhandlungen wurde die Konzession für das Hochofenwerk in Meiderich 1901 an die Gewerkschaft Vereinigte Gladbeck erteilt. Nachdem Thyssen den Bergwerksbesitz der Gewerkschaft Vereinigte Gladbeck verkaufen musste, wurde das Meidericher Hochofenwerk 1902 in die von Thyssen wie eine Personalgesellschaft geführte Aktiengesellschaft für Hüttenbetriebe eingebracht.

Gesamtansicht von Norden, v. links n. rechts: Hochofen 1, 2 und 3, rechter Bildrand: Winderhitzer von Hochofen 5, Vor Hochöfen 1 & 2: Verladebrücke über den Erzbunkern, Foto Burkhard Kelberlau 2008
Seit der Konzessionserteilung von 1901 wurde auf dem Gelände in Meiderich an den ersten Hochöfen gebaut. Bis 1904 waren drei Hochöfen vollendet (HO 1, 2, 4). Der vierte Hochofen war 1907 und der fünfte Ofen 1912 fertig gestellt. Als die fünf in einer Reihe stehenden Hochöfen erstmals 1912 alle in Betrieb waren, stieg die Belegschaft auf 1350 Mann.

Das Werk wurde direkt von der benachbarten Thyssen-Zeche Gewerkschaft Deutscher Kaiser 4|8 über eine Seilbahn mit Koks versorgt. Das Erz kam mittels Anschlussbahn vom Hafen Alsum. Die Hütte war außerdem über Anschlussbahnen mit den Bahnhöfen Neumühl und Oberhausen verbunden.

Schon 1904 gab es den Beschluss zur Ergänzung der Hütte um eine Gießerei für schwere Gussstücke. 1910|11 wurde diese mit Gleisanlagen an die Hütte angebundene Gießerei realisiert. Das aus den Hochöfen kommende Roheisen wurde hier unmittelbar zu Gusswaren weiterverarbeitet. 1923 wurde diesem der Hütte eng benachbarten, aber städtebaulich separaten Komplex eine Walzengießerei hinzugefügt.

Nach Kriegsschäden durch Luftangriffe und Artilleriebeschuss wurden nach 1945 zunächst drei modernisierte alte Hochöfen und der neue Hochofen 4 wieder in Betrieb genommen. Nördlich der Hütte war 1951 eine neue Masselgießanlage in Rekordzeit erbaut worden. 1952 waren vier Hochöfen in Betrieb. 1956 entstand als Neubau Hochofen 1, 1963 Hochofen 2 und 1973 Hochofen 5.

1985 wurde die zu diesem Zeitpunkt noch aus den drei Hochöfen 1, 2 und 5 bestehende Anlage stillgelegt und drei Jahre später die Eintragung in die Denkmalliste beantragt. Zu einem symbolischen Kaufpreis übernahm der Grundstücksfond NW das Werk. Die Hütte Meiderich wurde 1989 ein Projekt der Internationalen Bauausstellung Emscherpark (IBA). Aus einem Wettbewerb mit fünf interdisziplinär zusammengesetzten Teams ging das Büro Peter Latz Freising|Kassel als Sieger hervor. Nach seinen Plänen wurde die Hütte schrittweise in den großzügig geplanten Landschaftspark Duisburg-Nord integriert. Die Erhaltung der Hochofengruppe gelang durch einen Vergleich der sehr hohen Abbruchkosten mit dem Aufwand für eine Erhaltung mit niedrigem Sanierungsstandard. Zur Abschlusspräsentation der IBA 1999 galt die Hütte in Meiderich als eines der Flaggschiffe dieser ambitionierten Bauausstellung. Erst im Mai 2000 wurde die Anlage in die Denkmalliste eingetragen.



