Tuchfabrik Nellessen
Aachen, Mörgensstraße/ Ecke Hubertusstrape
Walter Buschmann
Tuchfabrik Nellessen


Franz Nellessen kam 1737 aus Burtscheid, wurde Mitglied der Wollenambacht und richtete unter Erweiterung des Anwesens seines Schwiegervaters in der Mörgensstraße (damals noch Mörgensgasse) eine Tuchproduktion ein. Der Betrieb funktionierte nach dem Verlagssystem: auf dem Grundstück an der Mörgensstraße waren Spinnerei, Schererei und Färberei untergebracht. Nellessen nutzte eine Walkmühle in Herzogenrath und eine Rauhmühle in Notberg. Anfangs arbeiteten für Nellessen Weber in Hausarbeit in der ganzen Eifel. Dann wurden Webmühlen in Hauset, Notberg und Büsbach genutzt.

1825 bis 1830 entstand für die Firma Nellessen an der Mörgensstraße eine großzügige Fabrikanlage, in der mehrere Produktionsstufen der Tuchherstellung untergebracht waren. Dazu gehörte der sogenannte "Alte Bau", ein lang gestreckter Fabrikbau mit 22 Achsen und einer Grundrisstiefe von 7,7 Metern. Dieser Bau entstand laut Ankersplinten (Bauaufnahme 1930) 1825. Die Fabrik war mit einer 1826 konzessionierten 8 PS starken Dampfmaschine ausgestattet. Standort dieser Dampfmaschine und des zugehörigen Kessels war wohl ein Maschinen- und Kesselhaus, das in gleicher Flucht mit dem "Alten Bau" angeordnet wurde mit dem erhaltenen Schornstein mit quadratischem Querschnitt. In Verlängerung des Kessel- und Maschinenhauses stand ein weiterer Geschoßbau mit 5 Geschossen. Nach Angaben in der Literatur waren in diesem Komplex 100 Webstühle aufgestellt. 1830 wurden von James Cockerill aus Searing auch Spinnmaschinen geliefert. Die lang gestreckte Gebäudezeile an der Mörgensstraße wurde ergänzt durch Gebäude, die um einen Hof herum gelagert waren. Zu den Bauten der ersten Bauperiode muss die Blauerei im Hof gezählt werden, die noch heute als Gebäude erhalten ist.

Nach 1860 entstand auf der anderen Straßenseite (heute Alexianer Krankenhaus) eine Spinnerei mit eigener Kraftanlage, Wolferei und Spulerei.

Mit dem weiteren Ausbau der Ursprungsanlage wurden eine neue Kraftanlage und ein zweigeschossiger Shedbau als Wollager erbaut.

Fabrikneubau von 1952, Foto: 1999
Nach schweren Schäden im 2. Weltkrieg schuf der Aachener Architekt und RWTH-Professor Rene von Schöfer an der Ecke Mörgensstr./Hubertusstr. 1952 einen Neubau unter Nutzung von Restsubstanz und Einbeziehung des alten Schornsteins als Blickfang für den Straßenzug.