Zeche Helene & Amalie
Essen, Helenenstr. 110
Walter Buschmann
Zeche Helene & Amalie


Geschichte

Nach den Haniel-Zechen Franz und Kronprinz und der Stinnes-Zeche Graf Beust war Helene & Amalie eine der ersten erfolgreichen Mergelzechen des Ruhrbergbaus. Georg Friedrich Wülbern von der Königshütte bei Essen war anfangs die treibende Kraft bei der Entstehung der Zeche. Mit einem ersten Schürfschein erbohrte er 1839 in 17 Lachter (= 49,6 m) Teufe ein 40 Zoll (= 1,04 m) starkes Flöz. Mit dem zweiten erfolgreichen Bohrversuch wurde 1840 der Standort der Schachtanlage gefunden, der Schacht Amalia niedergebracht und 1842 das Karbon bei 74 m Teufe erreicht. 1843/44 begann die Förderung. Die Hauptgewerke waren Kaufleute und begüterte Landwirte aus der Umgebung der Stadt Essen, zudem Mitglieder der Familie Stinnes und mit Peter Göring von der Friedrich-Wilhelms-Hütte bei Mülheim/Ruhr ein weiterer Vertreter des Eisenhüttenwesens. Die Orientierung von Helene & Amalie auf den erwarteten Bedarf der eisen- und stahlproduzierenden Industrie wird durch den Bau von sechs Koksöfen im Jahr 1843 deutlich. Der in der Gründungsgeschichte der Zeche dominierende Georg Friedrich Wülbern konnte seine Position jedoch nicht behaupten. 1845 ist mit Friedrich Wilhelm Waldthausen als Repräsentanten der Gewerkschaft ein Mitglied jener seit dem 17. Jahrhundert in Essen ansässigen Patrizierfamilie zur führenden Kraft geworden, die sich große Verdienste um die Entwicklung des Bergbaus im Westen der Stadt (Zeche ver. Sälzer & Neuack) erworben hat.
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Die Schachthausanlage Amalie II in einem historischwen Schaubild
Die Berechtsame der Zeche bestanden anfangs aus den 1844 konsolidierten Geviertfeldern Aline, ver. Helene & Amalie und Catharina II. 1846 wurde das Feld Heiterkeit erworben und in den 1850er Jahren kamen noch die Felder Ceres und Pluto dazu. Die 1858 konsolidierten Felder hatten einen bis in die 1920er Jahre gleichbleibenden Umfang von 5,37 km2. Die Abbaurechte von Helene & Amalie erstreckten sich nun auf einen langgezogenen Gürtel, der nördlich der Bauernschaft Altendorf begann, bis nach Altenessen reichte und dort mit den Feldern der Zechen Carl und Zollverein markscheidet.

Unweit des Gründungsschachtes war inzwischen seit 1850 ein weiterer Schacht (= Amalie II oder "Neue Zeche Helene & Amalie") abgeteuft worden, der 1855 mit einer 86 Zoll (= 2,25 m) Wasserhaltungsmaschine und 1856/57 einer 250 PS starken Dampffördermaschine ausgestattet wurde. Die für diesen Schacht errichteten baulichen Anlagen sind durch Zeichnungen und Fotos gut dokumentiert.


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Schachthausanlage Amalie II, Ansicht der Bauzeichnung
Die Trommelfördermaschine hatte einen stehenden Zylinder. Zwischen den Seiltrommeln war eine Schwungscheibe eingefügt. Im Unterschied zur Malakowanlage der etwa zeitgleichen Zeche Carl wurde für Helene & Amalie noch die traditionelle Form des Schachthauses gewählt. Der alte Schacht wurde bis 1919 zur Wetterführung genutzt.

Waren die ersten beiden Schachtanlagen noch in engerer räumlichen Bindung zur Bauernschaft Altendorf entstanden, wurde der dritte Schacht Helene 1870 im östlichen Feldesteil südlich des Dorfes Altenessen niedergebracht. Der Schacht Helene erreichte 1871 bei 97 m Teufe das Karbon, kam 1873 in Förderung und wurde mit einem Malakowturm ausgestattet. 1880 förderte Helene & Amalie mit 1021 Mann 327.820 t Kohle. Die Zeche hatte damit etwa die Größe der Nachbarzechen Cölner Bergwerks-Verein und Bonifacius erreicht. Schwerpunkt der Grube lag auf dem neuen Schacht Helene in Altenessen. Beide Schachtanlagen in Altendorf und Altenessen hatten jeweils Kokereien mit Coppée-Öfen.


