Grube Katzenberg / Mine Cockerill

Esch-sur-Alzette, Rue Jean-Pierre Bausch

Henri Clemens
Geschichte der Grube Katzenberg



Lager der Grube

Erzfelder bei Esch-sur-Alzette. Unten Mitte: Grube Katzenberg
Die Anlagen über Tage der Grube Katzenberg1 mit zwei Stollenmundlöchern befinden sich ungefähr 2 km südlich der Stadt Esch an der Alzette. Diese Grube ist vor allem unter dem Namen Grube COLLART bekannt.

Sie umfasste:
1) Eine Einheit von 28 Hektar an Besitztümern, im Tal der Höhl und des Ellergrunds gelegen, welche der anonymen Gesellschaft John COCKERILL gehörte.

2) Die Staatskonzessionen der anonymen Gesellschaft Eisen- und Stahlwerke Steinfort A.G:
• „Schlossbusch“, 1881.
• „Heintzenberg“, 1892.
• „Katzenberg, 1898.
• „Eichels“, 1913.
• „Acht Hektar“, 1913.


Alle auf Grube COLLART abgebauten Erze wurden über zwei Fahrstollen zu Tage gefördert und zur Verladerampe Esch-Höhl gefahren, von wo sie in Eisenbahnwagen umgeladen wurden.

Die Geschichte der Grube Katzenberg ist interessant und wechselvoll, da im Lauf ihrer Geschichte mehrere Gesellschaften Eigentümer dieses Betriebs waren. So war sie beispielsweise nie in den Händen der Gesellschaft ARBED, welche 85 Prozent der gesamten Grubendomäne in ihrem Besitz hatte. Erst nach ihrer Schließung, im Jahre 1967 durch die Gesellschaft S A. COCKERILL, kam ein Teil des Grubenareals in den Besitz der ARBED, welche auf diesem Gelände ein großes Minettedepot anlegte. Heute, nachdem in Belval keine Hochöfen mehr in Betrieb sind, hat die Escher Gemeinde dieses Areal aufgekauft und dort Fußballfelder angelegt.


Die Ära Charles und Jules COLLART

Gebr. Collard
Erzfelder im Bereich Katzenberg
Es waren die Gebrüder Charles und Jules COLLART, Hüttenherren aus Dommeldingen und Steinfort, die bereits Mitte der 1850er Jahre in Rümelingen, Tetingen und Esch Erzfelder ankauften, um die Erzbasis für ihre in Dommeldingen und Steinfort betriebenen Hochöfen zu sichern. Nachdem die Brüder COLLART beschlossen hatten, zusammen mit Thomas BYRNE ein Hüttenwerk in Rodingen zu errichten, das im Jahre 1879 den Betrieb aufnahm, kamen sie auch in den Besitz einer staatlichen Erzkonzession, auf dem Bann der Stadt Esch gelegen. Es handelte sich dabei um die Konzession „Schloßbusch“ in einer Größe von 25 Hektar, die den Brüdern COLLART vom Staat für die Dauer von 50 Jahren gegen eine jährliche Rente von 18 750 Franken zugestanden wurde. Der Zugang zum roten Erzlager der Konzession „Schloßbusch“ befand sich zu Beginn ihrer Ausbeutung jedoch nicht im sogenannten „Ellergrund“, sondern am gegenüber liegenden Ende des Tals, an dem als „Eisenkaul“ bekannten Ort, unter der heutigen Escher Waldschule. Im Jahr 1882 wurden die ersten Tonnen Erz aus dieser Konzession abgebaut und gefördert.

Im Jahr 1887 kaufte André KOCH, Grubendirektor bei der Gesellschaft Charles und Jules COLLART, nicht konzessionspflichtige Erzfelder im „Ellergronn-Heenzebierg“ auf. In diesem Jahr entstanden außerdem die ersten Gebäude auf dem späteren Areal der Grube Katzenberg. Schließlich wurden 1891 die ersten Tonnen Erz aus den Erzfeldern des „Ellergronn-Heenzebierg“ gefördert.

Ein Jahr später, im Jahr 1892 erwarben die Brüder COLLART die staatliche Konzession Heintzenberg von einer Größe von 13 Hektar. Sie trieben einen Stollen unter der heutigen Barbara-Kapelle und eröffneten neben der Ausbeutungsstätte „Eisenkaul“ eine weitere im Tal des „Ellergrunds“. Die geförderte Erzmenge belief sich in diesem Jahr in den beiden Ausbeutungsstätten auf 47 000 Tonnen. Nachdem die Brüder feststellten, dass der Erztransport von der neuen Ausbeutungsstätte im „Ellergrund“ zu ihrer Verladerampe in der Höhlstraße einfacher war als von der Ausbeutungsstätte „Eisenkaul“ zur gleichen Verladerampe und, nachdem die beiden Konzessionen „Schloßbusch“ und „Heintzenberg“ unterirdisch mit einander verbunden worden waren, kam der Gedanke auf, ihren Hauptsitz in das Tal des Ellergrunds zu verlegen und die Ausbeutungstätte im Tal der „Eisenkaul“ aufzugeben.

Im Jahr 1896 wurde ein Fahrstollen getrieben, um an die tiefer liegenden Erzlager der Konzessionen Schloßbusch und Heintzenberg zu gelangen. Dieses Stollenmundloch ist heutzutage nicht mehr zu sehen; es befand sich an der Stelle, wo sich gegenwärtig die bereits erwähnten Fußballfelder befinden.

1898 gestand man den Gebrüdern COLLART eine weitere staatliche Konzession zu: die Konzession Katzenberg von einer Größe von etwas mehr als zwölf Hektar. Diese Konzession fungierte als Namensgeber für den neuen Standort im „Ellergrund“; nämlich Grube Katzenberg. Nach dem Erwerb dieser Konzession war die Konzentration des neuen Betriebes abgeschlossen und der alte Standort „Eisenkaul“ wurde aufgegeben; von nun an gab es nur mehr die neue Grube Katzenberg. Im gleichen Jahr wurde eine Gesamtfördermenge von 72 000 Tonnen Eisenerz erreicht.

Steiger-Wohnhaus vorne rechts, dahinter die Werkstatt
Werkstatt (rechts) und Elektrozentrale (links)

Ab dem Jahr 1900 wurde die Grube Katzenberg vergrößert, drei neue Gebäude auf dem oberen Zechengelände wurden errichtet. Im ersten Gebäude wurde eine doppelte Wohneinheit geschaffen, in der zur Zeit der Grubentätigkeit zwei Steiger des Betriebes mit ihren Familien wohnten. Heute sind dort die Büros des Forstbetriebes sowie eine Dienstwohnung untergebracht. In den beiden anderen Industriegebäuden wurden eine große mechanische Werkstatt sowie im gegenüberliegenden Zwillingsgebäude eine elektrische Zentrale, das Herzstück des Collart’schen Grubenbetriebes, eingerichtet. In der ehemaligen Werkstatt ist heute neben einem kleinen Restaurant auch das Empfangszentrum der Natur- und Forstverwaltung untergebracht. Die elektrische Zentrale war ausgestattet mit zwei Deutz Gasmotoren mit Generatoren, um die Herstellung der elektrischen Energie sicherzustellen. Ferner befanden sich in dem Gebäude noch eine große Schalttafel, eine Quecksilber-Gleichrichteranlage, um den Gleichstrom für den elektrischen Fahrbetrieb zu produzieren sowie zehn Entwässerungspumpen. Desweiteren gab es dort eine Stromspeicheranlage, damit der Strom für den Betrieb der Pumpen, den elektrischen Fahrbetrieb, die Beleuchtung unter und über Tage jederzeit abrufbar war. Später kamen noch zwei Kompressoren, welche die zum Erzabbau notwendige Druckluft erzeugten, hinzu. Diese Zentrale war ab 1901 betriebsbereit. Die Brüder COLLART mußten Entwässerungspumpen installieren, um die grauen, braunen und schwarzen Erzlager ausbeuten zu können. In diesem Jahr wurden außerdem die zwei ersten elektrischen Grubenlokomotiven vom Typ LAHMEYER angeschafft.

Die Produktion der Grube Katzenberg wuchs von Jahr zu Jahr. Wurden im Jahr 1898 72 000 Tonnen Erz gefördert, so waren es deren im Jahr 1900 bereits 100 000 Tonnen; im Jahr 1903 wurden 148 000 Tonnen abgebaut und im Jahr 1907 gab es einen vorläufigen Produktionsrekord von 177 000 Tonnen Erz.

