Autobahnbrücke Rodenkirchen
Heinrich-Lübke-Ufer








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Die Rodenkirchener Brücke als Teil der Autobahnplanung
Die nördlich des Stadtteils Rodenkirchen gelegene Brücke wurde 1938–41 im Zuge des von den Nationalsozialisten forcierten Autobahnbaus errichtet. Sie verband die rechtrheinische „Hafraba“ (Hamburg-Frankfurt-Basel, heute A 3) und die 1932 eröffnete Autobahn Köln-Bonn und war zugleich Teil des geplanten Kölner Autobahnrings.
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Hängebrücke mit zwei portalartigen Tragpfeilern


Hängebrücke mit zwei portalartigen Tragepfeilern ähnelte sie der ein Jahrzehnt zuvor errichteten Mülheimer Brücke, wies aber wichtige Neuerungen auf: Die Kabel waren erdverankert. Dazu wurden an beiden Rheinufern großformatige Widerlagerblöcke mit den Abmessungen 50m x 17,8m (Höhe) x 38m (Breite) errichtet. Die wuchtigen Widerlagerblöcke verdeutlichten die Aufgabe, die Krafte aus den Kabeln zu bannen. Sie standen gestalterisch in einem fruchtbaren Kontrast zur zierlichen Stahlkonstruktion. Vorteil dieser Konstruktion war die Reduktion der Versteifungsträger auf eine Höhe von 3,3m. Die zu den Fahrbahnen verlaufenden Versteifungsträger - überdimensinierte Doppel-T-Träger - verhindern bei allen HÄngebrücken ein Aufschaukeln der Konstruktion durch die dynamische Belastung durch die über die Brücke fahrenden Fahrzeuge. Sie bestimmten auch das Erscheinungsbild jeder Hängebrücke: je schmaler ihre Dimensinierung, desto eleganter die Brückenform. Zur Stabilität der Konsturkion trug auch die durchgehende Fahrbahnplatte in Stahlbeton und darunter in enger Folge weitere Doppel-T-Träger bei. Die enge Reihung von Doppel-T-Trägern war eine Eigenart der in den 1930er Jahren erbauten Autobahnbrücken.

Die massiven Widerlager auf beiden Ufern wurden repräsentativ mit Werkstein verkleidet. Von Reichsadlern mit Hakenkreuz bekrönte Eingänge führten zum Fußgängerweg zwischen den beiden Richtungsfahrbahnen.
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Linksrheinisches Widerlager mit NS-Adler


Der Tragwerksentwurf stammte von dem renommierten Ingenieur Karl Schächterle, die Bauleitung übernahm Fritz Leonhardt, der sich später ebenfalls einen Namen machte. Für die Gestaltung wurde der in Köln geschätzte Architekt Paul Bonatz hinzugezogen. Besonderen Wert legte man auf die Einbindung der Brücke in das Stadtbild, unter anderem durch möglichst minimierte horizontale Versteifungsträger. Als die „Adolf-Hitler-Brücke“ im September 1941 eingeweiht wurde, war sie die größte Hängebrücke Europas. Als staatlicher Vorzeigebau verdeutlicht sie die typische Kombination moderner Ingenieurbaukunst und konservativ-imperialer Selbstdarstellung im „Dritten Reich“.


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Einsturz der Brücke nach Bombenschäden, 1945
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Rodenkirchener Brücke nach Verbreiterung der Fahrbahn, 1994. Foto Jürgen Gregori / Euskirchen
Aufgrund von Bombenschäden stürzte die Brücke im Januar 1945 ein, die Pylone blieben jedoch erhalten und konnten beim weitgehend unveränderten Wiederaufbau 1952–54 genutzt werden. Der Wideraufbau erfolgte in gleicher Form jedoch mit geschweißten Versteifungsträgern. Anstelle von 6100t Stahl für die alte Brücke, wurde für die Neukonstruktion nur 3300t Stahl verarbeitet.

Der Bau überspannt den Rhein zwischen zwei am Ufer stehenden Pfeilern mit 378 m. Die Konstruktion ist 580 m lang, die Pylone sind fast 60 m hoch. Die etwa 50 cm dicken Kabel fertigte Felten & Guilleaume in Köln-Mülheim. Die Rodenkirchener Brücke ist bei gleichen Proportionen fast ein Viertel größer als die Mülheimer, für deren Wiederaufbau sie als Vorbild diente.


1990–94 wurde die Brücke von 26 auf 52 m verbreitert, indem die Pylone zu Doppelportalen ergänzt und im Norden ein weiteres Tragkabel für die zweite Fahrbahn angebracht wurde. Weil die Fahrbahnen statt aus Beton jetzt aus dem leichteren Stahl gefertigt wurden, reichen nun drei Tragkabel, um das Gewicht zu halten. (Walter Buschmann / Matthias Hennies / Alexander Kierdorf)