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Schacht Marie mit Fördergerüst und Maschinenhaus
Zur Jahrhundertwende wurden die Schachtanlagen um jeweils einen weiteren Schacht ergänzt und damit zu Doppelschachtanlagen ausgebaut. Wenige Meter neben dem Schacht Helene entstand 1898-1900 der Wetterschacht Bertha, und der Schacht Amalie wurde 1904-08 um den Schacht Marie mit einem bemerkenswerten Klönne-Fördergerüst 1907 ergänzt. Ein neues Verwaltungsgebäude nach Entwurf von Edmund Körner an der Schachtanlage Amalie/Marie in Altendorf war beeindruckender Abschluß der Ausbaumaßnahmen vor dem Ersten Weltkrieg.


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Verwaltungsgebäude, Zustand nach den Instandsetzungen in Folge des Zweiten Weltkriegs
Wie bei den benachbarten Bergwerksgesellschaft Köln-Neuessen (vgl. Zeche Carl und Zollverein) stand auch für Helene & Amalie Anfang der 1920er Jahre die Vereinigung mit einem Unternehmen der Eisen- und Stahlindustrie an. Es ist zu vermuten, daß auch in diesem Fall die Furcht vor den Sozialisierungen, die den reinen Bergwerksbetrieben drohte, auslösender Faktor war.

Es war naheliegend, dass man sich Krupp als Partner suchte, denn die 1812 im Westen der Bauernschaft Altendorf gegründete Gußstahlfabrik hatte sich nicht nur bis an das Zechengelände von Helene & Amalie vorgeschoben, sondern war auch schon darüber hinausgewachsen, so dass die Schachtanlage Amalie/Marie an mehreren Seiten von Kruppschen Fabrikhallen eingefasst war. Wie bei den erwähnten Nachbarzechen erfolgte die Verbindung mit Krupp am 1.1.1921 zunächst durch Gründung einer Interessengemeinschaft. 1927 wurde Helene & Amalie zusammen mit der traditionsreichen Zeche Sälzer & Neuack (seit 1901 bei Krupp) Teil der neugeschaffenen Fried. Krupp AG Bergwerke Essen. Die Abbaurechte der neuen Gesellschaft erstreckten sich auf 7,7 qkm. Die im Verwaltungsgebäude der Schachtanlage Amalie/Marie untergebrachte Betriebsführung strebte durch Betriebszusammenfassungen und Rationalisierungen wesentliche Leistungssteigerungen an.

Schon 1922-24 war in der Krupp-Zeit der neue Schacht Barbara, etwa ein Kilometer nördlich von Amalie, entstanden. Er war zunächst als Förderschacht geplant, wurde aber als Wetterschacht in Betrieb genommen. Die Schachtanlage Helene/Bertha wurde 1927 ebenfalls nach Entwurf von Edmund Körner mit einem neuen Verwaltungs- und Kauengebäude ausgestattet.


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Schachtanlage Helene/Bertha, Kauen- und Verwaltungsgebäude
Körner war der Zeche auf besondere Weise verbunden. Nach dem 1915 erbauten Verwaltungsgebäude für die Schachtanlage Amalie/Marie hatte er 1921 für das Bergwerk ein Ledigenwohnheim in der Seumannstraße (erhalten) erbaut.
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Detail des Förderturms Amalie
Die aufwendigste Maßnahme zur Rationalisierung bezog sich auf die Schachtanlage Amalie/Marie. Wegen des hohen Alters der dortigen Tagesanlagen standen hier umfangreiche Erneuerungen an. Nach der Planung von 1928 war die Erneuerung des Schachtes Amalie vorgesehen mit einer Förderkapazität von 5500 Tagestonnen (tato). Amalie wäre damit als Zentralförderschacht in der Lage gewesen, die gesamte bisherige Förderung zu bewältigen: Sälzer & Neuack 1606 tato, Helene 2025 tato, Amalie 1650 tato. 1929 wurde der für diese Zwecke zu enge Schacht Amalie verfüllt, ab 1930 mit einem Durchmesser von 6,5 m neu abgeteuft und 1936 mit dem erhaltenen Fördergerüst ausgestattet. Zugleich wurden in einem umfangreichen Ausbauprogramm die Übertageanlagen weitgehend erneuert und ein Kesselhaus zur Energieerzeugung errichten.
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Schacht Amalie mit Schachthalle
Die von dem Bonner Architekten Christian Bauer entworfenen Bauten sind in größerem Umfang erhalten. Bauer realisierte für die Tagesanlagen von Amalie/Marie eine Architektur, die sich in der Konstruktion mit den tragenden Zweigelenkrahmen in Vollwandbauweise an den in den 1920er Jahren entwickelten Stahlbau anlehnt. Abweichend von der Stahlfachwerkarchitektur des vorausgegangenen Jahrzehnts verblendete Bauer die Gebäude jedoch vollständig mit vorgehängten Backsteinwänden. Zur Gliederung der Fassaden verwendete er halbsteinstarke, knapp vorspringende Ziegelstreifen, die die Fensteröffnungen begleiten und sie zu vertikalen und horizontalen Fensterbändern zusammenfassen. Mit dieser Architektur lehnte sich Bauer stark an eine Formensprache an, die Körner 1927 am Kauen- und Verwaltungsgebäude der Schachtanlage Helene/Bertha verwirklicht hatte oder auch an Bauten von Alfred Fischer (vgl. Förderturm Zeche Königsborn/Bönen) und befand sich damit noch in der Tradition der klassischen Moderne.

