Mannesmann-Hauptverwaltung | Behrensbau
Düsseldorf, Berger Allee 9

Horst A. Wessel

Die Mannesmann-Hauptverwaltung in Düsseldorf | Behrensbau


1910 hatte sich das Unternehmen Mannesmann so stark entwickelt, dass man am Rheinufer in Düsseldorf eine eigene repräsentative, jedoch im Stil für Düsseldorf damals ganz untypische Hauptverwaltung errichten ließ: multifunktional nutzbarbar und mit Einrichtungen, die damals unerhört neu waren und die Fachleute noch heute beeindrucken. Als Architekten hatte man auf Empfehlung des Mitglieds im Aufsichtsrat Walter Rathenau Peter Behrens gewählt. Es ist das erste Verwaltungsgebäude, das dieser geschaffen hat.


Der Behrensbau („Altbau“) (1910-1912)

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Luftbild. Behrensbau & Hochhaus. Quelle: Salzgitter AG - Konzernarchiv/ Mannesmann-Archiv in Mühlheim an der Ruhr
Weil die alten Räumlichkeiten erneut zu klein geworden waren und weil man es der Bedeutung des Unternehmens für angemessen erachtete, hatte man für die Errichtung eines eigenen Verwaltungsgebäudes am zentral gelegenen Schadowplatz, in der Nähe des heutigen „Dreischeibenhauses“, ein geeignetes Grundstück erworben. Die Stadt suchte jedoch seit einigen Jahren einen potenten Bauherrn zur Vervollständigung der um die Jahrhundertwende begonnenen Rheinuferbebauung. In einer Rheinkrümmung in Höhe der Einfahrt zum damals neuen Hafen, am Berger Ufer, Ecke Thomasstraße (die 1980 dem Neubau weichen musste), und mit Blick auf die Jugendstilfassaden der Häuser auf der Oberkasseler Seite, befand sich eine große Baulücke. Zweifellos war die Lage sehr reizvoll, aber zugleich, wie bereits die Bauhandwerker feststellen mussten und die Ehrengäste der Einweihungsfeier in launigen Ansprachen anmerkten, stark dem steifen Westwind ausgesetzt – daran hat sich auch später trotz entsprechender An- und Umbauten nichts geändert. Die Stadt vermochte es jedoch, das Unternehmen davon zu überzeugen, nicht in der Stadtmitte, sondern am Rheinufer seine Konzern-Verwaltung zu errichten.


Wettbewerb 1910

An dem für den Entwurf eines „Bureau-Hauses“ ausgeschriebenen Wettbewerb beteiligten sich fünf angesehene Düsseldorfer Architekten, darunter der Regierungsbaumeister Alfred Fischer, ein Absolvent der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule. Als Gutachter konnte Peter Behrens gewonnen werden. Dieser hatte in Düsseldorf Malerei studiert und war in die Künstlerkolonie auf der Darmstädter Mathildenhöhe berufen worden. Dort hatte er sich der Architektur zugewandt. Von 1903 bis 1907 hatte er die Kunstgewerbeschule in Düsseldorf geleitet, jedoch keinen herausragenden Eindruck hinterlassen – die Düsseldorfer hatten ihn wegen seiner Vorliebe für Spaliere „Latten-“ oder „Latzen-Pitter“ getauft. Von Walter Rathenau nach Berlin zur AEG geholt, hatte er sich einen großen Namen als Architekt („Turbinenhalle“) und als Produktdesigner gemacht. In seinem Atelier in Potsdam-Babelsberg arbeiten damals u. a. die späteren Bauhaus-Direktoren Adolf Meyer und Walter Gropius, ferner Jeanneret Le Corbusier und Ludwig Mies van der Rohe. Zumindest die drei zuletzt Genannten waren auch am Bau des Mannesmann-Hauses direkt beteiligt. Anlässlich eines Besuchs von Ludwig Mies van der Rohe am Rheinufer im Jahre 1967 hat dieser die von diesen übernommenen Aufgaben skizziert: Le Corbusier sei für die Fassadengestaltung zuständig gewesen; er selbst habe die Berechnungen und die Gestaltung der Marmortreppe im Foyer durchgeführt und Gropius habe die Grundrisse angefertigt. Von Mies van der Rohe ist außerdem ein Schreiben erhalten, in dem er während des Baus um die Besichtigung des Mannesmannröhren-Werks in Rath bat. Da bei solchen Gelegenheiten die Elastizität des Mannesmannrohres dadurch veranschaulicht wurde, dass acht und mehr Arbeiter es als Wippe benutzten, könnte Mies van der Rohe hier den entscheidenden Anstoß zu seinem berühmten „Freischwinger“ erhalten haben. Walter Rathenau, der Mitglied des Mannesmann-Aufsichtsrates war, dürfte es gewesen sein, durch den der Kontakt zwischen Peter Behrens und Mannesmann zustande gekommen war.