Dieses Anwachsen der Erzproduktion hatte positive Auswirkungen auf das Hüttenwerk in Steinfort. Auch hier wurden die Hüttenanlagen ausgebaut und modernisiert. Schließlich wurde im Jahr 1907 von den Brüdern Charles und Jules COLLART die Entscheidung getroffen, in Steinfort einen neuen modernen Hochofen zu errichten.

Im Jahre 1904 trat der Aachener Hütten-Actien-Verein9 (AHAV), der bereits im Jahre 1892 das im Jahr 1870 von Pierre BRASSEUR errichtete Hüttenwerk von der „Société Luxembourgeoise des Hauts-Fourneaux“ übernommen hatte, in eine Interessengemeinschaft mit der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft (GBAG) und fusionierte schließlich mit letzterer im Jahre 1907. Bereits im Jahr 1903 übernahm der AHAV das Hüttenwerk von Deutsch-Oth sowie die dazu gehörige Grube Saint-Michel von der belgischen Gesellschaft Angleur; von dieser Gesellschaft wird im Verlauf dieser Arbeit noch die Rede sein. Diese behielt sich allerdings beim Verkauf ihres Hüttenwerkes an die Gesellschaft GBAG das Verfügungsrecht über einen Teil der Erze des braunen Lagers der Konzession Saint-Michel für ihre eigenen Zwecke vor. Diese Erzexporte von Saint-Michel nach Belgien dauerten bis ins Jahr 1972 an. In diesem Jahr schloss der letzte von der Gesellschaft COCKERILL-Ougrée-Providence betriebene Grubenbetrieb in Lamadelaine.

Um die Produktionskosten der Grube Katzenberg so gering wie möglich zu gestalten, nahmen die Brüder COLLART im Jahr 1909 Verhandlungen mit der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft auf, um das Problem der Wasserhaltung auf Grube Katzenberg endgültig zu lösen. Da die GBAG für ihr neues Hüttenwerk in Deutsch-Oth Wasser brauchte, stimmte die Gesellschaft zu, dass das anfallende Wasser auf Grube Katzenberg (430 000 m³ pro Jahr) nach Deutsch-Oth geleitet und von der Grube Saint-Michel zu ihrem Hüttenwerk gepumpt würde. Zu diesem Zweck trieb die GBAG im folgenden Jahr auf Kosten der Gesellschaft Charles und Jules COLLART einen sogenannten Wasserstollen und im April des Jahres 1910 konnten die Pumpen der Grube Katzenberg abgestellt und demontiert werden. Hierdurch konnte ebenfalls einer der Gasmotoren, die von den Brüdern zur Stromproduktion eingesetzt wurden, abgeschaltet werden. Noch im gleichen Jahr wurden die ersten Erze aus den tiefer liegenden Schichten der Konzession Katzenberg gefördert.

Charles COLLART konnte gerade noch erleben, wie der Erzabbau in der Konzession Katzenberg begann, ehe er am 7. Juni 1910 starb. Sein Tod provozierte einen Strukturwandel: Aus der Gesellschaft Charles und Jules COLLART, Kommanditgesellschaft entstand die Gesellschaft Jules COLLART & Cie., Kommanditgesellschaft auf Aktien.

Das Jahr 1911 wurde zum Meilenstein in der Geschichte der luxemburgischen Eisenindustrie. Bereits Anfang des 20. Jahrhunderts hatte unter der Vorherrschaft der deutschen Schwerindustrie ein Prozess von Fusionen der rentabelsten und produktivsten Betriebe eingesetzt. Man organisierte sich in Syndikaten (Kohlensyndikat) und in Verbänden (Roheisen- und Stahlverband). Die Konzerne, die im Ruhrgebiet das Sagen hatten, waren auch in Luxemburg wirtschaftlich stark vertreten; in Esch mit der Adolf-Emil-Hütte, benannt nach den Brüdern Adolf und Emil KIRDORF von der GBAG, der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten-Aktiengesellschhaft von Hugo STINNES in Differdingen. Diese Entwicklung blieb nicht ohne Einfluss auf Luxemburg. Unter dem Impuls von Emil MAYRISCH kam es zur Fusion der Hüttenwerke von Burbach, Eich und Düdelingen; die ARBED entstand. In diesen neu gegründeten Konzern wurde im gleichen Jahr das Escher Hüttenwerk, das einerseits den Brüdern METZ und andererseits der Gesellschaft Burbach gehörte, integriert.


Felten & Guilleaume Carlswerk A.G., Köln-Mühlheim

Jules COLLART, der unter dem Tod seines Bruders litt und außerdem sehr betagt war, fühlte sich den mannigfachen Herausforderungen der modernen Wirtschaft jener Zeit nicht mehr gewachsen. Er wusste aber auch, dass wenn nichts Entscheidendes geschehen würde, die Steinforter Hütte und die Grube Katzenberg kurzfristig dem Untergang geweiht gewesen wären.

Die Rettung des Steinforter Hüttenwerks und der Grube Katzenberg kam von außen. Bereits im Jahre 1911 trat die deutsche Gesellschaft Felten & Guilleaume Carlswerk A.G. mit Sitz in Köln-Mühlheim, einer der bedeutendsten und weltweit führenden Kabelhersteller, an Jules COLLART heran, um Verhandlungen einzuleiten, da Felten & Guilleaume ihre eigene Roheisenbasis schaffen wollte. Nach einigen Besuchen von Verwaltungsratsmitgliedern der Gesellschaft Felten & Guilleaume auf dem Steinforter Hüttenwerk sowie auf Grube Katzenberg, willigte Jules COLLART in die Übernahme ein und eine Reihe von Abkommen wurden unterzeichnet.

Gemeinsam mit seinen Söhnen stellte er sich somit den wirtschaftlichen Herausforderungen jener Zeit. Die erste Etappe dieses Prozesses bestand darin, die Gesellschaft Jules COLLART & Cie. in „Eisen- und Stahlwerke Steinfort A. G.“ umzubenennen, was durch den großherzoglichen Beschluss vom 12. August 1912 genehmigt wurde. Somit kamen auch das Steinforter Hüttenwerk sowie die Grube Katzenberg unter deutschen Einfluss und die Ära der Familie COLLART ihrem Ende entgegen. Bleibt noch zu erwähnen, dass Jules COLLART, seine beiden Söhne Marc und Robert sowie der Grubeningenieur André KOCH im Verwaltungsrat bei Felten & Guilleaume saßen. Nicht unwichtig zu erwähnen ist auch, dass die neugegründete Gesellschaft „Eisen- und Stahlwerke Steinfort A. G“. noch nach der Schließung des Hüttenwerks in Steinfort, im Jahre 1931, weiter fortbestand und erst 1959 aufgelöst wurde.

Im Jahr 1913 war der luxemburgische Staat noch im Besitz von rund 580 Hektar Grubenkonzessionen, welche noch im gleichen Jahr an jene Gesellschaften, die in Luxemburg Hüttenwerke betrieben, vergeben werden sollten.

Die neue Gesellschaft „Eisen- und Stahlwerke Steinfort A.G“., legte für die Steinforter Hütte ein großes Investitionsprogramm auf. Dieses beinhaltete den Ausbau des Hüttenwerks auf vier bis fünf Hochöfen und eines Stahlwerks mit einer Jahresleistung von 180 000 bis 200 0000 Tonnen Stahl. Die Gesellschaft entwickelte Pläne, eventuell ein neues modernes Hüttenwerk zu errichten, unter der Voraussetzung, dass ihr ein großes Stück des zu vergebenden Konzessionskuchens zugesprochen werden würde. So konnte die Gesellschaft „Eisen und Stahlwerke Steinfort A.G.“ 1913 ihre Erzbasis etwas verbreitern durch den Zukauf der Konzessionen „Eichels“ und „Heidenfeldgen“; letztere war ebenfalls bekannt unter dem Namen „Acht Hektar“. Die Eisenerzproduktion konnte im gleichen Jahr auf 216 000 Tonnen gesteigert werden.

