Krefelder Industriehafen Uerdingen


Walter Buschmann
Krefelder Industriehafen


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städtisches Lagerhaus mit Kai und Kran. Foto um 1906
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Krefeld-Uerdinger Hafen. Lageplan von 1911
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Schaubild von 1910. Roggen- und Gerstenmühle Reinhold Becker, später Roters & Buddenberg
Der Krefelder Hafen entstand 1903 bis 1906 nach Plänen des Beigeordneten und Stadtbaurates der Stadt Krefeld Hubert Hentrich. Das vom Rhein im spitzen Winkel abzweigende Hafenbecken gliedert sich in zwei deutlich unterscheidbare Teilbereiche: den nordwestlichen Handels- oder Rheinhafen und hinter der die beiden Bereiche trennenden Drehbrücke der südöstliche Industriehafen(auch als Osthafen bezeichnet). In der langen Diskussions- und Planungsgeschichte des Hafens im Jahrzehnt vor dem ersten Spatenstich am 10. März 1903 waren zwei Aspekte von großer Bedeutung. Der Krefelder Hafen sollte Ausgangspunkt für einen Ost-West Kanal zwischen Rhein, Maas und Schelde werden mit einer Anbindung des Ruhrgebiets an den Seehafen Antwerpen und zugleich ein Industriehafen, mit der Zielsetzung, die einseitig auf Seide und Samt orientierte Wirtschaftsstruktur der Stadt durch neue und andere Branchen zu ergänzen. Während die erste Zielsetzung eine unerfüllte Vision blieb, wurde die mit dem Hafen verbundene Industrieentwicklung sehr erfolgreich umgesetzt. Noch vor Betriebseröffnung waren 1905 am Osthafen zwei Grundstücke verkauft.

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historischer Lageplan
Zu den sechs folgenden Betrieben zählte 1907 auch die Roggen- und Gerstenmühle Reinhold Becker. 1911 waren dreizehn Unternehmen am Osthafen angesiedelt. Dazu gehörten mit der Fa. Gottschalk eine weitere Großmühle, die Crefelder Lagerhausgesellschaft Schou, eine Malzkaffee- und Kornbrennerei, eine Kunstdüngerfabrik und eine Bimssteinfabrik.

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historisches Foto. Reinholdhütte der Stahlwerke Becker AG
Die wohl deutlichste industrielle Prägung des Hafens erfolgte durch die 1917-20 erbaute Reinholdhütte der Stahlwerke Becker AG mit zwei Hochöfen zwischen Hafenbecken und Rhein. Auch wenn dieses Hüttenwerk keine lange Lebensdauer erreichte, schon in den Turbulenzen der 1920er Jahre und in der Weltwirtschaftskrise 1930/31 heftig strauchelte und endgültig 1945 nach Sprengung und Demontage der Werksanlagen aufgegeben wurde, war dessen Ansiedlung dennoch ein deutliches Zeichen für die aus dem Hafenbau resultierende Industrie zwischen Krefeld und dem Rhein. In einem breiten Streifen entwickelte sich im Osten von Krefeld, zwischen dem 1901 eingemeindeten Linn und dem ebenfalls durch die Rheinnähe schon stark industriell entwickelten Uerdingen (Eingemeindung 1940) eine Industriezone mit einem Schwerpunkt rund um den 1903-06 erbauten Hafen.

Die anhaltende Erfolgsgeschichte des Krefelder Industriehafens wurde durch eine 1971-78 erfolgte Beckenverlängerung nach Osten fortgeschrieben. Heute bildet der Krefelder Hafen eine organisatorisch-logistische Einheit mit den Düsseldorfer und Neusser Häfen.