Der Entwurf von Peter Behrens 1911

Peter Behrens übernahm einige Ideen seines ehemaligen Schülers Alfred Fischer, was die äußere Gestaltung des Gebäudes anbetraf, schuf jedoch ansonsten ein in wesentlichen Teilen neues, Aufsehen erregendes Gebäude, das vereinzelt, vor allem bei den Freunden des klassizistischen Stils mit der Vorliebe für Schnörkel und Türmchen, auch Kritik auf sich zog. Im Dezember 1910 verpflichtete sich Behrens, einen Entwurf mit Kostenvoranschlag, Bauvorlage sowie Bau- und Werkzeichnungen zu erarbeiten; im März 1911 waren die Planungsarbeiten abgeschlossen. Daraufhin wurde ihm auch die Bauoberleitung übertragen. Als Honorar wurden sieben Prozent der Anschlagsumme vereinbart – in Anbetracht heutiger Erfahrungen sei der Hinweis erlaubt, dass der Architekt mit der veranschlagten Summe nicht nur ausgekommen, sondern sogar unter seinem Ansatz geblieben ist.


Der Behrensbau

Das „Mannesmann-Haus“ ist in der Zeit vom 1. April 1911 bis zum 1. November 1912, also in nur 19 Monaten, errichtet worden. Es ist das erste Verwaltungsgebäude gewesen, das Behrens geschaffen hat. Auf 2.080 Quadratmeter Grundfläche entstand ein Gebäude mit weit mehr als dem Doppelten an Büroflächen. Es ist von einer Zweckmäßigkeit und organischen Gestaltung, einer einzigartigen Verbindung von bewährtem Vergangenem und Zukunftsweisendem baulicher Gesetzmäßigkeit sowie einer gerade wegen seiner Einfachheit beeindruckenden Außenwirkung, die an Großartigkeit bis heute nichts eingebüßt hat. Bei der Gestaltung der großen Wand- und Dachflächen hat Behrens, wie er selbst in dem Prachtband, der den Bau dokumentiert, ausführt, auf historische Vorbilder, vor allem der Renaissance, in Deutschland und in Italien, die seines Erachtens überzeugende Lösungen für die Geschlossenheit und Großkörperlichkeit boten, zurückgegriffen.

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historisches Foto um 1914. Quelle: Salzgitter AG - Konzernarchiv/ Mannesmann-Archiv in Mühlheim an der Ruhr
Das auch nach dem Umbau in den 1950er Jahren zum Rheinufer hin noch fünfgeschossige Gebäude ist horizontal gegliedert, und zwar durch das in Rustika ausgebildete Erdgeschoss, durch ein niedrigeres Zwischengeschoss mit einer etwas weiteren Pfeilerstellung, die darüber befindlichen beiden Hauptgeschosse mit der ringsherum geführten engen Pfeilerstellung und schließlich durch ein Attikageschoss. Hinter einem vorspringenden Gesims steigt das mit Schiefer gedeckte Dach in einer Neigung von 60 Grad an. Durch die spätere Aufstockung haben nur die Dächer zu den Innenhöfen eine Pultform erhalten, während die Sicht von außen nicht verändert wurde. Die Geschlossenheit der Form beruht letzten Endes auf der Einheitlichkeit, die durch das rhythmische Prinzip der gleichmäßigen Reihung der Pfeiler bzw. der Fensteröffnungen erreicht wurde. Die eng gestellten Pfeiler geben dem Haus die Wirkung einer unaufgeregt strukturierten, fast geschlossenen Wandfläche. Die Fenster erscheinen nicht wie Öffnungen; es dominiert vielmehr das Mauerwerk der Pfeiler im Interesse einer einheitlichen Fassadenwirkung. Zu letzterer trägt die Ummantelung der Rustika aus Grenzheimer Muschelkalk und des Aufbaus aus Waibener Tuff (Haustein) bei.