Wohin das neue Hüttenwerk errichtet werden sollte, verrieten die Verantwortlichen der Gesellschaft Felten & Guilleaume Carlswerk allerdings nicht. In der Tagespresse wurde hierüber spekuliert und im „Escher Tageblatt“ vom 30. Juli 191317 stand folgende Meldung:

„Wohin die neuen Anlagen eigentlich zu stehen kommen, ist dem breiten Publikum nicht bekannt, doch aller Wahrscheinlichkeit in die Nähe ihrer Minettefelder. Hier wird wohl der Anfang März des Jahres bei Beles auf Kompromiss erworbene Pachthof “Scheuerhof“, der einen Flächeninhalt von 60 Hektar hat, in Betracht kommen, weiter tauchten in der Vergangenheit Gerüchte auf, dass Steinfort in der Gegend von Nörtzingen bis Kayl Vermessungen vornehmen lassen würde“.

Fakt war, dass die Lage des Steinforter Hüttenwerks – was die Frachtkosten der Minette von Esch nach Steinfort anbelangt – eine sehr ungünstige war. Die mit dem Steinforter Werk in Konkurrenz stehenden Hüttenwerke von ARBED, Deutsch-Luxemburgische, Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft und Rodingen (Ougrée-Marihaye) besaßen deutliche Transportvorteile, weil diese Hüttenwerke auf dem Erz errichtet waren. Auch dieses Problem wurde in der Presse kommentiert und die Journalisten vertraten die Auffassung, dass falls ein neues Hüttenwerk durch die Gesellschaft „Eisen- und Stahlwerke A.G.“ errichtet würde, es dorthin gebaut würde, wo sich die Erzfelder der Gesellschaft befänden, nämlich im Escher Revier.

Im Mai 1914 war noch immer kein Grundstück angekauft worden, um das neue Hüttenwerk zu errichten und es wurde schon gar nicht gebaut. Im gleichen Monat wusste die einheimische Presse zu vermelden, dass die Gesellschaft Felten & Guilleaume die Pläne zur Errichtung des neuen Werks aufgegeben oder zumindest vorläufig auf Eis gelegt hätte. Diese Nachricht schlug ein wie eine Bombe und die politischen Kreise reagierten ziemlich enttäuscht, was in der Abgeordnetenkammer teils heftige Diskussionen auslöste, welche im „Escher Tageblatt“ vom 9. Mai19 folgendermaßen kommentiert wurden:

„Es wird nun die Frage aufgeworfen, was denn mit den bewilligten Erzfeldern geschieht, da nach dem am 31. Juli 1913 mit dem Staate abgeschlossenen Vertrage das aus den Erzfeldern ausgebeutete Erz im Lande verhüttet und das daraus gewonnene Gusseisen gleichfalls im Lande verarbeitet werden muss. Die Erzfelder dürften somit, falls der Bau tatsächlich auf unabsehbare Zeit verschoben worden ist, dem Staate wieder zufallen, da laut § 16 des Vertrages eine Übertragung nicht statthaft ist“.

Am 27. Mai 1914 war Hauptversammlung der Aktionäre der Gesellschaft Felten & Guilleaume. Bei dieser Gelegenheit teilte der Verwaltungsrat den Aktionären mit, dass die endgültige Entscheidung, ein neues Stahlwerk in Luxemburg zu bauen, sei erst im Dezember 1913 getroffen worden. Im Januar 1914 habe man sich die dafür notwendigen Mittel in Höhe von 17 Millionen Mark beschafft. Man habe die Entscheidung getroffen, das Stahlwerk in Steinfort zu bauen, die hierfür notwendigen Grundstücke seien aufgekauft worden, mit der Prinz-Heinrich-Eisenbahngesellschaft habe man ein Abkommen verhandelt, eine Bahnstrecke neu zu verlegen und über die Höhe der Frachttarife sei ebenfalls eine Einigung erzielt worden. Mit den Bauarbeiten könnte einige Wochen später begonnen werden.

Am 1. August desselben Jahres begann der Erste Weltkrieg. Dieses Ereignis hatte gewaltige Auswirkungen auf Luxemburg, seine Bevölkerung und seine Industrie. Im Herbst 1914 setzte ein dramatischer Rückgang der Grubenproduktion ein und dies nicht nur in Luxemburg, sondern auch in Deutsch- und Französisch-Lothringen. Die Italiener, die das bedeutendste Reservoir von Arbeitskräften in der Grubenindustrie stellten, wurden größtenteils wieder zurück in ihr Heimatland geführt. Dies hatte zur Folge, dass viele Grubenbetriebe ihre Arbeit vorläufig einstellten, nur einige wenige konnten den Betrieb mit gedrosselter Produktion aufrecht erhalten. Auf unseren Hüttenwerken zeigte sich das gleiche Phänomen: Auch hier gab es einen akuten Mangel an Arbeitskräften mit Produktionseinschränkungen, durch Abwanderung von italienischen und deutschen Arbeitern. Hüttenwerke wie die Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-A.G. in Differdingen oder die Gelsenkirchener Adolf-Emil-Hütte in Esch versuchten den Arbeitskräftemangel durch Einstellung von Frauen zu beheben. Erschwerend hinzu kam die Tatsache, dass die meisten Hochöfen tiefgeblasen werden mussten, weil die Kokslieferungen in den ersten Kriegsmonaten ausblieben. Die Bahngesellschaften unterstanden nämlich dem direkten Kommando der deutschen Oberheeresleitung (OHL) und für diese war die Versorgung der Kriegsfront von allererster Priorität. Auch das Steinforter Hüttenwerk war in den ersten Kriegsmonaten außer Betrieb. Am 25. Oktober 191421 stand im „Escher Tageblatt“ folgende Meldung:

„Auch die „Steinforter Eisen- und Stahlwerke zu Steinfort“ (Felten-Guilleaume), die belgischen Koks verhütten, liegen still. Die Neuanlagen (Bau eines Stahl- und Walzwerkes) sind auf unbestimmte Zeit verschoben“.

Erst im Laufe des Jahres 1915 setzten die Kokslieferungen nach den Hüttenwerken wieder ein. Die ehemaligen Grubenbetriebe der Gesellschaft Charles & Jules COLLART, die sich nun in den Händen der Gesellschaft Felten & Guilleaume befanden, lieferten, wenngleich in reduziertem Maße, wieder Minette an das Steinforter Hüttenwerk.

Die Deutschen, die ab 1917 die systematische Plünderung von Industrieanlagen in Frankreich betrieben, schleppten vollständige Produktionseinheiten ins Deutsche Reich, oder aber in Satellitenstaaten wie Luxemburg, das zu diesem Zeitpunkt auch Mitglied des deutschen Zollvereins war. In Steinfort errichtete die Gesellschaft Felten & Guilleaume ein Walzwerk und ein Thomasstahlwerk. Diese Anlagen wurden vorher auf dem Hüttenwerk von Trith-Saint Léger, welches der Gesellschaft „Forges et Aciéries du Nord et de l’Est“ bei Valenciennes gehörte, abgebaut. Die Aufbauarbeiten dieser Anlagen in Steinfort begannen im Jahr 1917. Neben dem Bau von Hallen für Stahl- und Walzwerk wurden neue Bahnanschlüsse von der Prinz-Heinrich-Bahngesellschaft gebaut. Um sich das zur Kühlung der Industrieanlagen notwendige Kühlwasser zu beschaffen, wurde der Bau eines Kühlweihers und die hierfür notwendige Umleitung des Eischflusses in die Wege geleitet.

Das Ende des Ersten Weltkriegs jedoch führte andere Entscheidungen herbei. Nicht nur wurden alle laufenden Arbeiten in Steinfort gestoppt, sondern die Gesellschaft Felten & Guilleaume musste das abmontierte und geraubte Walzwerk und Stahlwerk an seinen französischen Besitzer zurückgeben.
Die Deutschen hatten den Krieg verloren, sie mussten fort. Das Reichsland Elsaß-Lothringen fiel zurück an Frankreich, Luxemburg verließ den deutschen Zollverein. Sämtliche Hüttenwerke und Grubenbetriebe, welche vor 1919 in deutscher Hand waren, wurden beschlagnahmt und von französischen Konsortien aufgekauft, die der siegreichen französischen Armee nahestanden.

Der gesamte Industriedomäne der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft (Adolf-Emil-Hütte und Hüttenwerk Rothe Erde) wurde von der „Société Métallurgique des Terres-Rouges“ aufgekauft. Die Industriedomäne der Gelsenkirchener Bergwerks-Aktiengesellschaft in Frankreich (Hüttenwerk von Deutsch-Oth mit den Grubenkonzessionen Mont-Rouge und Saint-Michel) wurde von der „Société Minière des Terres-Rouges“ übernommen. Unter den Hauptaktionären der Gesellschaft SMTR befanden sich die Gesellschaften „Schneider-Creusot“ und „Châtillon-Commentry-Neuves-Maisons“; sie waren alle beide große Zulieferer der französischen Armee während des Krieges.

