Tuchfabrik Arnold & Schüll
Aachen, Oranienstraße 9
Florian Glinski
Die Tuchfabrik Arnold & Schüll in Aachen


Arnold & Schüll wurde 1875 im so genannten Kupferhof, Templergraben 86 (Tuchfabrik Marx und Auerbach) gegründet. Zwischen 1906 - 1911 baute man eine neue Fabrikanlage auf dem Gelände der ehemaligen, 1906 durch Brand zerstörten Tuchfabrik Theodor Woetzel in der Oranienstr. 9. Der Entwurf stammt wahrscheinlich von dem Architekten Edmund Thyssen, der in der Umgebung mehrere Fabrikanlagen baute. Das Fabrikgebäude von Arnold & Schüll passt sich gut in die Umgebung ein. Man betritt das Fabrikgelände durch ein Wohnhaus, das sich völlig in die Häuserreihe der Oranienstraße integriert.

Fabrikgebäude im Hof, Foto: um 1906
Die Fabrikanlage besteht aus zwei 4-5geschossigen Langhäusern und dazwischen liegendem Innenhof, Hauseinfahrt, Bürotrakt, Kesselhaus und Kohlelager. Der Schnitt durch das Hauptgebäude zeigt, wie die Antriebsenergie aus dem Maschinenhaus auf die einzelnen Stockwerke übertragen wurde. Diese Art der Kraftübertragung war für die damalige Zeit schon etwas veraltet mit Abkehr von der zentralen Energieerzeugung zugunsten von Einzelantriebe mit Elektromotoren.


Jede Etage der Langhäuser bestand früher aus einem großen Raum. Die Decken der beiden Langhäuser waren gestakte und verputzte Holzbalkendecken. Um mehr Sicherheit im Brandfall zu gewährleisten wurden die Treppenhäuser "feuerfest" ausgebildet mit Treppen in Stahlbeton. Erhalten sind die Treppengeländer, Feuerschutztüren und Fenster

Hauptgebäude und Innenhof
Der Innenhof zwischen den beiden Langhäusern ist mit einem Glasdach überdacht. Heute ist die Raumwirkung der Halle allerdings durch die vielen Trennwände nicht mehr erfahrbar. Von dem Barockbau des 18. Jahrhunderts(Arch. Laurentz Mefferedatis) ist nur noch eine zweigeschossige Seitenfassade erhalten mit Blausteinfensterumrahmungen und etwas jüngerem Blausteinportal. Der Ursprungsbau wurde durch van Houtem nach Erwerb 1773 umgestaltet. Auch Johann Friedrich Lochner ließ das Haus nach seinen Vorstellungen verändern. Eine gravierende Veränderung erfolgte durch die Anlage der Mauerstraße, als das Gebäude verkürzt und mit neuer Straßenfassade und entsprechend geänderten Seitenfassaden stark erneuert wurde. 1928 erfolgte der Umbau für das Institut für Gesteinshüttenkunde. Nachdem der Bau im Zweiten Weltkrieg ausbrannte, folgte nach 1945 eine Phase des Wiederaufbaus und der Umgestaltung. Es wird genutzt von einem Institut der Technischen Hochschule. Nur die Ostfassade erinnert in den Bauformen noch an die Fensterausbildungen der Mefferdatis-Zeit.

Da bei der Tuchherstellung viel Wasser benötigt wurde hatte die Fabrik Nutzungsrechte für einen Bach, der sich auf dem Gelände befindet. Die mit Wasser zusammenhängenden Arbeitsgänge befanden sich im Kellergeschoss des Gebäudes.

Nachdem die Fabrikation zwischen 1975 - 1978 eingestellt wurde, erwarb der jetzige Eigentümer den ganzen Komplex und ließ alle noch vorhandenen Maschinen verschrotten. Die durchgeführten Sanierungs- und Umbaumaßnahmen beschränkten sich auf das Notwendige.

Im Einzelnen wurden folgende Maßnahmen durchgeführt:

• Die Fenster der Langhäuser wurden durch Aluminiumfenster in gleicher Aufteilung wie die Originalfenster ersetzt. Rahmen und Sprossen der neuen Fenster sind allerdings ungefähr doppelt so dick sind wie bei den Originalfenstern. Die Aluminiumfarbe der neuen Fenster sticht unangenehm ins Auge und passt nicht zum historischen Gebäude. Außerdem fehlt bei den beweglichen Flügeln eine Sprosse. Nur im Treppenhaus blieben die alten Fenster erhalten.
• Die Innenräume sind heute kleinteilig durch Trennwände aufgeteilt, da das Gebäude für viele verschiedene Nutzer hergerichtet wurde.
• Die Mauerwerksinstandsetzung wurde zurückhaltend unter Belassung zahlreicher Schäden durchgeführt.
• Im Kesselhaus wurden neue Kunststofffenster in vergrößerten Öffnungen eingebaut.
• Der schmiedeeiserne Zaun wurde durch einen Edelstahlzaun ersetzt.


Florian Glinski: Tuchfabrik Arnold&Schüll, Semesterarbeit RWTH Aachen Lehrgebiet Denkmalpflege, WS 1998/99(gekürzte und für das Internet bearbeitete Fassung)