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Grundrisse und Schnitte. Quelle: Salzgitter AG - Konzernarchiv/ Mannesmann-Archiv in Mühlheim an der Ruhr
Wie bei der äußeren Gestaltung achtete Behrens auf die Einhaltung des Prinzips der Einfachheit auch beim Innenausbau; überall wurde einfaches, jedoch originales Material verwendet. Großzügig wurde indes die Empfangshalle mit dem Treppenhaus, die Visitenkarte des Unternehmens, gestaltet. Hier imponieren vor allem der Terrazzo-Boden und die nach eigener Aussage von Ludwig Mies van der Rohe ausgearbeitete Treppe aus Untersberger Marmor sowie die zum Teil noch vorhandenen verzierten Bodenfliesen und die durch klare weiße Stuckstrukturen und Lampen reich gestaltete Decke. Vor dem Treppenturm stand von 1958 bis wenige Monate nach der Übernahme durch Vodafone der „Eisenhüttenmann“. Diese 2,57 Meter hohe Skulptur hat der Düsseldorfer Bildhauer Joseph Enseling geschaffen. Von diesem Künstler stammt auch das Hochrelief über dem Eingang am Rheinufer. Es symbolisiert die „Röhrenfertigung“ und hat die 1912 von dem Bildhauer Eberhard Encke gestaltete „Industria“ ersetzt, die durch den Beschuss mit Infanteriewaffen von der anderen Rheinseite aus zerstört worden war bzw. das Landeswappen, das in den Jahren, als das Mannesmann-Haus Sitz des Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen (er nutzte als Amtsräume die Dienstzimmer des Mannesmann-Generaldirektors in der zweiten Etage) war, bis zum Wiederbezug im Jahre 1953 über der Türe seinen Platz gehabt hatte.


Innenaufteilung und Nutzung

Obwohl das Unternehmen ein detailliert ausgearbeitetes Programm vorbereitet hatte, zeigte sich bereits bei den ersten Grundrissskizzen des Architekten, dass es diesem nicht genügte, die für den Betrieb erforderlichen Quadratmeter für die verschiedenen Räume und Abteilungen zu kennen. Er wollte vorab in Erfahrung bringen, was der Einzelne für Aufgaben hatte und mit wem er im Raum, in der Abteilung oder auch im sowie außerhalb des Hauses zusammenarbeitete. Unter Berücksichtigung dieser Sachverhalte stellten sich für ihn folgende Bedingungen: größtmögliche Helligkeit der Räume, ungehinderte Verbindung sämtlicher Räume untereinander, die jederzeitige Veränderbarkeit der Räume hinsichtlich ihrer Größe und schließlich die bestmögliche Nutzung des bebauten Raumes durch Arbeitsplätze. Sämtliche Büros platzierte er an den Außenseiten des Hauses; sie werden ausnahmslos durch die gleiche Fensterordnung erhellt. Dadurch gehörte das Haus (vor seiner Erweiterung in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre in allen Arbeitsräumen) zu den hellsten und bestbelichteten Bürogebäuden überhaupt.

