Ringofenziegelei Sassen
Krefeld, Am Ringofen
Peter Henkel
Die Ringofenziegelei Sassen in Düsseldorf-Gerresheim


Bis zum Ersten Weltkrieg wurde in Düsseldorf noch im Feldbrandverfahren geziegelt. Mehr als 400 dieser handwerklichen saisonalen Feldbrände konnten zwischen 1860 und Kriegsausbruch in Düsseldorf nachgewiesen werden.
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Hoffmannscher Ringofen
Der bereits 1859 von Hoffmann- und Licht entwickelte Ringofen setzte sich im Düsseldorfer Raum erst zu Beginn der 1890er Jahre langsam durch. Hierbei handelt es sich um einen gemauerten, ovalen Kammerofen. Der Brennkanal ist ein in sich geschlossenes Gewölbe, das durch sogenannte Schieber in verschiedene Kammern unterteilt ist. Das Feuer, durch Kohlengrus unterhalten, wandert durch Belüftung gesteuert durch alle Kammern. In einem solchen Ringofen konnten die Rohlinge kontinuierlich gebrannt werden. Ohne Abbruch des Brennvorganges wurden Rohlinge eingesetzt und die fertigen Ziegel entnommen. Im Schnitt konnten in einem viertägigen Brenndurchgang 250.000 Ziegel gebrannt werden Das neue Befeuerungsverfahren führte zudem zu einer Brennstoffersparnis von 75 Prozent und die Ausschussquote fiel auf ein Prozent. In Zusammenhang mit der Einführung mechanischer Pressen war somit die Grundlage zur industriellen Massenproduktion gegeben. Konnte ein Handziegler bis zu 200 Ziegel pro Stunde formen, schaffte eine Dampfziegelpresse 3500.

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Stadtkarte von Gerresheim um ca. 1890
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Abbau der Lößvorkommen durch Eimerkettenbagger. Quelle: Förderkreis Industriepfad Düsseldorf e.V.
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Ringofen Sassen, Bauaufnahme. Quelle: Architektur & Denkmalpflege Ilsetraut Popke, Köln
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Ringofen Sassen. Schnitt, in der Mitte die Ventilglocke. Quelle: Architektur & Denkmalpflege Ilsetraut Popke, Köln
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Ringofen Sassen, Sanierung. Foto: 2011
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Ringofen Sassen, Sanierung abgeschlossen. Quelle: Förderkreis Industriepfad Düsseldorf e.V.
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Ringofen Sassen, freigelegte Ventilglocke. Foto: 2011
Mit der Industrialisierung explodierte förmlich die Bevölkerung Düsseldorfs. Heute dicht besiedelte Stadtteile wie Oberkassel, Oberbilk oder Rath entwickelten sich erst zu dieser Zeit. In Oberkassel gab es 1899 nur 337 Wohnungen mit nur ca. 5300 Menschen, sieben Jahre später waren es 2400 Wohnungen mit ca. 11000 Einwohnern. Der Bedarf an Baumaterial stieg drastisch an. So entstand um die wachsende Stadt herum ein Gürtel von Ziegeleien, der zeitweilig bis zu 40 Ziegeleien umfasste. Der Gürtel wanderte mit der Expansion der Stadt aus dem Bereich der heutigen Innenstadt bis an ihre Randgebiete. Die Ziegelei Habes fand auf diese Weise ihren Weg von der Aachener Straße in Bilk nach Wersten, die Ziegelei Piel von dort bis nach Gerresheim, wo sie an der Entstehung der Ziegelei Sassen beteiligt war. Die Ziegeleien ziegelten zunächst das Gelände aus, d. h. bauten den Lehm dort ab und der nicht benötigte Aushub und Bruch wurde zum Verfüllen der Unebenheiten und Aufschüttungen von Straßen verwendet. So wurde gleichzeitig das Gelände zur Bebauung vorbereitet und das Baumaterial hergestellt. Die Wanderung der Produktion lässt sich heute an Straßennamen im Stadtgebiet festmachen. So hieß die Klosterstraße bis zu ihrer Umbenennung 1863 Pfannschuppenstraße, die Apollinarisstraße in Oberbilk hieß wegen der Ziegelei in der Nähe des Lessingplatzes bis 1916 Ziegelstraße. Die heutige Ziegelstraße in Unterrath oder der Ziegeleiweg in Wersten verweisen bereits auf die Schlussphase der Düsseldorfer Ziegelproduktion.

Der so entstandene Ziegelgürtel reichte im Norden von Stockum über Unterrath/Rath nach Gerresheim/Ludenberg in Richtung Wersten, Lierenfeld, Reizholz und Urdenbach und schloss linksrheinisch in Heerdt und Oberkassel ab. In den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Standort am Gallberg zum Zentrum der Düsseldorfer Ziegelindustrie. Zeitgleich produzierten hier bis zu sechs Ziegeleien auf engstem Raum. Anlass waren die umfangreichen Lößvorkommen in diesem Bereich. Im Bereich der Kreuzung Bergische Landstraße/Ratinger Weg/Gräulingerstraße ragte eine 20 Meter starke Lößwand auf, die in einem tagebauähnlichen Verfahren fast vollständig abgebaut wurde.
Die sieben hier brennenden Öfen stellten zeitweilig bis zu 30 Millionen Steine pro Jahr her. Die Ziegeleien am Gallberg hatten sich zu einer eindrucksvollen Industrieanlage entwickelt. Der Ringofen Sassen ist das letzte Relikt dieses wichtigen Industriezweiges. Die unmittelbare Nähe zwischen Abbau, Verwertung und Verwendung in der Stadt Düsseldorf hebt die besondere Bedeutung dieser Anlage hervor. Das Rheinische Amt für Denkmalpflege würdigte sie besonders vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Stadtgeschichte und stellte den Ringofen der Ziegelei Sassen deshalb unter Denkmalschutz. Im Zuge der Neubebauung des Geländes durch die Firma Hochtief konnte der FKI den Investor überzeugen, den Ringofen trotz Abrissgenehmigung durch die Untere Denkmalbehörde nicht nur zu erhalten sondern auch denkmalgerecht zu sanieren.
Neben der nördlichen Rundung wurde auch das mittlere Kaminsegment erhalten. Bei den Anschnitt des Gebäude wurde der Rauchkanal mit den darin befindlichen Ventilglocken freigelegt. Sie wurden sichtbar gehalten und präsentieren nun einen im Rheinland einzigartigen Blick in das Herz eines Ringofens. Die um die Ringofenfragmente gepflanzte Baumreihe markiert den Verlauf des ringofentypischen Daches. Zur Zeit zeigt der FKI im Ringofen eine Ausstellung zur Gesichte des Ringofen.

Aber die wirtschaftliche Entwicklung ging auch nicht an der Ziegelindustrie vorbei: Beton trat verstärkt als Baustoff in den Vordergrund und nach der rasanten Ausbeutung um die Jahrhundertwende gingen nun auch die Lehmvorkommen am Gallberg zu Ende. Als letzte Düsseldorfer Ziegelei stellte Kehne, die unmittelbar westlich der Ziegelei Sassen lag, seinen Betrieb 1968 ein.