Zollverein-Siedlung | Stiftsdamenwald
Essen, Roonstr. | Stiftsdamenwald
Walter Buschmann
Zollverein-Siedlung | Stiftsdamenwald


Die aus 24 Häusern mit 105 Wohnungen bestehende Siedlung wurde für die Bergleute der nahe gelegenen Schachtanlage Zollverein 6/9 (1895/97; 1903/1913) errichtet.
eisenhuette
Die unterschiedlich gestalteten Häuser am Stiftsdamenwald
Die Siedlung besteht aus zwei parallel angeordneten Strassen, wobei die Roonstraße wesentlich kürzer ist als die Straße Stiftsdamenwald. Die Häuser sind geradlinig hinter Vorgärten an der Straße aufgereiht. Es sind 1- bis 2-geschossige Backsteinhäuser mit gliedernden Putzflächen. Nahezu jedes Haus ist anders gestaltet. Neben der unregelmäßigen Anordnung von Putzflächen und z. T. vorgeblendetem Fachwerk wird durch unterschiedliche Dachausbauten, Risalite, Dachformen, Platzzierungen der Eingänge etc. eine große Formenvielfalt erreicht. Die Häuser haben an der Rückseite zwei 1-geschossige Wirtschaftsanbauten, in die später Bäder eingebaut wurden.

Die Siedlung ist dem Grundmuster der linear gereihten Backsteinsiedlungen des 19. Jahrhunderts verhaftet. In einigen wichtigen Gestaltelementen kommt jedoch die malerisch-romantisierende Tendenz der Jahrhundertwende zum Ausdruck: Wechsel von fünf unterschiedlichen Haustypen, abwechslungsreiche Gliederung der Baumassen, Verwendung von Eckhaustypen zur Schließung und Abrundung der Straßenbilder, Sichtfachwerk, Vorgärten und Baumpflanzungen.
eisenhuette
Eines der wenigen Häuser, die ihr ursprüngliches Aussehen bewahrt haben
Die Siedlung wurde leider in unpassender Weise saniert. Nur noch wenige Hausbeispiele mit Zierfachwerk, verschieferten Gauben und Giebeldreiecken sind erhalten. Oft ist auf die Fassaden außenliegende Wärmedämmung mit schlichtem Verputz aufgebracht. Vor den Häusern befinden sich kleine Vorgärten mit ursprünglich schlichter Raseneinsaat, heute aber zunehmend eingefriedet und bepflanzt. Teilweise großkronige Bäume stehen in den Vorgartenflächen und bereichern das Straßenbild. Den straßenseitigen Hauseingängen sind heute schmale, holzverschalte Eingangsvorbauten vorgelagert.

Literatur

• Dietmar Bleidick: Leben mit Zollverein. Bergbau und Stadtentwicklung im Essener Norden, in: Stiftung Zollverein(Hg.): Welterbe Zollverein. Geschichte und Gegenwart der Zeche und Kokerei Zollverein, Essen 2008
• Christoph Machat: Die industrielle Stadtlandschaft Zollverein, in: Udo Mainzer(Hg.): Zeche und Kokerei Zollverein. Das Weltkulturerbe (=Arbeitsheft der rheinischen Denkmalpflege 70), Worms 2006
• Meyer, Carl: Geschichte der Bürgermeisterei Stoppenberg, Essen 1914
• Kastorff-Viehmann, Renate: Wohnung, Wohnhaus und Siedlung für Arbeiter-Bevölkerung im Ruhrgebiet in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Beginn des 1. Weltkrieges, Diss. Aachen 1980
• Großmann, Joachim: Wanderungen durch Zollverein. Das Bergwerk und seine industrielle Landschaft, Essen 1999
• Stemmrich, Daniel: Vom Kotten zum Mehrfamilienhaus, in: Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, Heft 96, 1981
• Hundt, Robert: Arbeiterwohnungen auf den Zechen des Ruhrreviers, Essen 1901
• Bollerey, Franziska/ Hartmann, Kristiana: Siedlungen aus dem Reg. Bez. Düsseldorf, o. O., o. J. (Essen 1980)
• Ruhrlandmuseum(Hg.): Vom Hausen zum Wohnen. Wohnungsbau für Arbeiter zur Zeit der Industrialisierung: Essen ein Beispiel, Essen 1988
• Buschmann, Walter: Arbeitersiedlungen. Historische Bedeutung und denkmalpflegerisches Erhaltungsinteresse, in: Rheinische Denkmalpflege 32, 1995, S. 263 – 271
• Biecker, Johannes/ Buschmann, Walter(Hg.): Arbeitersiedlungen im 19. Jahrhundert - Historische Entwicklung und Bedeutung, Bochum 1985