Felten & Guilleaume | Carlswerk-Neue Seilerei
Köln, Schanzenstraße


Gesamtansicht
Hallentrakt Außen
Hallentrakt Innen
Neue Seilerei. Nach dem Umbau Foto 2001
Neue Seilerei. Vor dem Umbau
Neue Seilerei. Nach dem Umbau
Der Neubau einer Drahtseilerei war durch die steigende Nachfrage besonders nach Drahtseilen für Seilbahnen notwendig geworden.

Die Pläne für die Neue Seilerei wurden im September 1912 erstellt. Sie zeigen einen Geschoßbau zur Schanzenstraße und einen dahinter gelegenen großen Hallentrakt mit 12 Hallenschiffen und eine 240m lange Seilerbahn im Kellergeschoß. RWWA A II|2 Nr.3|9, Pläne Odenthal Der Geschoßbau wurde an der Schanzenstraße 1956 durch das Büro Hähnlein|Neumann-Köln erweitert. Als denkmalwert eingestuft wird wegen der im Werkskomplex neuartigen Architekturformen der 1912|13 entstandene Geschoßbau. Der Geschoßbau wurde 2001 für eine Büronutzung umgebaut. Dabei wurden alle Fenster erneuert und neue Innenwände eingezogen.

Der 4-geschossige Backsteinbau über hohem Kellergeschoß entwickelt sich entlang der Schanzenstraße gegenüber der Bahntrasse der Linie Köln-Düsseldorf als langer, schmaler Gebäudekörper mit flachem Satteldach. Das oberste Geschoß ist über einen bündig in die Fassade eingearbeiteten Betonstreifen von den unteren Geschossen optisch leicht abgesetzt. Die unter diesem Betonstreifen befindlichen Hauptgeschosse werden durch Wandvorlagen mit Tellerankern gegliedert. Die dazwischen liegenden Fassadenfelder werden fast vollständig durch große Rechteckfenster mit Betonstürze und niedrig erscheinende Brüstungsfelder aus Ziegelstein ausgefüllt. Am Südende ist dem riegelartigen Gebäudekörper ein 4-achsen breiter, flügelartiger Gebäudekörper und ein Treppenhausturm vorgelagert.

Im Inneren trägt eine Stützenreihe in der Gebäudemitte querlaufende Unterzüge und Kappendecken. Im Dachgeschoß werden die nur leicht geneigten Dachbinder aus Stahl in Vollwandbauweise unter dem First gestützt durch Stahlstützen in Fachwerkbauweisen. Die Geschosse werden durch vier Treppen erschlossen. Jeweils am Anfang und Ende des Gebäuderiegels sind massive Treppen in Beton angeordnet. Zwei weitere Treppen in Stahlkonstruktion, eine davon in dem erwähnten Treppenhausturm sind über die Länge des Gebäuderiegels verteilt.

Zum Gebäude 170 gehört im Kellergeschoß eine Reckbahn mit einer ursprünglich hydraulisch betriebenen Spannanlage am nördlichen Gebäudeende. Die heute überwiegend in neuzeitliche Nutzungen einbezogene Seilerbahn reicht unter die Schanzenstraße hindurch und ist in der Nähe der Schanzenstraße noch im bauzeitlichen Zustand erhalten mit Spurrillen für kleine Transportwagen, auf denen die Seilenden zur Spannvorrichtung gezogen wurden. Die etwa 1150 Meter lange Reckbahn setzt sich auf dem südlichen Werksgelände unter dem Gebäude 204 (Elektrolyse) fort. Am südlichen Endpunkt befindet sich eine kleine Halle mit einer Aufrollvorrichtung für Drahtseile oder Kabel mit Fallklinken als Endpunkt der Reckbahn. Über eine breite Rampe konnte auch das angrenzende Freigelände einbezogen werden. Die zeitgleich mit der Neuen Seilerei entstandene Reckbahn entstand zur Bearbeitung von Drahtseilen, wurde jedoch lange Zeit über mehrere Jahrzehnte in der Nachkriegszeit hinweg zur Prüfung von Kabeln benutzt. Spann- und Aufrollvorrichtung stammen aus dieser Zeit und wurden etwa 1980 eingebaut. Südlich der Schanzenstraße dienten die an die Reckbahn auf Kellerniveau angrenzenden Räume für diese Kabelprüfarbeiten. An den Wänden der Reckbahn sind noch Schalt- und Kabelverbindungskästen aus der Produktion von Felten & Guillaume erhalten. (Walter Buschmann)