Unweit des Gründungsschachtes war inzwischen seit 1850 ein weiterer Schacht (= Amalie II oder "Neue Zeche Helene & Amalie") abgeteuft worden, der 1855 mit einer 86 Zoll (= 2,25 m) Wasserhaltungsmaschine und 1856/57 einer 250 PS starken Dampffördermaschine ausgestattet wurde. Die für diesen Schacht errichteten baulichen Anlagen sind durch Zeichnungen und Fotos gut dokumentiert.
Waren die ersten beiden Schachtanlagen noch in engerer räumlichen Bindung zur Bauernschaft Altendorf entstanden, wurde der dritte Schacht Helene 1870 im östlichen Feldesteil südlich des Dorfes Altenessen niedergebracht. Der Schacht Helene erreichte 1871 bei 97 m Teufe das Karbon, kam 1873 in Förderung und wurde mit einem Malakowturm ausgestattet. 1880 förderte Helene & Amalie mit 1021 Mann 327.820 t Kohle. Die Zeche hatte damit etwa die Größe der Nachbarzechen Cölner Bergwerks-Verein und Bonifacius erreicht. Schwerpunkt der Grube lag auf dem neuen Schacht Helene in Altenessen. Beide Schachtanlagen in Altendorf und Altenessen hatten jeweils Kokereien mit Coppée-Öfen.
Es war naheliegend, dass man sich Krupp als Partner suchte, denn die 1812 im Westen der Bauernschaft Altendorf gegründete Gußstahlfabrik hatte sich nicht nur bis an das Zechengelände von Helene & Amalie vorgeschoben, sondern war auch schon darüber hinausgewachsen, so dass die Schachtanlage Amalie/Marie an mehreren Seiten von Kruppschen Fabrikhallen eingefasst war. Wie bei den erwähnten Nachbarzechen erfolgte die Verbindung mit Krupp am 1.1.1921 zunächst durch Gründung einer Interessengemeinschaft. 1927 wurde Helene & Amalie zusammen mit der traditionsreichen Zeche Sälzer & Neuack (seit 1901 bei Krupp) Teil der neugeschaffenen Fried. Krupp AG Bergwerke Essen. Die Abbaurechte der neuen Gesellschaft erstreckten sich auf 7,7 qkm. Die im Verwaltungsgebäude der Schachtanlage Amalie/Marie untergebrachte Betriebsführung strebte durch Betriebszusammenfassungen und Rationalisierungen wesentliche Leistungssteigerungen an.
Schon 1922-24 war in der Krupp-Zeit der neue Schacht Barbara, etwa ein Kilometer nördlich von Amalie, entstanden. Er war zunächst als Förderschacht geplant, wurde aber als Wetterschacht in Betrieb genommen. Die Schachtanlage Helene/Bertha wurde 1927 ebenfalls nach Entwurf von Edmund Körner mit einem neuen Verwaltungs- und Kauengebäude ausgestattet.
Die Durchsetzung dieser Architektur stieß jedoch 1936 im NS-Staat auf Schwierigkeiten. Der Bauantrag für das Kessel- und Pumpenhaus wurde als "künstlerisch nicht reif" abgelehnt. Kritisiert wurden die waagerechten Fensterbänder, die der inneren Konstruktion nicht entsprächen. Die Firma Krupp wurde an die Reichskammer für bildende Künste verwiesen oder sollte einen anderen Architekten beauftragen. Krupp jedoch bestand auf Ausführung der Pläne. Nach einem vermittelnden Gespräch unter Hinzuziehung des Essener Stadtbaurates Sturm Kegel konnte Bauer seine Vorstellungen im wesentlichen verwirklichen. Im Oktober 1938 war die Anlage fertiggestellt und wurde von Reichsorganisationsleiter Robert Ley besichtigt.
1943 dehnte sich das Bergwerk durch Erwerb der Zechen Wolfsbank und Christian Levin nach Norden und Westen aus. Durch Bomben wurden im gleichen Jahr die Tagesanlagen von Sälzer & Neuack fast völlig zerstört und aufgegeben. Auch Amalie/Marie erlitt erhebliche Zerstörungen, die im Zuge des Wiederaufbaus bis 1947 behoben wurden. Das Verwaltungsgebäude, das Körner 1915 geschaffen hatte, wurde jedoch in wesentlich veränderten Formen wieder hergerichtet.
