Dampfschleiferei Loos
Solingen, Börsenstr. 87
Jochem Putsch
Die Dampfschleiferei Loos in Solingen


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Hauptbau. Foto: Gregori, 2015
Eine der größten Dampfschleifereien war die sogenannte „Loosen Maschinn“, die der Landwirt und Beigeordnete Ernst Loos 1886 im Schleiferort Widdert eröffnet hatte.

Der Gebäudekomplex der Loosen Maschinn bestand aus einem dreigeschossigen, quererschlossenen Hauptgebäude, der eigentlichen Schleiferei, an dessen Hinterseite eine eingeschossige Bebauung angesetzt war, in der sich einst unter anderem das Maschinenhaus befand. Beide Gebäudeteile waren unverputzte Ziegelbauten ohne Unterkellerung. Die Ziegel für den ganzen Bau wurden an Ort und Stelle gebrannt, um Transportkosten zu sparen. Als Mörtel verwendete man den „Schliep“, den Sandstein-Schleifdreck, vermengt mit Eisenstaub.

Das noch vorhandene Hauptgebäude erhebt sich über einer rechteckigen Grundfläche von 48,5 m x 12,3 m. Die zweiraumtiefe Anordnung der insgesamt 30 etwa gleich großen Arbeitsräume wird über drei Treppenhäuser erschlossen.

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Hauptbau mit Anbau. Foto: Gregori, 2015
Der Schornstein der Loosen Maschinn, einst als Wahrzeichen des Ortsteils „Zeigefinger von Widdert“ genannt, musste 1936 niedergelegt werden. Eine Dampfmaschine trieb 120 Schleifstellen in 15 Arbeitsräumen über Transmissionsanlagen an. Schon bald wurden acht weitere Arbeitsräume mit 64 Stellen hinzugefügt und 1898 erfolgte die Erweiterung zur heutigen Gestalt. Ein zweites Obergeschoss mit 10 Arbeitsräumen wurde aufgesetzt. Die Schleifsteine wurden nach dem Bedarf an Antriebsenergie angeordnet. In der zweiten Etage arbeiteten die Schleifer, die kleine Teile schliffen; in unmittelbarer Nähe zur Dampfmaschine befanden sich die großen Schleifsteine zum Schleifen von Schwertern, langen Messern, großen Scheren u. ä. Noch heute sieht man übrigens an der Südseite des Gebäudes die Öffnungen im Mauerwerk, durch die einst die neuen, großen Schleifsteine zum Auswechseln gerollt wurden.

Die Attraktivität der Loosen Maschinn für die Widderter Schleifer bestand in der Nähe zu den Wohnstätten. Lange und beschwerliche Wege ins Tal der Wupper entfielen. 1905 arbeiteten 183 Schleifer in der Loosen Maschinn. Während des Ersten Weltkrieges ging der Betrieb zurück. 1918 wurde die Dampfkesselanlage der Dampfschleiferei Loos abgemeldet. An die Stelle der Dampfmaschine traten Elektromotiren.
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Hauptbau. Foto: Gregori, 2015
Auf diese Weise blieb die Loosen Maschinn die Arbeitsstätte vieler Schleifer. Fortan gab es keine einzelnen Arbeitsstellen mehr zu mieten, sondern die Schleifer bildeten kleine Gruppen und mieteten gemeinsam einen Raum. Später wurde es üblich, dass ein Schleifer einen Raum allein nutzte. Noch bis ins Jahr 1989 hatte eine Reihe von Heimarbeitern der Solinger Schneidwarenindustrie ihre Werkstatt in der Loosen Maschinn.

1988 sollte die Loosen Maschinn abgerissen werden. Die Abbruchgenehmigung war bereits erteilt, als es doch noch gelang, dieses einzigartige industriehistorische Denkmal unter Schutz zu stellen.