Hochofenanlage

Die 1901 konzipierte Anlage folgt einem besonders bei den großen Neugründungen im lothringisch-luxemburgischen Minetterevier zur Perfektion entwickelten Schema mit Betonbunkern für Erze und Zuschlagstoffe in langgestreckten Reihen und einer parallel dazu angeordneten engen Abfolge von fünf Hochöfen. Die Gießhallen wurden rechtwinklig zur Reihe der Hochöfen angeordnet, ebenso die Winderhitzer. Das Dampfgebläse- und Pumpenhaus folgt dem orthogonalen Grundplan, während die Kraftzentrale und die Verwaltung wie auch das Magazin und andere Bauten zu den vorbeiführenden Straßen ausgerichtet wurden. Die Hochöfen der Gründungsanlage waren wie in Bruckhausen mit dampfbetriebenen, erst 1918 elektrifizierten Senkrechtaufzügen ausgestattet. Die Koksversorgung der Hochöfen erfolgte mit einer von der Zeche Friedrich Thyssen 4|8 kommenden, direkt auf die Gichtbühne führenden Seilbahn.

Die 1956–73 entstandenen, noch erhaltenen Hochöfen 1, 2 und 5 sind mit Tagesleistungen von 800 bis 1100t entsprechend ihrer Aufgabenstellung vergleichsweise klein ausgebildet.
Hochofen 1. Gichtverschluss
Alle Öfen haben Gichtverschlüsse mit Doppelglocken. Über den Doppelglocken erheben sich die das Gichtgas aufnehmenden Gasabzugsrohre. Zu jedem Ofen gehört ein als zylinderförmiger Stahlblechkessel ausgebildeter „Staubsack“ als erste Reinigungsstufe für das Gichtgas.
Die Ofenpanzer wurden mittels Kühlkästen ständig mit Wasser gekühlt.
Die Beschickung erfolgte mit Schrägaufzügen und Kippkübeln (Skips). Die Skips wurden mit den in Windenhäusern eingebauten Elektromotoren auf die Gichtbühne gezogen. Die auf hohen Stahlkonstruktionen aufgeständerten Windenhäuser sind in Stahlfachwerkbauweise ausgeführt. Die Gichtbühnen der Hochöfen 1 und 2 sind durch eine Verbindungsbrücke miteinander verbunden.

Jeder Ofen ist mit drei Winderhitzern ausgestattet. Die Winderhitzer der Öfen 1 und 2 stammen noch aus der Gründungszeit der Hütte (um 1901|02). Die in der Form deutlich abweichenden Winderhitzer von Hochofen 5 sind von 1973.
Zu jedem Hochofen gehört eine jeweils rechtwinklig zur Hochofenreihe angeordnete Gießhalle. Die Bauart der drei Gießhallen ist gleichartig: Dreigelenkrahmen in Stahlkonstruktion, Lüftungsaufsätze über dem First und Klinkerlochwänden für die Traufseiten.
Alle Öfen sind nach der so genannten deutschen Bauweise durch Gerüste in filigraner Stahlbauweise umbaut. In diese Gerüste sind Podeste, Treppen und Bühnen eingefügt. Die Arbeitsbühnen mit den Abstichbohr- und Stopfmaschinen, sowie die etwa auf gleichem Niveau liegende Bühne für die Windformen sind insgesamt etwa 10m über dem Erdboden angeordnet. Die Ofengerüste werden von hohen, geschweißten Portalrahmen getragen und wurden von Eisenbahnwagen unterfahren. In diese Wagen konnten Roheisen und Schlacke, direkt aus dem Hochofen kommend, eingefüllt werden.

Zum Absaugen der Abgase in den Winderhitzern gehört zu jedem Hochofen ein Schornstein. Die Schornsteine der Hochöfen 1 und 2 stammen in der Substanz von 1902, haben eine Höhe von 80m und einen Durchmesser von 4,5 bis 8,5m.
Zum engeren Funktionskreis der Hochöfen gehört die achsial zwischen den beiden Gießhallen der Hochöfen 1 und 2 angeordnete Steuerwarte für beide Öfen von 1956 und das der Steuerwarte direkt gegenüber liegende Hochofenbüro, ein zweigeschossiger Backsteinbau mit flachem Walmdach von 1955|56.



Hochofen 1, Baujahr: 1956

Hochofen 1. Gießhalle. Foto 1956
Der Ofen wurde durch die Gutehoffnungshütte|Sterkrade an nahezu gleicher Stelle wie der alte Hochofen 1 errichtet. Mit einem Nutzvolumen von 517 m3 und Gestelldurchmesser von 5,2m erzeugte der Ofen 800 bis 1100t am Tag. Der freistehende, vollständig gepanzerte Hochofen hat eine Höhe von 22,23m. Die Gichtbühne befindet sich 33,45m über Hüttenflur. Zur Gichtbühne führt ein 1963 angefügter freistehender Personenaufzug. In die Gießhalle des Ofen 1 wurde für Veranstaltungen eine Tribüne in Stahl-|Betonkonstruktion eingefügt. Über der Tribüne erhebt sich eine bis auf den Vorplatz vor die Gießhalle reichende Dachkonstruktion mit ausfahrbarer Dachhaut von Schlaich, Bergermann & Partner.