Die Durchsetzung dieser Architektur stieß jedoch 1936 im NS-Staat auf Schwierigkeiten. Der Bauantrag für das Kessel- und Pumpenhaus wurde als "künstlerisch nicht reif" abgelehnt. Kritisiert wurden die waagerechten Fensterbänder, die der inneren Konstruktion nicht entsprächen. Die Firma Krupp wurde an die Reichskammer für bildende Künste verwiesen oder sollte einen anderen Architekten beauftragen. Krupp jedoch bestand auf Ausführung der Pläne. Nach einem vermittelnden Gespräch unter Hinzuziehung des Essener Stadtbaurates Sturm Kegel konnte Bauer seine Vorstellungen im wesentlichen verwirklichen. Im Oktober 1938 war die Anlage fertiggestellt und wurde von Reichsorganisationsleiter Robert Ley besichtigt.

1943 dehnte sich das Bergwerk durch Erwerb der Zechen Wolfsbank und Christian Levin nach Norden und Westen aus. Durch Bomben wurden im gleichen Jahr die Tagesanlagen von Sälzer & Neuack fast völlig zerstört und aufgegeben. Auch Amalie/Marie erlitt erhebliche Zerstörungen, die im Zuge des Wiederaufbaus bis 1947 behoben wurden. Das Verwaltungsgebäude, das Körner 1915 geschaffen hatte, wurde jedoch in wesentlich veränderten Formen wieder hergerichtet.

Im August 1953 wurde die neugegründete Bergwerke Essen-Rossenray AG Rechtsnachfolger der Fried. Krupp Bergwerke AG. Mit etwa 3000 Beschäftigten erzielte man in den 1950 Jahren noch eine Jahresförderung von rund 600.000 t. 1965 erfolgte die Stilllegung der Schachtanlage Helene/Bertha und Abbruch der Tagesanlagen bis auf das Verwaltungs- und Kauengebäude. Amalie/Marie wurde am 31.8.1968 stillgelegt. Nach Abbruch der Aufbereitungsanlagen blieben die übrigen Bauten weitgehend erhalten. Fördergerüst und Schachthalle des Schachtes Marie wurden 1984 gegen das Votum des Rheinischen Amtes für Denkmalpflege abgebrochen.

Die erhaltenen Bauten und Anlagen sind - abgesehen vom früheren Verwaltungsgebäude der Schachtanlage Marie - Dokumente für die Rationalisierungsbestrebungen der 1920er und 1930er Jahre und geben einen Hinweis auf die Kontinuität von Formvorstellungen der klassischen Moderne in der NS-Zeit.

Fördergerüst Schacht Amalie, 1936; Fa.: Humboldt/Köln-Deutz


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Schacht Amalie mit Fördergerüst und Schachthalle
Zweigeschossiges deutsches Strebengerüst in Vollwandbauweise, Bauart Dörnen 2, Nietkonstruktion. Höhe bis zur unteren Seilscheibenbühne: 38,0 m, bis zur oberen Seilscheibenbühne: 48,0 m. Darüber erhebt sich die Konstruktion für den Kran zur Auswechslung der Seilscheiben. Beide Seilscheiben in geschweißter Ausführung und mit Durchmessern von ca. 7,2 m. Aussteifung zwischen den beiden Streben aus filigranem K-Fachwerk. Die untere Seilscheibenbühne liegt auf dem Führungsgerüst mit zwei Gelenken auf. Das Führungsgerüst ist gegenüber Streben und Seilscheibenbühne um ca. 15° versetzt angeordnet. Unter Verzicht auf Diagonalaussteifungen wird das Führungsgerüst geprägt von den stark dimensionierten Eckständern und Riegeln. Im Gerüst erhalten sind Prellböcke, Fallklinken und Schachttore.

