Walter Buschmann: Aufbereitungs-Anlagenbau
Anke Sonnenschein: Umbau Aufbereitungs-Anlagenbau
Die Maschinenbauanstalt Humboldt AG war mit den von ihr errichteten Bauten, den entwickelten Konstruktionen und Verfahren vorbildlich für den Maschinen- und Bergbau in Deutschland und Europa. Das Unternehmen setzte Maßstäbe besonders beim Bau von Bergwerksmaschinen und hier vor allem bei den Aufbereitungsanlagen, mit denen Kohle und Erze vom tauben Gestein geschieden wurden.
Der großflächige Hallenkomplex entstand 1913-16 annähernd gleichzeitig mit den Hallen 70/71. Entsprechend ihrer Nutzung als Mechanische Werkstätten für Aufbereitungsmaschinen waren die Hallen anders als die großen Montagehallen ausgebildet. Als Nutzung der Südhalle wird in Lageplänen von 1916 „Kupferschmiede“ angegeben.
Wie die Süd- wird auch die Nordhalle von einem Dreiecksgiebel nach Nordosten hervorgehoben. Die Fassadenausbildung mit schlanken Hochrechteckfenstern ist jedoch vergleichsweise schlichter als bei der Südhalle. Das Mauerwerk wurde nach Kriegsschäden im Sinne einer echten Wiederaufbaumaßnahme unter Wahrung der alten Formen nach 1945 wieder hergestellt und ist damit auch ein Beispiel für die Wiederaufbauleistung bei der Maschinenfabrik Humboldt.
Die Nordhalle wird überspannt von trapezförmigen Dachbindern in Nietkonstruktion mit Streben- und Ständerwerk. Im Firstbereich erstreckt sich über die ganze Hallenlänge eine satteldachförmige Lichtraupe. Diese Lichtraupe, wie auch die beiden Schrägfläche im Dachtrapez sind weitgehend verglast. Die Nordwand ist in Stahlfachwerk ausgebildet und war vor Anbau der Halle 60A mit großen Rechteckfenstern versehen(heute zugemauert). In der Halle sind zwei Doppelbrückenkräne in Fachwerkbauweise erhalten. Einer dieser Kräne ist auf dem Typenschild mit der Jahreszahl 1949 datiert.
Im ganzen Hallenkomplex sind die kleinteiligen Metallsprossenfenster weitgehend erhalten.
Das Umbauprojekt der KHD-Halle 59 wird als Jugendhilfsprojekt zur Prävention vor Gewalt, Sucht und Rassismus Jugendlicher angesehen.
Die NRW-Gemeinschaftsinitiative "Stadtteile mit besonderem Erneuerungsbedarf' entwickelte ein integriertes Handlungskonzept für Köln-Kalk. Grundstückseigentümer ist die Stadt Köln. Als Bauherren trat die Jugendhilfe Köln e.V. - JHK ein. Betreiber der Abenteuerhalle ist die Jugendzentren Köln GmbH (JUGZ). Das Projekt wurde gefördert durch das Ministerium für Städtebau, Wohnen, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, die Stadt Köln und "Wir helfen- der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e.V.". 1,9 Millionen Euro wurden für den Umbau der Halle 59 zur Verfügung gestellt. In der Halle 59 der KHD- Werke sollte ein Freizeitzentrum auf ca. 2600 m2 geschaffen werden. Die Abenteuerhalle soll Raum zum skaten, klettern und ein Fuß- bzw. Basketballfeld bieten.
Der Planungsbeginn für dieses konkrete Projekt begann im März 2001. Im April 2004 wurde mit dem Bau begonnen. Die Kalthalle konnte im Dezember 2004 in Betrieb genommen werden, und die Warmhalle ca. ein Jahr später. Die Umbauplanung und Umsetzung übernahm das Architekturbüro Nebel&Pössel aus Köln. Eine grundlegende Planungsentscheidung war, die Hallen in eine Warmhalle und eine Kalthalle zu unterteilen. Die Warmhalle wurde demnach nach heutigen Wärmeschutzanforderungen umgebaut und ausgestattet, außerdem nimmt sie alle zu beheizenden Räume auf. Die Kalthalle konnte weitestgehend unverändert bleiben, was auch die Baukosten verringerte. Aus der Umbaumaßnahme ergeben sich folgende Flächenverteilungen: das Erdgeschoss der Haupthalle hat eine Größe von ca. 990 qm, die Nebenräume, Büro und Technik nehmen ca. 660 m2 ein und die Fläche der Kalthalle beträgt 1.750 qm. So entsteht ein Bruttorauminhalt von 28.500 ccm. Die Baukosten betrugen ca. 1.450.000 €, als Baunebenkosten ergab sich die Summe von 360.000 € und die Einrichtung kostete 225.000 €. Die Arbeiten der Demontage, Fassadensanierung, Glaserarbeiten und zum Teil Malerarbeiten, Schlosserarbeiten und Dachdeckerarbeiten wurden in Eigenleistung durch die JHK erbracht, um die Baukosten möglichst gering zu halten.
