Lössaufschluß | Wildpark
Düsseldorf, Am Wildpark
Peter Henkel
Der Lössaufschluß in Düsseldorf-Gerresheim

Grundlage für die blühende Ziegelindustrie in Ludenberg und Gerresheim waren die mehr oder minder mächtigen Ablagerungen von Löss und Lösslehm im näheren Bereich des Gallberges, welche sich hervorragend für das Brennen von Ziegelsteinen eigneten.

Unter Löss versteht man geologisch einen porösen und gleichmäßig feinen Flugstaub. Während der Eiszeiten wurde er von trockenen Fallwinden, welche durch die riesigen Gletscher der nördlichen Inlandvereisung und den weiten offenen Flusstalungen begünstigt wurden, verweht und flächig bzw. in Senken abgelagert. Dieser Löss besteht aus Quarz-, Feldspat- und Kalkpartikeln mit Tonsubstanzen. Wird der Löss in Warmzeiten durch Niederschlagswässer und Huminsäuren entkalkt, so hat dies eine Verlehmung zur Folge und man spricht von Lösslehm.

Die Aufschlüsse der Ziegeleien Sassen und Niermann südlich des Wildparks wurden im Laufe der letzten Jahrzehnte mehrfach von Geologen aufgesucht. In einer grundlegenden Untersuchung durch die Universität Düsseldorf wurde festgestellt, dass sich ein Großteil der Lössablagerungen dort innerhalb der ausgehenden letzten Eiszeit, der sogenannten Würm-Eiszeit, im Zeitraum zwischen 40000 und 10000 Jahren vor heute gebildet hat. Der Löss tritt dabei sowohl durch Wind abgelagert als auch verschwemmt auf, was auf klimatische Schwankungen während der Kaltzeit hindeutet. Knochenfunde von wollhaarigem Nashorn, Rentier und Wildpferd lassen auf eine Steppen- und Tundrenlandschaft innerhalb eines kälteren Intervalls schließen.

Stand zu beiden Seiten der Gräulingerstraße der Löss nur geringfügig auf drei bis vier Meter Tiefe an, so ragten nördlich der Ziegelei Sassen in der Nähe des Wildparks infolge der Geländesituation bis zu 24 Meter mächtige Schichten auf.

Die fast senkrechten Wände wurden von den Arbeitern der Ziegeleien Kehne, Sassen und Niermann im Handabstich, sozusagen „Scheibchen für Scheibchen“, abgebaut. Zum Aufstieg in die Wand benutzte man Leitern oder nur in den festen Lehm eingestochene Trittstufen. Davon ausgehend schuf sich der Abstecher eine schmale waagerechte Standfläche, von der aus er den Lösslehm mit einem speziellen Spaten löste und über eine eingetiefte Rinne in eine unterhalb am Boden stehende Lore rutschen ließ. In der Endphase des Abbaues setzte man auch spezielle Schürfbagger und Förderbänder ein. Über Feldbahngleise wurde der Rohstoff dann zur Weiterverarbeitung in das Maschinenhaus gefahren.

Nachdem die Lehmvorkommen nach und nach versiegten und die Ziegeleien ab den 1970er Jahren brachlagen, stellte die Stadt Düsseldorf die verbliebenen nördlichen Abbaukanten unter Naturschutz. Die offenen, stark besonnten Steilhänge waren wertvoller Lebensraum seltener wärmeliebender und höhlenbrütender Insekten und Vögel. Auch auf solche Biotope spezialisierte Pflanzenarten stellten sich ein. Die Offenhaltung dieser Flächen bedarf einer andauernden Pflege. Als diese nachließ, verbuschten leider die Lösswände und sind als solche nur noch für den Eingeweihten erkennbar. Die Verschattung durch das dichte Laubdach vermindert zudem die Wertigkeit des Naturschutzgebietes. Im Jahr 2009 legte der Förderkreis zusammen mit dem Geologen Dr. Holger Kels, mit ehrenamtlichen Bodendenkmalpflegern des LVR/ABR und mit Unterstützung der Landschaftsbehörde der Stadt Düsseldorf einen ersten kleinen Bereich der Lösswand wieder frei. Damit kann Reptilien, Erdhummeln, Schmetterlingen und Höhlenbrütern ein Lebensraum zurück gegeben werden.

Der nächstgelegene Lössaufschluß dieser Art befindet sich im Raum Erkelenz. Alle anderen ehemaligen Ziegelei-Gruben wurden überbaut oder verfüllt. Dies unterstreicht die überregionale geologische und naturkundliche Bedeutung der Ludenberger Abbaukante, die zur Zeit von Geologen der Universität Köln innerhalb eines europaweiten Forschungsprojektes zur genauen Datierung der Schichtprofile und für eine Rekonstruktion der eiszeitlichen Landschaft näher untersucht wird