Königsmühle
Aachen, Königsmühlenweg


Kurztext

Ursprünglich wohl zu einem fränkischen Königshof gehörend, wurde die Königsmühle erstmals 1525 urkundlich erwähnt. Die Mühle wurde als Ölmühle genutzt. Die ältesten erhaltenen Gebäude stammen aus dem 18. Jahrhundert. 1928 wurde die Mühle stillgelegt. Nach starkem Verfall der Gebäude wurde die Mühle Anfang der 1980er Jahre zu Wohnungen umgebaut.




Jens Torben Höhner zu Siederdissen
Die Königsmühle in Aachen


Lage

Die Königsmühle liegt zwischen Walheim und Nüttheim am Königsmühlenweg. Sie liegt in der Gemarkung Walheim Flur 2 I. Dieses Gebiet wird begrenzt vom Königsmühlenweg, der Nütheimer- und Aachenerstraße und dem Iterbach. Die Mühle liegt an der engsten Stelle des gesamten Itertales und ist von den Höhen von Walheim oder Nüttheim aus nicht zu sehen. Erst wenn man fast den gesamten Weg zur Mühle hinab gegangen ist und um die letzte Wegbiegung kommt, steht das Gebäude plötzlich in Wurfweite vor einem.


Geschichte

Der erste z.Z. bekannte Nachweis des Namens “Königsmühle“ steht in einer Prozessakte aus der Zeit 1525/1539. Damals gehörten zur Mühle Haus und Hof, sowie etwa 9–10 Morgen Wiesen, ca. 6 Morgen Ackerland, Weide, Hecken und Sträucher und ein kleiner Eichenwald.

Vom demnach seit mehr als 480 Jahren, im wesentlichen, unveränderten Namen kann man darauf schließen, dass die Mühle ursprünglich Königsgut war, d.h. zu einem vermutlich in der Nähe gelegenen und wohl in fränkischer Zeit entstandenen Königsgut gehörte. Sie wurde, soweit man es nachvollziehen kann, stets als Ölmühle betrieben, was der Königsmühle im Volksmund auch den Namen “Oolechsmölle“ oder “Ohligsmühl“ (= Ölmühle) eingebracht hat. Zuletzt war Sie mit einem oberschlägigen Mühlrad, einer Ölquetsche und zwei Mahlgängen ausgestattet, bevor die Mühle 1928 stillgelegt wurdee.


Ölmühlen

Ölmühlen sind Mühlen, die aus Ölfrüchten, wie Raps, Mohn, Bucheckern, Nüssen, Traubenkernen, Leinsamen und Hanf pflanzliches Öl gewinnen. 2kg entkernte Walnüsse ergeben etwa 1Lt Öl, 3kg Raps oder Mohn genauso. Der Anbau dieser Ölfrüchte war in der Aachener Gegend wegen der vielen Niederschläge beschränkt. Große Buchenwälder waren aber auch nicht vorhanden. Jedoch brauchte man Öl für eine Vielzahl von Arbeiten, z.B. Rüböl zum füllen der Lampen. Die Herstellung erforderte mehrere Arbeitsgänge. Die Ölfrüchte wurden durch einen Kollergang zerdrückt. Dies geschah wie folgt. Eine senkrecht stehende Antriebswelle, durch Kamm- uns Stirnräder angetrieben, bewegte einen runden schweren Stein um diese Achse und zermahlte das darunter liegende Mahlgut. Diese Zerkleinerung nennt man Kollergang. Das entstehende Gemenge wird in der Regel auf ca. 40°C erhitzt, in Kokusmatten eingeschlagen und in Druck- oder Schlagpressen zusammengedrückt und ausgepresst. Früher nahm man dazu ein Gewebe aus Kuhschwanzhaaren, welche der Seiler anfertigte. Der Pressvorgang konnte wiederholt werden, wenn Aussicht auf Ertrag und Wärme vorhanden war. Das ausgepresste Material ergab einen Ölkuchen und wurde als Viehfutter verwendet.


Die heutige Anlage

Die Königsmühle ist eine 3-flügelige, 2-geschossige Bruchsteinanlage aus dem 18. Jahrhundert mit Blaustein- und Ziegelgewänden , vielfach mit Holzblockzargen und Satteldächern. Der östliche Gebäudeteil ist weiß geschlämmt. In der übrigen Anlage bestehen alle Außenwände aus Bruchstein, mit Ausnahme eines Fachwerkgiebels.