Die verschiedenen Ebenen sind über mehrere Treppen, die in den Hallenraum hineinragen, verbunden. Eine weite Treppe führt zu der neu hinzugefügten Brücke in der Hallenmitte. Die gesamte Hallenfläche kann ungehindert benutzt werden. Von der Brücke aus kann auf das Spielfeld geguckt werden. Außerdem besteht die Möglichkeit einen Vorhang von der Brücke abzuhängen, der die Halle dann in zwei Teile unterteilt. So kann die Halle an unterschiedlichste Nutzungen angepasst werden.
Der Kran ist weiterhin vorhanden und in die Nutzung integriert. Auch bei den Umbauarbeiten war er ständig in Benutzung.
Ein dreieckiger Versorgungstrakt zwischen beiden Hallen beinhaltet das Fluchttreppenhaus, den behindertengerechten Aufzug und die Technikräume. Außerdem befinden sich dort die Toiletten für die Kalthalle.
Um sich von dem umliegenden Niveau und Asphaltbelag abzugrenzen gibt es ein Podest mit drei Stufen, das nach rechts zu einer Art Rampe ausläuft. Hierzu werden einfache Betonplatten verwendet, die sich zwar vom Asphalt deutlich unterscheiden, aber auch nicht unangemessen aufwendig erscheinen.
Bei weiteren Änderungen der Wandöffnungen für Fenster oder Türen wird das herausgebrochene Mauerwerk bei gemauert. Die dazu gewählten Steine sind in ihrer Färbung heller als das übrige Mauerwerk, wodurch die Veränderungen deutlich sichtbar sind.
Es wurde dennoch versucht die äußere Erscheinung so wenig wie möglich zu verändern. In die vorhandnen Stahlrahmen der Fenster an der Hofseite wird Isolierverglasung eingesetzt. Außerdem wird unter das mittlere Fenster ein zusätzliches Tor hinzugefügt. Farblich sind alle Fenster und Türen aufeinander abgestimmt. An der Straßenseite wird hinter das vorhandene Fenster jeweils ein zweites neues Fenster angebracht um den Wärmeschutzanforderungen gerecht zu werden.
Auf das Dach der Warmhalle wird von außen, auf die bestehende Bitumenbahn und Holzschalung, 20 cm nicht brennbare Mineralwolle als Wärmedämmung aufgebracht. Als wasserführende Schicht dienen Kunststoff-Dachbahnen, die von unten mit Vlies kaschiert sind. Wegen der neuen Höhe des Dachpakets muss die Regenrinne nach oben versetzt werden.
Um den heutigen Wärmeschutzanforderungen gerecht werden zu können, müssen ebenfalls die gesamten Wandflächen gedämmt werden. Hierzu wird von Innen auf das bestehende Mauerwerk Mineralwolle zur Dämmung aufgebracht, darüber kommt eine Folie als Dampfsperre. Anschließend werden die gesamten Wandflächen mit Herakustikplatten verkleidet. An den Stahlfachwerkstützen wird die Wärmedämmung zurückgenommen. Sie stößt an diesen Punkten gegen angebrachte Stahlbleche und -winkel. Durch diese Haustechnik: Durch die ausgeführten Maßnahmen zur Wärmedämmung und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung kann die Halle auf Niedrigenergiestandart gebracht werden. Für die Toilettenspülung wurde eine Regenwassernutzungsanlage mit 12.000 Liter Speichertanks installiert. Dies sind modernste Methoden des nachhaltigen Bauens. Die komplette Halle wird mit Linienbrandmelder ausgestattet, die einen Alarm direkt zur Feuerwehr weiter leiten.
Die neuen Baukörper in beiden Hallenteilen sind aus einer Stahlbetonkonstruktion mit Ortbeton gefertigt und teilweise mit Porenbetonsteinen gemauert.
Auf den bestehenden Gussasphalt in beiden Hallenteilen wird eine weitere neue Schicht von 25 mm aufgebracht. Die Holzlatten der Dachkonstruktion wurden weiß gestrichen.
Das Tragwerk in beiden Hallen wird gründlich gereinigt und Korrosion entfernt. Anschließend wird es mit vier Anstrichen versehen, die zum einen als Rostschutz, zum anderen als Brandschutz fungieren.
Der in die Kalthalle hinein ragende Seminarraum wird zusätzlich von vier Stahlbetonstützen getragen.