Hochofen 2, Baujahr: 1963|64

Hochofen 2. Windenhaus
Der Ofen entstand an gleicher Stelle wie der alte Hochofen 2 und wurde von der Gutehoffnungshütte/Sterkrade gebaut. Er gehört mit 471 m3 Nutzvolumen, einem Gestelldurchmesser von 5,6m und einer Leistung von 800 bis 1100t|Tag zur gleichen Größenordnung wie der Hochofen 1. Die Doppelglocke für den Gichtverschluß ist nach der Bauart MacKee elektrisch gesteuert.




Hochofen 5, Baujahr: 1973

Hochofen 5
Der Ofen wurde errichtet von MAN-Gutehoffnungshütte/Sterkrade. Mit einem Ofeninhalt von 700m3 und 7,0m Gestelldurchmesser ist dieser Ofen etwas größer als seine beiden Nachbarn, hat aber auch nur eine Tagesleistung von 1000t. Im Erscheinungsbild deutlich abweichend sind die von Martin & Pagenstecher | Köln gelieferten, mit Isolierung und glänzenden Alu-Blechen umhüllten Winderhitzer für hohe Luftdrücke. Errichtet auf einer Stahlunterkonstruktion, erhebt sich vor der Gießhalle der satteldachförmige Dachkühler des Hochofens 5 zur Rückkühlung des Hochofenkühlwassers. Der Kühler war wichtiger Bestandteil im geschlossenen Kühlwasserkreislauf des Hochofens 5.


Bunker und Verladebrücke, 1902 – 12 | 1925

Bunker und Verladebrücke
Zur Versorgung der Hochöfen mit Erz und Zuschlagstoffen entstand als kompakte Reihung von Bunkern mit unterschiedlichen Abmessungen eine Bunkeranlage mit 240m Länge, 46m Breite und 10m Höhe. Die ankommenden Erzwaggons fuhren auf Blechträgerbrücken über die Bunker. Das Erz wurde zu den Senkrechtaufzügen mit Erzwagen (Hunte) gefahren. Unter den Bunkern führen Gänge in Querrichtung mit Mittelreihen genieteter Rundstützen und Resten eines Hängebahnsystems für Chargiertaschen zur Füllung der Erzwagen.
Mit dem Bau der neuen Hochöfen mit Schrägaufzügen entstanden für die Hochöfen 1 und 2, der alten Bunkeranlage vorgelagert, Tagesbunker für Schrott, Erz, Sinter und Koks. Die Bunker sind innen mit Klinker oder Gusseisen ausgekleidet. Die zur Befüllung der Kippkübel dienenden Möllerwagen konnten in einer Möllerwagenhalle mit Werkstatt am Hochofen 1 abgestellt werden. Die Möllerwagenhalle wird mit schlanken Hochrechteckfenstern belichtet. An beiden Endpunkten der Tagesbunker wurden die Möllerwagen auf Schiebebühnen in die richtige Position gebracht. Die beiden Schiebebühnenhallen sind Ortbetonbauten mit großen Montageöffnungen zur vorbeiführenden Hochofenstraße. Zur Möllerwagenhalle gehört ein mit Ziegeln verblendetes Gebäude für Sozialräume. Der gleichartig ausgebildete Tagesbunker von Hochofen 5 ist separat angeordnet. Die Tagesbunker sind über Stahlbetonbalkenbrücken auf schweren Betonstützen direkt mit der Auftauhalle verbunden. Die beiden über die Tagesbunker hinwegführenden Gleistrassen ruhen in den Bunkerbereichen auf Stahl-Vollwandträgern und werden zwischen den Tagesbunkern auf Gleisbrücken in Stahlkonstruktion geführt.
Über den Bunkern erhebt sich eine Verladebrücke von 1925 in genieteter und geschraubter Stahlkonstruktion mit einer Spannweite von 44m. Durch diese Verladebrücke sollten die Rohstoffe schneller zu den Hochöfen gelangen.