Der Industriebesitz der „Deutsch-Luxemburgische Bergwerks- und Hütten-Aktien-Gesellschaft“ fiel in die Hände der HADIR, eine Gesellschaft mit französischem, belgischem und luxemburgischem Kapital. Die Muttergesellschaft der HADIR hieß Marine-Homécourt, ein anderer großer Zulieferer der französischen Armee.

Aber wer kam nach Felten & Guilleaume nach Steinfort? Ein anderer Handwerker des französischen Sieges, obschon dies nicht gleich den Anschein erweckte.


Société des Mines de la Loire.

Im Jahr 1920 übernahm die französische Gesellschaft „Société des Mines de la Loire“ das Hüttenwerk in Steinfort und den Grubenbetrieb Katzenberg in Esch von der deutschen Gesellschaft Felten & Guilleaume. Die Gesellschaft „Eisen und Stahlwerk Steinfort A. G.“, in welcher die Steinforter Gemeinde eine wichtige Rolle spielte, wurde in „S.A. des Hauts-Fourneaux et Aciéries de Steinfort“ umbenannt und wurde, wie bereits erwähnt, erst 1959 aufgelöst. Alle diejenigen Gesellschaften, die nach dem Ersten Weltkrieg über das Hüttenwerk in Steinfort und die Grube Katzenberg das Sagen hatten, waren geschäftsführende Unternehmen für die Gesellschaft „Hauts-Fourneaux et Aciéries de Steinfort“. Sie verfügten über die Industrieanlagen im Grubenbetrieb und auf dem Steinforter Hüttenwerk, jedoch blieben die Grubendomäne, d. h. die Staatskonzessionen sowie die nicht konzessionspflichtigen Erzfelder, weiterhin in den Händen der Gesellschaft „S.A. des Hauts-Fourneaux et Aciéries de Steinfort“.

Die Gesellschaft „Société des Mines de la Loire“ war ihrerseits Besitzer einer beträchtlichen Anzahl von Kohlenzechen im Kohlebecken von Saint-Étienne, dem einzigen Kohlenrevier in Frankreich, das während des Krieges Kohlen förderte. Die Gruben im Nord-Pas-de-Calais waren durch Feindesbeschuss außer Betrieb, liefen dadurch voll mit Wasser und es dauerte einige Jahre nach dem Krieg bis die Produktionsfähigkeit wieder einsetzte.

Die ersten Jahre nach Kriegsende waren, von einem wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, durchwachsen. Neue Herausforderungen tauchten auf und damit auch neue Partnerschaften. So musste Luxemburg sich nach dem Austritt aus dem deutschen Zollverein auf die Suche nach neuen wirtschaftlichen Partnern machen und ging schließlich, im Jahr 1921 eine wirtschaftliche Partnerschaft mit Belgien ein und trat der „Union Economique Belgo-Luxembourgeoise“ (UEBL) bei.

Trotzdem verschärften sich die wirtschaftlichen Probleme weiter. Der Koks, als wichtige Energiequelle zur Erzeugung von Roheisen, gelangte nur in geringen Liefermengen zu unseren Hüttenwerken. Dies hatte zur Folge, dass von 47 Hochöfen im Januar 1921 lediglich 21 in Betrieb waren. Bei der Gesellschaft ARBED waren im Hüttenwerk von Esch-Schifflingen drei von sechs Hochöfen in Betrieb, im Düdelinger Werk ebenfalls drei von sechs Hochöfen und im Werk Dommeldingen stand von drei Hochöfen keiner unter Feuer.

Bei der Gesellschaft „Société Métallurgique des Terres-Rouges“ war auf Werk Terres-Rouges von fünf Hochöfen keiner in Betrieb und auf Werk Belval (vormals Adolf-Emil-Hütte) produzierten fünf von insgesamt sechs Hochöfen.

In den ehemaligen Werken der Gesellschaft „Deutsch-Luxemburgische Bergwerks-und Hütten-A.G.“ in Differdingen, waren von zehn Hochöfen fünf, im Rümelinger Werk hingegen keiner in Betrieb.
Bei der Gesellschaft Ougrée-Marihaye, Werk Rodingen, standen vier von fünf Hochöfen unter Feuer und im Hüttenwerk von Steinfort der „Société des Mines de la Loire“ produzierte nur ein Hochofen von insgesamt drei.
Bei unseren belgischen und französischen Nachbarn war die wirtschaftliche Lage kaum besser. Viele Betriebe waren zerstört und jene, die produzieren konnten, fehlten die Absatzmöglichkeiten. Dadurch mussten viele Betriebe schließen, Lohnkürzungen und Entlassungen waren die Folge. Das sozialpolitische Klima war von Unruhen durchsetzt, u. a. aufgrund der von Streiks betroffenen Arbeiter, worauf die Unternehmer oft mit Repression antworteten.


S. A. d‘Athus-Grivegnée.

Die „Société des Mines de la Loire“ blieb nicht lange Besitzer des Steinforter Hüttenwerks sowie der Grube Katzenberg. Im Jahr 1921 übernahm die belgische Gesellschaft „S.A. d‘Athus-Grivegnée“27, welche im Jahr 1911 gegründet wurde, das Steinforter Hüttenwerk mitsamt der Grube Katzenberg aus den Händen der „Société des Mines de la Loire“. Die „Société des Mines de la Loire“, mit der die Gesellschaft Athus-Grivegnée in eine Interessengemeinschaft getreten war, hatte über 900 Hektar Grubenkonzessionen in Lothringen in ihrem Besitz, darunter die Konzession Langenberg bei Düdelingen, von denen die Gesellschaft Athus-Grivegnée durch die Interessengemeinschaft profitieren konnte. Durch das Zustandekommen dieser Interessengemeinschaft waren Mitglieder des Verwaltungsrates der „Société des Mines de la Loire“ im Verwaltungsrat der Gesellschaft „S.A. d‘Athus -Grivegnée“ vertreten.

Noch im gleichen Jahr wurden Lieferverträge zwischen der Société des Mines de la Loire und der Gesellschaft Athus-Grivegnée unterzeichnet; dadurch konnten die Hüttenwerke von Steinfort und Athus ab dem Jahr 1922 auch mit französischem Erz beliefert werden.

Die Weichen für eine Verbreiterung der Erzbasis von Athus Grivegnée wurden zum richtigen Zeitpunkt gestellt, denn die wirtschaftliche Lage verbesserte sich zusehends, unter anderem dadurch, weil ab dem Jahr 1923 die Kokslieferungen zu den Hüttenwerken von Steinfort und Athus wieder regelmäßig einsetzten. In den Folgejahren fand ein massiver wirtschaftlicher Aufschwung statt.

Im Jahr 1926 brach in England ein großer Generalstreik der Kohlebergarbeiter aus. Für die Aktionäre der Gesellschhaft Athus-Grivegnée tauchte das Gespenst der Kohleknappheit erneut auf, dies umso mehr, als die belgische Schwerindustrie bereits 1921 von einem Generalstreik der englischen Kohlebergarbeiter stark betroffen war. Die belgische Stahlindustrie bezog in jener Zeit große Mengen dieses Brennstoffs aus England. Um eine neue Krise der Rohstoffverknappung zu umgehen, fanden daher Gespräche mit der Gesellschaft „S.A. des Aciéries d’Angleur“ statt. Diese Gesellschaft war im Besitz von Hochöfen in Tilleur bei Lüttich und von einem Stahlwerk in Renory. Außerdem besaß diese Gesellschaft bedeutende Beteiligungen an belgischen Kohlenzechen.

Weil die Aktionäre der Gesellschaft Athus-Grivegnée neben ihrer verbreiterten Erzbasis ihren Koksbezug sicherstellen wollten, fusionierten beide Gesellschaften im November des Jahres 1927 miteinander. Es kam zur Gründung der Gesellschaft „S. A. d‘Angleur-Athus“.