Zwei Rundstützen an der Wandseite und zwei Stützen mit Rechteckquerschnitt. Die dreieckigen Fachwerkträger der Kalthalle werden in die Betonkonstruktion integriert und brauchen so in ihrer Substanz und Tragfähigkeit nicht verändert werden.
Die noch aus Betriebszeiten erhaltenen Kräne werden zurzeit von dem Haustechniker in Eigenregie zu "Zuschauertribünen" umgebaut und sollen später noch durch eine feste Treppe ergänzt werden.
Nach denkmalpflegerischen Aspekten gibt es jedoch sicherlich einige Kritikpunkte. Gerade durch den Einbau im ersten Joch der Haupthalle wird die gesamte Hallengröße beschnitten. Doch dadurch, dass der Betrachter dennoch in die noch sehr tiefe Halle blicken kann und sie in ihrer jetzigen Länge und ursprünglichen Höhe wahrnehmen kann, relativiert sich diese Beeinträchtigung wieder. Weil diese Halle als zu beheizender Raum ausgebildet wurde, ergaben sich Veränderungen in der Gebäudehülle. Die Architekten wählten hierbei eine akzeptable Ausführung. Die Erscheinung des Daches hat sich durch das Aufbringen der Wärmedämmung und die neuen Verglasungen für die Innenansicht und Straßenansicht kaum verändert. Die Innendämmung der Wände wurde sehr behutsam und aufwendig ausgeführt. Die Lösung des Details von Wandaufbau und wie dieser an den Stützen zurück genommen wird ist überzeugend. Schade ist jedoch, dass die Stützen sich nicht farblich von den neuen Winkeln absetzten und die Konstruktion von Alt und Neu an diesen Stellen zu verschmelzen scheint. Auch die Aufrüstung der Fenster mit Isolierverglasung ist sehr gelungen. Weniger gut ist die Schließung des Fensterbandes auf der rechten Hallenseite, hier wäre eine Erhaltung wünschenswert gewesen. Das die Wärmedämmung eines ungedämmten Gebäudes Veränderungen mit sich bringt ist unumgänglich. Hierbei muss ein Kompromiss zwischen Wirtschaftlichkeit, Funktionalität und Erhalt des Gebäudes gefunden werden. Allen Aspekten wird angemessen Rechnung getragen. Die Orientierung an die bestehende Fassadeneinteilung bei den Geschosshöhen ist gut gelöst, ebenso die Einbindung der Dachschrägen und des Oberlichtes in den oberen Räumen des Einbaus.
Die Einbauten sind durch ihre Form und Materialwahl deutlich als solche zu erkennen und wirken mehr als Einrichtungselement, denn als ein Gebäudeteil.
Besonders positiv ist die Erhaltung und Integrierung der Doppelbrückenkräne. Sie machen die ursprüngliche Nutzung sichtbar.
Die niedrigere Halle mit Sheddach ist bis auf den Einbau in der östlichen Ecke weitestgehend unverändert. Dies bestärkt auch das Entwurfskonzept, die Halle in eine Warm- und eine Kalthalle zu unterteilen. Selbst auf Details, wie zum Beispiel die ursprüngliche Beleuchtung zu erhalten, wurde geachtet. Diese kleinen Details tragen viel zur Gesamterscheinung des Raumes bei.
Das Verhältnis der beiden Hallen zu einander wird durch den eingeschobenen Dreiecksbau mit Treppenhaus usw. stark verändert und ist leider in seiner Ursprungsform nicht mehr nachvollziehbar. Rein auf die Nutzung bezogen ist diese Veränderung jedoch für die Funktionalität verständlicherweise notwendig.
Die Kombination von Alt und Neu und die Perspektiven in die Halle, die sich durch die neuen Einbauten den Betrachtern bieten, empfinde ich als Bereicherung für die Halle. Durch die Umbaumaßnahme konnte ihr eine soziale Nutzung zugeführt werden, die den ursprünglichen Industriestandort nicht aus dem heutigen Leben der Menschen ausklammert, sondern immer noch präsent hält.
• Kier, Hiltrud/ Hagspiel, Wolfram; Krings, Ulrich: Landeskonservator Rheinland, Denkmalverzeichnis 12.6 Köln, Stadtbezirk 7/8 (Porz und Kalk), Köln; 1980
• Meynen, Kierdorf: Kölner Wirtschaftsarchitektur von der Gründerzeit bis zum Wiederaufbau; Wienand Verlag Köln; 1996
• Meynen,Henriette; Stadtspuren, Denkmäler Köln; Band 7 Kalk und Humboldt- Gremberg, Köln 1990
• Pohl, Stefan/Mölich, Georg: Das rechtsrheinische Köln-Seine Geschichte von der Antike bis in die Gegenwart, Köln; 1994
• Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz; Glanz und Elend der Denkmalpflege und Stadtplanung Coeln 1906-2006, Köln 1981