Pfeilringwerk
Solingen, Sudetenstr. 5

Jochem Putsch
Das Pfeilringwerk in Solingen


Der Pfeilring, der Ring mit den dynamischen Pfeilen, die kraftvolle Bewegung ausstrahlen, begleitet die Geschichte der Firma Müller & Schmidt als symbolträchtiges Markenzeichen vom Beginn bis zum heutigen Tag.

Im Zuge des Durchbruchs der industriellen Massenproduktion Ende des 19. Jahrhunderts wurde es immer wichtiger, die in großen Serien gefertigten Produkte zu kennzeichnen. Der Kunde sollte mit dem Markennamen und dem Markenzeichen eine ihm vertraute Ware oder Qualität verbinden.

Vor dem Ersten Weltkrieg wurde der Pfeilring noch zaghaft auf den Briefköpfen neben der Abbildung des Fabrikgebäudes eingesetzt. In den 1920er Jahren bekam der Pfeilring dann einen zentralen Stellenwert im Werbekonzept des Unternehmens. Schließlich symbolisierte er als riesige Sonne über den Fabrikgebäuden und als weltumspannendes Sinnbild das Selbstbewusstsein der Firma. Seit den sechziger Jahren ist die Abbildung des Pfeilrings wieder auf eine gemäßigte Größe geschrumpft. Er steht heute weltweit für Maniküreartikel hoher und höchster Qualität und zählt zu den bekanntesten Markenzeichen der Solinger Schneidwarenindustrie überhaupt.

Das Pfeilringwerk besteht nun bereits fast 120 Jahre. Es wurde zunächst am Ufergarten am 9. April 1896 von Carl Müller gegründet, der seiner kleinen Fabrikation ein für damalige Solinger Verhältnisse geradezu revolutionäres Prinzip zugrunde legte: Während andere Fabrikanten ein möglichst großes Sortiment boten und dabei auf zahlreiche externe Zulieferer angewiesen waren, ging er den Weg, wenige Artikel möglichst vollständig im eigenen Betrieb herzustellen. Nicht zufällig fiel die Wahl dabei zunächst auf den noch jungen Manikürbereich und die exotischen Zigarrenabschneider. Später wurde die Produktion von Taschenmessern hinzugenommen.

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Pfeilringwerk. Fabrik in der Charlottenstraße. Foto: Gregori, 2015
Das Konzept schien aufzugehen, denn das Unternehmen nahm einen ungewöhnlich rasanten Aufschwung. Schon vier Jahre nach der Gründung im August 1900, wurde mit dem Bau einer neuen, großen Fabrikanlage an der Charlottenstraße begonnen. Vorausgegangen war der Eintritt von Paul Schmidt, der nicht nur Kapital und Fachkenntnisse aus dem elterlichen Betrieb, sondern Auslandserfahrung mitbrachte.

Nachdem die neuen Fabrikanlagen bezogen worden waren, verfolgten die beiden Inhaber das Ziel, sich noch weiter aus der Abhängigkeit von Zulieferern zu lösen. Waren zunächst zur einzelne Teile der Nagelpflege hergestellt worden, so ging man nun an die Herstellung kompletter Garnituren. 1910 folgte die Einrichtung einer eigenen Gesenkschmiede. Damit war der gesamte Herstellungsprozess unter eigener Kontrolle. Es konnten neue ausgefallende Modelle herausgebracht werden, die keinem anderen Hersteller zugänglich waren. Kostengründe zwangen das Pfeilringwerk Mitte der 1990er Jahre von dieser Philosophie Abschied zunehmen. Die Gesenkschmiede wurde aufgelöst. Geblieben ist die Verbindung von Handwerk und Technologie, von Tradition und Innovation. Maßgeschneiderte Hightech-Verfahren gehen Hand in Hand mit manuellen Fertigungmethoden