Seit 1900 überwogen in der Genossenschaftsstatistik die Konsum- vor den Kreditgenossenschaften. Schon frühzeitig, in den 1870er und 1880er Jahren, hatten die Konsumgenossenschaften Produktionsbetriebe, zumeist Bäckereien und Schlachtereien, angegliedert.
Am 11. April 1897 gründeten 30 Arbeiter und Handwerker in Düsseldorf einen Wohnungs- und Konsumverein, der sich ab 1901 "Allgemeiner Konsumverein für Düsseldorf und Umgebung" nannte. Die Genossenschaft war Mitglied im sozialistischen Zentralverband. Mit ca. 3500 Mitgliedern wurde eine Zentrale an der Ronsdorfer Straße 1906 geplant und ab 1909 nach Plänen von Karl Moritz und Werner Stahl ausgeführt. Hinter einer ebenfalls von der Genossenschaft errichteten Wohnhauszeile (Ronsdorfer Straße 73-91) entstanden im Hof drei Gebäude für Bäckerei, Lagerhaus mit Verwaltung und Stallung. Die Bäckerei wurde mit vier Doppelauszugdampfbacköfen betrieben. Weiterhin gab es eine Bierabfüllerei und eine Limonaden- und Selterwasserfabrikation. Die Genossenschaft hatte 24 Verkaufsstellen in Düsseldorf und Umgebung und belieferte vor 1914 14.000 Mitglieder. Ende der 1920er Jahre waren 28.000 Mitgliederfamilien eingeschrieben, so dass fast 25 % der Düsseldorfer Bevölkerung vom Allgemeinen Konsumverein versorgt wurde.
Abgeschirmt vom öffentlichen Raum durch die Wohnhauszeile Ronsdorfer Straße 73-91 formen die drei Gebäude Bäckerei, Zentrallager mit Verwaltung und Stallung einen mit Kleinpflaster aus Blaubasalt befestigten Hofbereich. Der Zugang von der Straße erfolgt über zwei Durchfahrten im Haus Ronsdorfer Straße 77. Der Entwurf der Gesamtanlage stammt von den Architekten Karl Moritz und Werner Stahl.
Das 1909 entstandene Gebäude der Bäckerei war zunächst dreigeschossig, hatte vier Normalachsen und einen erkerartigen über alle drei Geschosse reichenden Vorbau mit zwei Fensterachsen, hinter der sich noch heute eines der Treppenhäuser befindet. Später, wohl in den 1920er Jahren, wurde der Gebäudekörper in beide Richtungen erweitert und ein viertes Geschoß aufgestockt.
Zur erhaltenswerten Substanz gehört hinter dem Gebäude der Schornstein mit rundem Querschnitt. Dem südlichen Erweiterungsbau ist im Erdgeschoß rückwärtig eine Halle mit tonnenförmigem Dach angegliedert und vor der Vorderfassade liegt eine Halle, die zwar später zugefügt wurde, aber in Funktion (Verladung) und mit ihrer inneren Verfliesung eng mit dem Hauptbau verbunden ist. Der südlich dem Hauptbau vorgelagerte Querriegel und der nördliche Vorbau gehören nicht zur denkmalwerten Substanz.
Außer dem Steintreppenhaus sind im Inneren keine erhaltenswerte Bauteile überliefert.
Als Solitär, mit etwa kubischem Körper (3:3 Achsen), steht im Hof die ehemalige Stallung. Sie gleicht im Fassadenaufbau den anderen beiden Gebäuden. Später wurde die Stallung als Schmiede und Schreinerei verwendet.
Die Gebäude werden heute durch Kleinbetriebe vielfach aus der Kreativwirtschaft genutzt.
Die Anlage des Allgemeinen Konsumvereins für Düsseldorf ist ein Zeugnis für die Genossenschaftsbewegung in Deutschland. Sie zeigt die Produktions- und Lagerstätte einer örtlichen Genossenschaft und ist als historisches Dokument eine wertvolle Ergänzung zu den zentralen genossenschaftlichen Produktionseinrichtungen (vgl. GEG- Seifenfabrik, Hamburger Straße 5 in Düsseldorf). Da die Genossenschaften Teil der Arbeiterbewegung waren, gehören deren Bauten zu den wenigen Relikten, die diese bereits historische Phase der Menschheitsgeschichte hinterlassen hat.
Die enorme Bedeutung, die der Produktionsstandort an der Ronsdorfer Straße für die Versorgung der Düsseldorfer Bevölkerung mit Lebensmitteln hatte, ist von stadtgeschichtlichem Belang.
In architekturhistorischer Hinsicht sind die Bauten deshalb von hochrangiger Bedeutung, weil an deren Entwurf der Architekt Karl Moritz beteiligt war. Moritz war einer der führenden deutschen Architekten auf dem Gebiet der Theater- und Kirchenbauten und hatte auch zahlreiche Geschäftshäuser, Banken und Villen, darunter sein eigenes Wohnhaus in Köln-Marienburg entworfen. In Düsseldorf stammt von Moritz die ehemalige Darmstädter und Nationalbank (heute Dresdener Bank), die 1924 an der Königsallee entstand. Die Position von Karl Moritz ist in der Architektur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts so bedeutend, dass die Zeugnisse seines Lebenswerkes vollständig bewahrt werden sollten.
• E. Hasselmann, Geschichte der deutschen Konsumgenossenschaften, Frankfurt a.M. 1971
• Klaus Novy/Arno Mersmann/Bodo Hombach (Hg.), Reformführer NRW. Soziale Bewegungen, Sozialreform und ihre Bauten, Köln/Wien 1991
• Klaus Novy/Günter Uhlig/Frank Karhaus/ Arno Mersbach, Anders Leben. Genossenschaftliche Selbsthilfe als politische Kultur, o.O., o.J. (um 1983)