Bei der Verteilung der unterschiedlich großen Büros und Abteilungen hatte der Architekt in den Gesprächen mit der Verwaltung kaum Einigkeit zu erzielen vermocht; vor allem war nur schwer einzuschätzen, wie sich der Raumbedarf in Zukunft entwickeln würde. Um dem optimal Rechnung tragen zu können und um umständliche Umzüge zu vermeiden, verzichtete er auf tragende Mauern für die Trennwände und errichtete den Bau in einer offenen Pfeilerstellung, die es gestattete, die Räume je nach Bedarf zu vergrößern oder zu verkleinern sowie einander zuzuordnen. Als das kleinste Raumformat wählte er das Büro, das nur einen einzigen Schreibtisch, allerdings mit sechs Arbeitsplätzen, enthielt. Es bildete gewissermaßen die Grundeinheit des Hauses und setzte die Konstruktionspunkte. Es entstand eine Pfeilerstellung mit jeweils vier Stahlpfeilern an den Schmalwänden des Raumes sowie im gleichen Abstand an der äußeren Korridorwand.

Es war das erste konsequent nach dem Wabensystem errichtete Bürohaus mit flexiblem Grundriss. Die Länge der Büroräume war ein Vielfaches der errechneten optimalen Fensterachse und konnte durch leichte Trennwände den Platz- und Organisationsbedürfnissen entsprechend variiert werden. Obwohl das Gebäude dies von außen nicht zu erkennen gibt, handelt es sich um eine, einem Unternehmen der Stahlindustrie angemessen, (verkleidete) Stahlrahmen-Konstruktion. Von den technischen Einrichtungen sind die zentrale Belüftung und Heizung bemerkenswert: Frische Luft wurde aus dem Garten an der Berger Allee angesaugt, aufbereitet und in die Büroräume geleitet. Die verbrauchte Luft entwich in geringer Höhe über dem Fußboden durch die Schrankwand in die Korridore.

Auch für die gesamte Innenausstattung zeichnete Peter Behrens verantwortlich. Die von ihm entworfenen Büro- und Korridormöbel sowie die Lampen kennen wir nur noch von alten Abbildungen; das Haus ist 1946 beim Abzug der britischen Militärverwaltung – mit Ausnahme der Fernsprechvermittlungsanlage – komplett leer geräumt worden. Die Lampen im Treppenhaus sind später den historischen Vorbildern entsprechend neu gestaltet worden; weitgehend original ist die Eichenholzvertäfelung auf den Korridoren und in einzelnen Büros, vor allem in der zweiten, der ursprünglichen Vorstands-Etage, ferner einige Fensteroliven und die Einfassungen der Behälter der Feuerlöschanlagen, die Türgriffe, die Boden- und Wandfliesen sowie die Deckengestaltung. Auch die Wandverkleidung der Innenhöfe zeigt, von Ergänzungen nach der Aufstockung 1953 abgesehen, die originale Ausstattung mit farbigen, ins Bläuliche changierenden Fliesen.

Während die Gäste und die Mitglieder des Vorstands und des Managements das Haus durch den Eingang am Rheinufer betraten, wo sich im Erdgeschoss die Sitzungszimmer und eine Ausstellungshalle befanden, sowie die Marmortreppe und ein Personenaufzug in die oberen Räume führten, befand sich der Personaleingang, vom Rhein aus gesehen, auf der linken Seite des Gebäudes, gegenüber dem späteren Neubau, an der damaligen Thomasstraße. Das erklärt auch die Lage eines Paternosters an dieser Stelle. Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich ein zweiter Paternoster sowie ein Lastenaufzug.