S. A. d’Angleur-Athus.

Die Geschäfte der neu entstandenen Gesellschaft entwickelten sich prächtig. Auf Grube Katzenberg wurde, bedingt durch den Ausbau und weiteren Vortrieb der unterirdischen Stollen sowie durch die Modernisierung der Abbautechniken mittels Preßlufthämmer, die Installation eines Kompressors notwendig. Im Krisenjahr 1929 konnte sogar ein neuer Produktionsrekord mit einer Erzförderung von 422 000 Tonnen aufgestellt werden.

In den Jahren 1929-1930 ließ die Gesellschaft „S. A. d‘Angleur-Athus“ eine Wohnsiedlung für Beamte der Gesellschaft in der Höhlstraße (heutige J. P. Bauschstraße) errichten. In den folgenden Jahren entstand auf Grube Katzenberg ein großes Sägewerk (heute Werkstätten der Forstbetriebe) mit Schreinerei.

Die große Weltwirtschaftskrise, welche im Jahr 1929 ausbrach, hatte, wenn auch mit einer gewissen Verspätung, dramatische Auswirkungen auf die Grube Katzenberg und das Steinforter Hüttenwerk.

Am 15. März 1931 verkaufte die Gesellschaft „S.A. des Hauts-Fourneaux et Aciéries de Steinfort“ alle ihre nicht konzessionspflichtigen Erzfelder mit sämtlichen Installationen über und unter Tage der Grube Katzenberg an die Gesellschaft „S.A. d‘ Angleur-Athus“. Die staatlichen Konzessionen hingegen blieben weiter im Besitz der Gesellschaft „S.A. des Hauts-Fourneaux et Aciéries de Steinfort“.

Am 31. Mai desselben Jahres erfolgte die definitive Schließung des Steinforter Hüttenwerks. Die Grube Katzenberg war von dieser Schließung unmittelbar betroffen; ihre Erzförderung fiel auf 145 000 Tonnen. Ab dem Jahr 1931 wurden die auf Grube Katzenberg abgebauten Erze in den Hochöfen von Athus verhüttet. Da sich das Hüttenwerk von Athus jedoch in Belgien befand und die Bestimmungen der sogenannten „Hüttenklausel“ vorschrieben, dass Erze, welche aus Staatskonzessionen stammten, ausschließlich im Großherzogtum selbst verhüttet werden durften, konnten nur die Erze, die aus nicht konzessionspflichtigen Erzfeldern stammten, in den Hochöfen von Athus verhüttet werden.
In den Krisenjahren 1932-1936 schwankte die Produktion der Grube Katzenberg zwischen 150 000 bis 260 000 Tonnen Minette.

Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise in der 1930er Jahren konnten von der Gesellschaft „S.A. d‘Angleur-Athus“ gut überwunden werden, da der Verwaltungsrat das Hüttenwerk neu ausrichtete und auf die Fertigung neuer Produkte hin orientierte. Ab dem Jahr 1936 stellte sich sogar wieder wirtschaftliches Wachstum ein und das Hüttenwerk in Athus benötigte daher wieder größere Mengen Erz.

Der Verwaltungsrat der Gesellschaft „S.A. d‘Angleur-Athus“ trat in Verhandlungen mit der luxemburgischen Regierung ein, um Minette aus den Staatskonzessionen beziehen zu können. Diese Verhandlungen wurden nach langen Unterredungen durch die Ratifizierung eines Gesetzesabkommens erfolgreich zu Ende geführt. Dieses Abkommen sicherte der Gesellschaft „S.A. d‘Angleur-Athus“ das Recht zu, Erze aus den Staatskonzessionen zu beziehen, welche sich noch immer im Besitz der Gesellschaft „S.A. des Hauts-Fourneaux et Aciéries de Steinfort.“ befanden. Durch diesen Vertrag gelangten jährlich 250 000 Erze aus Staatskonzessionen zur Verhüttung nach Athus, obschon dieses Hüttenwerk in Belgien lag. Diese Sondergenehmigung der Erzausfuhr wurde jedes Jahr neu verhandelt.

Das Hüttenwerk in Athus gewann immer mehr an Bedeutung, der Standort in Steinfort jedoch war sozusagen tot. Wohl wurde versucht, im Jahr 1937 den Hochofen Nr. 3 wieder anzublasen, da jedoch der Abbau des Steinforter Hüttenwerks bereits ziemlich weit fortgeschritten war, wurde das Projekt der Wiederinbetriebnahme des Hüttenwerks aufgegeben.

Während des Zweiten Weltkriegs richteten die Deutschen über die Firma KRUPP in den Hallen, in denen früher Walz- und Stahlwerk untergebracht waren und während des Ersten Weltkriegs von der Gesellschaft Felten & Guilleaume erbaut worden waren, eine große Reparaturwerkstatt für Panzer ein.

Die in den Ausstellungsbereich einbezogene Hakenkaue
Während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg, wurde die Grube Katzenberg zunächst unter Zwangsverwaltung gestellt, um später, am 1. April 1943, in die „Gewerkschaft Lützelburg“ integriert zu werden. Diese Struktur war von den Deutschen ins Leben gerufen worden: In ihr wurden sämtliche Gruben mit Feindkapital zusammengeschlossen. Von dieser Maßnahme ausgenommen waren die Grubenbetriebe der ARBED, der HADIR und der MMR. Die Bergarbeiter auf Grube Katzenberg wurden gezwungen, die Erzförderung auf 350 000 Tonnen jährlich zu steigern. Die gesamte Produktion wurde ins Reich exportiert und dort zu Rüstungsgütern weiterverarbeitet. Im gleichen Jahr wurde die Grube Katzenberg mit einer Waschkaue (Salle des Pendus) und einem Gemeinschaftsduschraum ausgestattet. An der Verladerampe in der Höhlstraße wurden die Pferde, mit denen bis dahin die Eisenbahnwagen unter diese Rampe gezogen wurden, durch einen Seilzug mit Endlosseil ersetzt.

Nach der Befreiung vom Nazijoch fiel die Produktion der Grube Katzenberg auf 83 000 Tonnen zurück. Dies war u. a. auf Arbeitskräftemangel zurückzuführen, da viele Arbeiter im sogenannten Wiederaufbau tätig waren.


S.A. John COCKERILL

Im Jahr 1945 wurde die Gesellschaft „S. A. d‘Angleur-Athus“ von der anonymen Gesellschaft „S. A. John COCKERILL“ geschluckt. Die Gesellschaft COCKERILL hoffte, durch diese Fusion von den Zugeständnissen, welche im Jahr 1938, der Gesellschaft Angleur-Athus gemacht wurden, betreffend den Export von Erzen aus den Staatskonzessionen zum Hüttenwerk in Athus, profitieren zu können. Die Zeiten jedoch hatten geändert. Von nun an standen sowohl für die luxemburgische Regierung als auch für die Gemeindeverantwortlichen von Steinfort soziale Sorgen im Vordergrund. Seit das Hüttenwerk im Jahr 1931 seine Tore schloss, wurden keine neuen Arbeitsplätze in der Gemeinde geschaffen. Die Fortdauer des Sonderabkommens aus dem Jahr 1938 wurde nun an die Auflage an die Gesellschaft COCKERILL geknüpft, Arbeitsplätze auf dem alten Hüttenstandort in Steinfort zu schaffen. Die Gesellschaft COCKERILL unterschrieb diese Auflagen der Regierung und der Steinforter Gemeindeverantwortlichen.

Somit wurde im Jahr 1946 die Entscheidung getroffen, auf dem Standort der ehemaligen Steinforter Hütte eine Teilrückführung des Industriegeländes vorzunehmen und eine Phenolfabrik zu errichten, welche ungefähr 300 Menschen aus Steinfort und Umgebung Arbeit bieten würde. Phenol ist ein Rohstoff, der nach Kriegsende in der aufstrebenden Plastikindustrie bei der Herstellung von Plastik und Bakeliten zum Einsatz kam. Diese Fabrik, welche von 1948 bis 1958 in Betrieb war, bot der Gesellschaft John Cockerill die Möglichkeit weiter von den Ausnahmeregelungen aus dem Jahr 1938 zu profitieren, wodurch weiterhin jedes Jahr 250 000 Tonnen Erz aus Staatskonzessionen der Gesellschaft Hochöfen- und Stahlwerke Steinfort in den Hochöfen von Athus verhüttet wurden.
In den Jahren 1946 bis 1947 wurden die Fördermengen in fast sämtlichen Betrieben gesteigert, nachdem die meisten Hochöfen wieder unter Feuer standen.