Das Kernstück der Anlage, mit drei erkennbaren Baustufen, ist der Mitteltrakt, der früher den Mahlbetrieb, das Mehl- oder Fruchtlager und die Wohnung des jeweiligen Müllers umfasste. Straßen- und Bergseitig war das Mühlrad. Im Keller das Mahlwerk und der Brunnen. Die Bachseitigen Gebäudeteile beherbergten Stallungen und die Scheune. Sie sind heute noch an den Torbalken zu erkennen. Die Wohnung im weiß geschlämmten Gebäudeteil wurde in einer nicht genau zu bestimmenden Zeit angebaut. Kurz hinter der Brücke der Aachenerstraße bachabwärts, noch bevor dieser einen kleinen Knick macht, befand sich das Wehr zum Mühlgraben. Der Lauf des Wassers wurde durch quer liegende Balken gehemmt und das Wasser in den Graben abgeleitet. Durch einen Schieber konnte der Zulauf abgeriegelt werden. Dadurch bildete sich eine vertiefte Bachstelle, in der stets Wasser stand. Der Mühlgraben wurde auch als Deich bezeichnet und verlief an der rechten Hangseite bis zum Mühlteich mit unmerklichem Gefälle. An einigen Stellen ist er auch heute noch nachvollziehbar. Warim Mühlenteich genug Wasser vorhanden, wurde ein Schieber geöffnet, wodurch das Wasser oberschlächtig auf das Mühlrad floß und die Radkammern füllte. Seitlich vor dem Radschieber war noch ein weiterer Schieber, der bei Hochwasser, oder wenn die Mühle still stand, geöffnet wurde. Der Mühlteich wurde nach dem letzten Krieg mit Erdaushub verfüllt. Die letzte Achse wurde aus einer großen Buche gefertigt, der Achskern ist noch in Resten erhalten. Im Inneren der Mühle waren die Kamm- und Königsräder aus Weichholz (Weide oder Tanne) und die Zapfen aus Hartholz (Speierling oder Esche). Der untere Mühlstein lag fest. Beim Mahlgang wurde das Mahlgut zwischen dem unteren und dem oberen, in der Höhe beweglichen Stein geschüttet. Zum mahlen wurde dann der obere Stein abgesenkt und gedreht.


Die heutige Anlage

1978 fanden Mitarbeiter der, zu der Zeit im Aufbau befindlichen, Unteren Denkmalbehörde der Stadt Aachen die Königsmühle in stark verfallenem Zustand vor.

Hierzu ein Vermerk aus der Denkmalakte: „Südostecke der Königsmühle ist ausgebrochen, die Balken der Geschossdecke teilweise ohne Auf lager und eine Gebäudeaussteifung ist nicht gewährleistet. Auflagerkräfte des Pultdaches können in diesem Bereich nicht mehr in den Untergrund Abgeleitet werden.“

Erst nachdem die Mühle am 17.03.1981 an den Architekten Friedrich Hompesch verkauft wurde, begannen Planungen für Instandsetzungsmaßnahmen mit einhergehendem Umbau zur Wohnnutzung für mehrere Parteien. Darüber hinaus erfolgte am 27.07.1981 die vorläufige Unterschutzstellung der Königsmühle gemäß §4 Denkmalschutzgesetz. Als die endgültige Planung im September 1981 eingereicht wurde, gab es keine Einwände von Seite der Unteren Denkmalbehörde. Der Umbau und die Instandsetzungsmaßnahmen erfolgten 1981/1982, wobei Bemühungen zur Aufnahme in ein Förderprogramm, mit entsprechender finanzieller Unterstützung, erfolglos blieben. Von den Baumaßnahmen unberührt blieb der östliche Anbau, der heute noch weiß geschlämmt ist, da er die ganze Zeit über intakt und bewohnt war. Mit der ursprünglichen Mühle hat er auch nichts zu tun.

Nach dem Umbau hat sich das Äußere der Königsmühle recht wenig verändert. Am gesamten Bau ist die weiße Schlämme entfernt worden, sodass nun eine Bruchsteinmauerwerkansicht vorherrscht. Das Dach ist mit dunklen Hohlpfannen gedeckt. Die offensichtlichsten Änderungen finden sich am nord-östlichen Gebäudeteil, zur Bachseite, den ehemaligen Stallungen mit Scheune.

Hier wurde das alte Pultdach durch ein Satteldach ausgetauscht und ein Obergeschoss und Dachgeschoss eingezogen um der Wohnnutzung gerecht zu werden. Zusätzlich wurden im OG neue Fenster in die bestehende Wand eingefügt. In diesem Teil des Baus haben alle Fenster eine Holzleibung, die die beibehaltene Holzleibung des alten Scheunentores gelungen aufnehmen und sich mit ihren profilierten Holzrahmen harmonisch in den Bau einfügen. Im Erdgeschoss dieses Gebäudeteils steht, zur Erinnerung an die ursprüngliche Gebäudefunktion, noch ein alter Mühlstein, ebenso vor dem Gebäude.

Sie sind sehr dekorativ, doch verwässern sie hier die Veranschaulichung der historischen Funktionsweise, da hier niemals Mühlräder installiert waren sondern nur im Mitteltrakt der Mühle. Es fallen außerdem die auffällig geraden Wände auf, die auf eine Begradigung und eventuelle Einbringung einer Wärmedämmung schließen lassen. Lobenswert ist die Freistellung einiger Bruchsteinwände an exponierten Stellen der Innenräume.

Insgesamt lässt sich gut ablesen welche Bauteile neu eingefügt wurden. So z.B. die wenigen neu eingezogenen Innenwände, welche ohne Verzahnung an die Außenmauern angelehnt sind. Es ist ebenfalls positiv anzumerken, dass an tellen die alte Zubstanz erhalten blieb und so ergänzt wurde, dass sie in ihrer alten Form nachvollziehbar blieb.