Im August 1953 wurde die neugegründete Bergwerke Essen-Rossenray AG Rechtsnachfolger der Fried. Krupp Bergwerke AG. Mit etwa 3000 Beschäftigten erzielte man in den 1950 Jahren noch eine Jahresförderung von rund 600.000 t. 1965 erfolgte die Stilllegung der Schachtanlage Helene/Bertha und Abbruch der Tagesanlagen bis auf das Verwaltungs- und Kauengebäude. Amalie/Marie wurde am 31.8.1968 stillgelegt. Nach Abbruch der Aufbereitungsanlagen blieben die übrigen Bauten weitgehend erhalten. Fördergerüst und Schachthalle des Schachtes Marie wurden 1984 gegen das Votum des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege abgebrochen.
Die erhaltenen Bauten und Anlagen sind - abgesehen vom früheren Verwaltungsgebäude der Schachtanlage Marie - Dokumente für die Rationalisierungsbestrebungen der 1920er und 1930er Jahre und geben einen Hinweis auf die Kontinuität von Formvorstellungen der klassischen Moderne in der NS-Zeit.
Die Halle besteht aus einer tragenden Primärkonstruktion mit Stahlstützen im unteren Bereich und Zweigelenkrahmen in Vollwandbauweise im oberen Bereich. Oberhalb der Rasenhängebank ist die Halle mit einer massiv erscheinenden Verblendung aus Ziegelmauerwerk versehen, die an die Primärkonstruktion über innere Horizontalriegel aus Stahl angehängt ist. Optisch werden die Außenwände getragen von den als Backsteinpfeiler mit angedeuteten Kapitellen ausgebildeten äußeren Stützenreihen. Die Außenwände sind durchbrochen von zwei ringsumlaufenden schmalen Fensterbändern, die heute mit Acrylplatten geschlossen sind; ein drittes, breiteres Fensterband ist zugesetzt mit Ziegelmauerwerk und Glasbausteinen. Die Fensterbänder werden jeweils oben und unten eingefaßt durch knapp vorspringende halbsteinstarke Ziegelstreifen. Leicht vorkragendes, einfach gestuftes Traufgesims aus Beton. Der Ansatz für die zum Wagenumlauf gehörende Transportbrücke ist in der Westfassade durch den Wechsel in Material und Bauweise noch erkennbar.
Langgestreckter, mehrteiliger Backsteinkomplex entlang der Helenenstraße mit zweifach zur Straße gestaffelter Fassade.
An die Schreinerei schließt eine niedrigere Halle für die Anlernwerkstatt an. Diese Halle endet am Zechenplatz mit einem dreigeschossigen Kopfbau.
Die Hallen sind konstruiert mit tragenden Zweigelenkrahmen, an denen über Horizontalriegel die Backsteinfassaden vorgehängt sind. Fensterbänder mit vorspringenden Ziegelsteinbändern eingefaßt. Einfach gestuftes, knapp vorspringendes Traufgesims aus Beton.
Der Kopfbau zum Zechenplatz ist durch geputzte Gesimsbänder unter und über den Fenstern horizontal gegliedert.
Das 1907 entstandene Maschinenhaus - eine hohe Backsteinhalle mit Rundbogenfenstern über Sockelgeschoß - wurde im Zusammenhang mit der Erneuerung des Schachtes Amalie 1936/37 umgebaut und erweitert um eine Fördermaschinenhalle für Schacht Marie, sowie Schalt- und Trafohäusern. Das Maschinenhaus erhielt im Zuge des Umbaus hohe, mit vorspringenden Ziegelstreifen eingefaßte Rechteckfenster.
Das westlich in ganzer Gebäudetiefe und -höhe angefügte Fördermaschinenhaus ist dominant mit vier noch über die Traufe hinausreichenden, nach oben sich verbreiternden schmalen Wandscheiben versehen, zwischen denen die Förderseile in Richtung Fördergerüst geführt wurden. Zum Maschinenhaus und Fördermaschinenhaus führen zwei aufwendig gestaltete Türanlagen mit kräftig scharrierten Umrahmungen aus Kunststein.
Das Maschinenhaus ist an zwei Gebäudeseiten eingebunden in die vier- bis fünfgeschossigen Trakte für Schalt- und Trafoanlagen. Diese Trakte sind durch längsrechteckige Fenster belichtet, die in das übliche System der horizontalen Ziegelstreifen eingebunden sind. Alle Gebäudeteile sind mit vorspringenden Traufgesimsen aus Naturstein versehen.
Maschinenhalle und Fördermaschinenhaus werden von genieteten Stahlbindern überspannt. Ausstattung: In der Maschinenhalle stehen zwei Dampfturbinen (Fa. AEG, BJ um 1936). Es handelt sich um eine Hochdruckturbine mit Gegendruck-Turbogenerator (10-20 MW) und eine Niederdruckturbine mit Kondensations-Entnahmne-Turbogenerator (10 MW).