Auftauhalle, Baujahr: 1940 | 41

Stahlbetonhalle (62x16,8x17,2m) mit Bogenbindern. Die Binder formen mit ihren Obergurten das Satteldach und sind in den Untersichten korbbogig ausgeführt. Das Dach besteht aus Stahlbetondielen. Die Wandbildung zwischen den Bindern erfolgt mit teilweise verputzten Schwemmsteinen. Das in Hanglage errichtete Gebäude erhebt sich talseitig auf einem hohen Unterbau aus verputztem Stahlbeton. Die Halle wurde unter Verwendung des Gebäudes einer Steinfabrik von 1913 in den Jahren 1940|41 mit Brennern und Gebläse zum Auftauen gefrorener Waggonladungen umgerüstet. Die Waggons konnten auf zwei Gleistrassen in die Halle ein- und ausfahren.


Dampfgebläsemaschinen- und Pumpenhäuser, Baujahr: 1902 | 1952 – 53

Dampfgebläsemaschinen- und Pumpenhäuser
Ursprünglich 1902 entstanden als eine Art Dreiflügelanlage wurde der Innenhof zwischen den Flügeln 1952|53 überbaut.
Hauptflügel der Anlage ist das hoch aufragende Dampfgebläsemaschinenhaus. Es handelt sich um eine Backsteinhalle mit Sockelgeschoß. Die Fassaden sind zweigeschossig mit großen, durch halbsteinstarke Begleitstreifen betonte Rundbogenfenstern ausgebildet. Die Fenster sind überwiegend zugemauert. Stützpfeilerartig ausgebildete Wandvorlagen, oben miteinander verbunden durch Rundbogenfriese und ein umlaufendes Konsolgesims unter der Traufe, gliedern die Backsteinfassaden. Das flache Walmdach wird getragen von genieteten Dachbindern. In der Halle waren vier hohe, vertikale Verbund-Gebläsemaschinen aufgestellt. Diese Maschinen wurden 1949 ersetzt durch vier Elektroturbogebläse.
Die beiden rechtwinklig angefügten Backsteinflügel sind in gleicher Formensprache als eingeschossige Backsteinbauten mit hohen Rundbogenfenstern ausgeführt. Die kleinteiligen Metallsprossenfenster wurden nach Befund erneuert. Der direkt an das Dampfgebläsemaschinenhaus anschließende Flügelbau mit Mitteleingang in der fünfachsigen Fassade diente zur Versorgung der Hochöfen mit Kühlwasser und zur Presslufterzeugung. Erhalten sind drei kleinere Kreiselpumpen von 1971 und vier Kompressoren.

Pumpenhaus (ehem. Elektr. Zentrale)
Die parallel zur Dampfgebläsemaschinenhalle errichtete, eingeschossige Backsteinhalle mit Satteldach und treppenförmigen Ortganggesimsen war als Elektrische Zentrale geplant, wurde vermutlich jedoch bald nach Inbetriebnahme der Kraftzentrale auch als Pumpenhaus genutzt. Die Halle hat 3 : 6 Achsen mit einem großen, vermauerten Mitteltor im rückwärtigen Giebel.
In den im ehemals nicht überbauten Innenhof 1952|53 erbauten Hallen befand sich u. a. eine inzwischen ausgebaute Dieselnotpumpe.

Dieser Komplex aus unterschiedlich großen Hallen wurde erstmals 1992–94 im Zusammenhang mit der IBA umgebaut mit der Dampfgebläsemaschinenhalle als Veranstaltungsstätte für 200 Zuschauer. Der letzte Umbau erfolgte zur Ruhr-Trienale nach Plänen von G. Ramsfjjell|Dortmund mit einer demontablen Tribüne für 500 Zuschauer über einer massiven, tischartigen Deckenkonstruktion. Unter dieser Betonkonstruktion sind die vier Elektroturbogebläse von 1949 erhalten. Das Pumpenhaus wurde als Foyer, das Kompressorenhaus als Pausenraum ausgestaltet.