Der Korea-Krieg von 1950 bis 1953 war der Auslöser einer riesigen Nachfrage nach Minette; ein regelrechter Boom trat ein. Um dieser Nachfrage Genüge zu leisten, wiedereröffnete die Gesellschaft John COCKERILL bereits stillgelegte Zechen: das „Lot B“ in Tetingen, das sogenannte „Fusselach“ in Schifflingen sowie der „Lannebierg“ in Rümelingen. Die wichtigsten Gruben der Gesellschaft COCKERILL, die Grube Katzenberg in Esch, die Grube „bei de Stummen“ in Oberkorn, die Grube „Gaertchen-Fussbösch“ in Lamadelaine und die Grube „Prentzebierg“ in Petingen produzierten auf Hochtouren.

Das Ende des Korea-Konfliktes leitete einen deutlichen Rückgang der Nachfrage nach Minette ein; eine wirtschaftliche Rezession trat ein. Ab dem Jahr 1954 wollte die Gesellschaft COCKERILL die Betriebskosten sowie den Gestehungspreis pro Tonne geförderter Minette senken, vor allem durch die Reduzierung von Arbeitskräften. Während dieser Zeit entließ die „S.A. John COCKERILL“ Hunderte von Arbeitern. Diese Maßnahme betraf an erster Stelle die italienischen Arbeiter, welche Junggesellen waren, dann die verheirateten, kinderlosen Italiener. Es spielte sich ein ähnliches Szenario ab, wie während der großen Wirtschaftskrise Anfang der 1930er Jahre. Verschiedene Bergarbeiter fanden eine Neuanstellung in den Grubenbetrieben der Gesellschaften ARBED und HADIR, wiederum andere konnten weiterbeschäftigt werden bei der Firma CLOOS auf einer von vielen Schlackenhalden.

Die entlassenen Bergleute wurden nicht mehr ersetzt. Von nun an wurden die verbliebenen Bergleute oft in Grubenbetriebe versetzt, wo Arbeitskräfte fehlten. Bergleute der Grube Katzenberg wurden nach Oberkorn versetzt, Bergleute von Oberkorn zur Grube Katzenberg oder anderswo. Kurz: Sie wurden überall dorthin versetzt, wo Arbeitskräftemangel herrschte. Der Arbeitsplatzabbau konnte zum Teil durch die weitgehende Mechanisierung der Grubenbetriebe kompensiert werden.

Im Jahr 1955 fusionierte die Gesellschaft „S. A. John COCKERILL“ mit der Gesellschaft Ougrée-Marihaye. Die neu gegründete Gesellschaft hieß „S. A. Cockerill-Ougrée“, ihr Stammsitz war in Seraing bei Lüttich.

Im gleichen Jahr wurde ein großes Investitionsprogramm für die Grube Katzenberg aufgelegt. Ein zweiter Kompressor wurde in Betrieb genommen, die Verladerampe in der Höhlstraße ausgebaut. Der Seilzug, welcher während des Zweiten Weltkriegs installiert worden war, um das Verschieben der Eisenbahnwagen unter der Rampe zu gewährleisten, wurde abgebaut und durch Inbetriebnahme einer Dampflokomotive mit vertikaler Feuerung ersetzt. Heute kann man eine solche Dampflokomotive, wie sie damals in der Höhl in Betrieb war, im Industriepark „Fond de Gras“ bewundern.

In den Jahren 1956-1957 wurden die Büros auf der Grube Katzenberg und das große zentrale Bürogebäude, welches sich an der Stelle befand wo sich heute die Wohnresidenz „Cockerillspark“ befindet, modernisiert. Außerdem wurde eine neue elektrische Lokomotive angeschafft.

Im Jahr 1959 wurde die Gesellschaft „S.A. des Hauts-Fourneaux et Aciéries de Steinfort“ durch Beschluss einer außergewöhnlichen Generalversammlung nach 47 Jahren Existenz aufgelöst. Der Verwaltungsrat der Gesellschaft wurde von der Generalversammlung beauftragt, die Liquidation der Gesellschaft vorzunehmen.

Die gesamte Grubendomäne der liquidierten Gesellschaft wurde von der Gesellschaft Cockerill-Ougrée im Jahre 1961 aufgekauft, die somit einziger Besitzer all dieser Grubenzechen wurde. Diese neue wirtschaftliche Ausgangslage motivierte den Käufer, ihre Grubenanlagen noch einmal zu modernisieren. Auf Grube Katzenberg wurde eine Erzbrechanlage in Betrieb genommen, welche zwischen dem braunen und schwarzen Erzlager installiert wurde. Weiter wurden ein Transportband von einer Länge von 145 Metern sowie eine Erzbunkeranlage dem Betrieb übergeben, wodurch die gesamte Erzförderung auf Grube Katzenberg weitestgehend mechanisiert wurde. Auch wurden neue Förderwagen mit einem Fassungsvermögen von sechs Tonnen, zwei pneumatische Überkopflader, vier Schrapper sowie eine Diesellokomotive vom Typ Gemeinder angeschafft.

Im Jahre 1963 wurde auf dem Hüttenwerk in Athus eine Erzagglomerierungsanlage in Betrieb genommen. Von nun an wurde das gesamte geförderte Erz der Grube Katzenberg in dieser Anlage vorbehandelt, bevor es dem Hochofenprozess übergeben wurde.

Die 1960er Jahre waren auschlaggebend. Nach den Produktionsrekordjahren Ende der 1950er und Anfangs der 1960er Jahre zeichnete sich ein langsamer, aber sicherer Niedergang der lothringisch-luxemburgischen Minetteproduktion ab. Neue Hüttenwerke wurden an den Küsten errichtet, in Gent oder später in Dünkirchen. Diese neuen Werke bezogen die zur Verhüttung notwendigen Erze nicht mehr aus Luxemburg oder Lothringen, sondern aus Übersee, da diese Erze reichhhaltiger an Eisen waren als die einheimische Minette. Außerdem waren die Transportkosten nicht sonderlich hoch, da große Erzfrachtschiffe zum Transport gebaut wurden.

Im Jahr 1966 stand eine neue Verschmelzung an der Tagesordnung: Die Gesellschaft Cockerill-Ougrée fusionierte mit der Gesellschaft Providence aus dem Industriebecken von Charleroi. Gerüchte, die Schließung der Cockerill-Gruben in Oberkorn und in Esch an der Alzette betreffend, waren bereits seit 1965 im Umlauf. Durch diese Fusion wurde der Prozess jedoch beschleunigt.

Nach der Schließung der Grubenbetriebe „Fussbösch“ in Lamadelaine, Ende der 1950er Jahre, „Prentzebierg“ im Jahr 1964 und Oberkorn-Buschenthal „Bei de Stummen“ im Jahr 1967 erfolgte am 31. Dezember des Jahres 1967 die Schließung der Grube Katzenberg. Damit waren 85 Jahre Erzabbau im „Ellergrund“ Geschichte.


Die postindustrielle Ära.

Das Gelände der Grube Katzenberg wurde vom Unternehmer Nic. SCHOCKMEL übernommen, der zur Zeit der Ausbeutung der Grube Buschenthal in Oberkorn den Erztransport per Lastwagen für die Gesellschaft Cockerill vom Tagebau zur Verladerampe an der Bahn durchführte. Er nutzte das Areal der ehemaligen Grube Katzenberg als Verwahrstelle für seine Lastkraftwagen und andere Baumaschinen während ungefähr zwei Jahren. In dem 1970er Jahren mietete die Firma IPRECO, welche sich auf den Bau von Fertigbauhäusern spezialisiert hatte, die Industriegebäude der Grube Katzenberg beim Unternehmer Nic. SCHOCKMEL.

Diese Firma erklärte im Jahr 1985 Bankrott; sie verschwand praktisch über Nacht und hinterließ am Standort Katzenberg Unmassen von Styropor in Block- oder in Granulatform sowie viele Tonnen an Zementresten. Das gesamte Grubenareal war unter dem Dreck, welchen diese Firma hinterließ, praktisch begraben. Man konnte von einem Umweltskandal größeren Ausmaßes sprechen, zumal die Firma unauffindbar war. In den Folgejahren breitete sich die Natur dort wieder aus, die Industriegebäude waren dem Verfall freigegeben. So stürzten die Dächer der Gebäude ein, zudem trug ein Brand auf dem Gelände seinen Teil zum Verfall bei.