Backsteinanlage mit dem hochaufragenden Kesselhaus für fünf Steilrohrkessel, einer vorgelagerten schmalen Halle über der Tiefbunkeranlage, einem seitlich angefügten flacheren Gebäudekomplex für Pumpen und Wasseraufbereitung und einem Wasserturm.
Das Kesselhaus ist ein hoher Hallenbau mit einer Primärkonstruktion aus Stahlbindern in Vollwandweise und vorgehängten Backsteinfassaden. Der Südfassade ist ein gebäudehoher Treppenturm mit vertikalen Fensterbändern vorgestellt. Rechts und links des Treppenturmes dienen große Fensterflächen zur Belichtung der dahinter liegenden Beschickungs- und Überwachungsbühne der Kessel. Im übrigen wird die Halle durch horizontale Fensterbänder belichtet. Alle Fenster werden eingefaßt von vorspringenden Ziegelsteinstreifen; das Dach schließt ab mit einem zweifach vorspringenden Traufgesims aus Naturstein.
Dem Kesselhaus vorgelagert ist eine langgestreckte schmale Backsteinhalle mit analogem Fassadenaufbau. Diese Halle steht über einem Tiefbunker, in den über Eisenbahnwaggons die zur Verbrennung bestimmten Kohlen eingefüllt wurden. Die Kohle gelangte mit Becherwerken auf die Bekohlungsbühne über den Bunkern des Kesselhauses.
Zwischen dieser Halle und dem Kesselhaus wurde in den 1950er Jahren ein Gebäudeteil für eine Schlosserei eingefügt, die später in eine Schaltwarte umgewandelt wurde.
Der an das Kesselhaus angefügte Trakt für Pumpen und Wasseraufbereitung ist geschoßweise gegliedert mit horizontalen Fensterbändern. Zur Wasserspeicherung dient ein 300 m3 Wasser fassender Wasserturm. Der zylinderförmige Behälter mit Hängeboden aus genieteten Stahlblechplatten erhebt sich über einer Subkonstruktion mit Achteckgrundriß. Die acht Eckständer sind untereinander durch Andreaskreuze und Horizontalriegel verbunden.
Ausstattung: Im Inneren des Kesselhauses sind vier Steilrohrkessel erhalten; ein fünfter Kessel wurde ausgebaut. Ursprünglich wurden alle Kessel mit Kohle beheizt: Kessel 1 war ausgebildet als Wanderrostkessel, Kessel 2 als Schmelzkammerkessel, Kessel 3 als Schmelztrichter-, zuvor Schrägrostkessel, Kessel 4 als Schrägrostkessel. Die Kessel 2 bis 4 sind von 1936. Der Kessel 1 wurde ebenso wie der nicht erhaltene Kessel 5 später hinzugefügt. Alle Kessel wurden Anfang der 1970er Jahre auf Gasfeuerung umgestellt und wahlweise mit Erd- oder Koksofengas aus dem Netz der Ruhrgas beheizt. Gaszuführung und Brenner sind bei den Kesseln 1 und 4 an den vorderen Stirnseiten, bei den Kesseln 2 und 3 an den Längsseiten angeordnet. Seit Umstellung der Befeuerung auf Gas ist die Verbindung zwischen Bunkern und Kessel unterbrochen. Die zugehörigen Bedienungs- und Kontrollinstrumente sind demontiert. Die Kessel werden seither von der zentralen Schaltwarte überwacht und bedient.
• L. Achepohl, Das niederrheinisch-westfälische Bergwerks-Industrie-Gebiet. 1. Aufl. 1888, 2. Aufl. Berlin 1894
• Buschmann, Walter: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau, Berlin 1998
• Führer durch die rheinisch-westfälische Bergwerks-Industrie. Mit zahlreichen Situationsplänen, Profilen, graphischen Darstellungen und einer Übersichtskarte. W. Forschpieper (Hg.), Oberhausen 1880
• Gerhard Gebhardt, Ruhrbergbau. Geschichte, Aufbau und Verflechtung seiner Gesellschaften und Organisationen, Essen 1957
• Wüstenfeld, Gustav Adolf: Frühe Stätten des Ruhrbergbaus, Witten 1975.
• Carl Koschwitz, Die Hochbauten auf den Steinkohlenzechen des Ruhrgebietes (= Beiträge zur Landeskunde des Ruhrgebietes Heft 4), Essen 1930
• Wilhelm und Gertrude Hermann, Die alten Zechen an der Ruhr, Königstein/Taunus 3. Aufl. 1981
• Joachim Huske, Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier, Bochum 1987