Schachthalle Schacht Amalie, 1936; Arch.: Christian Bauer

Die Halle besteht aus einer tragenden Primärkonstruktion mit Stahlstützen im unteren Bereich und Zweigelenkrahmen in Vollwandbauweise im oberen Bereich. Oberhalb der Rasenhängebank ist die Halle mit einer massiv erscheinenden Verblendung aus Ziegelmauerwerk versehen, die an die Primärkonstruktion über innere Horizontalriegel aus Stahl angehängt ist. Optisch werden die Außenwände getragen von den als Backsteinpfeiler mit angedeuteten Kapitellen ausgebildeten äußeren Stützenreihen. Die Außenwände sind durchbrochen von zwei ringsumlaufenden schmalen Fensterbändern, die heute mit Acrylplatten geschlossen sind; ein drittes, breiteres Fensterband ist zugesetzt mit Ziegelmauerwerk und Glasbausteinen. Die Fensterbänder werden jeweils oben und unten eingefaßt durch knapp vorspringende halbsteinstarke Ziegelstreifen. Leicht vorkragendes, einfach gestuftes Traufgesims aus Beton. Der Ansatz für die zum Wagenumlauf gehörende Transportbrücke ist in der Westfassade durch den Wechsel in Material und Bauweise noch erkennbar.

Werkstatt, 1936

Langgestreckter, mehrteiliger Backsteinkomplex entlang der Helenenstraße mit zweifach zur Straße gestaffelter Fassade.


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Schacht Amalie/Marie, Werkstättengebäude
Der Komplex beginnt im Süden mit einer Halle für die Schreinerei. Mittig in die Südfassade dieser Halle eingefügt war ein Wasserturm auf quadratischem Grundriß. Der Turm wurde nach dem Krieg bis auf Höhe der ihn umgebenden Halle abgetragen.

An die Schreinerei schließt eine niedrigere Halle für die Anlernwerkstatt an. Diese Halle endet am Zechenplatz mit einem dreigeschossigen Kopfbau.

Die Hallen sind konstruiert mit tragenden Zweigelenkrahmen, an denen über Horizontalriegel die Backsteinfassaden vorgehängt sind. Fensterbänder mit vorspringenden Ziegelsteinbändern eingefaßt. Einfach gestuftes, knapp vorspringendes Traufgesims aus Beton.

Der Kopfbau zum Zechenplatz ist durch geputzte Gesimsbänder unter und über den Fenstern horizontal gegliedert.

Maschinen- und Schalthaus, 1907; 1936/37

Das 1907 entstandene Maschinenhaus - eine hohe Backsteinhalle mit Rundbogenfenstern über Sockelgeschoß - wurde im Zusammenhang mit der Erneuerung des Schachtes Amalie 1936/37 umgebaut und erweitert um eine Fördermaschinenhalle für Schacht Marie, sowie Schalt- und Trafohäusern. Das Maschinenhaus erhielt im Zuge des Umbaus hohe, mit vorspringenden Ziegelstreifen eingefaßte Rechteckfenster.

Das westlich in ganzer Gebäudetiefe und -höhe angefügte Fördermaschinenhaus ist dominant mit vier noch über die Traufe hinausreichenden, nach oben sich verbreiternden schmalen Wandscheiben versehen, zwischen denen die Förderseile in Richtung Fördergerüst geführt wurden. Zum Maschinenhaus und Fördermaschinenhaus führen zwei aufwendig gestaltete Türanlagen mit kräftig scharrierten Umrahmungen aus Kunststein.

Das Maschinenhaus ist an zwei Gebäudeseiten eingebunden in die vier- bis fünfgeschossigen Trakte für Schalt- und Trafoanlagen. Diese Trakte sind durch längsrechteckige Fenster belichtet, die in das übliche System der horizontalen Ziegelstreifen eingebunden sind. Alle Gebäudeteile sind mit vorspringenden Traufgesimsen aus Naturstein versehen.

Maschinenhalle und Fördermaschinenhaus werden von genieteten Stahlbindern überspannt. Ausstattung: In der Maschinenhalle stehen zwei Dampfturbinen (Fa. AEG, BJ um 1936). Es handelt sich um eine Hochdruckturbine mit Gegendruck-Turbogenerator (10-20 MW) und eine Niederdruckturbine mit Kondensations-Entnahmne-Turbogenerator (10 MW).