1986 kaufte der luxemburgische Staat Wälder in Ellergrund auf, mit dem Ziel dort ein Naturreservat zu schaffen. Zugleich wurden Stimmen laut, welche darauf hinwiesen, dass die einzige Möglichkeit, die Industriegebäude der ehemaligen Grube Katzenberg zu retten, darin bestünde, diese Gebäude in das Projekt Naturreservat mit einfließen zu lassen.

So kam es, dass 1988 der Staat das Areal der Grube Katzenberg mit sämtlichen sich darauf befindlichen Gebäuden vom Unternehmer SCHOCKMEL erwarb.

In den Folgejahren fanden zahlreiche Unterredungen mit verschiedenen Ministerien statt um zu klären, welche Zukunft und Zweckbestimmung es für die Gebäude der ehemaligen Grube Katzenberg geben könnte.

Am 2. März des Jahres 1991 fand im Saal SCARASSA in der Höhlstraße eine Pressekonferenz statt, auf welcher die Gründung einer Vereinigung mit Namen „Initiativ vir d’Erhaalen vun de Cockerillsgebaier zu Esch-Uelzecht am Ellergronn“ angekündigt wurde. Die offizielle Gründung dieser Vereinigung wurde am 8. Mai desselben Jahres im Saal Oesterreicher einem breiteren Publikum vorgestellt.

Man kann, rückblickend Folgendes festhalten: Als wir im Jahr 1991 die Vereinigung „Initiativ vir d‘Erhaalen vun de Cockerillsgebaier zu Esch Uelzecht am Ellergronn“ gegründet haben, hat kein Mensch daran gedacht, dass in Esch an der Alzette ein Ort entstehen könnte, an dem die Erinnerung an die große Zeit des Bergbaus am Leben erhalten werden würde.

Als wir als Vereinigung zu arbeiten begannen, war es lange Zeit unklar, ob das gesamte Grubengelände mit sämtlichen sich darauf befindlichen Industriegebäuden erhalten werden könnte, da die Gebäude des unteren Zechengeländes auf der Ebene der beiden Stollenmundlöcher bereits stark beschädigt waren und die Frage des finanziellen Mehraufwands einer eventuellen Restaurierung auf allen Verwaltungsebenen diskutiert wurde. Der Beginn der Restaurierungsarbeiten und die damit verbundene Aufwertung der Grube Katzenberg kamen daher nur schleppend voran.
Unsere Vereinigung, welche im Jahr 1995 in „Entente Mine Cockerill“ umbenannt wurde, besetzte, in Erwartung der zu treffenden Entscheidungen, den Grubenstandort Katzenberg symbolisch. In der Vereinigung wurde beschlossen, uns an jedem Wochenende dort zu treffen, um kleinere Arbeiten, welche im Rahmen unserer engen finanziellen Möglichkeiten lagen, zu verrichten.

Bereits im Kulturjahr 1995 beschrieb der Historiker Denis SCUTO in einem Beitrag mit dem Titel „Une Minère Ensevelie dans le Paysage“, welcher im Tageblatt veröffentlicht wurde, die Besonderheit des Grubenstandortes mitsamt seiner Architektur. Er schrieb weiter, der Grubenstandort sei einzigartig in der Region, man könne hier noch den gesamten Produktionsablauf sowie das Leben des Grubenstandortes nachvollziehen und plädierte daher für den Erhalt dieser Industrieanlage. Denis SCUTO trat schließlich unserer Vereinigung bei, in der die beiden Pioniere Jean GEIMER und Gaston ROLLINGER eine bedeutende Arbeit leisteten, um mit Hand anzulegen, den Standort Katzenberg einer Restauration zuzuführen.

Im April des gleichen Jahres berief das Umweltministerium, geleitet von Herrn Lucien LUX, gemeinsam mit dem Ministerium für Öffentliche Bauten unter der Führung von Herrn Robert GOEBBELS eine große Versammlung auf Grube Katzenberg ein, auf welcher ein Gesamtkonzept für eine sanfte Instandsetzung der Grubengebäude der breiten Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Im gleichen Jahr organisierte unsere Vereinigung eine große Säuberung auf dem Grubengelände. Nach dieser großangelegten Maßnahme konnte man erkennen, wie der Standort früher einmal ausgesehen hat, (man bedenke beispielsweise die gut erhaltene „Salle des Pendus“). Aus heutiger Sicht ist die Entente Mine Cockerill besonders stolz, mit der Säuberung vom Juni 1995, der Instandsetzung der Kapelle, welche am 8. Juni 1996 zum zweiten Mal eingeweiht wurde, der Einrichtung der alten Schmiede, der Instandsetzung der Waschkaue (Salles des Pendus) sowie der Einrichtung eines kleines Grubenmuseums wesentliche Beiträge zum Erhalt sämtlicher Industriegebäude auf Grube Katzenberg geleistet zu haben.

Kaue und Verwaltung (vorne rechts) mit den Schäden im Dachbereich
Kurz nach der Wiedereinweihung der Barbara-Kapelle begann die „sanfte Restauration“ der Grube Katzenberg. Die Hallendächer wurden nach und nach erneuert, im Anschluss daran wurden die Gebäude im Innern in Stand gesetzt. Wir sind froh über die geleistete Arbeit und dass die Stadt Esch heute im Ellergrund – neben einem Naturreservat – einen komplett erhaltenen Grubenstandort besitzt, welcher einzigartig im Land und in der Großregion ist.

Die Restaurierung des Grubenstandortes Katzenberg war kein Selbstläufer. Das Projekt der Erhaltung und der damit verbundenen Instandsetzung der Grubengebäude im Ellergrund konnte nur umgesetzt werden durch die gute Zusammenarbeit zwischen Naturverwaltung, dem Ministerium für Öffentliche Bauten der Escher Gemeindeverwaltung und der Vereinigung Entente Mine Cockerill.

In Esch befindet sich heute ein integral instand gesetzter Grubenstandort; eine Tatsache, die alle aktiven Mitglieder unserer Vereinigung erfreut. Das bedeutet nicht, dass wir von nun an die Hände in den Schoß legen werden. Wir haben in unserer mehr als 25jährigen Vereinsgeschichte viel erreicht und werden uns auch in Zukunft dafür einsetzen, um das touristische Potential der Grube Katzenberg weiter auszubauen.

Zwischen der Naturverwaltung, der Escher Gemeindeverwaltung und der Entente Mine Cockerill wurde daher im Januar 2017 eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, in welcher die Möglichkeiten des Ausbaus des grenzüberschreitenden touristischen Potentials auf Grube Katzenberg weiter ausgelotet werden. Dies ist besonders wichtig im Hinblick auf das Kulturjahr 2022, in dem der Süden Luxemburgs mit seiner einzigartigen Landschaft eine Rolle spielt.

So besteht die Möglichkeit, einen Zug auf Grube Katzenberg in Betrieb zu nehmen. Das Projekt sieht vor, das obere Zechengelände mit dem unteren mittels einer Schmalspurbahn zu verbinden: Die Besucher der Grube können beim Centre d’Acceuil abgeholt und mit dem Zug vor das Museum gefahren werden. Außerdem gibt es die Möglichkeit, die Besucher bei der Bushaltestelle Heintzenberg abzuholen und vor das Museum zu bringen.

Treppenschacht. Links davon Kaue mit Schmiede/Lokschuppen und auf dem Plateau darüber Steigerwohnhaus (links) und Elektrozentrale (rechts)
Desweiteren existiert auf Grube Katzenberg ein Treppenschacht, welcher einzigartig in Luxemburg und in der Großregion ist. Dieser Schacht wurde früher von den Bergarbeitern genutzt, um zu Fuß über diese Treppe an ihre Arbeitsstelle unter Tage zu gelangen. Die Treppe ist defekt. Würde sie jedoch restauriert werden, bestünde die Möglichkeit die tieferliegenden Erzschichten einem interessierten Publikum zugänglich zu machen. Zusätzlich bietet eine Instandsetzung der Treppe Forschern die Möglichkeit, das Leben der Grube zu erforschen.

Stollenmundlöcher. Rechts das Kauengebäude, im Hintergrund die Barbarakapelle
Zudem haben wir vor einigen Jahren bereits ein Projekt namens „Besucherbergwerk“ ins Leben gerufen. Das Projekt sieht vor, einen Teil der bestehenden Stollen einer breiteren Öffentlichkeit zu präsentieren. Die Besucher werden in dem Fall mit dem Zug vom „Centre d’Acceuil“ abgeholt und vor das Museum gebracht. Anschließend können sie in der Waschkaue eingekleidet und mit Grubenlampen ausgestattet werden, von wo aus die Begehung des Bergwerks begonnen werden kann. Im Innern der Grube können wir einige Abbaustellen einrichten, anhand welcher sich dokumentieren lässt, wie die Erzförderung einst unter Tage vonstattenging.