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historisches Foto um 1914. Quelle: Salzgitter AG - Konzernarchiv/ Mannesmann-Archiv in Mühlheim an der Ruhr
Im Herbst 1912 war der Behrensbau bezugsfertig. 1893, als Mannesmann nach Düsseldorf gekommen war, hatten drei Werke zum Unternehmen gehört, nun waren es zehn, davon vier im Ausland. Die Generaldirektion hatte seinerzeit fünf Beamte gezählt, nun zogen mehr als 450 Angestellte in die neue Hauptverwaltung ein. Die Zahl der insgesamt Beschäftigten war in diesem Zeitabschnitt von rd. 1.000 auf mehr als 15.000 gestiegen, der Wert der Produktion von 3,6 auf 140 Millionen Mark. Man hatte also gutes Recht, den Bezug des ersten eigenen Verwaltungsgebäudes festlich zu begehen. Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Oehler nahm in seiner Rede den ihm von Generaldirektor Eich zugespielten Ball (stiller, von der Stadt unbeachteter Einzug in Düsseldorf) geschickt auf: „Die Stadt Düsseldorf ist aus Tradition eine industriefreundliche Stadt. Und ich glaube auch, dass, soweit ich die Mannesmannröhren-Werke kennengelernt habe, es den guten Traditionen der Gesellschaft entspricht, erst dann Feste zu feiern, wenn sie Erfreuliches geleistet hat.“


Die Erweiterung des Behrensbaus („Neu- oder Väthbau“) (1936-1938)

Peter Behrens hatte das Gebäude so gebaut, dass gewünschte Veränderungen leicht realisiert werden konnten; außerdem hatte er es so geplant, dass jederzeit eine Erweiterung vorgenommen werden konnte. Auf einer seiner Planskizzen ist der Anbau bereits vorgesehen; auch die Gestaltung der vorgesehenen Übergänge, wie die Fotos vom Februar 1913 veranschaulichen, zeigen dies unübersehbar. Mitte der 1930er Jahre machte die Personalentwicklung der Konzern-Verwaltung den Ausbau unumgänglich. Nicht nur der Vorstand, der beim Bezug des Mannesmann-Hauses aus nur zwei Personen, dem Vorsitzenden und dem Vertriebschef, bestanden und auf der zweiten Etage bequem Platz gefunden hatte, war bedeutend größer geworden und hatte auch die dritte Etage belegt, sondern auch die Zahl der Mitarbeiter in den Vorzimmern und Stabsabteilungen war mitgewachsen; insbesondere die weiter expandierende Exportabteilung hatte großen Raumbedarf.

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Lageplan der Erweiterung von 1936-1938. Quelle: Salzgitter AG - Konzernarchiv/ Mannesmann-Archiv in Mühlheim an der Ruhr
1937/38 wurde der Erweiterungsbau, „Neu- oder Väth-Bau“ bezeichnet, errichtet. Im Grundriss entsprach er der Vorgabe der ehemaligen Planung. Allerdings wurde er mit niedrigeren Geschosshöhen ausgeführt, was die Übergänge zwischen den beiden Gebäuden erschwert – mit jedem Stockwerk erhöht sich die Zahl der Treppenstufen, die den immer größeren Niveauunterschied überbrücken. Auch sonst gab es gravierende Veränderungen. Die Dächer, bei Behrens wesentliche Gestaltungselemente, erhielten eine andere Schrägung und wurden mit Teerpappe gedeckt; die Gänge sind schmaler, Wände und Decken weniger solide, die neuartigen Deckenheizungen bewährten sich auf Dauer nicht; im Sommer war es in den kleinen Räumen heiß und im Winter kalt. Das Gebäude erhielt einen neuen, ansprechend gestalteten Eingangsbereich für die Mitarbeiter. Weil die ursprünglich für die Fassadengestaltung verwendeten Materialien in diesen Jahren für Bauten dieser Art nicht mehr zur Verfügung standen, war man auch hier zu Lösungen gezwungen, die die Unterschiede nicht zu verbergen vermochten. Mit dem inzwischen 70jährigen Peter Behrens wurde die von dem Mannesmann-Baudirektor, Dr.-Ing. Hans Väth, verantwortete Planung des Erweiterungsbaus, daher auch „Väth-Bau“ genannt, abgestimmt; Behrens hat noch einige Veränderungen daran vorgenommen und sich dann mit dem Gesamtobjekt einverstanden erklärt.