Kessel-/Pumpenhaus 1936-38

Backsteinanlage mit dem hochaufragenden Kesselhaus für fünf Steilrohrkessel, einer vorgelagerten schmalen Halle über der Tiefbunkeranlage, einem seitlich angefügten flacheren Gebäudekomplex für Pumpen und Wasseraufbereitung und einem Wasserturm.

Das Kesselhaus ist ein hoher Hallenbau mit einer Primärkonstruktion aus Stahlbindern in Vollwandweise und vorgehängten Backsteinfassaden. Der Südfassade ist ein gebäudehoher Treppenturm mit vertikalen Fensterbändern vorgestellt. Rechts und links des Treppenturmes dienen große Fensterflächen zur Belichtung der dahinter liegenden Beschickungs- und Überwachungsbühne der Kessel. Im übrigen wird die Halle durch horizontale Fensterbänder belichtet. Alle Fenster werden eingefaßt von vorspringenden Ziegelsteinstreifen; das Dach schließt ab mit einem zweifach vorspringenden Traufgesims aus Naturstein.

Dem Kesselhaus vorgelagert ist eine langgestreckte schmale Backsteinhalle mit analogem Fassadenaufbau. Diese Halle steht über einem Tiefbunker, in den über Eisenbahnwaggons die zur Verbrennung bestimmten Kohlen eingefüllt wurden. Die Kohle gelangte mit Becherwerken auf die Bekohlungsbühne über den Bunkern des Kesselhauses.

Zwischen dieser Halle und dem Kesselhaus wurde in den 1950er Jahren ein Gebäudeteil für eine Schlosserei eingefügt, die später in eine Schaltwarte umgewandelt wurde.

Der an das Kesselhaus angefügte Trakt für Pumpen und Wasseraufbereitung ist geschoßweise gegliedert mit horizontalen Fensterbändern. Zur Wasserspeicherung dient ein 300 m3 Wasser fassender Wasserturm. Der zylinderförmige Behälter mit Hängeboden aus genieteten Stahlblechplatten erhebt sich über einer Subkonstruktion mit Achteckgrundriß. Die acht Eckständer sind untereinander durch Andreaskreuze und Horizontalriegel verbunden.

Ausstattung: Im Inneren des Kesselhauses sind vier Steilrohrkessel erhalten; ein fünfter Kessel wurde ausgebaut. Ursprünglich wurden alle Kessel mit Kohle beheizt: Kessel 1 war ausgebildet als Wanderrostkessel, Kessel 2 als Schmelzkammerkessel, Kessel 3 als Schmelztrichter-, zuvor Schrägrostkessel, Kessel 4 als Schrägrostkessel. Die Kessel 2 bis 4 sind von 1936. Der Kessel 1 wurde ebenso wie der nicht erhaltene Kessel 5 später hinzugefügt. Alle Kessel wurden Anfang der 1970er Jahre auf Gasfeuerung umgestellt und wahlweise mit Erd- oder Koksofengas aus dem Netz der Ruhrgas beheizt. Gaszuführung und Brenner sind bei den Kesseln 1 und 4 an den vorderen Stirnseiten, bei den Kesseln 2 und 3 an den Längsseiten angeordnet. Seit Umstellung der Befeuerung auf Gas ist die Verbindung zwischen Bunkern und Kessel unterbrochen. Die zugehörigen Bedienungs- und Kontrollinstrumente sind demontiert. Die Kessel werden seither von der zentralen Schaltwarte überwacht und bedient.

Literatur

• L. Achepohl, Das niederrheinisch-westfälische Bergwerks-Industrie-Gebiet. 1. Aufl. 1888, 2. Aufl. Berlin 1894
• Buschmann, Walter: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau, Berlin 1998
• Führer durch die rheinisch-westfälische Bergwerks-Industrie. Mit zahlreichen Situationsplänen, Profilen, graphischen Darstellungen und einer Übersichtskarte. W. Forschpieper (Hg.), Oberhausen 1880
• Gerhard Gebhardt, Ruhrbergbau. Geschichte, Aufbau und Verflechtung seiner Gesellschaften und Organisationen, Essen 1957
• Wüstenfeld, Gustav Adolf: Frühe Stätten des Ruhrbergbaus, Witten 1975.
• Carl Koschwitz, Die Hochbauten auf den Steinkohlenzechen des Ruhrgebietes (= Beiträge zur Landeskunde des Ruhrgebietes Heft 4), Essen 1930
• Wilhelm und Gertrude Hermann, Die alten Zechen an der Ruhr, Königstein/Taunus 3. Aufl. 1981
• Joachim Huske, Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier, Bochum 1987