Kraftzentrale, Baujahr: 1906 | 1909 | 1911 – 12

Kraftzentrale
Langgestreckte Stahlfachwerkhalle von 140m Länge mit Sockelgeschoß und flachem Satteldach. Der 70m lange Ursprungsbau wurde in zwei Bauphasen verlängert. Die Belichtung der Halle erfolgte über heute weitgehend vermauerte, hohe Segmentbogenfenster und ein durchlaufendes Fensterband unter den Traufen.

Das Dach mit querlaufenden Belichtungsraupen wird getragen von Stahlfachwerkbindern mit einer Spannweite von 34,5m. Von den riesigen Gasgebläsemaschinen und Schwungradgeneratoren sind keine Reste erhalten. An die ehemalige Nutzung erinnert die erhaltene Empore für die Schalttafeln.


Gasreinigung Ost, Baujahr: 1906 | 1912

Die Anlage besteht aus einer Backsteinhalle mit Satteldach, Belüftungsaufsatz über dem First und Rundbogenfenstern. Den beiden Giebelseiten sind die über stark dimensionierte Rohre mit den Hochöfen verbundenen Wascher vorgelagert. Die Wascher sind hohe Stahlblechzylinder (22x7m), in denen das von unten eintretende Gas durch von oben herabströmendes Wasser gekühlt und von Staub gereinigt wurde. Für die zusätzliche Reinigung standen in der Halle (1912 erweitert) Ventilatoren, die 1955 durch Theissen-Desintegratoren ersetzt wurden.


Gasreinigung West, Baujahr: 1953

Die hohe und schmale Stahlfachwerkhalle mit Satteldach über Stahlbindern wurde für den ersten Hochofenneubau nach dem Krieg (HO 4) erbaut. In den zweigeschossigen Fassaden befinden sich kleinsprossige Metallrahmenfenster. In der Halle sind vier Theisen-Desintegratoren aufgestellt. Zu der Anlage gehören vier Großbehälter und vier Tanks.


Gasbehälter, 1915 | 20

Gasbehälter
Der Teleskopbehälter mit einem Fassungsvermögen von 20.000m3 wurde 1915 für die Zeche Prinzregent in Dortmund errichtet und 1920 an seinen jetzigen Standort nach Meiderich umgesetzt. Der Behälter steht auf einem Ringfundament aus Beton. Das Gerüst ist 25,9m hoch. Der Behälter hat einen Durchmesser von 45,8m. Das aufgeständerte Gasrohr als Verbindung zur Gasreinigung Ost ist erhalten.













Doppelkühlturm, Baujahr: 1907

Der Doppelkühlturm über Rechteckgrundriß erhebt sich auf einer massiven Kühlturmtasse aus Beton. Die geschraubt und genietete Stahlfachwerkkonstruktion war ursprünglich zur Umhüllung der Sprüheinrichtung mit Holz, später mit Faserzementplatten bekleidet. Der Kühlturm diente zur Kühlung des in der Gasreinigung verwendeten Brauchwassers und des Kühlwassers für die Hochöfen. Die sich anschließenden weiteren Kaminkühler der Gründungsanlage für das Kühlwasser der Hochöfen sind nicht erhalten.


Schalthaus Ost, Baujahr: 1952 | 53, Architekt: Wilhelm Lierhaus

Mehrteiliger Putzbau mit Flachdächern. Dem auf T-förmigen Grundriß errichteten Schalthaus mit 500-Volt-Verteiler-Station ist ein flacher Trakt für Trafozellen vorgelagert. Die Trafozellen sind überwiegend mit zweiflügligen Blechtoren geschlossen. In den vertikalen Fensterbändern des Schalthauses sind die Glasbausteine teilweise erhalten. Der Hauptzugang erfolgt von der Schmalseite über eine zweiflüglige Tür mit portalartiger Rahmung und einer dreistufigen Freitreppe. Das Schalthaus Ost ist direkt an den Schornstein des Hochofen 1 angefügt.


Schalthaus West, Baujahr: 1952, Architekt: Wilhelm Lierhaus

Stahlbetonskelettbau mit Ziegelaußenwänden und Flachdach. Umlaufendes Traufgesims unter dem vorkragenden Dach als glatter Putzstreifen. Die großflächigen Fensteröffnungen zwischen den Stahlbetonstützen waren ursprünglich mit Glasbausteinen geschlossen. Dem Schalthaus mit 500-Volt-Verteilung ist im Süden ein niedrigerer Trakt für die Transformatoren vorgelagert. Mit dem Umbau des Schalthauses West zu einer Metall-Ausbildungswerkstatt 1998/99 wurden Glasbausteine und die Blechtore vor den Trafozellen durch großflächige Fenster ersetzt.