Bei der Vermauerung der alten Zier- und Ofenrohrsteine, so auch der oben genannte aus dem Jahr 1797, hätte ich es besser gefunden sie am Ursprungsort im Mitteltrakt wieder vorzufinden und nicht, aus ihrem Kontext gerissen, im Nord-Ost-Bau.

An der Südostfassade der Mühle findet man auch heute noch die Stelle an der der Achskern des Wasserrades durch das Mauerwerk geführt wurde, zusammen mit den Konsolen für das Dach der Radkammer und Resten des Mühlgrabens.

Der alte Achskern liegt zwar dekorativ aber leider dem Verfall preisgegeben davor. In einigen Jahren wird daher wohl auch dieses, für die Veranschaulichung nützliche, Relikt verloren sein.

An der Süd-West-Fassade der Königsmühle findet man dann die Blaustein- und Ziegelgewände der Fenster direkt beieinander.

Die jüngste Änderung bezieht sich auf die Ufermauer zum Iterbach, die dem jährlichen Anschwellen des Bachen, im Winter vor wenigen Jahren, nicht mehr standhalten konnte und einstürzte. An ihrer statt wurde eine Mauer aus Gabionen errichtet, welche durch ihre geringere Dichte den Druck auf die Uferkante erheblich verringert.

Alles in allem handelt es sich bei der Königsmühle um eine gelungene und dem Gebäude angemessene Umnutzung. Anstelle der aufgesetzten Gauben im Dach hätte es vielleicht eine bessere Lösung geben können. Sie stören ein wenig die Ansicht, als eindeutig neue Ergänzung, auch wenn es den Wohnkomfort steigern mag. Durch den verfüllten Mühlengraben fehlt aber leider ein wichtiges Element, welches diesen Bau eindeutig als ehemalige Wassermühle erkennbar machen würde. So braucht man schon das Hinweisschild am Gebäude oder andere Quellen um es als solche zu identifizieren. Ein ehemaliger Hof an dieser Stelle, umgeben von Weiden, Wiesen und Feldern, müsste nicht unbedingt entschieden anders aussehen.

Diese Lagepläne geben Aufschluss über die strukturellen Änderungen der Eisenhütte Schmithof. Es ist beispielsweise der heute nicht mehr auszumachende Hüttenteich und seine Lage mitsamt dem Ablauf erkennbar. Entlang dieses Ablaufs erstreckt sich ein Gebäude, das über einen niedrigeren Bau mit dem Wasserlauf verbunden ist. Es ist anzunehmen, das sich hier Wasserrad und Welle befanden, um das Gebläse und somit den Hochofen anzutreiben. Im Bereich der Wohnnutzung erscheinen größere Veränderungen als bei Gebäudeteilen, die rein landwirtschaftlichen Zwecken dienen, zum Beispiel Scheune oder Abstell- und Geräteschuppen. Im Außenbereich und an der Fassade werden diese Veränderungen besonders deutlich. Dachgauben wurden errichtet, neue Fenster eingebaut und Fensterlaibungen zum Teil erneuert. Außerdem wurden verschiedene Schuppen, vermutlich aufgrund größeren Platzbedarfs für landwirtschaftliches Gerät und dergleichen, zu den Kern- und Wohngebäuden hinzugefügt und angebaut und die Außenanlagen neu gestaltet. Im Bereich der Fenster sind weitreichende Veränderungen durchgeführt worden. Die Fenster scheinen mehrfach ausgetauscht worden zu sein, was aus den verschiedenen Fotos hervorgeht. So wurden während der jüngeren Renovierungsarbeiten weiße Rahmen durch dunkelbraune ersetzt. Die Fenster sind durch Sprossen unterteilt, die vermutlich an ehemaligen Fensterformen orientiert sind.


Literatur

• Coels von der Brügghen, Luise Freiin von: Die Bäche und Mühlen im Aachener Reich und im Gebiet der Reichsabtei Burtscheid, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 70, 1958, S. 5-122
• Hillebrand, Heinrich: Die Getreidepolitik und Brotversorgung der Reichsstadt Aachen, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 45, 1923, S. 1-66
• Quadflieg, Eberhard: Die Kalenmühle an der Wurm, in: Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 73, 1961, S. 255-259
• Minkenberg, Mechthild: Der Aachener Reichsstrom, Fam 1999
• Osteneck, Volker/Königs, Hans: Denkmälerverzeichnis Aachen. Übrige Stadtteile, Köln 1978
• Paffen, M.: Die gewerbliche Verwendung der Wasserkraft in Aachen vom späten Mittelalter bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts, Diss. Köln 1927; Aachen 1928 (Unib. Ac; S 12176)
• Pick, Richard: Aus Aachens Vergangenheit. Beiträge zur Geschichte der alten Kaiserstadt, Aachen 1895, darin: Die Aachener Bäche S. 384-446, RAD TA 2/138