Die Umbauten im Jahre 1953 und später

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historisches Foto des Sitzungssaals um 1914, im Hintergrund das Portrait von Max Steinthal. Quelle: Salzgitter AG - Konzernarchiv/ Mannesmann-Archiv in Mühlheim an der Ruhr
Die Bauarbeiten in der ersten Hälfte der 1950er Jahre betrafen die Beseitigung der Kriegsschäden sowie die Aufstockung des „Altbaus“, der jedoch das Gebäude nur aus der Sicht der Innenhöfe veränderte und eine entsprechende Erweiterung der Aufzugwerke nach sich zog; auch der „Neubau“ wurde um ein weiteres Stockwerk erhöht. Die in den 1990er Jahren umfassende Sanierung, die eine räumliche Umstrukturierung zur Folge hatte, nahm auf das Denkmal Rücksicht und nutzte im übrigen die Möglichkeiten, die Behrens vorgesehen hatte. Leider sind die neuen wärmedämmenden Fenster nicht in Holz ausgeführt worden. Mit großem Nachdruck hat der Verfasser es erreicht, dass Originalteile wie Türgarnituren, Fensteroliven Zugänge zu den Löscheinrichtungen und Handläufe in situ erhalten blieben. Das während des Krieges ausgelagerte Ölgemälde, ein Portrait von Max Steinthal – Mitglied des Aufsichtsrates von 1890-1938, von 1897-1936 Vorsitzender -, das der Vorstand aus privaten Mitteln finanziert hatte, landete zunächst gemeinsam mit dem üppig gerahmten Portrait von Wilhelm Zangen – Generaldirektor seit 1934 – auf dem Dachboden; ersteres wurde in den 1980er Jahren wieder an seinem angestammten Platz, im ehemaligen Sitzungszimmer des Aufsichtsrates im Zimmer 206, aufgehängt.

Beide Bilder sowie die von Hans Jürgen Kallmann geschaffenen Portraits der Generaldirektoren Wilhelm Zangen (1934-1957), Dr.-Ing. Hermann Winkhaus (1957-1962), Dr. rer.pol. Egon Overbeck (1962-1983) und Dr. mont. Franz Josef Weisweiler (1983-1985) befinden sich heute neben weiteren Gemälden und Zeichnungen sowie zahlreichen historischen Fotos aus dem Behrensbau im Bestand des Salzgitter AG-Konzernarchivs/Mannesmann-Archivs in Mülheim an der Ruhr; hier werden auch die Zeichnungen, Planskizzen, Modelle und andere Dokumente des Ursprungsbaus und seiner Erweiterungen und Umbauten bis in das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts verwahrt. Die von Enseling für das Vestibül geschaffene Skulptur „Eisenhüttenmann“ ziert heute als Dauerleihgabe des Mannesmann-Archivs den Haupteingang zum ehemaligen Mannesmann-Hüttenwerk in Duisburg-Huckingen, Hüttenwerke Krupp Mannesmann.


Literatur

• Horst A. Wessel, Kontinuität im Wandel. 100 Jahre Mannesmann AG 1890-1990, Düsseldorf 1990
• Horst A. Wessel, Mit Engagement und Kompetenz für eine runde Sache. Mannesmannröhren-Werke GmbH 1846-2005, Salzgitter 2006
• Horst A. Wessel, Die Mannesmann-Verwaltung am Düsseldorfer Rheinufer, in: Düsseldorfer Jahrbuch 84(2014), S. 239-264.
• Jörg A. E. Heimeshoff, Denkmalpflege in Düsseldorf. Bericht des Instituts für Denkmalschutz und Denkmalpflege über das Jahr 2008, in: Düsseldorfer Jahrbuch 79(2009), S. 415-432
• Kornelia Rennert, Wettbewerber in einer reifen Branche. Die Unternehmensstrategien von Thyssen, Hoesch und Mannesmann 1955-1975, Essen 2015
• Walter Buschmann, Die Mannesmann-Halle in Remscheid-Bliedinghausen, in: Horst A. Wessel, Die Geburtsstätte des nahtlos gewalzten Stahlrohres, Essen 2012, S. 71-94