Hauptschalthaus, Baujahr: um 1950

Backsteinhalle mit Flachdach. In den schlank-hochrechteckigen Fensteröffnungen sind die Metallsprossenfenster erneuert. Einzelne Elemente der Umspanntechnik sind im Inneren beim Umbau in ein Informationszentrum mit Büroräumen und Bistro teilweise erhalten geblieben und wurden stimmungsvoll in die Innenarchitektur einbezogen.


Elektromechanische Werkstatt, Baujahr: 1911 | 1914

Die Werkstatt besteht aus zwei schmalen, langgestreckten, zweigeschossigen Stahlfachwerkbauten mit Satteldächern. Die Belichtung erfolgt über hohe Rechteckfenster. Der Erweiterungsbau von 1914 ist mit einem flachen Pultdach gedeckt. Umbau 1998|99 zur Ausbildungswerkstatt.


Labor Probenentnahme, Baujahr: um 1910

Eingeschossiger Stahlfachwerkbau mit Satteldach und Rechteckfenstern. 1998 | 99 Umbau zur Ausbildungswerkstatt.


Analyselabor und Säurelager, Baujahr: um 1910 | 1953

Backsteinbau mit hohem Basement, großen Rundbogenfenstern im Hauptgeschoß und Flachdach. Das Labor diente zur Analyse der in den Hochöfen eingesetzten Erze, Kalksteine, Sinter und Koks. Das Säurelager zur Aufbewahrung der im Labor verwendeten Säuren wurde als Backsteinbau 1953 hinzugefügt und später über einen Verbindungsgang mit dem Labor verbunden. 1970 entstand in dem Gebäude das Hauptausbildungslabor der Thyssen Stahl AG. Mit dem Umbau zur Ausbildungswerkstatt wurden 1998|99 großflächige Fenster mit Alurahmen eingesetzt.


Magazin und Werksmauer an der Emscherstraße, 1902

Zweigeschossiger Backsteinbau mit Satteldach. Lebendige Fassadengliederung mit Wandvorlagen, Trauf- und Geschoßgesimsen. Rundbogenfenster mit schmalen Begleitstreifen über den Bögen. Die kleinteiligen Metallsprossenfenster sind weitgehend erhalten und wurden beim Umbau 1990 mit einer zweiten Fensterebene im Inneren ergänzt. Direkt an das Magazin anschließend ist auf mehreren hundert Metern die Werksmauer erhalten. Die Backsteinmauer ist durch Pfeiler gegliedert.


Neue Verwaltung, Baujahr: 1952 | 53, Architekt: Wilhelm Vollmer

Auf den Fundamentmauern einer Kaue mit Betriebsbüro errichteter dreigeschossiger Backsteinbau mit flachem Satteldach. Das Treppenhaus ist zum Tor erkerartig betont. Die dreiteiligen Fenstergruppen sind im Stil der Rasterarchitektur der 1950er mit Betonpfeilern und –riegeln gegliedert. In den Brüstungsfeldern ist der Beton wie eine Feder- und Nut-Holzschalung gestaltet. Hinter dem Erker ist das massive Steintreppenhaus mit Terrazzooberflächen, farbigem Stabgeländer und Holzhandlauf erhalten.


Pförtner, Baujahr: 1952 | 53

Der neuen Verwaltung gegenüberliegend begrenzt das Pförtnerhaus den neugeformten Werkseingang der 1950er Jahre. Es ist ein eingeschossiger Backsteinbau mit Flachdach und gebäudebreitem Vordach auf schlanken Backsteinstützen zum Werkseingang. Traufen und Stürze sind in scharriertem Steinputz ausgeführt.


