Gummiwerk Radium
Köln, Hatzfeldstraße | Grafenmühlenweg

Bauzeit: 1904, 1909, 1928

Die Firma wurde 1904 als „Radium Rubber Limited“ von den Kölner Unternehmern Christen und Vogel gegründet. Der Name sollte einerseits an den guten Ruf britischer Gummiwerke anknüpfen, die in der Verarbeitung des Naturrohstoffs Kautschuk zu Gummiprodukten führend waren, andererseits die Bekanntheit des 1898 von Marie Curie entdeckten Elements Radium nutzen. Nach wenigen Jahren wurde die Bezeichnung aber in „Radium Gummiwerke“ umgeändert.

Das Unternehmen bezog die Räume eines kurzlebigen Vorgängers, der Fahrradfabrik Lennartz, die sich auf dem Gelände der ehemaligen Gräfenmühle niedergelassen hatte. Die Gräfenmühle, einst landesherrliche Kornmühle, gehörte zu den zahlreichen von der Strunde angetriebenen Wassermühlen im rechtsrheinischen Vorland des Bergischen.

1909 konnte das Unternehmen moderne Neubauten entlang der Hatzfeldstraße und dem Grafenmühlenweg errichten lassen. Die Entwürfe für die dreigeschossigen Betonskelettbauten mit großen Fenstern und hohen Mansarddächern lieferte Oskar Lindemann aus Bergisch Gladbach. In den 1920er Jahren beteiligten sich die Kölner Gummiwerke Clouth und der Kaufhauskonzern Leonhard Tietz an dem Unternehmen. Für Tietz stellte die Firma Massenwaren wie Badehauben und Wärmflaschen her. Mitbegründer und Direktor Wilhelm Vogel konnte sich Anfang der 1920er Jahre eine stattliche Villa leisten, die der Kölner Architekt Camillo Friedrich nahe der Fabrik an der Ecke Mielenforster Straße/Thurner Kamp baute. Tietz-Hausarchitekt Georg Falck gestaltete 1928 in Formen der „Weissen Moderne“ einen neuen, die Strunde überbrückenden Verbindungsbau zwischen den Fabrikflügeln. Ab den 1930er Jahren profitierte die Firma von der Herstellung von Kriegsmaterial, z.B. Luftschutzmasken. An die Zwangsarbeiter, die während des Krieges eingesetzt wurden, erinnert eine Gedenkstätte an der Stelle des Barackenlagers auf dem heutigen Ostfriedhof.

In der Nachkriegszeit ging Absatz von Gummiprodukten durch das Aufkommen von Kunststoffen auf Rohöl-Basis rapide zurück. 1976 musste das Unternehmen schließen. Während die alte Lennartzsche Fabrik abgebrochen wurde, baute man die jüngeren Geschossbauten in Wohnungen um. Auf dem übrigen Werksgelände entstanden Wohnhäuser und Gewerbeflächen.

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