Wir haben dementsprechend viel vor in den nächsten Jahren. Mit der Unterstützung der Naturverwaltung und der Escher Gemeindeverwaltung sowie im Hinblick auf das Jahr 2022, mit der Stadt Esch als Kulturhauptstadt, ist ein weiterer Ausbau des touristischen Potentials auf Grube Katzenberg möglich und notwendig.


Britta Winkel
Die Grube Katzenberg als Museum und Industriedenkmal


Nachdem die Grube Katzenberg 1967 endgültig geschlossen wurde, überließ man das Gelände
seinem Schicksal. Schnell eroberte die Natur sich das Gelände zurück, so dass sich eine einzigartige Flora und Fauna entwickelte. Dies führte dazu, dass der luxemburgische Staat in den 80ern beschloss, aus dem Gelände ein Naturreservat zu machen und hier die Natur- und
Forstverwaltung anzusiedeln. Dies wurde auch deshalb als nötig erachtet, weil ein vorheriger Verkauf an einen Bauunternehmer im Jahre 1970 in einer enormen Umweltverschmutzung endete, da dieser Unmengen an Styropor zurückließ.

Aufräumarbeiten mit schwerem Gerät und in Handarbeit
Auf Drängen verschiedener engagierter Menschen wurden auch die Gebäude erhalten und eine Interessensgemeinschaft gegründet, die sich dem Erhalt und der Restaurierung des Geländes annahm. Die Freiwilligen fingen an, in Eigenleistung das Areal wieder instandzusetzen. Neben der Befreiung von Müll ging es zu Beginn in erster Linie um sichernde Arbeiten. So wurden die undichten Dächer repariert und die maroden Geländer verstärkt oder ersetzt.

Die Interessensgemeinschaft hatte sich zum Ziel gesetzt, der Nachwelt die Arbeit in der Mine näher zu bringen, so dass eine museale Nutzung Ziel der Arbeiten war.

Dacheindeckung Schmiede / Lokschuppen
Lokschuppen / Schmiede nach Abschluss der Restaurierung

Dafür wurden die Gebäude nach und nach in Stand gesetzt und verschiedene museale Räume eingerichtet. Neben einem Raum in dem Gezähe, Fossilien und ähnliches ausgestellt werden, gibt es heute auch eine wieder voll eingerichtete Waschkaue, eine funktionsfähige Schmiede und eine rekonstruiert eingerichtete Arbeiterwohnung.

In dem ehemaligen Wohnhaus sind die Büros der Forstverwaltung entstanden und in eine der beiden Zwillingshallen ist das Besucherzentrum des Naturschutzgebiets Ellergronn eingezogen. Hierfür wurde in der Halle auf halber Höhe eine Betondecke eingezogen, so dass neben der Naturausstellung und Schulungsräumen im oberen Bereich auch noch ein Restaurant im unteren Bereich Platz findet. Im Keller wiederum wurde ein künstlicher Stollen geschaffen, um den Besuchern ein „Unter-Tage-Gefühl“ zu vermitteln.

Die Planung der Interessensgemeinschaft geht jedoch weiter. Sollte der Plan genehmigt und finanziert werden, möchten die Freiwilligen auch die Stollen für Besucher zugänglich machen und neben den Geländeführungen auch durch die Stollenanlage führen.

Lokschuppen / Schmiede rechts und im Anschluss das Verwaltungs- und Kauengebäude. Links eines der beiden Stollenmundlöcher. Im Hintergrund Barbarakapelle und auf dem Plateau Elektrowerkstatt und Werkstatt.

Denkmalpflegerisch ist positiv herauszustellen, dass nahezu der gesamte Gebäudebestand erhalten werden konnte und durch restauratorische Maßnahmen wieder in einen guten Zustand versetzt wurde, der für die Nachwelt konserviert werden kann. Kritisch zu betrachten sind hierbei allerdings die durchgeführten Maßnahmen, da diese nicht immer denkmalgerecht und substanzerhaltend ausgeführt wurden. Dies ist wohl zu einem großen Teil darauf zurückzuführen, dass viele der Reparaturen in Eigenleistung durch die Interessensgemeinschaft ausgeführt wurden und notwendige finanzielle Mittel nicht vorhanden waren. Vorbildlich ist die original restaurierte Kaue.

Außerdem fehlte der Forst- und Naturverwaltung Luxemburg wohl verständlicherweise das nötige Wissen, um die dringend notwendigen Ausbesserungen unter dem dadurch gegebenen Zeitdruck denkmalgerecht ausführen zu lassen. Durchweg positiv zu vermerken ist hierbei allerdings die beispielhafte Organisation von freiwilligen Helfern in Verbindung mit staatlicher Finanzierung des Projekts.

Auch der früh feststehende Wille, die Anlage in ein Museum zu überführen, wird einige Entscheidungen beeinflusst haben. Als ein Beispiel hierfür sei die Wiederherstellung der Putzfassade genannt. Die Helfer fanden diese in einem desolaten Zustand vor. Es war schon einiges abgeplatzt oder es hatte sich Hohllagen gebildet. Doch anstatt den noch vorhandenen Putz zu konservieren und damit die Originalsubstanz und die damit verbundene bewegte Geschichte sichtbar zu lassen wurde der Putz erneuert und überstrichen, so dass eine glatte einheitliche Wandoberfläche entstand.

Ähnlich wurde mit den Fenstern umgegangen. In den Bürogeschossen gab es schon immer weiß gestrichene Holzfenster. Allerdings wurden auch ehemalige Metallsprossenfenster durch moderne Holzrahmen ersetzt. Sie nehmen sich in der Fassade zwar zurück, allerdings ändert sich der Charakter in der Ansicht deutlich. Diese Maßnahme dient wohl dem für Museumsbesucher ansprechenderen einwandfreien Gesamtbild. So entstand eine Art „Hochglanzbild“ des Areals geschaffen, um einen guten Eindruck beim Besucher zu hinterlassen, welches aber weder den Nutzungszustand noch den Zustand bei der Schließung darstellt. Zu diesen „musealen“ Maßnahmen gehört wohl auch die nicht maßgerechte Rekonstruktion der „Blechebud“, in der sich die Bergleute vor der Einfahrt aufhielten und ihre Marken erhielten mit denen die Rückkehr aus der Grube kontrolliert wurde (Markenkontrolle). Der Neubau fiel größer aus als das Original.

Positiv zu bewerten sind die wenigen Stellen, an denen der Ursprung noch zu erkennen ist, da an einigen Stellen eine Art „Fenster“ gelassen wurde, um alte Strukturen zu zeigen. So zum Beispiel im Bereich der Waschkaue, wo die Ziegelkappendecke nicht vollständig neu verputzt wurde.

In der Halle C, der früheren Elektrizitätszentrale, kann man anhand von Betonausbesserungen im Boden den ehemaligen Standort der Maschinen erkennen. Auch die gekappten Kabeldurchführungen und die erhaltene Kranbahn geben eine Idee von der Nutzung der Halle. Wenn man die Arbeiten weniger unter dem denkmalpflegerischen Gesichtspunkt und mehr unter dem musealen betrachtet, kann man die Renovierung als sehr gelungen bezeichnen, da Atmosphäre und Geschichte der Mine gut an den Besucher weitergegeben werden. Auch die Ansiedlung des Besucherzentrums Ellergronn sorgt für eine touristische Attraktivität des Geländes.

Besondere Attraktion ist wohl die voll funktionsfähige Schmiede, in der nicht nur Vorführungen, sondern auch Kurse stattfinden. Alles in allem stellt die Grube Katzenberg ein gelungenes Museumskonzept dar, wenn auch der Denkmalschutz etwas kurz kommt.



Quellen:
http://www.minetttour.lu/de/detaillierte-tour/tour/museum-dercockerill-mine
https://lb.wikipedia.org/wiki/Charles_Collart
https://lb.wikipedia.org/wiki/Jules_Collart
https://de.wikipedia.org/wiki/Cockerill-Sambre
https://www.youtube.com/watch?v=o6NUrjzlkeY