Alte Verwaltung, Baujahr: 1906 | 07

Alte Verwaltung
Dreigeschossiger Backsteinbau auf winkelförmigem Grundriß mit Satteldach. Die ursprünglich symmetrisch ausgebildete Straßenfassade wird durch einen einachsigen Mittelrisalit und zweiachsige Seitenrisalite gegliedert. Die beiden erhaltenen geschweiften Übergiebelungen der Risalite sind in Formen der Deutschen Renaissance gestaltet. Der im Krieg zerstörte Giebel über den rechten Seitenrisalit wurde nicht wieder hergestellt. Die Fenster sind mit Putzumrahmungen und Schlusssteinen verziert. Der korbbogige Haupteingang zur Straße in einer über Stufen zugänglichen Eingangsloggia stammt aus den 1920er Jahren. Die Alte Verwaltung war ursprünglich Sitz des Vorstandes der AG für Hüttenbetriebe mit Lohnhalle zur Auszahlung des Wochenlohnes. Nach mehreren Umbauten entfiel mit Entstehung der Neuen Verwaltung 1953 die Büronutzung und das Gebäude wurde als Sozialgebäude mit Wasch- und Umkleideräumen und Speisesaal umgebaut. Heute befindet sich hier nach einem Umbau von 1998|99 ein Jugend- und Ausbildungshotel.


Masselgießmaschine, Baujahr 1951

Masselgießmaschine
Auf dem Grundstück gegenüber der Neuen Verwaltung entstand in einer ersten Boomphase nach dem Zweiten Weltkrieg eine Masselgießmaschine. Die eigentliche Gießmaschine liegt zwischen dem Einfahrtsgebäude für die Pfannenwagen und dem Verladegebäude der Masseln. Beide Gebäude sind Stahlfachwerkhallen: das größere Einfahrtsgebäude mit Satteldach und Belüftungsraupe über dem First, das kleinere Verladegebäude als schmale, etwa waggonbreite Anlage. Im Einfahrtsgebäude ist der Gießkran erhalten, mit dem die 40t-Roheisenpfannen zur Gießmaschine gehoben wurden. Zwischen den beiden Gebäuden erstreckt sich die Masselgießmaschine, bestehend aus zwei ansteigend angeordneten Endlos-Kokillenbänder mit Masselformen. Die Elektromotoren für den Antrieb sind an den oberen Bandenden aufgestellt. Die 45kg schweren Masseln wurden in Kübeln auf den benachbarten Lagerplatz gefahren und von den Kränen der 1953 erbauten Roheisen-Verladebrücke (46m Stützenentfernung, 18 und 9,5m Ausladungen) auf der großzügigen Lagerfläche deponiert. Die Gießmaschine produzierte 15.000t Masseln pro Tag und ersetzte das mit schwerer körperlicher Arbeit verbundene Herausbrechen der Roheisenmasseln in den Gießbetten der Gießhallen.


Verwaltung der AG für Hüttenbetrieb, Baujahr: 1923-25, Architekt: Alfred Fischer, Emscherstr. 57

Der viergeschossige Stahlbetonskelettbau mit Backsteinaußenwänden und flachem Walmdach wird durch die enge Reihung pilasterähnlicher Wandvorlagen streng vertikal gegliedert. In diese Monumentalordnung ist das Attikageschoß jedoch nicht einbezogen. Es wirkt zusammen mit dem Dach als obere, horizontale Begrenzung der dominanten Pfeilerarchitektur. Auch das kräftige Traufgesims und das Sohlbankgesims unter den Fenstern im Attikageschoß wirken den Vertikallinien entgegen. Besonders betont sind die Gebäudeecken mit um 45° gegenüber den Fassaden gedrehten und nach unten schräg ausgestellten Stützpfeilern. Die schmalen Fensteröffnungen zwischen den Wandvorlagen hatten ursprünglich mit kleinteiligen Sprossenfenstern und gleichförmig die Öffnungen teilenden Fensterkreuzen eine lebhafte Binnengliederung. Durch die Wandvorlagen wirken die Fenster der drei unteren Geschosse wie vertikale Fensterbänder. Dieser Eindruck wird durch Schlusssteine über diesen Fensterbahnen noch verstärkt. Der über eine Freitreppe erschlossene Haupteingang wird durch eine kastenförmige Umrahmung aus Basaltlava betont. Basaltlava findet sich auch als Sockelverblendung. Eine flache, in die Einfassung der Freitreppe eingebundene Backsteinmauer grenzt den Vorraum des Gebäudes von der Straße ab.